„Transit-Poesie“ – Durs Grünbeins Sicht auf junge Künstler (Mat2946-tpg)

„Transit-Poesie“ – Durs Grünbeins Sicht auf junge Künstler

Die meisten Künstler wollen eine neue Sicht auf die Welt und das, was sie daraus machen.

Das gilt besonders auch für Durs Grünbein:

  • 1962 in der DDR geboren und dort immerhin 27 Jahre lang bis zum Mauerfall Teil einer ideologisch-sozialistischen Lebenswelt.
  • Bemühte sich früh, aus den engen kulturellen Vorgaben des „real existierenden“ Sozialismus auszubrechen.
  • 1988 wurde er mit dem Gedichtband „Grauzone morgens“ schlagartig bekannt. Diese spezielle Sicht auf die DDR-Welt machte ihn dann im Umfeld des Mauerfalls schnell auch im Westen bekannt.
  • Grünbein wurde dann ab 1991 mit seinem Gedichtband „Schädelbasislektion“ zu einem wichtigen Vertreter der deutschen Gegenwartsliteratur.
  • Er bemühte sich vor allem um einen weiten Blick auf Geschichte, Kunst und Philosophie.
  • Er entwickelte die sogenannte „Transit-Poesie“, deren Grundideen er sogar als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf vertreten konnte.

In dem Band
Lyrik nach 1945, Erarbeitet von Norbert Schläbitz, Schöningh 2007, S. 121 – ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3140223799
wird auf S. 121 Grünbeins Kunstauffassung in einem Appell an andere junge Künstler gut deutlich.

Wir haben ChatGPT die wesentlichen Gedanken kurz zusammenfassen lassen, kommentieren sie aber erklärend durch MIA = Menschliche Intelligenz in Aktion 😉

  • Das Künstler-Credo (eine Art Glaubensgrundsatz)
    Junge Künstler sind heute rundum offen für Reize und Einflüsse. Ihr Ich wird in einer Welt der Dinge aufgelöst und millionenfach zerlegt.

    • Grünbein glaubt nicht an so etwas wie Genie im Künstler, also etwas, was ihm durch Geburt mitgegeben worden ist.
    • Vielmehr ist der Künstler wie jeder andere Mensch auch eine Art „tabula rasa“ für ihn, also eine leere Fläche, die durch Impulse und Erfahrungen gefüllt wird, die von außen kommen.
    • Anregung: Darüber sollte man in den Fächern Biologie und Philosophie diskutieren. Wir halten das für eine sehr einseitige Sicht, die der Alltagserfahrung widerspricht.
    • Alternativ-Szene: Menschen kommen nicht als tabula rasa auf die Welt, sondern mit einem gewissen Potenzial. Ob das aber entwickelt wird, hängt natürlich von Förderung ab.
  • Kunst als Sensibilität, nicht als Programm
    Der moderne Künstler verfolgt kein festgelegtes Programm mehr. Stattdessen lebt er von Nervosität und feinem Sinn für Koordination.

    • Die Frage ist hier natürlich, ob Grünbein nicht selbst ja gerade ein Programm entwickelt hat.
    • Interessant könnte sein, was er zu Künstlern sagt, die ganz bewusst „auf den Schultern derer stehen“ wollen, die vor ihnen etwas geschaffen bzw. entwickelt haben. Ein interessantes Beispiel ist die Dichterin 
    • Kaléko, Mascha, die immer Probleme hatte mit denen, die in ihrem Sinne „modern“ sein wollten und wenig Rücksicht nahmen auf andere Sichtweisen.
      https://textaussage.de/mascha-kaleko-themenseite
  • Der Reiz durch Störungen und Abweichungen
    Der Künstler wird von Defekten und Störungen im sozialen Ablauf angezogen. Er interessiert sich für das „lächerliche verständliche Abenteuer“.

    • Das stimmt natürlich grundsätzlich und für alle Menschen.
    • Aber man sollte es nicht absolut setzen, sondern von einer Interaktion von Talent und Impuls ausgehen.
  • Ablehnung traditioneller Kunstbegriffe
    Alles, was früher für Exklusivität in der Kunst stand – Stil, große Gesten, Ausdruck –, gilt diesen „Streunern“ als überholt und unzeitgemäß.

    • Da haben wir es, die Ignoranz und fehlende Toleranz derer, die sich für „modern“ halten und die eigene Sicht absolut setzen.
    • Dabei übersehen sie, dass die Modernität von heute, also auch ihr Werk, von ihnen selbst auf eine Art Modernitäts-Müllhaufen geworfen wird.
  • Transitio als zentrales Konzept
    Transitio wird als grundlegende Bewegung verstanden: ein Durchgang durch einen Ort. Diese Idee ist für das Zeitalter der Beschleunigung und Medialisierung zentral.

  • Flüchtige Medienwelt
    Die heutige Generation ist von klein auf mit Medien vertraut, die selbst transitorische (vorübergehende) Orte sind. Besonders anziehend sind Übergänge und Schnittstellen.

    • Das kann man sehr gut gemeinsam diskutieren. Denn gerade der ständige Wandel in diesem Bereich muss natürlich aktuell geklärt werden – und nicht nur auf der Basis von Schulbüchern, die ja schon direkt nach der Veröffentlichung „vor sich hin altern“.

Auf das Gedicht sind wir hier schon mal genauer eingegangen – damals nur die erste Strophe – auf das ganze Gedicht gehen wir auch noch ein:
https://textaussage.de/durs-gruenbein-inside-out-outside-in

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