Goethe: Natürliche Fähigkeiten werden durch harte Arbeit und Talent zu echter Kunst.
Goethe
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen …
- Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
- Und haben sich, eh man es denkt, gefunden;
- Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
- Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
- Das lyrische Ich beobachtet, wie Natur und Kunst zunächst gegensätzlich erscheinen, sich dann aber annähern.
- Es erkennt, dass seine anfängliche Abneigung verschwindet und es sich nun von beiden gleichermaßen angezogen fühlt.
- Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
- Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden
- Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
- Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
- Das lyrische Ich betont die Notwendigkeit ernsthaften Bemühens.
- Es beschreibt, wie man sich durch diszipliniertes Arbeiten der Kunst widmet.
- Das führt am Ende dazu dass die Natur im Herzen wieder frei aufblühen kann.
- So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen:
- Vergebens werden ungebundne Geister
- Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
- Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
- In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
- Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.
- Das lyrische Ich zieht Parallelen zur Bildung im Allgemeinen.
- Es erkennt, dass Disziplin und Selbstbeschränkung notwendig sind, um Großes zu erreichen.
- Es kommt zu dem Schluss, dass wahre Freiheit nur durch die Einhaltung von Regeln und Gesetzen erreicht werden kann.
Das Gedicht und die Klassik
- Dieses Gedicht passt hervorragend zur Klassik, da es zentrale Ideale dieser Epoche verkörpert.
- Erstens betont es die Harmonie zwischen scheinbaren Gegensätzen – hier Natur und Kunst –
- was dem klassischen Streben nach Ausgleich und Ganzheit entspricht.
- Zweitens vertritt das Gedicht die Idee der Selbstbildung und -vervollkommnung durch Disziplin und Regeln,
- was dem klassischen Bildungsideal und dem Streben nach Vollendung entspricht,
- während es gleichzeitig die für die Klassik typische Form des Sonetts verwendet, was die Einheit von Form und Inhalt unterstreicht.
Übertragung auf uns heute
- Man muss sich nur mal vorstellen, man will richtig gut in etwas werden, zum Beispiel in einem Sport oder bei einem Instrument.
- Goethe sagt in diesem Gedicht, dass es manchmal so aussieht, als würden natürliches Talent und harte Arbeit nicht zusammenpassen.
- Aber in Wirklichkeit braucht man beides!
- Am Anfang denkt man vielleicht, dass Regeln und Übungen nervig sind und einen einschränken.
- Aber Goethe meint, dass man gerade durch diese „Einschränkungen“ – also regelmäßiges Üben und das Befolgen bestimmter Techniken – wirklich gut wird und seine eigene Kreativität entfalten kann.
- Das Gleiche gilt für’s Lernen allgemein:
- Wer einfach drauflos lernt, ohne Plan und Struktur, wird es schwer haben, richtig gut zu werden.
- Stattdessen sollte man sich „zusammenraffen“, also diszipliniert sein und sich an Regeln halten.
- Das klingt zwar nach weniger Freiheit, aber Goethe sagt, dass man gerade dadurch am Ende mehr Freiheit gewinnt – weil man dann die Fähigkeiten hat, seine Ideen wirklich umzusetzen.
- Kurz gesagt: Talent ist super, aber ohne harte Arbeit und ein bisschen Disziplin wird man nicht weit kommen. Die Kombination aus beidem macht einen zum echten Meister!
Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 2, Berlin 1960 ff, S. 89-90,121-122.
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