Hans Sahl, „Wir sind die Letzten“ (Mat7349)

Was die „letzten“ Überlebenden zum Holocaust sagen

Wir zeigen hier am Beispiel eines Gedichtes von Hans Sahl auf, welche Probleme und Gefahren die Überlebenden des Holocaust bei seiner Verarbeitung nach 1945 sehen.

Gefunden haben wir das Gedicht im Rahmen einer Abituraufgabe aus dem Jahr 2007 hier:
https://media.frag-den-staat.de/files/foi/427439/D_07_GK_HT.pdf

 

  1. Zeilen 1-10:
    Wenn man den biografischen Kontext hinzunimmt, deutet alles darauf hin, dass sich hier jemand mit dem Schicksal der Juden unter der NS-Herrschaft beschäftigt.

    • Dabei entsteht allerdings ein doppelter Eindruck.
      • Zum einen kann man nachvollziehen, dass diese von der Katastrophe mehr oder weniger mit Betroffenen tatsächlich in besonderer Weise Zeitgenossen sind.
      • Andererseits wird aber ein fast schon marktwirtschaftlicher Umgang mit der Erinnerung an den Holocaust beschrieben, mit besonderer Berücksichtigung des schlechten Gewissens.
    • Offensichtlich gibt es für das lyrische ich keinen echten Lebenszusammenhang zwischen den Betroffenen und denen, die ihr Schicksal gewissermaßen wissenschaftlich oder museal verwalten.
  2. Es folgt in den Zeilen 11-13 ein Wortspiel, leicht ironisch im ersten Teil.
    • Denn das Vertrödeln war ja keine Zeitverschwendung, sondern entsprach der möglichst lebensrettenden Reaktion auf das Unbegreifliche.
    • Der zweite Teil dieses Gedankengangs nimmt dann aber auch wieder den Aspekt des Unternehmerischen auf. Und zwar wieder im Sinne einer Art Antik-Markt. Das würde zum oben erwähnten musealen Umgang passen mit dieser Vergangenheit.
  3. Die Zeilen 14-16 sind dann noch bitterer, denn sie betonen den künstlichen Schutz der Erinnerung, verbunden in diesem Fall mit schlechtem Gewissen.
  4. Den Schluss des Gedichtes
    • bildet dann zunächst etwas, was nach dem Ruf des Marktschreiers klingt.
    • Dann wird noch einmal der Kern der Selbstbeschreibung zusammengefasst.
    • Man weiß nicht so genau, ob das lyrische Ich einen Unterschied macht zwischen dem direkten Kontakt mit Betroffenen und eben einem distanzierten, vermittelten Umgang.
    • Man kann nur hoffen, dass es sich hier um das Angebot oder die Forderung nach einem direkten Austausch handelt.

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