Bertolt Brecht, „Leben des Galilei“ – Szenen 1-3 Überblick – Inhalt – wichtige Textstellen – Kommentar (Mat7309-1-3)

Worum es hier geht:

  • Wir stellen hier die Szenen 1-3 aus Bertolt Brechts Schauspiel „Leben des Galilei“ vor.
  • Präsentiert werden
    • eine Übersicht über Inhalt und Entwicklung des Konflikts in diesem Abschnitt,
    • wichtige Zitate
    • und Anmerkungen zum Verständnis und zur Auswertung.
  • Die Gesamtübersicht über alle „Bilder“ (= Szenen) findet sich hier:
    https://textaussage.de/brecht-galilei-themenseite
Szene 1: Vorstellung Galileis und seines Denkens in Padua (1592 bis 1610)

Inhalt: Gezeigt wird Galileis Lebenssituation in Padua (das zu Venedig gehört, ca. 40 km östlich)

  • Galilei beim Frühstück
  • Diskrepanz zwischen Geldnot und Forschungs-Enthusiasmus
  • Andrea, Sohn von Frau Sarti = Gesprächs- und Lernpartner
  • Galileis Begeisterungs-Rede: Schlüssel-Zitat:  “Neue Zeit”
  • Frau Sarti: Sorge: “unheiliges Zeug” (14)
  • Ludovico -> Fernrohr-Kopie
  • Kurator der Uni: nicht mehr Geld, aber Freiheit der Forschung
  • Deutlich werden
  • der Gegensatz zwischen wissenschaftlicher Begeisterung
  • und Angst vor der Kirche
  • sowie Galileis Geldprobleme
Szene 2: Galilei „verkauft“ der Stadtregierung von Venedig ein angeblich von ihm erfundenes Fernrohr
  • Galilei steht vor dem Hohen Rat in Venedig, seinem Arbeitgeber, und verweist auf seine Leistungen für Venedig.
  • Anschließend tritt der Kurator der Universität vor und stellt das angeblich von Galilei erfundene Fernrohr vor und preist seinen Nutzen für die Kriegsschiffe der Venezianer.
  • Gegenüber Ludovico, der die Wahrheit um das Fernglas kennt, verweist Galilei darauf, er habe das aus Holland mitgebrachte Fernglas „verbessert“ (27).
  • Begeistert von dem angeblich einzigartigen Fernglas bekommt Galilei die gewünschte Gehaltserhöhung.
  • Am Ende tauschen sich Ludovico, Galilei und dessen Tochter noch einmal kurz über den Fernglas-Betrug aus und der junge Mann stellt leicht ironisch fest: „… ich glaube, ich fange an, etwas von Wissenschaft zu verstehen.“
Szene 3: Galileis Entdeckungen mit Hilfe des Fernglases und der Umgang damit
  • Thema: Welche neuen Entdeckungen am Himmel ergeben sich für Galilei mit Hilfe des Fernrohrs
  • Galilei zeigt seinem Freund Sagredo am Fernrohr, dass die Spitzen der Mondberge von der Sonne zunehmend angestrahlt werden, sich dort also Bewegung ist.
  • Außerdem wird deutlich, dass der Mond selbst nicht leuchtet, also vom Licht her in der selben Situation ist wie die Erde.
  • Noch wichtiger ist die Entdeckung von Monden, die Jupiter umkreisen. Also kann der große Planet nicht am Himmel befestigt sein.
  • Wichtige Zitate:
    Was Galilei entdeckt hat und beschreibt, „widerspricht aller Astronomie von zwei Jahrtausenden“ (29)
  • Die Leichtfertigkeit, mit der Galilei damit umgeht, zeigt seine Feststellung: „Die Menschheit trägt in ihr Journal ein: Himmel abgeschafft.“(30)
  • Thema: Was geschieht, als der Kurator Galileis Fernrohr-Betrug entdeckt?
  • Der Kurator ist erzürnt, weil sich herausgestellt hat, dass Galileis Fernrohr nicht einzigartig ist, sondern überall für wenig Geld zu haben ist.
  • Galilei gibt seinen Trick zu, verweist aber noch einmal darauf, dass er das Fernrohr aus Holland verbessert hat.
  • Außerdem versucht er mit Hinweis auf neue Sternkarten doch noch einen Nutzen für die Schiffahrt herauszustellen.
  • Deutlich wird aber, dass dieser Nutzen für Galilei nicht so wichtig ist wie neue wissenschaftliche Erkenntniss.
  • Thema: Welche Folgen haben Galileis Entdeckungen für das kirchliche Weltbild
  • Sagredo ist fassungslos und hält es für gefährlich, dass Galilei jetzt den Leuten einen Himmel präsentiert, in dem für Gott kein Platz mehr ist.
  • Zugleich ist mit der Erde auch für Gott kein Platz mehr in der Mitte des Weltalls.
