Familie Schroffenstein – Elemente der Klassik? (Mat6045-nlm)

Worum es hier geht:

Gezeigt wird hier, wie man mit NotebookLM prüfen kann, ob man Kleist auch der Klassik zuordnen kann.
Wir selbst kennen uns mit dem Werk nicht aus – es kam uns nur auf die Frage der Leistungsfähigkeit der KI an.
Das ist eins unserer Spezialgebiete – siehe die Infos am Ende der Seite

Die Frage wegen der Epoche tauchte im Zusammenhang mit dem Abitur in Bayern auf.
Wir präsentieren hier die Auswertung der Quellen in einer angepassten Form, die uns leichter lesbar erscheint.

Ausgangspunkt = These: Die Standardsicht auf Kleist

  • Zunächst gilt: Heinrich von Kleist wird in der Forschung nicht als Vertreter der Weimarer Klassik eingeordnet.
  • Im Gegenteil – viele Quellen sehen ihn als Gegenpol oder Außenseiter, der sich von Aufklärung, Klassik und Frühromantik deutlich absetzt.
  • Gelegentlich wird er sogar als früher Autor der literarischen Moderne bezeichnet.
  • Werke wie *Die Marquise von O…* oder Texte Hölderlins gelten als eigenständig außerhalb der klassischen Strömung. Auch Goethe stand Kleists Theater ablehnend gegenüber.

Die Einschränkung – Antithese:

  • Dennoch schließen diese Differenzen nicht aus, dass Kleist sich klassischer Formen und Motive bedient – zum Teil sogar bewusst auf sie Bezug nimmt. Die folgenden Aspekte aus den Quellen verdeutlichen das:
1. Argument mit Belegen: Bezug auf antike und klassische Vorbilder
  • Kleist orientierte sich an großen Traditionen, etwa der antiken Tragödie.
  • Für *Die Familie Schroffenstein* diente Shakespeares *Romeo and Juliet* als Vorbild – ein Werk, das selbst Groteske und Komödie mit tragischen Elementen mischt.
  • Auch die Weimarer Klassik war stark an antiker Dramentheorie (etwa Aristoteles) ausgerichtet.
2. Argument mit Belegen: Formale Gestaltung
  • Kleist bezeichnet das Stück als „Trauerspiel“, strukturiert es in fünf Akte und verwendet durchgehend den Blankvers – ein Versmaß, das ebenfalls in der Weimarer Klassik typisch ist.
3. Sprache und Stilmittel
  • Die Quellen betonen Kleists geschickten Einsatz des Blankverses, insbesondere in Wechselreden (Stichomythien).
  • Die Sprache wird als einfach, aber bereits markant für seine spätere Syntax beschrieben – mit Vorzeichen einer sprachskeptischen Moderne.
4. Thematische Berührungen
  • Einzelne Deutungen lesen das Drama als Plädoyer für humanitäres Handeln und vernunftgeleitete Konfliktlösung.
  • Eine Quelle erkennt hierin die Nähe zum Humanitätsdrama, das aus Schuldzusammenhängen ausbrechen will – durch Liebe, Vertrauen und sprachliche Verständigung.
  • Das Motiv Eros und Thanatos wird zudem als Rückgriff auf antike Vorlagen verstanden.

5. Argumente gegen eine Zuordnung zur Weimarer Klassik

1. Fehlende Katharsis
  • Am Ende steht keine Läuterung, sondern eine groteske, teils als „verstörendes Happy End“ bezeichnete Situation – im Widerspruch zur klassischen Dramenstruktur.
2. Hybrid aus Tragödie und Komödie
  • Das Stück verweigert eine eindeutige Genrezuweisung. Die ironische Distanz und das tragikomische Ende stehen der klassischen Poetik entgegen.
3. Weltbild und Haltung
  • Statt auf humanistische Selbstvervollkommnung zu setzen, zeigt Kleist eine gewalttätige, zerrissene Welt – ohne versöhnende Instanz oder idealistische Botschaft. Das steht quer zu Goethes Idee der „schönen Seele“.
3. Dramaturgie und Eskalation
  • Die Handlung ist von wachsendem Misstrauen geprägt, Hoffnung wird regelmäßig zerstört. Kleists Debütstück gilt daher als sein düsterstes – formal und thematisch.

3. Konkret zum I. Aufzug, 3. Akt

  • Die Quellen liefern keine eigene Analyse dieses Abschnitts.
  • Eigene Beobachtungen – z. B. die Wechselrede, die emotionale Sprache, die humanitäre Haltung von Ottokar und Agnes oder das Motiv Eros/Thanatos – können jedoch durchaus auf klassische oder humanistische Elemente hinweisen.
  • Gleichwohl betonen die Quellen: Kleists Werk als Ganzes stellt diese Elemente in einen anti-klassischen, oft sogar radikal modernen Kontext. Die klassischen Formen werden genutzt – aber umgebogen, gebrochen, ins Tragikomische überführt.

Fazit

  • In der 1. Szene des III. Aufzugs lassen sich klassische und humanistische Spuren nachweisen – formaler wie thematischer Art.
  • Diese stehen jedoch im Kontrast zum Gesamttypus des Dramas, das sich von den Idealen der Weimarer Klassik deutlich abhebt: kein harmonisches Menschenbild, keine versöhnende Ordnung, sondern eine moderne Welt voller Abgründe.
  • Kleist nutzt klassische Elemente – aber nicht im Sinne klassischer Ideale.

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