Herta Grandt, „Gefangener Vogel“ (Mat7384)

Schicksal eines gefangenen Vogels

Das Gedicht macht am Beispiel eines gefangenen Vogels klar, was der Verlust der Freiheit für ein Lebewesen bedeuten kann.

Gefunden haben wir das Gedicht hier.

Einleitung und Thema

  • Das Gedicht „Gefangener Vogel“ von Herta Grandt beschreibt die tragische Situation eines Vogels, der in Gefangenschaft lebt, jedoch von der Freiheit träumt.
  • Es thematisiert den inneren Konflikt zwischen Anpassung an die Umstände und der Sehnsucht nach dem früheren, freien Leben.
  • Dabei nutzt die Autorin eindrückliche Bilder, um den Gegensatz zwischen dem Käfig und der Freiheit der Natur zu verdeutlichen.

Strophenaufbau, Reimschema und Metrum

  • Strophenaufbau: Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen.
  • Reimschema: Es folgt einem klassischen umarmenden Reim (abba) in jeder Strophe.
  • Dementsprechend sind auch die Versschlüsse gestaltet: männlich, weiblich, weiblich, männlich.
  • Metrum: Das Metrum ist überwiegend ein Trochäus, der eine ruhige, nachdenkliche Grundstimmung schafft, aber in der Abfolge Hebung und Senkung auch den Niedergang aufnimmt, der das Gedicht kennzeichnet.

Inhaltliche Beschreibung der Strophen

  1. Erste Strophe: Das lyrische Ich beschreibt, wie der Vogel im Traum den Wind spürt. Die Käfigstangen erscheinen wie die Zweige eines Baumes, die ihn früher im Holunderbaum wiegten. Die Erinnerung an die Freiheit ist hier präsent, aber nur ein Traum.
  2. Zweite Strophe: Beim Erwachen wird dem Vogel schmerzlich bewusst, dass er sich in einem Käfig und nicht mehr unter dem Sternenhimmel einer freien Nacht befindet. Der Kontrast zwischen Freiheit und Gefangenschaft wird deutlich.
  3. Dritte Strophe: Der Vogel wird durch materielle Annehmlichkeiten wie Futter und Spielzeug abgelenkt. Das führt dazu, dass er die Täuschung seiner Lage nicht erkennt.
  4. Vierte Strophe: Nur im Sommer, wenn die Schreie junger Vögel aus der Ferne zu hören sind, zeigt sich sein Schmerz. Sein Gesang klingt dann so voller Trauer, als ob ein Herz brechen würde.

Aussagen des Gedichts

Das Gedicht zeigt:

  • Sehnsucht nach Freiheit: Der Vogel bleibt tief mit seiner verlorenen Freiheit verbunden, auch wenn er versucht, sich anzupassen.
  • Gefangenschaft und Illusion: Die materiellen Dinge im Käfig können die Freiheit nicht ersetzen, sondern betonen nur die Täuschung – aber mehr für den Leser als für den gefangenen Vogel.
  • Traurigkeit und Schmerz: Besonders die letzte Strophe verdeutlicht den unerträglichen Schmerz der Entfremdung von der natürlichen Umgebung.

Sprachliche und rhetorische Mittel

  • Vergleich: „Die Käfigstangen wie das Zweigwerk“ (Strophe 1) symbolisieren die Illusion von Freiheit.
  • Personifikation: Der Käfig „wiegt“ den Vogel wie ein Baum, wodurch der Kontrast zwischen Schein und Wirklichkeit betont wird.
  • Gegensätze: „Käfig“ und „Blätterdach“ (Strophe 2) zeigen den Gegensatz zwischen Freiheit und Gefangenschaft.
  • Alliteration: „Sommers … Schreie“ (Strophe 4) verstärkt die Intensität des Sommers und der damit verbundenen Emotionen.
  • Personifizierung: Die „kleine Strophe“ des Vogels (Strophe 4) steht für den das, was der Vogel fühlt, aber wohl bewusst nicht mehr ausdrücken kann. .

Die sprachlichen Mittel verdeutlichen die zentrale Aussage des Gedichts: Die Gefangenschaft mag äußerlich angenehm erscheinen, doch sie nimmt dem Wesen des Vogels seinen wahren Sinn.


Bedeutung für den Deutschunterricht

Das Gedicht eignet sich hervorragend für den Deutschunterricht, da es:

  1. Einfache Zugänge zur Analyse von Reimschema, Metrum und sprachlichen Mitteln bietet.
  2. Gesellschaftliche Themen wie Freiheit, Anpassung und Täuschung thematisiert, die auch für Schüler und Schülerinnen greifbar sind.
  3. Eine emotionale und bildhafte Sprache nutzt, die die Lesenden direkt anspricht.
  4. Diskussionen über den ethischen Umgang mit Tieren und deren Lebensraum anregen kann.

Anregungen:

Man kann das Gedicht gut mit einigen anderen Texten vergleichen. Hier sind entsprechende Vorschläge:

https://textaussage.de/schnell-durchblicken-rilke-der-panther

https://textaussage.de/rilke-der-panther-vergleich-wolfenstein-tucholsky

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