Gellert, Christian Fürchtegott, „Wider den Geiz“ (Mat9446 )

Kritik an gesellschaftlichen Missständen

Gefunden haben wir das Gedicht hier
https://www.deutschelyrik.de/wider-den-geiz-15374.html

Unser Ansatz:

Wir haben uns die Strophen einfach mal von ChatGPT zusammenfassen lassen und dann von MIA optimieren lassen. Also von „Menschlicher Intelligenz in Aktion“.

Diesen Bereich haben wir dann jeweils rot formatiert.

Dabei haben wir dann festgestellt, dass dieses Gedicht ein „Konkretisierungsproblem“ hat.

Gemeint ist damit, dass es sehr allgemeine Aussagen präsentiert, die man dann mal konkret prüfen müsste.

Wir fügen also unsere K-Anregungen jeweils an – und zwar in blauer Schrift.

Ansonsten kann man das Gedicht am besten im Unterricht besprechen, indem man die Strophen einfach aufteilt und dann nacheinander vorstellen lässt – einschließlich des Nachdenkens, was man mit den allgemeinen Behauptungen konkret anfangen kann.

Christian Fürchtegott Gellert

Wider den Geiz

  1. Wohl dem, der bessre Schätze liebt,
    u      B        u    B    u   B         u B
    Jambus, unbetont, betont mit vier Hebungen
  2. Als Schätze dieser Erden!
  3. Wohl dem, der sich mit Eifer übt,
  4. An Tugend reich zu werden;
  5. Und in dem Glauben, des er lebt,
  6. Sich über diese Welt erhebt!
    • Strophe 1:
      Das lyrische Ich preist denjenigen, der geistige Schätze (Tugend, Glaube) über irdischen Reichtum stellt. Es betont die Erhebung über materielle Begierden durch Tugendhaftigkeit und Glauben.
    • Anregung:
      Ausgehend von dieser Strophe könnte man über die Frage diskutieren, was einen wirklich glücklich macht. Das dürfte im Einzelnen sehr unterschiedlich sein.
    • Das wiederum führt zu der Frage, worin diese Unterschiede begründet sind. Welche Umstände machen einzelne Menschen glücklich.
    • Dabei sollte man auch die drei Beispiele durchprüfen, die in der Strophe genannt werden.
      • „Tugend“ – im Sinne von „etwas Gutes getan haben“
      • „Glaube“ – das muss keine Religion sein, man kann auch an Ideen glauben.
      • „sich über die Welt erheben“: Hier wird es spannend. Welche Momente hat man erlebt, indem man sich über die normale Welt erhoben hat – z.B. bei Musik oder beim Tanzen.
  7. Wahr ist es, Gott verwehrt uns nicht,
  8. Hier Güter zu besitzen.
  9. Er gab sie uns, und auch die Pflicht,
  10. Mit Weisheit sie zu nützen.
  11. Sie dürfen unser Herz erfreun,
  12. Und unsers Fleißes Antrieb sein.
    • Strophe 2:
      Das lyrische Ich erkennt an, dass materielle Güter von Gott erlaubt sind, aber nur, wenn sie „mit Weisheit“ genutzt werden. Das lyrische Ich sieht sie als Antrieb für Fleiß, warnt aber vor Missbrauch.
    • Anregung:
      Hier könnte man prüfen, woher diese religiöse Vorstellung kommt.
    • Entsprechend dem Zeitrahmen (17. Jhdt.) kann man davon ausgehen, dass es sich hier wohl um einen christlichen Hintergrund handelt.
    • Da wiederum wird es spannend, weil die Frage des Reichtums ja in diesem Bereich durchaus umstritten ist.
    • Hier kann man einmal an die Bettelorden denken, andererseits an die durchaus reiche Kirche mit ihren Prachtbauten.
    • Dann kann einem die besondere Bedeutung des Reichtums in calvinistischen Ländern einfallen, besonders in den USA. Dort wurde zumindest früher Reichtum als Segen Gottes verstanden. Und da Calvin gelehrt hatte, Gott habe schon vor der Grundlegung der Welt bestimmt, wer in den Himmel kommt und wer nicht …
    • …glaubten die reichen Menschen dann, dass Gottes Segen nicht nur auf der Erde, sondern auch im Himmel bei ihnen ist.
    • Und dann ist der Blick in andere Religionen spannend. Interessant etwa, wie der Islam zu Reichtum steht. Zumindest ist dort das Almosen-Spenden eine religiöse Pflicht.
  13. Doch nach den Gütern dieser Zeit
  14. Mit ganzer Seele schmachten,
  15. Nicht erst nach der Gerechtigkeit
  16. Und Gottes Reiche trachten;
  17. Ist dieses eines Menschen Ruf,
  18. Den Gott zur Ewigkeit erschuf?
    • Strophe 3:
      Kritik am „fanatischen Streben nach Reichtum“, das den Blick auf Gottes Reich und Gerechtigkeit verstellt.
    • Das lyrische Ich stellt die Frage, ob ein für die Ewigkeit geschaffener Mensch so handeln sollte.
    • Anregung:
      Zum einen wäre hier zu unterscheiden zwischen dem Reichtum und vergleichbaren irdischen Zielen, etwa Karriere.
