Goethe und der Mond – Klassik oder Romantik?
Es ist immer wieder interessant, auf ein Gedicht zu treffen, das man nicht sofort und eindeutig einer Epoche zuordnen kann.
- So kann es einem auch mit diesem Gedicht gehen, das
- sich immerhin intensiv mit dem Mond beschäftigt
- und den ihn umgebenden Naturphänomenen.
- Dann ist da doch recht intensiv vom Herzen die Rede
- und dann auch noch von der Liebe.
- Am Ende dann die totale Begeisterung,
- allerdings verbunden mit Lust und Schmerz.
- Dann bleibt die Frage, ob das Gedicht auch Kennzeichen der Klassik enthält, immerhin ist es 1828, also wenige Jahre vor dem Tod Goethes entstanden – und mit der Romantik hatte er nicht viel am Hut.
Inhaltlich sind wir auf dieser Seite auf das Gedicht eingegangen:
https://textaussage.de/schwierige-texte-verstehen-goethe-dem-aufgehenden-vollmonde
Johann Wolfgang Goethe
Dem aufgehenden Vollmonde
- Willst du mich sogleich verlassen?
- Warst im Augenblick so nah!
- Dich umfinstern Wolkenmassen,
- Und nun bist du gar nicht da.
- Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
- Blickt dein Rand herauf als Stern!
- Zeugest mir, daß ich geliebt bin,
- Sei das Liebchen noch so fern.
- So hinan denn! hell und heller,
- Reiner Bahn, in voller Pracht!
- Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
- Überselig ist die Nacht.
Sicht der Künstlichen Intelligenz
Schauen wir mal, was die Künstliche Intelligenz (Perplexity.ai) uns hier anbietet (in kursiver Schrift):
Dieses Gedicht „Dem aufgehenden Vollmonde“ von Johann Wolfgang von Goethe weist sowohl Merkmale der Klassik als auch der Romantik auf, tendiert aber insgesamt eher zur Romantik: Merkmale der Romantik:
- Naturmotiv: Der Mond als zentrales Motiv ist typisch für die Romantik.
- Gefühlsbetontheit: Das lyrische Ich drückt starke Emotionen aus („betrübt“, „geliebt“, „schmerzlich“, „überselig“)
- Sehnsucht und Ferne: Die Sehnsucht nach dem fernen „Liebchen“ ist ein romantisches Motiv
- Personifizierung der Natur: Der Mond wird wie ein Du angesprochen und mit menschlichen Eigenschaften versehen.
- Nachtmotiv: Die Nacht als Setting ist ein häufiges romantisches Motiv.
Merkmale der Klassik:
- Formale Ordnung: Das Gedicht hat eine klare Struktur mit drei vierzeiligen Strophen und einem regelmäßigen Reimschema (abab).
- Harmoniestreben: Trotz der schmerzlichen Gefühle endet das Gedicht in einem positiven, „überseligen“ Zustand
- Ausgewogene Sprache: Die Sprache ist geregelt und einheitlich, ohne extreme Ausdrücke.
Fazit der KI:
- Obwohl das Gedicht einige klassische Elemente aufweist, überwiegen die romantischen Merkmale.
- Die starke Betonung von Gefühlen, die Naturmotivik und die Sehnsuchtsthematik lassen es eher der Romantik zuordnen.
- Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Goethe sowohl in der Klassik als auch in der Romantik wirkte und oft Elemente beider Epochen in seinen Werken verband.
MIA: Kritische Nachfrage
Grundsätzlich haben wir kein Problem damit, dass Goethe auch mal romantisch sein durfte, vor allem in Fragen der Liebe.
Aber wir hatten mal was gelesen – und fragten entsprechend nach.
Unser Prompt:
Aber Goethe hatte doch mit der Romantik nicht viel im Sinn – sie kam ihm sogar regelrecht krankhaft vor.
Und die Antwort der KI
- Sie haben Recht, Goethe hatte tatsächlich ein sehr kritisches Verhältnis zur Romantik.
- Seine berühmte Aussage „Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke“ verdeutlicht seine ablehnende Haltung gegenüber dieser literarischen Strömung.
- Goethes Kritik an der Romantik lässt sich in mehreren Punkten zusammenfassen:
- Irrationalität: Goethe sah die romantische Betonung des Unbewussten und Irrationalen kritisch. Er bevorzugte einen vernunftgeleiteten Zugang zur Welt.
- Übertreibung: Er empfand die romantische Ästhetik oft als übertrieben, gesucht und unnatürlich.
- Mangel an Realismus: Goethe kritisierte die Tendenz der Romantiker, das Alltägliche zu mystifizieren und dem Endlichen einen „unendlichen Schein“ zu geben.
- Religiöse Tendenzen: Die mystisch-katholisierenden Bestrebungen einiger Romantiker stießen bei dem eher aufklärerisch gesinnten Goethe auf Ablehnung.
- Politische Implikationen: Die zunehmend nationalistische Ausrichtung der romantischen Bewegung, besonders in Bezug auf Volkslieder und Märchen, missfiel Goethe.
- Trotz dieser grundsätzlichen Ablehnung ist es wichtig zu beachten, dass Goethe selbst in einigen seiner Werke durchaus romantische Elemente verwendete.
- Er war kein kategorischer Gegner der Romantik, sondern stand ihr differenziert gegenüber.
- Seine Kritik richtete sich vor allem gegen die Extreme und Auswüchse der romantischen Bewegung, die er als ungesund und übertrieben empfand.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Romantik – Infos, Tipps und Materialien zu dieser Epoche der Literatur, bsd. auch Beispiele für Gedichtinterpretationen
https://textaussage.de/romantik-themenseite
— - Themenseite Klassik
https://schnell-durchblicken.de/die-weimarer-klassik-infos-tipps-und-materialien-themenseite
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
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