  • Galilei verweist auf Giordano Bruno, der im Inneren des Menschen den Platz für Gott gesehen hat, also in seinen Vorstellungen.
  • Sagredo verweist darauf, dass dieser Philosoph dafür auch vor etwa 10 Jahren in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ist.
  • Galilei glaubt aber, dass die Beweise, die er jetzt liefern kann, eine andere Situation schaffen und sogar die Kirche überzeugen können.
  • Zitat: Was Giordano Brunos Thesen über die Gestirne angeht: „er hat sie nicht gesehen, er hat sie erwartet.“ (33)
  • Zitat: Wie locker Galilei auch mit dem Phänomen der den Jupiter umkreisenden Monde angeht, zeigt sich auf Seite 34:
    „Da ist keine Stütze im Himmel, da ist kein Halt im Weltall“ (34) Das passt später zu den Sorgen des kleinen Mönchs in Szene 8 im Hinblick auf einfache Menschen wie seine Eltern.
  • Zitat: Was die Frage nach dem Platz Gottes in diesem Weltbild angeht, erklärt Galilei: Er ist „in uns oder nirgends.“ (35)
    Das kann man auf zwei verschiedene Weisen verstehen:
  • Gott ist wirklich in den Menschen als Realität. Dann ist die Frage, wo Gott bleibt, wenn alle Menschen einmal nicht mehr da sein sollten.
  • Oder nur als selbstgemachte Vorstellung.
  • Zitate:
  • Zitat: Hochinteressant ist Galileis Auffassung vom Menschen und seinem Umgang mit der Realität:
    „Ich glaube an den Menschen, und d.h., ich glaube an seine Vernunft! Ohne diesen Glauben würde ich nicht die Kraft haben, am Morgen aus meinem Bett aufzustehen.“ (36)
  • Sagredo daraufhin mit Hinweis auf seine Lebenserfahrung: Galilei verwechsele „erbärmliche Schlauheit mit Vernunft“ (36)
  • Zitat: Galilei glaubt an die „sanfte Gewalt der Vernunft über die Menschen. […] die Verführung, die von einem Beweis ausgeht, ist zu groß.“ (36)
  • Sehr diskussionswürdig ist seine Feststellung: „Das Denken gehört zu den größten Vergnügen und der menschlichen Rasse.“ (37)
  • Thema: Kann man mit diesen neuen Erkenntnissen die Sicherheit der Republik Venedig verlassen und nach Florenz gehen?
  • Galilei möchte nach Florenz gehen, weil er sich dort ein höheres Gehalt und damit auch Ruhe für weitere Forschungen erhofft.
  • Sagredo verweist darauf, dass Florenz viel stärker mit der katholischen Kirche und ihrer Macht verbunden ist als Venedig.
  • Doch Galilei bleibt bei seinem Entschluss und freut sich für seine Tochter Cornelia auf ein schöneres Leben in Florenz.
  • Wie düster Sagredo Galileis Zukunft sieht, wenn er das einigermaßen sichere Venedig verlässt, wird auf S. 40/41 deutlich:
  • „Galilei, ich sehe dich auf einer furchtbaren Straße. Das ist eine Nacht des Unglücks, wo der Mensch die Wahrheit sieht. Und eine Stunde der Verblendung, wo er an die Vernunft des Menschengeschlechts glaubt.
  • Von wem sagt man, dass er sehenden Auges geht? Von dem, der ins Verderben geht.
  • Wie könnten die Mächtigen einen frei herumlaufen lassen, der die Wahrheit weiß, und sei es eine über die entferntesten Gestirne.“
  • „Wie kannst du aus der Republik gehen wollen, die Wahrheit in der Tasche, in die Falle der Fürsten und Mönche mit deinem Rohr in der Hand.
  • So misstrauisch in deiner Wissenschaft, bist du leichtgläubig wie ein Kind in allem, was dir ihr Betreiben zu erleichtern scheint.
  • Du glaubst nicht an den Aristoteles, aber an den Großherzog von Florenz.
  • Als ich dich vorhin am Rohr sah und du sahst diese neuen Sterne, da war es mir, als sehe ich dich auf brennenden Scheiten stehen.
  • Und als du sagtest, du glaubst an die Beweise, roch ich verbranntes Fleisch.
  • Ich liebe die Wissenschaft, aber mehr dich, meinen Freund. Geh nicht nach Florenz, Galilei.“
  • Galilei dazu nur: „Wenn sie mich nehmen, gehe ich“ – und er ist auch bereit, dafür einen sehr unterwürfigen Bittbrief zu schreiben.

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