Wie schreibt man eine Inhaltsangabe? Am Beispiel der Ballade „Es waren zwei Königskinder“ (Mat294)

Wie schreibt man eine Inhaltsangabe? Am Beispiel der Ballade „Es waren zwei Königskinder“


Balladen sind besonders gut geeignet, um dazu Inhaltsangaben zu verfassen – denn es handelt sich ja um eine mehr oder weniger dramatische Handlung, wie wir im Folgenden zeigen.

Die beiden Königskinder – eine Ballade, die alles enthält, was dazu gehört, aber auch einen sehr traurigen Kern enthält. Es kann sehr sinnvoll sein, über andere Möglichkeiten der Trauer zu sprechen.

Siehe dazu unsere ausführliche Behandlung der Ballade auf dieser Seite:
https://textaussage.de/es-waren-zwei-koenigskinder-als-volksballade

Da es von dieser Ballade verschiedene Fassungen gibt, gehen wir hier von der aus, die in Wikipedia zu finden ist.

1. Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten beisammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.

  • Hier hat man schon mal die Ausgangssituation.2. Ach Liebster, könntest du schwimmen,
    so schwimm doch herüber zu mir!
    Drei Kerzen will ich anzünden,
    und die soll’n leuchten zu dir.

    3. Das hört ein falsches Nönnchen
    die tat, als wenn sie schlief;
    sie tät die Kerzlein auslöschen,
    der Jüngling ertrank so tief.

    • Nach dem Plan nun die Untat eines anderen Menschen.
    • Möglicherweise haben die Erfinder dieser Ballade hier einer Nonne diese Rolle zugewiesen, weil die ja Ehelosigkeit versprochen hatte. So könnte sie ein Neidmotiv haben, das sich hier allerdings mörderisch auswirkt.
    • Auf jeden Fall sollte deutlich werden, dass es hier nicht um ein gruppenbezogenes Vorurteil gehen darf.

4. Es war an ein’m Sonntagmorgen,
die Leut waren alle so froh,
nicht so die Königstochter,
ihr Augen saßen ihr zu.

  • Offensichtlich weiß die Königstochter schon von ihrem Unglück.
  • Jetzt muss sie etwas unternehmen, um überhaupt für sich sein zu können.
  • Das wird ausführlich in mehreren Stufen entwickelt, wohl um die Entschlossenheit der jungen Frau hervorzuheben, aber auch die geringe Bewegungsfreiheit damals in der Familie.

5. Ach Mutter, herzliebste Mutter,
der Kopf tut mir so weh;
ich möcht so gern spazieren
wohl an die grüne See.

6. Ach Tochter, herzliebste Tochter,
allein sollst du nicht gehn,
weck auf deine jüngste Schwester,
und die soll mit dir gehn.

7. Ach Mutter, herzliebste Mutter,
meine Schwester ist noch ein Kind;
sie pflückt ja all die Blümlein,
die auf Grünheide sind.

8. Ach Tochter, herzliebste Tochter,
allein sollst du nicht gehn;
weck auf deinen jüngsten Bruder,
und der soll mit dir gehn.

9. Ach Mutter, herzliebste Mutter,
mein Bruder ist noch ein Kind;
er schießt mir alle Vöglein,
die auf Grünheide sind.

10. Die Mutter ging nach der Kirche,
die Tochter hielt ihren Gang;
sie ging so lang spazieren,
bis sie den Fischer fand.

  • Erst hier geht die eigentliche Handlung weiter.

11. Ach Fischer, liebster Fischer,
willst du verdienen groß Lohn,
so wirf dein Netz ins Wasser
und fisch mir den Königssohn.

12. Er warf das Netz ins Wasser,
es ging bis auf den Grund;
der erste Fisch, den er fischet,
das war sich [!] des Königs Sohn.

  • Das Ausrufezeichen soll hier deutlich machen, dass die Wikipedia-Leute hier einen Fehler entdeckt haben, ihn aber nicht einfach korrigieren, sondern dokumentieren.

13. Sie fasst ihn in ihre Arme
und küsst seinen toten Mund:
Ach Mündlein, könntest du sprechen,
so wär mein jung Herz gesund.

  • Hier wird der Verlustschmerz besonders deutlich gemacht.

14. Was nahm sie von ihrem Haupte,
eine güldene Königskron:
Sieh da, wohledler Fischer,
hast dein’ verdienten Lohn.

15. Was zog sie ab vom Finger,
ein Ringlein von Gold so rot:
Sieh da, wohledler Fischer,
kauf deinen Kindern Brot.

  • Neben ihrer Trauer denkt die junge Frau aber auch an den wahrscheinlich armen Fischer.

16. Sie schwang um sich ihren Mantel
und sprang wohl in die [!] See:
Gut Nacht, mein Vater und Mutter,
ihr seht mich nimmermehr.

  • Dies ist natürlich eine schwierige Stelle,
  • bei der man deutlich machen sollte, dass so ein Verlust etwas Schreckliches ist,
  • es auch jederzeit jedem passieren kann, dass er einen lieben Verwandten oder eine Freundin verliert.
  • Umso wichtiger ist es darüber zu sprechen, wie man damit weiterleben und für sich das Beste draus machen kann.

17. Da hört man Glöcklein läuten,
da hört man Jammer und Not;
hier liegen zwei Königskinder,
die sind alle beide tot.

  • Hier am Schluss eine sehr knappe Zusammenfassung.
  • Man könnte überlegen, wie man dieser Ballade einen anderen Schluss geben könnte, der die eben angestellte Überlegung aufnimmt.

Im Folgenden zeigen wir, wie man zu dieser Ballade eine Inhaltsangabe schreiben kann.

  1. Die Volksballade „Es waren zwei Königskinder“ handelt, wie der Titel schon sagt, von einer Prinzessin, die durch einen tiefen See von ihrem Geliebten, einem Prinzen, getrennt ist.
  2. Deshalb verspricht sie ihm, zwei Kerzen anzuzünden, damit er beim Schwimmen das Ziel im Auge behalten und zu ihr kommen kann.
  3. Weil eine Nonne, die den beiden ihr Glück nicht gönnt, die Kerzen auslöschte, ertrinkt der Prinz.
  4. Die Prinzessin will ihn suchen und wimmelt alle Versuche ihrer Mutter ab, ihr eine Begleitung zum See mitzugeben,
  5.  und bringt einen Fischer dazu, sie mit dem Boot auf den See hinauszufahren.
  6. Als sie die Leiche des Prinzen wirklich finden, gibt die Prinzessin dem Fischer ihre Krone und ihren Ring als Belohnung,
  7. küsst den Toten und verschwindet mit ihm im See.
  8. Am Ende werden beide tot aufgefunden.
Anmerkungen zur Lösung:
  • Wichtig ist immer mit einem Einleitungssatz zu beginnen, der gleich zur Hauptfigur führt.
  • Anschließend muss man nur noch die wichtigsten Handlungsschritte aufnehmen.
  • Auf nicht ganz so Wichtiges wie die einzelnen Vorschläge der Mutter kann man verzichten.
  • Wichtig ist, nicht nur einfach Hauptsätze aneinanderzureihen, sondern Satzgefüge zu verwenden – wie etwa Nr. 7.

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