    • Zum anderen tauchte die spannende Frage auf, wie Menschen mit dem Verzicht auf Transzendenz klarkommen. Denn heute ist der Glaube an einen Gott sehr viel weniger selbstverständlich als zur Zeit des Gedichts. Wie erreicht man auch ohne Religion diese innere Sicherheit und Stärke.
  19. Der Geiz erniedrigt unser Herz,
  20. Erstickt die edlern Triebe.
  21. Die Liebe für ein schimmernd Erz
  22. Verdrängt der Tugend Liebe,
  23. Und machet, der Vernunft zum Spott,
  24. Ein elend Gold zu deinem Gott.
    • Strophe 4: Der Geiz wird als **Zerstörer edler Triebe** dargestellt:
    • Die Liebe zu Gold ersetzt die Tugend und macht den Menschen zum Sklaven des Geldes („Gold zu deinem Gott“)
    • Anregung:
      Auch hierüber kann man diskutieren, etwa vor dem Hintergrund des Satzes: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt.“
    • Zugleich schließt sich hier die Frage an, ob eine großzügige Weitergabe von Reichtum an bedürftige, also arme Menschen, nicht auch eine Art von Glück schafft.
    • Vielleicht kann man hier nach dem Sprichwort suchen: „Geteiltes Glück ist doppeltes Glück.“ Dann ist damit die Frage gegeben, ob das auch für Geld/Reichtum gilt.
  25. Der Geiz, so viel er an sich reißt,
  26. Lässt dich kein Gut genießen;
  27. Er quält durch Habsucht deinen Geist,
  28. Und tötet dein Gewissen,
  29. Und reißt durch schmeichelnden Gewinn
  30. Dich blind zu jedem Frevel hin.
    • Strophe 5: Das lyrische Ich beschreibt, wie Geiz den Genuss von Gütern verhindert und zu **Gewissenlosigkeit** führt.
    • Habsucht quält den Geist und treibt zu unmoralischen Taten.
    • Anregung:
      Diese Strophe lädt besonders dazu ein, die Behauptungen mal an konkreten Fällen durchzuspielen.
    • Zum Beispiel führt Geiz möglicherweise dazu, dass einem Menschen in Not nicht geholfen wird, obwohl man es problemlos tun könnte. Das wäre dann schon so etwas wie Gewissenlosigkeit.
    • Außerdem wird der Blick hier auf Habsucht erweitert – das ist ja eine Art „Geiz vor dem Reichtum“ – denn wer alles tut, um an Reichtum zu kommen, hat hinterher mehr für seinen Geiz.
    • Die Gemeinsamkeit wäre, anderen Menschen nichts zu gönnen – auch nicht dem Konkurrenten um eine Beförderungsstelle.
  31. Um wenig Vorteil wird er schon
  32. Aus dir mit Meineid sprechen;
  33. Dich zwingen, der Arbeiter Lohn
  34. Unmenschlich abzubrechen;
  35. Er wird in dir der Witwen Flehn,
  36. Der Waisen Tränen widerstehn.
    • Strophe 6: Konkrete Beispiele: Geiz verleitet zu **Meineid**, Ausbeutung von Arbeitern und Ignoranz gegenüber Notleidenden (Witwen, Waisen).
    • Das lyrische Ich zeigt soziale Verwerfungen.
    • Anregungen:
      Hier hat man den Fall, dass bei fortlaufendem Nachdenken über ein Gedicht durchaus noch ein Gedanke präsentiert wird, den man selbst schon konkret ausgemalt hat.
    • Fraglich ist aber, ob es überzeugend ist, mit dem Fall eines Meineids zu beginnen.
    • Solch ein Fall dürfte doch auf einem ganz anderen Level liegen.
  37. Wie könnt ein Herz, vom Geize hart,
  38. Der Wohltat Freuden schmecken,
  39. Und in des Unglücks Gegenwart
  40. Den Ruf zur Hilf entdecken?
  41. Und wo ist eines Standes Pflicht,
  42. Die nicht der Geiz entehrt und bricht?
    • Strophe 7: Ein geiziges Herz ist unfähig zur **Mitmenschlichkeit**.
    • Das lyrische Ich fragt rhetorisch, wie solch ein Herz Freude am Geben finden oder in Not helfen kann.
    • Anregungen:
      Man merkt hier, wie wenig konzentriert und systematisch dieses Gedicht aufgebaut ist.
    • Das ist gewissermaßen ein strategisches Mittel, eine Art Überflutung.
    • Man könnte darüber nachdenken, ob das dem Zweck eher dient oder vielleicht auch nicht.
    • Man könnte zum Beispiel schauen, ob man nicht mit drei gut gewählten Beispielen mehr erreicht als mit dieser Flut von Behauptungen.
  43. Du bist ein Vater; und aus Geiz
  44. Entziehst du dich den Kindern,
  45. Und lässest dich des Goldes Reiz,
  46. Ihr Herz zu bilden, hindern;
  47. Und glaubst, du habst sie wohl bedacht,
  48. Wenn du sie reich, wie dich, gemacht.
    • Strophe 8: Gewinnsucht macht feige:
    • Das lyrische Ich klagt an, dass Wahrheit und Ehre für Profit geopfert werden.
    • Schmeichelei wird zur „Pest der Welt“.
    • Anregung:
