Wie ermittelt man die Aussage von Texten? Eichendorff, „An die Freunde“ (Mat2112)

Aussage von Texten finden

  • Man macht eigentlich dasselbe, was auch ein Kommissar am Tatort eines Verbrechens macht, man ermittelt. 😉
  • Man sammelt alle Signale, die der KlĂ€rung der Tat dienen
  • und fasst sie schließlich zusammen,
  • um sie am Ende vor Gericht vortragen zu können.
  • —
  • Bei Texten geht es glĂŒcklicherweise meistens nicht um Verbrechen, sondern um das VerstĂ€ndnis dessen, was da geschrieben steht
  • Auf dem Bild sieht man, wie das bei einem Gedicht aussieht:
  • Unten links steht der SchĂŒler auf der Basis einer jeden Interpretation, nĂ€mlich dem VerstĂ€ndnis des Textes, in diesem Falle des Gedichtes.
  • Das bekommt man am besten dadurch aus, dass man sich fragt, was das „lyrische Ich“ oder der Sprecher im Gedicht dem Leser mitteilt.
  • Das geschieht meistens stĂŒckweise, dieses Verstehen.
  • Irgendwann merkt man, dass der Text auch wichtige Signale enthĂ€lt, zum Beispiel Freude oder Aggression.
  • Dazu sammelt man dann alle Signale, die zusammengehören
  • und kann am Ende eine geordnete Zusammenfassung schreiben, bei der man einfach den Satzanfang „Das Gedicht zeigt 
“ möglichst auf vielfĂ€ltige Weise fortsetzt.

Beispiel fĂŒr ein Gedicht

Joseph von Eichendorff

An die Freunde

Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen

Die tausend Ströme durch das duftge Land,

Es zieht uns all zu seinen Zauberkreisen. –

Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt,

Der sieht mit Wehmut ein unendlich Reisen

Zu ferner Heimat, die er fromm erkannt:

Und was sich spielend wob als irdsche Blume,

Wölbt still den Kelch zum ernsten Heiligtume.

 

So schauet denn das buntbewegte Leben

Ringsum von meines Gartens heitrer Zinn,

Dass hoch die Bilder, die noch dĂ€mmernd schweben –

Wo Morgenglanz geblendet meinen Sinn –

An eurem Blick erwachsen und sich heben.

VerwĂŒstend rauscht die Zeit darĂŒber hin;

In euren treuen Herzen neu geboren,

Sind sie im wilden Strome unverloren.


Herausarbeitung der Signale

(Hier geht es um das VerstÀndnis der einzelnen Zeilen!)

  • Es werden Dinge aufgefĂŒhrt, die zur Jugend gehören und ihr Glanz verleihen.
  • Hervorgehoben wird, dass alle davon angezogen werden.
  • Dann geht es um einen Gottesdienst, gemeint ist wohl ein besonderes VerhĂ€ltnis zu Gott, also Frömmigkeit.
  • Die ist verbunden mit „Wehmut“, also einem traurig-schönen GefĂŒhl nach „ferner Heimat“.
  • Aus kleinen AnfĂ€ngen wird schließlich etwas Großes, sogar ein Heiligtum.
  • In der 2. Strophe blickt das lyrische Ich von der heiteren „Zinne“ (Burgmauer, Aussichtsturm) seines Gartens auf „das buntbewegte Leben“.
  • Dabei entstehen aus dĂ€mmernden Bilder ziemlich klare, die sich gewissermaßen aus dem Morgennebel herausheben.
  • All das wird von der Zeit verwĂŒstet,
  • aber in den „treuen Herzen“ der Freunde neu geboren,
  • so dass alles am Ende „im wilden Strome“ des Lebens „unverloren“ ist, also erhalten bleibt.

Das Gedicht zeigt (SignalbĂŒndelung)

  1. dass es um ein bewegtes Leben geht,
  2. das vor allem durch Frömmigkeit gekennzeichnet ist
  3. und sich aus spielerischen AnfĂ€ngen zu einem großen Heiligtum entwickelt.
  4. Man hat schöne Erinnerungen,
  5. ĂŒber die die Zeit aber auch „verwĂŒstend“ hinweggegangen ist.
  6. Alles aber ist im Herzen der Freunde (Titel) aufbewahrt und geht so nicht verloren.

 

Weitere Infos, Tipps und Materialien

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