Frontsoldaten als Teilthema in Arno Geigers Roman „Unter der Drachenwand“ (Mat2792)

Worum es hier geht:

Wenn man sich mit dem Roman „Unter der Drachenwand“ beschäftigt – erfährt man einiges über das Leben und das Schicksal von Frontsoldaten im Zweiten Weltekrieg.

Aber nur andeutungsweise, denn hier geht es ja um die Verarbeitung früherer Erlebnisse und den Versuch, weiteren Erfahrungen zu entgehen – auf gut deutsch: zu überleben.

Video und Dokumentation

Inzwischen gibt es dazu auch ein Video:

Videolink

Die Dokumentation kann hier heruntergeladen bzw. angesehen werden:

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Die Grundidee einer systematischen Durchleuchtung eines Themas bzw. Unterthemas
  • Unser Ziel ist es,
  • hier nicht einfach nur Informationen zu präsentieren.
  • Vielmehr kommt es uns darauf an, zu zeigen, in welchen Schritten man bei der Antwort auf eine Frage vorgehen kann.
  • Ein ziemlich gutes Verfahren
  • greift auf die alte Einteilung Einleitung, Hauptteil und Schluss zurück.
  • Alle drei Teile bekommen aber einen besonderen Charakter.
  • Die Einleitung geht von der Themafrage aus und präsentiert erst einmal eine ganz bestimmte Richtung.
    In diesem Fall ist es die Verbindung des Begriffs „Frontsoldat“ in der Themenformulierung mit der Hauptfigur.
  • Der Schluss fasst alles noch einmal zusammen und fügt gegebenenfalls einen weiterführenden Ausblick hinzu.
    Das ist besonders interessant bei mündlichen Prüfungen, weil man damit eine größere Übersicht zeigt. Manchmal gelingt es einem sogar, den Prüfer dann auf das genannte Thema zu bringen. Das hat den großen Vorteil, dass man dann selbst in seinem System ist und nicht plötzlich auf etwas anderes reagieren muss.
  • Das spielt im LK-Abiturbereich zunächst einmal keine Rolle. Aber auch hier ist es gut, wenn man ggf. verschiedene thematische Aspekte miteinander verbinden kann.
  • Die Hauptteil sollte dann nicht irgendwie Punkte aneinanderreihen, sondern diese in einen Entwicklungszusammenhang stellen. Am besten ist es also, wenn jeder einzelne Punkt  aus dem vorangehenden hervorgeht. Das kann man sich auch sehr viel besser merken.
  • Wenn man das auch noch schaubildartig an ordnet, ist das eine große Gedächtnisstütze und sorgt dafür, dass man nichts vergisst. Schaubilder sind auch eine gute Hilfe gegen Black-out Probleme.
  • Ergänzung: An dieser und auch an anderen Stellen wäre es natürlich gut, wenn man auch das eine oder andere Schlüsselzitat präsentieren kann. Siehe dazu unsere entsprechende Übersicht.
    https://schnell-durchblicken.de/roman-drachenwand-einstieg-kap-1
  • Bei ausführlichen Lösungshinweisen sollte man von vornherein unterscheiden zwischen einer Kurzvariante und einer Langvariante.
Vergleich der Seiten zwischen der E-Book-Ausgabe und der Taschenbuchausgabe

Kompakte Lösung

Hier zunächst eine kompakte Lösung, wie man sie bei einer mündlichen Prüfung vortragen oder in einer Klausur kurz präsentieren könnte.

Ausgangspunkt ist die Frage:

Was zeigt der Roman im Hinblick auf die Situation und das Verhalten der Frontsoldaten in der Schlussphase des II. Weltkrieges)?