      Hier ist die Frage, ob die künstliche Intelligenz dieses Gedicht richtig verstanden hat. Wo ist hier von Feigheit die Rede?
    • Es geht doch eher um ein sehr modernes Phänomen, dass Karriereziele möglicherweise positive, aber auch negative Akzente bei der Betreuung der Kinder setzen.
    • Für ihre Karriere wird auch alles getan – aber es fehlt möglicherweise an Kontakt und Herzlichkeit.
    • Man könnte sich eventuell nach einer Kurzgeschichte umsehen, die dieses Thema aufgreift. Oder man entwirft selbst eine.
      Interessant könnte die Kurzgeschichte „Momente“ von Sabrina Eisele sein.
      https://textaussage.de/sabrina-eisele-momente-doppelt-offene-kurzgeschichte
  49. Du hast ein richterliches Amt;
  50. Und du wirst dich erfrechen,
  51. Die Sache, die das Recht verdammt,
  52. Aus Habsucht recht zu sprechen;
  53. Und selbst der Tugend größter Feind
  54. Erkauft an dir sich einen Freund.
    • 9. Strophe: Anprangerung von **Korruption**:
    • Ein Richter lässt sich bestechen, um Unrecht zu rechtfertigen.
    • Das lyrische Ich zeigt, wie Geiz selbst die Tugend verrät.
    • Anregung:
      Hier taucht wieder die Frage auf, ob dieses Gedicht nicht alles mögliche miteinander vermischt.
    • Zum Beispiel könnte man sich konkret einen Fall ausdenken, bei dem jemand als Richter sein Amt vorbildlich wahrnimmt, selbst aber aus bestimmten Gründen heraus geizig ist.
    • Man merkt hier, wie wichtig es wäre, auch nach den Gründen von Geiz zu fragen.
    • Zum Beispiel könnte ein Mensch in der Kindheit eine extreme Notlage erfahren haben und deshalb fast zwanghaft sein Geld zusammenhalten.
    • Das ist dann aber noch weit von Korruption entfernt.
  55. Gewinnsucht raubt dir Mut und Geist,
  56. Die Wahrheit frei zu lehren;
  57. Du schweigst, wenn sie dich reden heißt,
  58. Ehrst, wo du nicht sollst ehren,
  59. Und wirst um ein verächtlich Geld
  60. Ein Schmeichler, und die Pest der Welt.
    • Strophe 10: Gewinnsucht macht feige:
    • Das lyrische Ich klagt an, dass Wahrheit und Ehre für Profit geopfert werden.
    • Schmeichelei wird zur „Pest der Welt“.
    • Anregungen:
      Auch hier lohnt es sich, über die Behauptungen etwas länger nachzudenken.
    • Erst am Ende wird deutlich, was die Frage der Wahrheit mit dem Geiz zu tun hat.
    • Es geht eben wohl um Schmeichelei. D.h. um persönliche Beziehungsvorteile.
    • Man verzichtet etwa darauf, irgendetwas (eine „Wahrheit“) anzusprechen, weil es die andere Seite verärgern könnte.
    • Das würde dann auch die eigenen Gewinnmöglichkeiten schmälern – und damit ist man wieder bei der ersten Stufe des Geizes – man muss ja erst mal etwas haben, das man geizig bewachten kann.
    • Man sieht ja auch deutlich an dieser Stelle, dass der Begriff des Geizes hier in einem viel umfassenden Sinn verstanden werden muss.
    • Das lyrische Ich bezieht anscheinend auch den Geiz im Hinblick auf Kapital mit ein, das man noch gar nicht hat.
  61. Erhalte mich, o Gott! dabei,
  62. Dass ich mir gnügen lasse,
  63. Geiz ewig als Abgötterei
  64. Von mir entfern und hasse.
  65. Ein weises Herz und guter Mut
  66. Sei meines Lebens größtes Gut!
    • Strophe 11:   **Appell an Gott**:
    • Das lyrische Ich bittet um Bewahrung vor Geiz und strebt stattdessen nach Weisheit und Güte als höchstem Gut.
    • Es schließt mit einem moralischen Ideal.
    • Anregung:
      Spätestens hier kommt man auf den Gedanken, dieses Gedicht mit den Vorstellungen auf der Barockzeit zu vergleichen.
    • Denn auch dort geht es ja um den Gegensatz zwischen der Nichtigkeit des Irdischen oder allgemein irdischer Güter und dem, worauf es ankommt, nämlich die Vorbereitung auf die erhoffte bessere himmlische Seligkeit.
    • Hypothese dazu:
      Auf jeden Fall wird hier in der Aufklärung das irdische Leben nicht komplett schlecht gemacht.
    • Das kann man zum Beispiel deutlich machen an Eltern, die zu sehr an Karriere denken und dabei die Liebe zu ihren Kindern und die entsprechende Fürsorge vernachlässigen.
    • Es geht also hier eher um die richtige Bewertung der Möglichkeiten, die es in diesem Leben gibt.
    • Und der Schluss ist da nicht gewissermaßen der größere Teil der Wahrheit, sondern nur ein zeitbedingtes Anhängsel in diesem Gedicht, wo man Gott entsprechend bittet, einen hier immer die richtigen Entscheidungen treffen zu lassen.

