Borchert, „Das Brot“ – Ideen für kreative Ansätze (Mat2772)

Ideen zum Kreativ sein – auch bei Borchert, „Das Brot“

Wir sammeln hier mal Ideen, wie man dieser berühmten Kurzgeschichte kreativ umgehen kann.

Zu der einfachen Lösung, direkt danach die Frau einen Brief schreiben zu lassen, gibt es ein Video, das hier zu finden ist:
Videolink

https://youtu.be/RUBPmspqusw

Die Dokumentation kann hier direkt angesehen oder heruntergeladen werden.
Mat2772_Doku-Borchert-Brot-kreative-aufgaben

Die beiden Schaubilder zu allgemeinen Fragen zum Thema „Brief zu einer Kurzgeschichte-Schreiben“ haben wir auf die folgende Seite ausgelagert:

https://schnell-durchblicken.de/kreativ-brief-zu-kurzgeschichte-schreiben-das-brot

Datei herunterladen

Genauer auf diese Geschichte selbst wird hier eingegangen:


Hier nun eine kurze Lösung mit Kommentar – so dass man das leicht bei einer anderen Kurzgeschichte selbst machen kann.

  1. Liebe Maria,
  2. endlich komme ich wieder dazu dir zu schreiben.
  3. Und diesmal muss ich nicht lange überlegen, was ich dir schreiben könnte.
  4. In der Nacht von vorgestern zu gestern hatte ich eine ganz schwierige Situation
  5. und ich weiß nicht, ob ich richtig gehandelt habe.
  6. Vielleicht fällt dir dazu ja was ein, was mir weiterhilft.
  7. Jedenfalls bin ich irgendwann nachts aufgewacht,weil ich ein Geräusch in der Küche gehört hatte.
  8. Das Bett neben mir war leer – also war irgendwas mit meinem Mann.
  9. Ich bin dann runtergegangen und habe gesehen, wie in der Küche das Brot, ein Messer und Krümel lagen.
  10. In der Situation kam ich glücklicherweise gleich auf den Gedanken, jetzt keinen Stress zu machen, sondern alles zu übersehen, was Probleme machte.
  11. Er hat dann rumgelogen, er hätte was gehört.
  12. Ich habe mitgemacht, ihn bestärkt und nebenbei wie selbstverständlich die Krümel vom Tisch gewischt.
  13. Dann wollte ich nur noch wieder ins Schlafzimmer. Deshalb habe ich gesagt, dass er sich in der kalten Küche ohne Socken erkälten könnte – also sind wir wieder ins Bett gegangen.
  14. Als ich mitbekam, dass er immer noch am Kauen war, habe ich mich sogar schlafend gestellt.
  15. Jetzt fragst du sicher, warum ich mich so verhalten habe.
  16. Ich habe es ja schon angedeutet: Erst mal wollte ich keinen Stress bzw. Streit, sondern in Ruhe nachdenken.
  17. Und dann habe ich gesehen, wie mickerig mein Mann in der Situation aussah. Der hatte echt Hunger. So konnte ich eher großzügig sein.
  18. Und am Tag drauf habe ich ihm sogar eine von meinen Schnitten gegeben und behauptet, ich würde das Brot nicht so gut vertragen.
  19. Erst hat er sich ein bisschen geweigert – dann war er aber wohl doch froh – aber man merkte, er hat sich geschämt.
  20. Für mich war es gut, dass ich mich so verhalten habe. Ich konnte mich schließlich sogar zu ihm an den Tisch setzen. Das hätte ich in der Küche nie gekommt.
  21. Jetzt bin ich mal gespannt, was du dazu sagst.
  22. Und natürlich freue ich mich auch, von dir wieder etwas zu lesen.
  23. Alles Gute für dich und deinen Mann. Bis demnächst mal wieder.
  24. Deine Henriette

Anmerkungen zur Lösung links:

