Worum es hier geht:
Zur Romantik gehört auch die dunkle Seite – das Ausmalen von Gefahren. In diesem Gedicht spielt eine geheimnisvolle Wasserfrau eine wichtige Rolle.
Man kann das Gedicht gut vergleichen mit
- Keller, „Seemärchen“
https://schnell-durchblicken.de/gottfried-keller-seemaerchen
und - Goethe, „Der Fischer“
https://schnell-durchblicken.de/goethe-der-fischer
Joseph von Eichendorff
Der Schiffer
Du schönste Wunderblume süßer Frauen!
Ein Meer bist Du, wo Flut und Himmel laden,
Fröhlich zu binden von des Grüns Gestaden
Der Wünsche blüh’nde Segel voll Vertrauen.
- Am Anfang ist nicht ganz klar, ob das lyrische Ich tatsächlich eine Blume anspricht oder die Wunderblume für eine der süßen Frauen steht.
- Auf jeden Fall wird sie mit einem Meer gleichgesetzt, das einen einlädt, voller Vertrauen aufzubrechen „von des Grüns Gestaden“, also von sicherem Ufer.
So schiffend nun auf stillerblühten Auen
In Lockennacht, wo Blicke zaubrisch laden,
Des Mund’s Korall’n in weißem Glanze baden,
Wen füllt‘ mit süßem Schauer nicht solch Schauen!
- Die zweite Strophe verstärkt dann den Eindruck, dass es hier um ein weibliches Wesen geht, wenn von Locken die Rede ist, von einem Mund.
- Wichtig ist die letzte Zeile, weil sie deutlich macht, welche Faszination von diesem Wesen ausgeht, die eine eindeutig positive Seite hat („süßem“), aber auch etwas möglicherweise Bedrohliches, Unheimliches („Schauer“).
Viel hab‘ ich von Syrenen sagen hören,
Stimmen die aus dem Abgrund lockend schallen
Und Schiff und Schiffer ziehn zum kühlen Tode.
- Hier verstärkt sich der Eindruck weiter, dass von dem weiblichen Wesen Gefahren ausgehen, weil von den „Syrenen“ die Rede ist, die in der Antike dafür bekannt waren, dass sie Schiffer mit ihrem Gesang in den Abgrund lockten – bis hin „zum kühlen Tode“.
Ich muss dem Zauber ew’ge Treue schwören,
Und Ruder, Segel lass‘ ich gerne fallen,
Denn schönres Leben blüht aus solchem Tode.
- Die letzte Strophe zeigt dann zunächst einmal, dass der „Schiffer“ (aus dem Titel) dem „Zauber ew’ge Treue schwören“ muss, also ihm verfällt und alles aufgibt, was ihn nach vorne bringt.
- Zum anderen ist da die letzte Zeile, die den Gedanken des Todes noch einmal aufnimmt, aber ein „schönres Leben“ verheißt.
- Das darf man wohl nicht ernst nehmen, wenn vorher von den Sirenen die Rede war.
- Hier soll wohl deutlich gemacht werden, dass der Schiffer sich in der dritten Strophe noch der Gefahr bewusst ist,
- in der vierten dann aber schon das Versprechen des schönen Gesangs und des Zaubers für bare Münze nimmt, also glaubt, ein „schönres Leben“ zu bekommen, das aber wohl im Tod bleibt.
Insgesamt gehört dieses Gedicht sicher zu den Texten der Romantik, die zeigen, dass es eben auch die dunkle Seite gibt, die auch die Gefahr des Untergangs mit einschließt.
Näheres dazu ist zu finden auf der Seite:
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