In welchen Szenen aus Goethes „Faust“ (Teil 1 und 2) taucht Gretchen auf? (Mat2934-smg)

Szenenfolge zur Beziehung Faust – Gretchen 

  1. Straße
    → Erste Begegnung: Faust spricht Gretchen an („Mein schönes Fräulein, darf ich wagen…“); sie weist ihn zurück („Bin weder Fräulein, weder schön…“) – zeigt ihre Unschuld und Distanz.

  2. Abend
    → Gretchen ist allein zu Hause, denkt an Faust – sie beginnt zu träumen, erste Anzeichen von Verliebtheit („Unruh ist meiner Sinne Spiel“).

  3. Spaziergang
    → Mephisto informiert Faust, dass Gretchen an ihn denkt. Faust wird ungeduldig und drängt auf schnelleren Kontakt – erste Anzeichen seiner Gier und Maßlosigkeit.

  4. Der Nachbarin Haus
    → Marthe hilft als Vermittlerin: Faust trifft Gretchen wieder – ihre Beziehung wird sozial eingefädelt.

  5. Straße (II)
    → Mephisto arrangiert die „Verabredung“ – auf der Rückseite dieses Pakts wächst die Manipulation.

  6. Garten
    → Zartes Gespräch zwischen Faust und Gretchen; Gretchen fragt, ob er an Religion glaubt – sie zeigt ihr Bedürfnis nach Tiefe und moralischer Bindung.

  7. Ein Gartenhäuschen
    → Kuss-Szene. Gretchen ist emotional überwältigt, Faust drängt körperlich stärker – hier wird das Machtungleichgewicht spürbar.

  8. Marthens Garten
    → Mephisto und Marthe lenken ab; Faust und Gretchen nutzen den Moment – sexuelle Annäherung, symbolisch stark aufgeladen.

  9. Am Brunnen
    → Gretchen erfährt von einer anderen jungen Frau, die „gefallen“ ist – sie sieht sich selbst darin und spürt Schuld und Angst.

  10. Zwinger
    → Gretchen betet – zeigt Reue, religiöses Ringen, inneren Konflikt.

  11. Nacht. Straße vor Gretchens Türe
    → Faust erkennt Gretchens Not, aber Mephisto hetzt – Faust bleibt ambivalent.

  12. Dom
    → Gretchen wird von Schuldgefühlen überwältigt (Vision von der Hölle); die innere Zerrissenheit wird mit großem Pathos dargestellt.

  13. Walpurgisnacht
    → Faust wird von Mephisto in eine Welt der Sinnlichkeit geführt – gleichzeitige Distanz zu Gretchens Schicksal entsteht.

  14. Walpurgisnachtstraum (Ein Intermezzo)
    → Absurde, allegorische Szenen – kritische Spiegelung gesellschaftlicher Mechanismen.

  15. Trüber Tag. Feld
    → Faust erfährt von Gretchens Verhaftung (Kindsmord); Reue blitzt auf, aber zu spät – Faust zeigt erstmals echte Reue.

  16. Nacht. Offen Feld
    → Faust will Gretchen retten, Mephisto gibt zynische Kommentare – die Tragik verdichtet sich.

  17. Kerker
    → Endszene: Gretchen ist wahnsinnig, erkennt Faust, verweigert aber die Flucht. Sie vertraut auf Gottes Urteil („Heinrich! Mir graut’s vor dir“ – „Gericht! Gericht! Ist dein?“). Ihre Rettung erfolgt spirituell („Sie ist gerettet“) – ihre Figur wandelt sich zur Erlösten.


Optional ergänzbar – aus „Faust II“ (nur symbolisch-relevant):

  • Schlussszene (Faust II, letzter Akt):
    Gretchen erscheint als „una poenitentium“ (eine Reumütige) im Himmel, sie empfängt Fausts Seele. Hier wird sie zur spirituellen Führerin – dieser Auftritt ist zentrales Argument für die Deutung als „himmlisches Epilogwesen“.