Wirklich „Wahn“ oder nachvollziehbare Entscheidung
In dem Text geht es um Mode-Hypes und wie Jugendliche damit umgehen.
Es geht um die Situation des Jahres 2013. Der Text ist am 16.05.2013 ins Internet gestellt worden.
Den Text haben wir hier gefunden:
https://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article116268011/Jugendliche-verfallen-zunehmend-dem-Markenwahn.html
Aus urheberrechtlichen Gründen präsentieren wir nur den Anfang und das Ende des Abschnitts, den wir erläutend vorstellen.
Abschnitt 1: „Seit einigen Jahren erobert […]Identitätsphänomene“
- Ausgangspunkt des Textes ist das Phänomen, dass bestimmte Mode-Ketten Jugendliche geradezu magisch anziehen.
- Zwei Ursachen werden erwähnt:
- Einmal die Lust, an einem bestimmten Lifestyle teilzunehmen.
- Damit verbunden sein können auch Identitätsphänomene. Das heißt: Man bekommt ein entsprechendes Selbstbewusstsein, wenn man die angesagte Kleidung trägt.
Abschnitt 2: „Sie kreischen, schreien, jubeln […]durch die Eingänge nach innen“
- Wie bei einer Reportage wird im Text selbst direkt in eine Situation eingestiegen – nämlich das mit Kreischen verbundene Warten auf eine Ladenöffnung.
Abschnitt 3: „Diese Szene stammt nicht […]an einem anderen Tag gekommen ist.“
- Hier wird genauer auf die Situation eingegangen: Zum einen, wo sich die Szene abgespielt hat. Dann geht es um das Verhalten der Jugendlichen und ihren unbedingten Willen, vorne mit dabei zu sein.
Abschnitt 4: „Einkaufen ist für viele Jugendliche […]Mode und Design in München “
- Als Grund für diesen unbedingten Willen der Jugendlichen wird ein „Hype“ genannt, also eine richtige Begeisterungs- und Zustimmungswelle.
- Das Besondere ist, dass diese Läden nicht nur Waren verkaufen, sondern auch einen bestimmten Lifestyle.
Abschnitt5: „Vergangenen Oktober […]Teil eines angesagten Zirkels “
- Es wird ein weiteres Verkaufsketten-Beispiel genannt, bei dem der Hype schon länger andauert.
- Dazu tragen zum einen Musik bei, zum anderen die Lichtverhältnisse. Dazu kommen noch lässige Sprüche in englischer Sprache.
- Wichtig ist, dass das gesamte Leben eines Vorzeige-Jugendlichen präsentiert wird. Präsentiert wird ein cooles Image, an dem man teilhaben möchte.
- Ein Experte macht deutlich, dass die Kunden durch den Kauf das Gefühl haben, Teil einer angesagten Community zu sein.
Jugendliche achten aufs Geld
Abschnitt 6: „Hirnforscher hätten herausgefunden […] nicht so wichtig.“
- Hirnforscher erklären die Situation so. Der Schmerz über das auszugebende Geld werde aufgewogen gegen diese Zugehörigkeit zu einer Marke.
- Dabei gebe es allerdings verschiedene Preisklassen, was zur Beliebtheit der Marke ganz am Anfang des Artikels zurückführt.
Abschnitt7: „Das gilt offensichtlich auch […] sagt Pia..“
- Erwähnt werden die problematischen, zum Teil gefährlichen Herstellungsbedingungen.
- Am Beispiel einer Textilfabrik in Bangladesh wird deutlich gemacht, wie groß die Zahl der Opfer eines Unglücks sein kann.
- Diese Unglücke sind Jugendlichen durchaus bekannt, aber sie werden ausgeblendet – es sei eben weit weg.
Abschnitt7: „Der gute Preis sei das stärkere Argument […] sagt Scheier..“
- Hier werden zwei Motive einfach nebeneinandergestellt, zum einen ein guter Preis, zum anderen das Gefühl, nichts falsch machen zu wollen.
- Interessant ist die Beschreibung des Verfahrens, mit dem Jugendliche sich hier Sicherheit verschaffen.
- Das zweite Motiv ist wohl entscheidend, das erste sorgt dann dafür, auf welchen Hype man aufspringt, weil man ihn sich leisten kann.
- Das Internet spielte schon 2013 bei der Auswahl eine große Rolle. Das dürfte sich heute im Zeitalter der sozialen Netzwerke noch verstärkt haben.
- Betont wird, dass moralische Bedenken gegenüber den genannten Motiven keine Chance hätten.
- Am Ende ein kurzer Hinweis auf die Kurzlebigkeit von Hypes, was die Ladenketten unter entsprechenden Marketingdruck setzt.
Anmerkungen:
Der Artikel ist insgesamt eher beschreibend. Es wird keine eindeutige Meinung vertreten. Allerdings scheint zumindest ein bisschen die Tendenz durch, die im Titel vertreten wird.
Allerdings ist der sehr massiv formuliert, was sich im Text dann so nicht wiederfinden lässt. Damit ist der Artikel selbst ein Beispiel, wie man mit einem Titel für einen Text Werbung macht – ohne das Gesagte dann wirklich einzulösen.
Wie schwach wie Meinungselemente im Text sind, wird an den folgenden Zitaten deutlich:
- Jugendliche werden „magisch“ angezogen.
- Der Lifestyle wird nur „suggeriert“, also behauptet und eingeflößt.
- Das Rumwühlen beim Aussuchen von Passendem ist natürlich unterschwellig negativ besetzt.
- Am deutlichsten wird Kritik, wenn auf die Produktionsbedingungen der Kleidung eingegangen wird.
- Insgesamt überzeugt die Kritik aber kaum, denn sie gilt auch für das Verhalten von Erwachsenen.
- Außerdem wird sehr deutlich gemacht, dass die Jugendlichen mit diesen Markenklamotten mehr bekommen als nur Kleidung.
- Noch mal: Der Titel mit dem „Wahn“ wird im Artikel nicht eingelöst – Meinung wird nur angedeutet – entscheidend sind die Gründe, die Jugendliche zu dem Verhalten bewegen – und die sind nachvollziehbar.
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