  • 01-02: Einstieg in den Brief  – hier eine Variante, die man eigentlich immer verwenden kann. Denn meistens warten andere Leute und besonders Freunde darauf, dass sie endlich wieder etwas erfahren – und in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg war es für Schreiber besonders schwierig. Sie mussten sich ja erst um den Lebensunterhalt kümmern – und wer weiß, wo die nächste Post war, die funktionierte.
  • 03/04: Auch diese Überleitung kann man eigentlich fast immer gut verwenden, wenn einem nichts Besseres einfällt. Denn in der Regel werden solche Briefe ja zu Geschichten geschrieben, in denen es um etwas Besonderes geht.
  • 05/06: Eine gute Idee ist es sicher, den Grund für den Brief noch etwas zu erweitern:
  • nicht nur mal wieder Kontakt aufnehmen
  • und etwas Besonderes, Belastendes, Unklares loswerden,
  • sondern auch den anderen um Rat fragen.
  • 07-09: Beginn der Schilderung des Erlebnisses
  • 10: Hier wird zum ersten Mal etwas gebracht, was so in der Geschichte nicht erzählt wird. Aber im Brief an die Freundin denkt sie über das Geschehene nach und interpretiert sich gewissermaßen selbst: Warum habe ich mich so verhalten?
  • 11-14: Fortsetzung der Schilderung – natürlich wird die Stelle mit dem „Alt-Aussehen“ weggelassen, denn die Frau weiß ja nicht, dass der Mann dasselbe denkt wie sie. Die Stelle ist vom Erzähler eingefügt worden, um zu zeigen, wie das Ehepaar zueinandersteht.
  • 15-17: Hier kommt eine rhetorische Frage. Die Frau stellt sich auf ihre Freundin ein, versucht, sich in ihre Gedanken beim Lesen zu versetzen. Das nutzt sie dann, um ihr eigenes Verhalten wieder zu interpretieren (sinnvoll zu erklären). Dabei ist es eine Wiederholung dessen, was schon in Nr. 10 eigentlich gesagt worden ist – hier wird noch genauer darauf eingegangen.
  • 18-19: Abschluss der Schilderung des Vorfalls – mit der Großzügigkeit beim nächsten Abendessen.
  • 20: Erneute Interpretation des eigenen Verhaltens.
  • 21-23: Eingehen auf die Gegenseite, Anknüpfung an die Bitte um Rat und Überleitung zur Situation der Gegenseite, verbunden mit guten Wünschen.
  • 24: Abschluss des Briefes mit Betonung der engen Verbindung zur Freundin.

Brief an eine Freundin – viele Jahre später

Zum Beispiel könnte die Frau einige Zeit später einer Freundin einen Brief schreiben, in dem sie diesen Vorfall erwähnt.

  • Hier ist es erst mal wichtig, sich den zeitlichen Abstand zu überlegen. Je mehr Zeit vergeht, desto „abgeklärter“, gelassener kann die Frau sicher damit umgehen und es hat ja auch noch viel weitere gemeinsame Zeit gegeben.
  • Diese Lösung streben wir hier mal an.
  • Dann braucht man einen Schreibanlass. Zum Beispiel könnte eine Freundin fragen, wie sie damit umgehen soll, dass ihr Mann Heimlichkeiten vor ihr hat. Wir wollen nicht gleich davon ausgehen, dass sie sich auch betrogen fühlen kann.
  • Dann könnte man so beginnen:
  • Liebe Maria,
  • danke, dass du mir so offen geschrieben hast, wie es dir aktuell mit deinem Mann geht.
  • Vielleicht ist für dich interessant, was ich damals mit meinem Mann erlebt habe.
  • Es war die Zeit unmittelbar nach dem Krieg – es gab wenig zu essen. Das bisschen Brot war streng eingeteilt.
  • Irgendwann bin ich dann nachts aufgewacht, weil ich ein Geräusch in der Küche gehört hatte.
  • Das Bett neben mir war leer – also war irgendwas mit meinem Mann.
  • Ich bin dann runtergegangen und habe gesehen, wie in der Küche das Brot, ein Messer und Krümel lagen.
  • In der Situation kam ich glücklicherweise gleich auf den Gedanken, jetzt keinen Stress zu machen, sondern alles zu übersehen, was Probleme machte.
  • Er hat dann rumgelogen, er hätte was gehört.
  • Ich habe mitgemacht, ihn bestärkt und nebenbei wie selbstverständlich die Krümel vom Tisch gewischt.
  • Dann wollte ich nur noch wieder ins Schlafzimmer. Deshalb habe ich gesagt, dass er sich in der kalten Küche ohne Socken erkälten könnte – also sind wir wieder ins Bett gegangen.
  • Als ich mitbekam, dass er immer noch am Kauen war, habe ich mich sogar schlafend gestellt.
  • Jetzt fragst du sicher, warum ich mich so verhalten habe.
  • Ich habe es ja schon angedeutet: Erst mal wollte ich keinen Stress bzw. Streit, sondern in Ruhe nachdenken.
  • Und dann habe ich gesehen, wie mickerig mein Mann in der Situation aussah. Der hatte echt Hunger. So konnte ich eher großzügig sein.
  • Und am Tag drauf habe ich ihm sogar eine von meinen Schnitten gegeben und behauptet, ich würde das Brot nicht so gut vertragen.
  • Erst hat er sich ein bisschen geweigert – dann war er aber wohl doch froh – aber man merkte, er hat sich geschämt.
  • Für mich war es gut, dass ich mich so verhalten habe. Ich konnte mich schließlich sogar zu ihm an den Tisch setzen. Das hätte ich in der Küche nie gekommt.
  • Übrigens: Bei unserem nächsten Hochzeitstag brachte er mir einen besonders großen Blumenstrauß mit. Als ich erstaunt reagierte, sagte er nur: Das ist für die Schnitte mehr – und nicht nur für die Schnitte. Danke, dass du damals Verständnis für mich in der Küche gezeigt hast. Ich habe genau gesehen, wie du die Krümel einfach weggeräumt hast, ohne mich zu fragen, wie die auf den Tisch gekommen sind.
  • Es wäre schön, wenn du mit meinem Erlebnis was anfangen könntest.
  • Alles Gute und viel Glück
  • Deine Henriette.