Zusammenfassung der Rolle des lyrischen Ichs:

  • ChatGPT: Es fungiert als **moralischer Mahner**, der Geiz als zerstörerische Kraft entlarvt.
  • Durch Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Justiz, Alltag) zeigt es die Folgen von Habsucht auf.
  • Gleichzeitig betont es ein **tugendhaftes Ideal** (Glaube, Weisheit, Nächstenliebe) und endet mit einer persönlichen **Bitte um göttliche Führung**.
  • Der Ton ist appellativ, didaktisch und von aufklärerischer Ethik geprägt.

    Gellert nutzt das Gedicht, um gesellschaftliche Missstände anzuprangern und den Leser zur Selbstreflexion über wahre Werte anzuregen.
  • Anregungen: Wir würden das ein bisschen kritischer sehen.
  • Das Gedicht bleibt sehr allgemein – und der „Teufel steckt ja bekanntermaßen im Detail“.
  • Vor allem ist das Gedicht recht unsystematisch. Das macht Lust, seine zentrale Aussage an vielleicht drei Beispielen aus dem Leben deutlich zu machen.
  • Hier sei noch einmal auf die Kurzgeschichte „Momente“ hingewiesen, wo die Familie sehr geizig ist mit Verständnis und Sympathie – bis schließlich die Mutter aus dieser gewissermaßen Betont-Umgebung des schönen Scheins auszubrechen.
    https://textaussage.de/sabrina-eisele-momente-doppelt-offene-kurzgeschichte

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