Goethe, „Dem aufgehenden Vollmonde“ – Gedicht der Klassik? (Mat4844-litg(

Goethe und der Mond – Klassik oder Romantik?

Es ist immer wieder interessant, auf ein Gedicht zu treffen, das man nicht sofort und eindeutig einer Epoche zuordnen kann.

Quelle: Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 2, Berlin 1960 ff, S. 109.
  • So kann es einem auch mit diesem Gedicht gehen, das
    • sich immerhin intensiv mit dem Mond beschäftigt
    • und den ihn umgebenden Naturphänomenen.
    • Dann ist da doch recht intensiv vom Herzen die Rede
    • und dann auch noch von der Liebe.
    • Am Ende dann die totale Begeisterung,
    • allerdings verbunden mit Lust und Schmerz.
  • Dann bleibt die Frage, ob das Gedicht auch Kennzeichen der Klassik enthält, immerhin ist es 1828, also wenige Jahre vor dem Tod Goethes entstanden – und mit der Romantik hatte er nicht viel am Hut.

Inhaltlich sind wir auf dieser Seite auf das Gedicht eingegangen:
https://textaussage.de/schwierige-texte-verstehen-goethe-dem-aufgehenden-vollmonde

Johann Wolfgang Goethe

Dem aufgehenden Vollmonde

  1. Willst du mich sogleich verlassen?
  2. Warst im Augenblick so nah!
  3. Dich umfinstern Wolkenmassen,
  4. Und nun bist du gar nicht da.
  5. Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
  6. Blickt dein Rand herauf als Stern!
  7. Zeugest mir, daß ich geliebt bin,
  8. Sei das Liebchen noch so fern.
  9. So hinan denn! hell und heller,
  10. Reiner Bahn, in voller Pracht!
  11. Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
  12. Überselig ist die Nacht.

Sicht der Künstlichen Intelligenz

Schauen wir mal, was die Künstliche Intelligenz (Perplexity.ai) uns hier anbietet (in kursiver Schrift):

Dieses Gedicht „Dem aufgehenden Vollmonde“ von Johann Wolfgang von Goethe weist sowohl Merkmale der Klassik als auch der Romantik auf, tendiert aber insgesamt eher zur Romantik: Merkmale der Romantik:

  1. Naturmotiv: Der Mond als zentrales Motiv ist typisch für die Romantik.
  2. Gefühlsbetontheit: Das lyrische Ich drückt starke Emotionen aus („betrübt“, „geliebt“, „schmerzlich“, „überselig“)
  3. Sehnsucht und Ferne: Die Sehnsucht nach dem fernen „Liebchen“ ist ein romantisches Motiv
  4. Personifizierung der Natur: Der Mond wird wie ein Du angesprochen und mit menschlichen Eigenschaften versehen.
  5. Nachtmotiv: Die Nacht als Setting ist ein häufiges romantisches Motiv.

Merkmale der Klassik:

  1. Formale Ordnung: Das Gedicht hat eine klare Struktur mit drei vierzeiligen Strophen und einem regelmäßigen Reimschema (abab).
  2. Harmoniestreben: Trotz der schmerzlichen Gefühle endet das Gedicht in einem positiven, „überseligen“ Zustand
  3. Ausgewogene Sprache: Die Sprache ist geregelt und einheitlich, ohne extreme Ausdrücke.

Fazit der KI:

  • Obwohl das Gedicht einige klassische Elemente aufweist, überwiegen die romantischen Merkmale.
  • Die starke Betonung von Gefühlen, die Naturmotivik und die Sehnsuchtsthematik lassen es eher der Romantik zuordnen.
  • Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Goethe sowohl in der Klassik als auch in der Romantik wirkte und oft Elemente beider Epochen in seinen Werken verband.

MIA: Kritische Nachfrage

Grundsätzlich haben wir kein Problem damit, dass Goethe auch mal romantisch sein durfte, vor allem in Fragen der Liebe.

Aber wir hatten mal was gelesen – und fragten entsprechend nach.

Unser Prompt:
Aber Goethe hatte doch mit der Romantik nicht viel im Sinn – sie kam ihm sogar regelrecht krankhaft vor.

Und die Antwort der KI

  • Sie haben Recht, Goethe hatte tatsächlich ein sehr kritisches Verhältnis zur Romantik.
  • Seine berühmte Aussage „Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke“ verdeutlicht seine ablehnende Haltung gegenüber dieser literarischen Strömung.
  • Goethes Kritik an der Romantik lässt sich in mehreren Punkten zusammenfassen:
    • Irrationalität: Goethe sah die romantische Betonung des Unbewussten und Irrationalen kritisch. Er bevorzugte einen vernunftgeleiteten Zugang zur Welt.
    • Übertreibung: Er empfand die romantische Ästhetik oft als übertrieben, gesucht und unnatürlich.
    • Mangel an Realismus: Goethe kritisierte die Tendenz der Romantiker, das Alltägliche zu mystifizieren und dem Endlichen einen „unendlichen Schein“ zu geben.
    • Religiöse Tendenzen: Die mystisch-katholisierenden Bestrebungen einiger Romantiker stießen bei dem eher aufklärerisch gesinnten Goethe auf Ablehnung.
    • Politische Implikationen: Die zunehmend nationalistische Ausrichtung der romantischen Bewegung, besonders in Bezug auf Volkslieder und Märchen, missfiel Goethe.
  • Trotz dieser grundsätzlichen Ablehnung ist es wichtig zu beachten, dass Goethe selbst in einigen seiner Werke durchaus romantische Elemente verwendete.
  • Er war kein kategorischer Gegner der Romantik, sondern stand ihr differenziert gegenüber.
  • Seine Kritik richtete sich vor allem gegen die Extreme und Auswüchse der romantischen Bewegung, die er als ungesund und übertrieben empfand.

Weitere Infos, Tipps und Materialien

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