Abiturcheck zum Thema „Mehrsprachigkeit“

Im Folgenden werden die wichtigsten Elemente des Themas stichpunktartig aufgeführt. Ziel ist es, dazu jeweils einen kurzen Vortrag vorzubereiten, der:
- klärt, worum es geht
- was man dazu wissen sollte – möglichst systematisch
- über welche Probleme man sprechen könnte.
1. Begriff der Mehrsprachigkeit mit seinen Varianten
- Fähigkeit, in mehreren Sprachen zu kommunizieren: Polyglossie, Person = polyglott (bigott = ganz was anderes!); Multilingualismus, Bilingualismus
- Problem dabei: In welchem Umfang, reichen einige Grundkenntnisse des Wortschatzes oder muss man in der Lage sein, über Alltagsdinge ein Gespräch zu führen?
- Geltung oder Verbreitung mehrerer Sprachen in einem Gebiet
- Beispiel: Schweiz oder Belgien, aber auch die Sorben in Deutschland
- Service: Schilder oder Bedienungsanleitungen
2. Verbreitung, Beispiele
- Angeblich wachsen die meisten Menschen in der Welt zweisprachig auf
- Das ist eine Frage der historischen Entwicklung: In Deutschland gibt es immer noch viele Menschen, die in englisch nicht kommunizieren können
- Fall Frankreich: historisch gewachsenes Selbstbewusstsein
- Fall Großbritannien, USA, die verfügen bereits über die Welt-Verkehrssprache
- Besondere Fälle: Schweiz, Belgien
- Aber auch: Iran, wo nicht „iranisch“ gesprochen wird, sondern Farsi, was auch Amtssprache in Afghanistan und Tadschikistan ist.
3. Erwerb von Mehrsprachigkeit
- Simultan und Sukzessiv
- Gleichzeitiges natürliches Lernen von zwei Sprachen in der Kindheit
- Lernen von mehreren Sprachen zeitversetzt
- Natürlich und gesteuert
- Ohne Unterstützung durch eine Institution, ohne Planung und pädagogische Hilfen
- Lernen einer Sprache in der Form von Unterricht
- Symmetrisch und asymmetrisch
- Symmetrisch: Mehrere Sprachen werden auf gleiche Weise beherrscht
- Asymmetrisch: Die Sprachen werden auf unterschiedlichen Niveaus beherrscht, die eine ist die Hauptsprache
4. Arten von Mehrsprachigkeit: Individuelle Mehrsprachigkeit
- Hier geht es um die Personen, die über die Fähigkeit verfügen, sich in mehreren Sprachen zu verständigen. Das bedeutet nicht, dass man die Sprachen perfekt beherrschen muss.
- Dazu gehört auch die Fähigkeit von Code-Switching und Code Mixing
- Code-Switching: Hier wechselt der Sprecher innerhalb einer Äußerung zwischen Sprachen hin und her
- Früher als Defizit gesehen, heute eher als Chance der besseren Verständigung
- Im Hinblick auf sprachliche Präzision kann das eine Bereicherung sein: „Girl“ ist nicht identisch mit „Mädchen“
- Code Mixing: weitgehend identisch mit Code-Switching, ggf. eher unter Druck, nicht, weil man mit Absicht und Ziel die Sprache wechselt, um etwas noch besser ausdrücken zu können.
- Erwerb:
- Unterschiedliche Lernprozesse, siehe auch „natürlich“ oder „gesteuert“ usw.
- Hängt zudem von vielen Faktoren ab, auch von der Motivation
- Simultan, sukzessiv, s.o.
- Symmetrisch, asymmetrisch, s.o.
- Ursachen gibt es viele
- Leben an einer Sprachgrenze
- Leben in sprachlich gemischten Regionen
- Zusammenleben mit Personen, die eine andere Sprache sprechen: Vom Beruf bis hin zur Partnerschaft
- Interesse an anderen Sprachen
- Diglossie
- Unterschiedliche Anwendungsgebiete, Rollen (Arbeitsplatz, Familie, Freunde usw.)
- Auch Standardsprache und Umgangssprache
- Auch bei Migranten
5. Arten von Mehrsprachigkeit: Institutionelle Mehrsprachigkeit
• Mehrsprachigkeit in Verwaltungen, Behörden, Institutionen
• Beispiel: Schweiz‘
6. Arten von Mehrsprachigkeit: Territoriale Mehrsprachigkeit
• Vorhandensein mehrerer Sprachen, Sprachgemeinschaften auf einem Territorium
• Hier kann man sich fragen, ob das nicht inzwischen auch für die Schule gilt
7. Arten von Mehrsprachigkeit: Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit
• Natürlicher Gebrauch mehrerer Sprachen in einer Gesellschaft, z.B. im Grenzgebiet
8. Ursachen von Mehrsprachigkeit
- Imperialismus
- bsd. Afrika, besonderes Problem, dass die Grenzen der Kolonien z.T. willkürlich durch Stammesgebiete liefen
- Migration
- Hier ist das Problem, dass normalerweise ein großer Anpassungsdruck in Richtung Sprache des aufnehmenden Staates herrscht
- Im Rahmen der Willkommenskultur in Deutschland ist dieser Druck deutlich geringer: Tagesschau auf arabisch, Stellung von Dolmetschern durch den Staat
- • Zusammenschluss von Staatsgebieten
- Elsass-Lothringen: 1871 deutsch, 1918 wieder französisch
- Österreich-Ungarn bis 1918: Versuch, die deutsche Sprache durchzusetzen
- • Globalisierung
- Bedeutung für Handel, Berufe
- Herausbildung neuer globaler Codes
- • Spezialfall EU
- Es gibt eine gewisse Anzahl von Amtssprachen
- Übersetzungsnotwendigkeiten, Einsatz von Dolmetschern
- Englisch als scheinbare gemeinsame Sprache, in Wirklichkeit ein sich von der Originalsprache entfernendes, das sich zunehmend verselbständigt
9. Natürliche und schulische Mehrsprachigkeit
• Urlaub, Arbeit, Beziehungen
• Schule, Sprachkurse
10. Vorteile, Chancen der Mehrsprachigkeit
• Kommunikationsfähigkeit
• Vertieftes Sprachbewusstsein
• Vertieftes Kulturverständnis: Sinn haben und Sinn machen
11. Probleme der Mehrsprachigkeit
- Zeitaufwand
- Einschränkung des Sprachgefühls bei der Hauptsprache
- Schwächung des gesellschaftlichen Zusammenhalts
- Mehrsprachigkeit sogar als Sprachbarriere?
- Interessante Kritik von Nietzsche an der Mehrsprachigkeit, sie reduziere die Möglichkeiten einer intensiven Beschäftigung mit der eigenen Sprache.