Szenenfolge zur Beziehung Faust – Gretchen
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Straße
→ Erste Begegnung: Faust spricht Gretchen an („Mein schönes Fräulein, darf ich wagen…“); sie weist ihn zurück („Bin weder Fräulein, weder schön…“) – zeigt ihre Unschuld und Distanz. -
Abend
→ Gretchen ist allein zu Hause, denkt an Faust – sie beginnt zu träumen, erste Anzeichen von Verliebtheit („Unruh ist meiner Sinne Spiel“). -
Spaziergang
→ Mephisto informiert Faust, dass Gretchen an ihn denkt. Faust wird ungeduldig und drängt auf schnelleren Kontakt – erste Anzeichen seiner Gier und Maßlosigkeit. -
Der Nachbarin Haus
→ Marthe hilft als Vermittlerin: Faust trifft Gretchen wieder – ihre Beziehung wird sozial eingefädelt. -
Straße (II)
→ Mephisto arrangiert die „Verabredung“ – auf der Rückseite dieses Pakts wächst die Manipulation. -
Garten
→ Zartes Gespräch zwischen Faust und Gretchen; Gretchen fragt, ob er an Religion glaubt – sie zeigt ihr Bedürfnis nach Tiefe und moralischer Bindung. -
Ein Gartenhäuschen
→ Kuss-Szene. Gretchen ist emotional überwältigt, Faust drängt körperlich stärker – hier wird das Machtungleichgewicht spürbar. -
Marthens Garten
→ Mephisto und Marthe lenken ab; Faust und Gretchen nutzen den Moment – sexuelle Annäherung, symbolisch stark aufgeladen. -
Am Brunnen
→ Gretchen erfährt von einer anderen jungen Frau, die „gefallen“ ist – sie sieht sich selbst darin und spürt Schuld und Angst. -
Zwinger
→ Gretchen betet – zeigt Reue, religiöses Ringen, inneren Konflikt. -
Nacht. Straße vor Gretchens Türe
→ Faust erkennt Gretchens Not, aber Mephisto hetzt – Faust bleibt ambivalent. -
Dom
→ Gretchen wird von Schuldgefühlen überwältigt (Vision von der Hölle); die innere Zerrissenheit wird mit großem Pathos dargestellt. -
Walpurgisnacht
→ Faust wird von Mephisto in eine Welt der Sinnlichkeit geführt – gleichzeitige Distanz zu Gretchens Schicksal entsteht. -
Walpurgisnachtstraum (Ein Intermezzo)
→ Absurde, allegorische Szenen – kritische Spiegelung gesellschaftlicher Mechanismen. -
Trüber Tag. Feld
→ Faust erfährt von Gretchens Verhaftung (Kindsmord); Reue blitzt auf, aber zu spät – Faust zeigt erstmals echte Reue. -
Nacht. Offen Feld
→ Faust will Gretchen retten, Mephisto gibt zynische Kommentare – die Tragik verdichtet sich. -
Kerker
→ Endszene: Gretchen ist wahnsinnig, erkennt Faust, verweigert aber die Flucht. Sie vertraut auf Gottes Urteil („Heinrich! Mir graut’s vor dir“ – „Gericht! Gericht! Ist dein?“). Ihre Rettung erfolgt spirituell („Sie ist gerettet“) – ihre Figur wandelt sich zur Erlösten.
Optional ergänzbar – aus „Faust II“ (nur symbolisch-relevant):
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Schlussszene (Faust II, letzter Akt):
Gretchen erscheint als „una poenitentium“ (eine Reumütige) im Himmel, sie empfängt Fausts Seele. Hier wird sie zur spirituellen Führerin – dieser Auftritt ist zentrales Argument für die Deutung als „himmlisches Epilogwesen“.