  1. Im Zentrum des Romans steht das Schicksal von Veit Kolbe, einem Frontsoldaten
    „Krieg war ja eigentlich das einzige, was ich noch kannte.“ (EB32)
    Dazu passt sein Hinweis auf die fünf verlorenen Jahre, in denen er nicht sein Ziel verwirklichen konnte, nämlich zu studieren.
  2. Dazu kommt das, was am Beginn des Romans steht, nämlich eine doch recht schwere Verwundung. Dazu das Begreifen, nur durch Zufall oder Glück überlebt zu haben – im Vergleich zu dem Mann neben ihm im Auto.
  3. Dann geht es um sein Schicksal als Verwundeter im Vergleich zu anderen.
  4. Zu Hause zeigt sich der Kontrast zwischen Frontnähe bei ihm und Frontferne bei seinem Vater, was aktuelle Erlebnisse angeht.
  5. Es folgt das schwierige Verhältnis zwischen Rekonvaleszenz und einem länger dauernden Heilungsprozess, verbunden mit Trauma-Anfällen.
    Sehr aussagekräftig das Zitat auf EB32:
    „Wie weit die Verzerrung des eigenen Wesens schon vorangeschritten ist, merkt man erst, wenn man wieder unter normale Menschen kommt.“
  6. Dann das zunehmende Glück einer gewissen Normalität mit dem Nachholen einer fundamental schönen Liebeserfahrung mit Margot.
  7. Darüber schwebt das Damoklesschwert der Rückkehr an die Front.
  8. Hier hat er einmal Glück mit seiner Hartnäckigkeit, die nächste Verlängerung erkauft er sich unter Lebensgefahr.
  9. Schließlich muss Veit zurück an die Front – und hat wieder Glück, er überlebt nämlich, wie man in der Nachbemerkung erfährt.
  10. Überleitung: Anders als Kurt, der am Ende ein Opfer des Krieges wird
  11. Daneben wird einiges deutlich im Schicksal von Margots Vater
  12. Außerdem gibt es immer wieder Hinweise auf gefallene Soldaten.
  13. Wenn man einen besonderen Akzent setzen will, dann bietet sich ein Zitat auf EB297 an. Es verbindet nämlich das Schicksal von Frontsoldaten direkt mit dem Schicksal der Zivilbevölkerung:
    • „Vorgestern hat sich ein Soldat, der eingekesselt war und jetzt aus Russland kam, erschossen.
    • Am Bahnhof habe er sich noch gefreut, dass er mal endlich wieder daheim war, er habe gedacht, bombengeschädigt betreffe nur das Haus.
    • Da hat es ihn hart getroffen, als er erfuhr, dass seine Frau und drei Kinder schon bald acht Wochen begraben sind.“
  14. Schluss-Zusammenfassung:
    Insgesamt wird am Beispiel besonders eines Soldaten deutlich, in welchem Ausmaß der Krieg

    1. zunächst ständige Lebensgefahr bedeutet,
    2. daneben aber auch ganz allgemein ein Leben und schwierigsten Bedingungen,
    3. das auch beim Überleben seine Spuren hinterlässt
    4. und man schon viel Glück haben muss, wenn man nach einer Verwundung ein anderes, besseres Leben kennenlernen kann
    5. das schließlich sogar nach dem Überleben eines letzten Fronteinsatzes weitergehen kann,
    6. während viele andere umkommen.

Wie könnte das Unterthema „Frontsoldaten“ im Hinblick auf die Auswertung des Romans entfaltet werden?

(Als Frage formuliert:

Was zeigt der Roman im Hinblick auf die Situation und das Verhalten der Frontsoldaten in der Schlussphase des II. Weltkrieges)

1. Im Zentrum des Romans steht das Schicksal von Veit Kolbe, einem Frontsoldaten.

  • Der Einstieg ist hier besonders leicht.
  • Man geht von dem Begriff Frontsoldat aus,
  • überlegt dann, wer da beispielhaft am besten infragekommt
  • und dann ist man eigentlich automatisch bei der Hauptfigur des Romans.

2. Es beginnt mit seiner Verwundung und mit dem Begreifen, überlebt zu haben – Glück, Zufall, im Vergleich zu dem Mann neben ihm.