Gesprächslösung – recht ausführlich

Interessant wird es, wenn man mal ausprobiert, wie das aussehen würde, wenn die Frau aus der Geschichte sich nach vielen Jahren mit einer Freundin unterhält und dann auf diese alte Sache zu sprechen kommt.

Hier zunächst eine recht ausführliche Lösung, weiter unten eine gekürzte.

  • Henriette (Frau aus „Das Brot“) zu Maria (ihre Freundin): Sag mal, was ist los mit dir? Irgendwas beschäftigt dich doch – und so ganz glücklich siehst du nicht aus.
  • M: Ja, du hast Recht, irgendwas ist mit Rudy (ihr Mann) los. Der hat irgendwelche Geheimnisse vor mir. Er verschwindet im Keller und wenn ich dann auch runtergehe, wimmelt er mich irgendwie ab. Letztens stand mal die Tür zu einem Nebenkeller, zu dem er nur einen Schlüssel hat, offen. Und da habe ich gesehen, dass er wieder an seiner Modell-Eisenbahnanlage rumbaut. Er hat sich aber sofort so breit in die Tür gestellt, dass er wahrscheinlich glauben konnte, ich hätte nichts gesehen. Und am schärfsten fand ich dann, dass er sagte, er würde an einem Geschenk für mich zum Geburtstag basteln. Dabei kauft er mir jedes Jahr irgendwas – von Basteln keine Spur.
  • H. Ach, Maria, ich kann dich verstehen. Ich weiß, wie sehr du darunter gelitten hast, dass er kaum noch was anderes im Kopf hatte. Und dann hat er dir ja versprochen, es zu lassen.
  • M. Ja und jetzt weiß ich nicht, wie ich damit umgehen kann.
  • H. Na ja, als erstes hast du ja schon alles richtig gemacht. Du hast nicht gleich losgeschimpft. Ich hatte übrigens mal eine ähnliche Situation, vielleicht hilft sie dir weiter.
  • M. Na, dann lass mal hören.
  • H: Es war kurz nach dem Krieg, es gab kaum was zu essen und Harald und ich hatten uns das Brot genau eingeteilt. Und dann wache ich nachts auf, sein Bett ist leer und aus der Küche kam anscheinend ein Geräusch, das mich geweckt hat. Ich bin dann runter, komme in die Küche und sehe, wie er da steht, auf dem Tisch unser Brot und ein Messer und Krümel.
  • M: O, das ist ja noch peinlicher, als es bei mir war.
  • H: Ja, aber ich habe so getan, als wäre ich noch ganz schlaftrunken. Er hat dann auch gleich was erzählt von ein Geräusch gehört und so. Das konnte ich natürlich bestätigen. Wir haben uns dann auf eine klappernde Dachrinne geeinigt und ich habe wie selbstverständlich die Krümel vom Tisch gewischt.
  • M: Kam ihm das nicht komisch vor?
  • H: Nein, der kennt das bei mir – ich räume immer alles weg, will einen sauberen Tisch. Es konnte ja auch vom Abendessen übrig geblieben sein. Außerdem habe ich gleich gesagt, es ist kalt in der Küche, wir erkälten uns hier noch mit nackten Füßen in den Schlappen. Und dann sind wir schnell wieder ins Bett gegangen. Unangenehm fand ich, als er dann auch noch wieder anfing zu kauen – aber ich habe mich schlafend gestellt  und bin von dem Geräusch tatsächlich eingeschlafen.
  • M: Ja, und am nächsten Tag? Habt ihr drüber geredet?
  • H: Nein, ich habe ihm einfach abends eine Schnitte von meinem Brot gegeben – und als er das nicht nehmen wollte, habe ich einfach gesagt, ich würde das Brot nicht vertragen.
  • M: Meine liebe Maria, da hast du dich aber ganz schön aufgeopfert für deinen Mann.
  • H: Ich fand das nicht so. Für mich war entscheidend, dass ich gesehen habe, wie jämmerlich der aussah. Einmal wegen des Hungers und dann, weil er sich doch schämte.
  • M: Und habt ihr nie drüber gesprochen?
  • H: Doch – beim Hochzeitstag hat er mir einen besonders großen Blumenstrauß geschenkt und gesagt: Danke für das Brot und danke, dass du die Krümel in der Küche einfach so beiseitegewischt hast. Mehr musste er gar nicht sagen.
  • M: Toll – das war ja echte Liebe, von beiden Seiten.
  • H: Ja – und ein gutes weiteres Zusammenleben war mir wichtiger als diese eine Schnitte oder irgendeine Auseinandersetzung.
  • M: Dann will ich mal schauen, wie ich mit Rudy in der Sache umgehe. Auf jeden Fall hast du mir klargemacht, dass es manchmal gut ist, großzügig zu sein.

