Wie schreibt man einen („inneren“) Monolog nach einer Dramenszene? Beispiel: Ill nach der Polizistenszene (Mat2210)

Worum es hier geht:

  • Im Deutschunterricht ist das Schreiben eines „inneren“ Monologs eine beliebte Aufgabe.
  • Eigentlich gibt es so etwas nur bei erzählenden Texten.
  • Wir zeigen hier an einem Beispiel, wie man so etwas auch nach einer Dramenszene einbauen kann.

Vorab-Info zum Video

Hierzu haben wir auch ein Video gemacht. Es ist unter der folgenden Adresse abrufbar:

https://youtu.be/-JGHbt3l_2I

Die Dokumentation zum Video kann hier heruntergeladen werden.

Mat2210-f20Monolog20Ill20derPolizistenszene

  • Worum es geht – und worum nicht 😉
    Immer wieder hören wir von Aufgaben, in denen Schüler an einer bestimmten Stelle eines Dramas einen „inneren Monolog“ einbauen sollen.
  • Wir halten das für ein Missverständnis, denn innere Monologe gibt es eigentlich nur in erzählenden Texten, wenn der Erzähler uns in die Gedanken der Figur hineinschauen lässt, die nicht offen ausgesprochen werden.
  • In Theaterstücken
  • gibt es dafür Monologe, denn nur dann werden sie ja für die Zuschauer hörbar.
  • Einen Erzähler gibt es in der Regel im Theater nicht.
  • Um einen ähnlichen Effekt zu erreichen wie beim inneren Monolog etwa in einer Kurzgeschichte, gibt es im Theater das sogenannte „beiseite sprechen“. Der Schauspieler wendet sich da vom eigentlichen Bühnengeschehen weg und spricht in eine Art leeren Raum an der Seite der Bühne, wo die Zuschauer ihn aber noch ganz gut verstehen können.
  • Dabei werden zwei Dinge miteinander verbunden:
  • Die Figur äußert ihre Gedanken und zwar nur für sich, die anderen auf der Bühne sollen davon nichts mitbekommen.
  • Aber die Zuschauer im Theater hören gewissermaßen, was die Figur denkt beziehungsweise jetzt einfach für sich laut aussprecht.
  • Was die Position im Drama angeht, an der so ein Monolog sinnvoll ist, so sollte es eine Stelle sein, in der gerade etwas passiert ist, was die Figur aufregt und was sie verarbeiten muss.
  • Das ist zum Beispiel nach der Polizistenszene in Dürrenmatts Drama „Der Besuch der alten Dame“ gegeben.
  • Denn das war ja das erste von drei Gesprächen mit wichtigen Leuten der Stadtgesellschaft, bei denen Ill Hilfe sucht, aber nicht findet.
  • Der Schock darüber ist natürlich nach dem ersten Gespräch am größten, später ist die Verweigerung jeder Hilfe ja fast zu erwarten.
  • Was den Inhalt des Gesprächs angeht,
  • so geht es zunächst um die unmittelbare Verarbeitung dessen, was gerade passiert ist und die Figur noch sehr beschäftigt.
  • Von dort aus könnte der eine oder andere Punkt angesprochen werden, der schon weiter zurück liegt, aber insgesamt besonders wichtig ist.
  • Im dritten Teil könnte die Figur dann nach vorne schauen.
  • In diesem Falle wären es die Erwartungen an die nachfolgende Bürgermeisterszene.
  • Denn da kommt ja der nächste wichtige Vertreter der Stadt und hier könnte Ill noch gewisse Hoffnungen haben, dass ihm geholfen wird.

Als nächstes schaut man sich die Szene mit dem Polizisten noch mal genauer an, versetzt sich in die Situation Ills und notiert sich, was man hinterher dazu (sich selbst) sagen könnte – einfach, weil es raus muss.

  • Das Entsetzen darüber, dass man von der Polizei keine Hilfe bekommt.
  • Eventuell auch der Ärger über die billigen Argumente, mit denen der Polizist die Hilfe verweigert hat.
  • Dann eine Anmerkung zum Goldzahn und zu den gelben Schuhen.
    Damit hätte man auch eine Überleitung zum zweiten Bereich:

Hier könnte Ill auch noch etwas ansprechen, was in der Szene am Rand eine Rolle gespielt hat und weiter zurückreicht bzw. von grundsätzlicher Bedeutung ist.

  • Rückblick auf die anfängliche Ablehnung des Vorschlags der Zachanassian.
  • Dann das Abbröckeln der Unterstützung
  • und besonders das hemmungslose Konsumieren und Schulden-Machen.
  • Vielleicht mit dem Schluss- und Höhepunkt: Sie werden mich töten (wollen). Was kann ich tun?
    Das wäre dann auch schon die Überleitung zum letzten Bereich:
  • Überlegungen, was als nächstes getan werden kann:
  • Hier können dann Überlegungen angestellt werden, wen Ill als nächstes ansprechen kann.
  • Das läuft dann fast von selbst auf den Bürgermeister hinaus – der ja vorher Ill als Nachfolger haben wollten und insgesamt eine größere Verantwortung trägt als der Polizist.

Hier muss eine Stelle korrigiert werden:

4. Der ist genauso wie die anderen und denkt auch nur an das Geld.