  • Es ist eine gute Hilfe, wenn man das Gedächtnis mit einem Ereignisablauf unterstützt.
  • Deshalb bietet sich hier an, von den einzelnen Lebensstationen der Soldaten auszugehen, die etwas mit der Themafrage zu tun haben.
  • Es ist immer gut, nicht nur ein Ereignis zu nennen wie hier die Verwundung. Man sollte es auch gleich mit dem Besonderen verbinden und das könnte hier eben das Nachdenken darüber sein, dass er einfach nur Glück gehabt hat.
  • Wenn man möchte, kann man hier auch die Sache mit dem Orden anhängen. Man sollte allerdings aufpassen, dass die Antwort auf eine Frage nicht zu umfangreich ausfällt. Sonst bleibt man in irgendwelchen Details stecken und kann sein gesamtes Wissensprogramm nicht abspulen.
  • Natürlich kann man auch andere spezielle Akzente setzen. Das könnte zum Beispiel die Situation sein, wo ein Arzt in einem Frontlazarett so zittert, dass er nur mit Hilfe von anderen sich eine Zigarette anstecken kann. Das macht die ungeheure Belastung gut sichtbar.

3. Dann geht es um sein Schicksal als Verwundeter im Vergleich zu anderen.

  • Dieser Punkt kann natürlich übersprungen werden. Das hängt davon ab, in welche Richtung die Frage zielte oder was man eben braucht.
  • Allerdings kann man natürlich auch eine Spannung aufbauen, dass es dem Veit Kolbe noch relativ gut gegangen ist im Vergleich zu anderen.
  • Beispiel etwa der Hauptmann oder der Mann, der sagt, wer stirbt, hat es hinter sich.

4. Zu Hause zeigt sich der Kontrast zwischen Frontnähe bei ihm und Frontferne bei seinem Vater, was aktuelle Erlebnisse angeht.

  • Und anschließend gibt man dann darauf ein, dass das mit dem Glück sich hinterher relativiert,
  • einmal zu Hause in der Umgebung, zunächst seine Eltern, besonders sein Vater mit seiner nazifreundlichen Einstellung, später wird sein Onkel auch zum Teil wenig Verständnis haben für die inneren Probleme Veits
  • Hier zeigt sich ein zentrales Problem derer, die direkt im Frontgeschehen gesteckt haben, und denen, die es vielleicht im Nachhinein etwas verharmlosen oder sogar glorifizieren oder einfach Regierungspropaganda wiederholen.
  • Dann kann man auch die Quartiersfrau hinzu nehmen, die dem Neuankömmling das Leben möglichst schwermacht.
  • Dann aber sind es vor allen Dingen die traumatischen Anfälle, die zeigen, wie die Fronterlebnisse auch in den Genesungsbereich hinein präsent bleiben.
  • Letztlich kann man noch auf die Pseudolösung mit dem Medikament Pervitin hinweisen, das ja mit verantwortlich ist für die einem zunächst nur ungeheuerlich vorkommende Mordaktion Veits gegenüber seinem Onkel.

5. Es folgt das schwierige Verhältnis zwischen Rekonvaleszenz und einem länger dauernden Heilungsprozess, verbunden mit Trauma-Anfällen.

  • Hier kann man zum Beispiel auf die schwierige Unterstützung bei der Behandlung durch den seltsamen Hüfthalter hingeben.
  • Man kann natürlich auch eine andere Einzelheit wählen.
  • Wichtig sind dann die Traumaanfälle, aus denen man durchaus auch dann ein eigenes Thema machen kann.
    Siehe hierzu:
    https://www.einfach-gezeigt.de/drachenwand-teilthema-ptbs

6.Dann das zunehmende Glück einer gewissen Normalität mit dem Nachholen einer fundamental schönen Liebeserfahrung mit Margot.

  • Hier kann man darauf verweisen, dass die Situation Veits sich im Laufe der Zeit bessert, man denke etwa an den Ofen, den er bekommt.
  • Er ist aber auch selbst aktiv, indem er sich zum Beispiel eine bessere Schlafgelegenheit besorgt.
  • Dann kann man überleiten zu dem Leben zu zweit, bei dem Margot schon bald für ein besseres Essen sorgt.
  • Oder aber man kommt gleich zu der Liebeserfahrung und verweist bei der Gelegenheit auch auf die beiden grundlegenden Defizite der Soldaten:
  • zum einen werden Lebensjahre gestohlen und die damit verbundenen Entwicklungsmöglichkeiten (Studium)
  • zum anderen können sie sich nicht einfach, wenn sie endlich erwachsen sind, ganz normal auf eine Liebesbeziehung einstellen und vielleicht eine Familie gründen.