Vorne etwas gekürzte Gesprächslösung

Hier nun die kürzere Lösung.

  • Henriette (Frau aus „Das Brot“) zu Maria (ihre Freundin): Sag mal, was ist los mit dir? Irgendwas beschäftigt dich doch – und so ganz glücklich siehst du nicht aus.
  • M: Ja, du hast Recht, letztens habe ich Rudy (ihr Mann) erwischt, wie er in seinem meist abgeschlossenen Kellerraum wieder mit der Modelleisenbahn zugange war. Er hatte mir versprochen, sich erst mal um andere Sachen zu kümmern. Ich habe dann so getan, als hätte ich nichts gesehen – und er hat was von „basteln für meinen Geburtstag“ erzählt.Dabei kauft er mir jedes Jahr irgendwas Parfum oder ein Schmuckstück- von Basteln keine Spur.
  • H. Na ja, als erstes hast du ja schon alles richtig gemacht. Du hast nicht gleich losgeschimpft. Ich hatte übrigens mal eine ähnliche Situation, vielleicht hilft sie dir weiter.
  • M. Na, dann lass mal hören.
  • H: Es war kurz nach dem Krieg, es gab kaum was zu essen und Harald und ich hatten uns das Brot genau eingeteilt. Und dann wache ich nachts auf, sein Bett ist leer und aus der Küche kam anscheinend ein Geräusch, das mich geweckt hat. Ich bin dann runter, komme in die Küche und sehe, wie er da steht, auf dem Tisch unser Brot und ein Messer und Krümel.
  • M: O, das ist ja noch peinlicher, als es bei mir war.
  • H: Ja, aber ich habe so getan, als wäre ich noch ganz schlaftrunken. Er hat dann auch gleich was erzählt von ein Geräusch gehört und so. Das konnte ich natürlich bestätigen. Wir haben uns dann auf eine klappernde Dachrinne geeinigt und ich habe wie selbstverständlich die Krümel vom Tisch gewischt.
  • M: Kam ihm das nicht komisch vor?
  • H: Nein, der kennt das bei mir – ich räume immer alles weg, will einen sauberen Tisch. Es konnte ja auch vom Abendessen übrig geblieben sein. Außerdem habe ich gleich gesagt, es ist kalt in der Küche, wir erkälten uns hier noch mit nackten Füßen in den Schlappen. Und dann sind wir schnell wieder ins Bett gegangen. Unangenehm fand ich, als er dann auch noch wieder anfing zu kauen – aber ich habe mich schlafend gestellt  und bin von dem Geräusch tatsächlich eingeschlafen.
  • M: Ja, und am nächsten Tag? Habt ihr drüber geredet?
  • H: Nein, ich habe ihm einfach abends eine Schnitte von meinem Brot gegeben – und als er das nicht nehmen wollte, habe ich einfach gesagt, ich würde das Brot nicht vertragen.
  • M: Meine liebe Maria, da hast du dich aber ganz schön aufgeopfert für deinen Mann.
  • H: Ich fand das nicht so. Für mich war entscheidend, dass ich gesehen habe, wie jämmerlich der aussah. Einmal wegen des Hungers und dann, weil er sich doch schämte.
  • M: Und habt ihr nie drüber gesprochen?
  • H: Doch – beim Hochzeitstag hat er mir einen besonders großen Blumenstrauß geschenkt und gesagt: Danke für das Brot und danke, dass du die Krümel in der Küche einfach so beiseitegewischt hast. Mehr musste er gar nicht sagen.
  • M: Toll – das war ja echte Liebe, von beiden Seiten.
  • H: Ja – und ein gutes weiteres Zusammenleben war mir wichtiger als diese eine Schnitte oder irgendeine Auseinandersetzung.
  • M: Dann will ich mal schauen, wie ich mit Rudy in der Sache umgehe. Auf jeden Fall hast du mir klargemacht, dass es manchmal gut ist, großzügig zu sein.

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