Anders Tivag, „Rache ist …“ – eine „Irgendwo in der Zeitung“-Geschichte

Worum es hier geht:

  • Deutschunterricht – das sollte nicht nur Analyse und Interpretation sein.
  • Es sollte auch möglich sein und gefördert werden, dass man selbst mal was schreibt.
  • Bei Kurzgeschichten gibt es da eine Möglichkeit, schnell auch schriftstellerisch über sich hinauszuwachsen.
  • Auf den Gedanken gebracht hat uns:
    Wolfdietrich Schnurre, „Beste Geschichte meines Lebens“
    https://schnell-durchblicken.de/wolfdietrich-schnurre-beste-geschichte-meines-lebens
  • Da wird nämlich einfach so getan, als würde man aus dem Gedächtnis etwas Spannendes, Aufregendes, Seltsames, Ungeheuerliches, Bemerkenswertes wiedergeben.
  • Man verwendet dabei einen knappen Stichwort-Stil. Der hilft einem auch, im Freundeskreis mal eine Idee zum besten zu geben.
  • Wichtig ist dabei ein Lächeln, bei dem man nicht so genau weiß: Stimmt das jetzt – oder ist es ausgedacht.

Einer unser Autor, der zugleich Lehrkraft ist, hat mal unter einem Pseudonym seine Klasse mit dieser Geschichte zunächst ins Nachdenken – und dann ins „Fantasieren“ gebracht.

Vielleicht hilft sie ja auch anderen, ein Schreibtalent bei sich zu entdecken.

Anders Tivag

Rache ist …

Beispiel für eine “Irgendwo in der Zeitung” – Geschichte:

Immer wenn ich sehe, wie schnell Menschen in Streit geraten, fällt mir eine wilde Geschichte ein, die ich mal irgendwo in der Zeitung gelesen habe.

Samstagmorgen – Bäckerei – nur eine Verkäuferin, die andere ist krank. Ein Herr mit strengem Blick verlangt ein halbes Brot. Als er es bekommt, schaut er es sich an und meint: Sind Sie sicher, dass wirklich genau die Hälfte ist?

Um es kurz zu machen – die Verkäuferin hat keine Waage und nach einiger Zeit kapituliert der Mann – einige Unfreundlichkeiten in den nicht vorhandenen Bart murmelnd.

Inzwischen hat die Schlange sich aufgelöst. Die Leute wahrscheinlich auf dem Weg zu einer anderen Bäckerei.

Der Mann reicht der Verkäuferin einen Fünf-Euro-Schein. Die Verkäuferin sauer – und jetzt mit viel Zeit ausgestattet, schaut ihn sich prüfend an und fragt: Sind Sie sicher, dass der Schein echt ist? Der Mann verärgert: “Ich weiß, dass er echt ist.” 

Die Verkäuferin, immer noch voll Zorn: “Ich aber nicht.”

Der Mann steckt den Schein ein: “Dann lassen wir es eben.” Und verschwindet mit dem Brot, das auf der Theke liegt.

Die Verkäuferin fassungslos – dann rennt sie dem Mann hinterher.

Der hat zwischen sein Auto gestartet und ist auf dem Weg zum Ausgang des Parkplatzes.

Die Verkäuferin stellt sich ihm armwedelnd in den Weg.

Kurze Zeit später liegt sie im Krankenhaus.

Erklärung des Mannes: “Ich muss wohl von der Bremse gerutscht sein.”

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