Inhaltsangabe bei Gedichten, Beispiel: Eichendorff, „Sehnsucht“ (Mat7946)

Worum es hier geht:

  • Wenn zu einem Gedicht eine Inhaltsangabe verlangt wird,
  • So heißt das, dass man wie bei einer Kurzgeschichte nur über den Inhalt informiert.
  • Das kann bei einem Gedicht schwierig werden, wenn es keine Handlung oder nur wenig davon enthält.
  • Dann geht man am besten davon aus, was das lyrische Ich tut – denn das ist ja die Instanz, die eigentlich eine Art Monolog von sich gibt.
  • Dessen Inhalt fasst man also zusammen.
  • Wir zeigen das hier am Beispiel eines Gedichtes von Eichendorff in den eingerückten Zeilen. Der Originaltext erscheint in Kursivschrift.

Quelle: Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 66-67.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004734785

Sehnsucht

  1. Es schienen so golden die Sterne,
  2. Am Fenster ich einsam stand
  3. Und hörte aus weiter Ferne
  4. Ein Posthorn im stillen Land.
  5. Das Herz mir im Leib entbrennte,
  6. Da hab ich mir heimlich gedacht:
  7. Ach, wer da mitreisen könnte
  8. In der prächtigen Sommernacht!
  • In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich seine Situation:
    • Es steht alleine am Fenster
    • Und hört weit draußen ein Posthorn.
  • Darauf reagiert das lyrische Ich
    • Mit starken Gefühlen
    • Und dem heimlichen Wunsch
    • In dieser schönen Sommernacht mitreisen zu können.
      • Anmerkung: Offensichtlich geht es um eine Postkutsche, mit deren Hilfe Menschen um 1800 verreisen konnten.
  1. Zwei junge Gesellen gingen
  2. Vorüber am Bergeshang,
  3. Ich hörte im Wandern sie singen
  4. Die stille Gegend entlang:
  5. Von schwindelnden Felsenschlüften,
  6. Wo die Wälder rauschen so sacht,
  7. Von Quellen, die von den Klüften
  8. Sich stürzen in die Waldesnacht.
    • In der zweiten Strophe berichtet das lyrische Ich von zwei jungen Gesellen,
      • Die am Rand eines Berges vorbeigehen
      • Und beim Wandern singen.
    • Dann geht es um den Inhalt des Gesangs:
      • Wilde Berggegenden,
      • Wo die Wälder aber Ruhe verbreiten.
      • Außerdem geht es um Quellen,
      • Die sich von Felsen aus in den nächtlichen Wald hinabstürzen.
        • Anmerkung: Woher das lyrische Ich das weiß, ist fraglich, denn diese Wanderer dürften wohl außer Hörweite sein.
        • Also ist es wahrscheinlich Fantasie.
  1. Sie sangen von Marmorbildern,
  2. Von Gärten, die überm Gestein
  3. In dämmernden Lauben verwildern,
  4. Palästen im Mondenschein,
  5. Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
  6. Wann der Lauten Klang erwacht
  7. Und die Brunnen verschlafen rauschen
  8. In der prächtigen Sommernacht.
    • In der dritten Strophe wird weiter vom Inhalt des Gesangs berichtet.
    • Jetzt geht es eher um einen Garten,
    • In dem sich Marmorbilder befinden und Lauben, also Gartenhäusern,
    • Aber auch um Paläste,
    • In denen irgendwelche Mädchen das gleiche tun wie das lyrische Ich, nämlich am Fenster stehen und
    • dem Klang der Lauten (eine Art Gitarre) zuhören.
    • Dazu kommt das Rauschen der Brunnen.

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