7. Darüber schwebt das Damoklesschwert der Rückkehr an die Front.

  • Hier kann man sehr gut ausgehen von der Liebesbeziehung, die natürlich eine Trennung und erneute Lebensgefahr in der Front besonders schmerzlich macht.
  • Auch hier kann man wieder darauf hinweisen, dass Veit mit ein bisschen Eigeninitiative durchaus seine Situation verbessern kann, siehe Facharzt.
  • Allerdings gehört dazu eben auch Glück, einen Menschen zu treffen, der nicht nur seinen Job abarbeitet.

8. Hier hat er einmal Glück mit seiner Hartnäckigkeit, die nächste Verlängerung erkauft er sich unter Lebensgefahr.

  • Auch sollte man darauf hinweisen, dass es auch Lösungen gibt, die auch mit Glück zusammenhängen, dann aber auch mit direkter und unmittelbarer Lebensgefahr, man denke an die Fälschung von Dokumenten.
  • Hier kann man dann eine Querbeziehung herstellen zu den zu dem Vater und Sohn, die ein Schwein schwarz geschlachtet haben und dafür geköpft worden sind.
  • Solche Querbeziehungen sind in mündlichen Prüfungen immer Angebote an den Prüfer, jetzt von den Fronterfahrungen des Soldaten überzugehen zu Ideologie und Terror der Nazis.

9.Schließlich muss Veit zurück an die Front – und hat wieder Glück.

  • Er muss zwar wieder an die Front, bekommt aber noch zwei Tage Frist, in denen er bei Margot und dem Kind sein kann. Er hilft ihr dabei, eine neue Unterkunft und eine Arbeitsstelle bei einem Fleischer zu bekommen – und hier wird deutlich, wie weit er sich mit Margot zusammen entwickeln konnte:
  • EB372: Veit hat Probleme mit dem blutigen Fleisch in dem Geschäft, aber er hat sich erkennbar weiterentwickelt und kommt damit inzwischen klar:
    „Und während der Fleischhauer und Margot sich unterhielten, ließ sich die Bilder kommen, ich war bereit, sie anzunehmen als etwas, das mir Dinge zeigte, die man kennen muss. Und auch, dass ich in meiner Angst nicht allein war, machte es leichter.“
  • EB373: Als Margot jetzt ein neues Zimmer bezieht, das er als Basis für eine zukünftige Gemeinsamkeit ansieht, stellt Veit fest:
    „In dem Moment, in dem ich durch die Tür trat, spürte ich, dass ich mich von etwas losgerissen hatte und endlich ein eigenes Leben besaß.“ 
  • Hier kann man das Schicksal von Veit, wie es aus der Nachbemerkung sichtbar wird, gut verbinden mit dem Schicksal anderer Leute.
  • Etwa bei Kurt. Dann merkt man eben, in welcher Spannungssituation jeder war, dem der Fronteinsatz bevorstand.
  • Hier kann man auch auf den Onkel von Veit verweisen, der zwar an seinem Ort über eine große Macht verfügt, aber auch Angst haben muss, eines Tages noch eingezogen zu werden.

10.Überleitung: Anders als Kurt, der am Ende ein Opfer des Krieges wird

  • Mit dem Hinweis auf Kurt ist schon eine Überleitung gegeben, weg von der Hauptfigur zu anderen Soldaten.
  • Da bietet sich Kurt an, weil man von ihm und seinem Schicksal am meisten erfährt über seine Briefe an Nanni.
  • Außerdem ist es natürlich besonders erschütternd, wenn Veits Schicksal der verlorenen Jahre sich hierbei noch bei jüngeren Menschen massiv vergrößert.

11.Daneben wird einiges deutlich im Schicksal von Margots Vater

  • Hier gibt es einige besondere Aspekte, besonders das „Schleifen“, besonders intensive militärische Übungen, was natürlich erfahrene Männer besonders ärgern muss.
  • Und dann geht es auch um massive Unbequemlichkeiten im praktischen Kriegseinsatz.

12.Außerdem gibt es immer wieder Hinweise auf gefallene Soldaten.

  • Hier wird einiges deutlich in den Briefen von Margots Mutter. Damit hat man auch gleichzeitig eine gute Überleitung zur Situation der Zivilbevölkerung im Krieg.

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