Heyms Gedicht Winter als Verschmelzung von Mensch und Natur
Das Gedicht „Der Winter“ stammt von Georg Heym (1887–1912), einem bedeutenden Vertreter des frühen Expressionismus. In diesem Gedicht beschreibt Heym die beklemmende, düstere Atmosphäre des Winters, wobei er eine stark negative und bedrückende Stimmung erzeugt.
Gefunden haben wir es hier:
https://www.projekt-gutenberg.org/heym/gedichte/chap085.html
Georg Heym
Der Winter
- Der Sturm heult immer laut in den Kaminen,
- Und jede Nacht ist blutigrot und dunkel,
- Die Häuser recken sich mit leeren Mienen.
- Der Sturm wird als ständig heulend beschrieben („heult immer laut in den Kaminen“). Man hat den Eindruck einer drohenden Personifizierung
- Die Nächte sind „blutigrot und dunkel“, was eine bedrohliche, schnelle apokalyptische Stimmung erzeugte.
- Die Häuser erscheinen mit „leeren Mienen“ – eine Personifikation, die die Eintönigkeit und Trostlosigkeit der Umgebung verdeutlicht.
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- Nun wohnen wir in rings umbauter Enge
- Im kargen Licht und Dunkel unsrer Gruben,
- Wie Seiler zerrend an der Tage Länge.
- Die Menschen leben „in Ringen umbauter Enge“, was Isolation und Beklemmung hervorhebt.
- Das Licht ist „karg“, und das Dunkel erinnert an Gruben, also an etwas Bedrohliches und Eingeschlossenes.
- Der Vergleich mit Seilern (also Leuten in einer bestimmten Funktion), die „an der Tage Länge“ zerren, zeigt das quälend langsame Verstreichen der Zeit im Winter.
- Die Tage zwängen sich in niedre Stuben,
- Wo heisres Feuer krächzt in großen Öfen.
- Wir stehen an den ausgefrornen Scheiben
- Und starren schräge nach den leeren Höfen.
- Die Tage spielen sich in „niederen Stuben“ ab – erneut ein Bild der Enge, aber wohl auch der Armut.
- Das Feuer wird als „heiser krächzend“ beschrieben, was eine unheimliche, schnell kranke Atmosphäre schafft.
- Die Menschen stehen an „ausgefrornen Scheiben“ und starren in „leere Höfe“, was ihre Einsamkeit und Trostlosigkeit verstärkte.
Aussagen
- Das Gedicht verbindet den Winter mit einer düsteren, schnell feindlichen Atmosphäre.
- Er wird als eine Zeit der Enge, der Trostlosigkeit und der Isolation dargestellt.
- Die Natur ist bedrohlich, die Menschen sind gefangen und erstarrt.
- Das Feuer, das normalerweise Wärme und Leben symbolisiert, wirkt krank und schwach.
Sprachliche und rhetorische Mittel
- Personifikationen :
- „Der Sturm heult“ (V. 1) → verstärkt die bedrohliche Wirkung der Natur.
- „Die Häuser recken sich mit leeren Mienen“ (V. 3) → Die Stadt wirkt trostlos und entmenschlicht.
- Farbsymbolik :
- „blutigrot und dunkel“ (V. 2) → Erzeugt eine unheimliche, schnell bedrohliche Stimmung.
- Metaphern und Vergleiche :
- „Wie Seiler zerrend an der Tage Länge“ (V. 6) → Verdeutlicht die quälende Langsamkeit des Winters.
- Synästhesie (Verbindung von Farb- und Klangvorstellung)
- „heisres Feuer krächzt“ (V. 8) → Vermischung von Sinneseindrücken, Feuer wird als krank und schwach dargestellt.
Bedeutung und Interpretation
- Das Gedicht kann als Ausdruck einer existenziellen Beklemmung gesehen werden, die sich im Winter besonders verstärkt.
- Die negative Darstellung des Winters könnte auch als allgemeine Gesellschaftskritik gelesen werden: Die Menschen sind eingesperrt, isoliert und entfremdet.
- Im expressionistischen Kontext passt das Gedicht zu typischen Themen wie Großstadtleben, Isolation und Bedrohung.
Bewertung des Gedichts
- Das Gedicht überzeugt durch seine dichte Bildsprache und die intensive Atmosphäre.
- Die sprachlichen Mittel verstärken die düstere, trostlose Stimmung.
- Gerade die Personifikationen und die ungewöhnlichen Sinneseindrücke (z. B. das krächzende Feuer) machen das Gedicht besonders ausdrucksstark.
- Insgesamt ist es ein beeindruckendes Beispiel expressionistischer Lyrik, das Gefühle von Isolation und Kälte meisterhaft einfängt.
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Mias persönliche Erst-Reaktion
- Das Gedicht klingt total düster und bedrückend – fast schon wie ein Horrorfilm.
- Ich finde es spannend, wie Heym mit Farben und Geräuschen spielt, um eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen.
- Die leeren Höfe und die ausgefrorenen Scheiben machen das Winterbild besonders trostlos.
- Der Vergleich mit den Seilern ist interessant – es zeigt, wie der Winter sich endlos hinzieht.
- Das Feuer sollte eigentlich Wärme geben, aber hier ist es eher krank – das finde ich eine coole Umkehrung.
- Die kurzen Strophen machen das Ganze irgendwie noch intensiver und beklemmender.
- Ich frage mich, ob das nur eine Winterbeschreibung ist oder ob Heym auch die Gesellschaft kritisiert.
- Die Personifikationen der Häuser und des Sturms geben der Stadt eine schnelle gespenstische Wirkung.
- Es erinnert mich ein wenig an düstere Filme oder Bücher über einsame Städte.
- Ich würde das Gedicht gerne mit anderen expressionistischen Wintergedichten vergleichen, um zu sehen, ob sie ähnlich bedrückend sind.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Expressionismus
https://textaussage.de/expressionismus-themenseite
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Sammlung von Gedichten des Expressionismus – nach Themen sortiert:
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