Klausur-Vorbereitung: Wie ein Igel – gut vorbereitet: Fragen und Themen zu Kleist, „Der zerbrochene Krug“ (Mat7356-igel)

Wie ein Igel – auf alles gefasst sein …

  • Demnächst steht eine Klausur zu Kleists „Der zerbrochene Krug“ an? Oder sogar eine mündliche Prüfung?
  • Hierauf soll unser Igel-Schaubild vorbereiten.
  • Dieses sehr spezielle Tier ist für uns ein Symbol für absolute Bereitschaft, allem gegenüber zu bestehen, was auf einen zukommt.
  • Dabei haben wir die Stacheln von ChatGPT allerdings durch Lichtstrahlen ersetzen lassen.
  • Denn hier soll ja niemand abgeschreckt oder gar verletzt werden – vielmehr geht es um optimale Reaktionsbereitschaft.
Videolink

Timeline

Hier kann man direkt zu einer Stelle im Video springen – ohne es vorher aufmachen zu müssen.

0:00 Thema

1:38 Thema

2:05 Aussagen

4:15 Richter Adam

5:07 Eve u.a. Figuren

8:52 Dramatik

9:22 Komik und Satire

10:22 sprachliche u.a. Mittel

11:01 Bedeutung des Ortes

11:29 Thema Wahrheit

12:56 Ödipus – analytisches Drama

15:43 Bezüge zur Bibel

19:10 Aktuelle Bedeutung

20:35 Methodik: Szenenanalyse

22:00 Methodik: Sachtext – Analyse – Erörterung

22:53 Dokumentation

Schaubild

Präsentation der einzelnen Themen-Elemente

Wie ein Igel – gut vorbereitet auf Fragen und Aufgaben zur Komödie „Der zerbrochene Krug“

Thema:

•Rein äußerlich, die Frage, wer einen Krug zerbrochen hat
•Dahinter: Umgang mit Machtmissbrauch und Verschleierung

Aussagen:

Das Stück zeigt: 1. Missbrauch des Amtes/Korruption/lüsternes Alter 2. Unfähigkeit/lächerliche Verhüllungsstrategie
3. Liebe zweier Menschen: List-Klugheit Eves, Ruprecht: starke Gefühle von Liebe und Eifersucht, Kommunikationsmängel
4. kluge, verständnisvolle Strategie des Gerichtsrates; 5. Komische Momente beim Zusammenprall von Pflicht und Können

Handlung

•Richter Adam in peinlicher Situation
•Hintergrund verschwiegen
•Dazu „Besuch“ Gerichtsrat
•Krug = Außenproblem
•Parteiische, unprofessionelle Verhandlung
•Zunehmender Verdacht
•Zeugen -> Spur zu Adam
•Schließlich: Bericht Eves
•Militär – Attest-Angebot
•übergriffiger Nachtbesuch
•Flucht des Richters
•Versöhnung mit Ruprecht
•Happy End: Heimatdienst
•Richter zwar suspendiert, aber Alternativ-Chance

Rolle Richter Adam

•zentrale Figur
•Inkompetenz
•Korruptheit
•satirische Ver-handlungsführung
•moralisches Versagen
•das aufgedeckt wirdAndere Figuren
•Eve = Opfer von Übergriff
•und Eifersucht
•„List gegen List“
•Enttäuschung Rup
•Schweige-Taktik
•Gerichtsrat deckt auf
•Brigitte und Licht als Zeugen

Dramatik/Spannung

•schrittweise Enthüllung
•analytisches Drama
•zunehmende Erkenntnis des Zs
•konfliktreiche Dialoge
•Andeutungen des Gerichtsrates

Komik/Satire

•Situationskomik (Start-Situation)
•Kommunikations-komik (Teufel)
•Kontrast: Perücke-Schläge am Ende
•Satire: Überzeichnung: Differenz zwischen Pflicht und Können

Sprachl. u.a. Mittel:

•Krug als zentrales Symbol für
•Moral-Zerfall
•gestörte Beziehung (E/R)
•offenes Ende: Krug-Problem verschoben
•Eves Schweigen als strateg. Mittel

Bedeutung d. Ortes

•Bühne für Zusammenprall von Welten
•verstärkt die Möglichkeiten von Komik und Satire
•Adam verweist auf die Besonderheit

Problem Wahrheit

•Unterscheiden zwischen Kant-Krise = Mensch kommt nicht ans „Ding an sich“ – Kategorien Raum und Zeit, Kausalität
•hier geht es nur um Aufdeckung eines Sachverhaltes, ganz normal juristisch, Besonderheit: Richter muss/kann sich schützen.

Sophokles, „Ödipus“ analytisches Drama

•Ausgangspunkt: Theben, Seuche
•König Ödipus verspricht Klärung der Ursache
•Aufdeckung: Ödipus wurde als Königssohn ausgesetzt
•wegen: Prophezeiung: Vater erschlagen, Mutter heiraten
•überlebt bei einem Hirten
•erschlägt Vater im Streit als Fremden
•befreit Theben von gefährlichem Ungeheuer -> heiratet Königswitwe = seine Mutter
•Wahrheits-Schock -> Selbstbestrafung (Augen) /Verbannung

Bibel-Bezug

•Adam und Eva/Eve
•Sündenfall, allerdings Verführung durch Eva
•Verteidung aus dem Paradies, nur Adam
•Licht Hinweis auf „Ältervater / Der …fiel“
•„aus dem Bett“ gegen „ins Bett“
•Teufel-Anspielungen; Ziegenbock, Klumpfuß
•Adam: „Bin ich der Teufel“? (1820)
•Turmbau von Babel/Akten -> Verständigungsproblem

Ergänzung 1: Problem Wahrheit 1

  • Unterscheiden zwischen Kant-Krise = Mensch kommt nicht ans „Ding an sich“ – Kategorien Raum und Zeit, Kausalität
  • In der Komödie geht es nur um Aufdeckung eines Sachverhaltes, ganz normal juristisch, Besonderheit: Richter muss/kann sich schützen.

Ergänzung 2: Wahrheit 2: Kant-Krise

  • Immanuel Kant: Ding an sich = nicht für uns erkennbar.
  • Wir sind an Kategorien wie Zeit, Raum, Kausalität gebunden
  • Diese Grenze = Schock für Kleist
  • Erschütterung seiner Welt und ihrer scheinbaren Gewissheiten

Ergänzung 3: Wahrheit als unterschwelliges Motiv

  • im Stück = Andeutungen der Kant-Krise
  • 1098: Adam zu Eve: gib „Wahrheit“, verbunden mit Hinweis auf Gott, soll nichts sagen, „was zur Sache nicht gehört“
  • Adam missbraucht hier „Wahrheit“ im Sinne seiner gewünschten Wahrheit.
  • Schreiber „Licht“ = vielsagender Name
  • 2375: Eve Geldstücke = „Wahrheit“

Ergänzung 4: Biografisches

Kleists Biografie als Hintergrund

  • Kleists Identitätskrise/Sinnsuche/Zerrissenheit entspricht Adams Absturz aus seiner Sicherheit
  • Das macht ihn aber auch offen für komische Situationen bis hin zur Groteske = gute Voraussetzungen für eine Komödie
  • Kleist hatte auch Kommunikationsprobleme, die auch im Stück eine Rolle spielen
  • Napoleon = Bedrohung/Infragestellung von preuß. Staat und Gesellschaft (kurz vor Fertigstellung der Komödie katastrophale Niederlage Preußens im Krieg)

Ergänzung 5: Gattung Komödie

  • seit der Antike menschliche Schwächen und Fehltritte
  • Am Ende weitgehende Wiederherstellung der Ordnung, aber nicht ganz (Krug-Prozess)
  • aber: tiefergehende Probleme, z.B. Problem zwischen Eve und Ruprecht, Grenzen der Herstellung von Wahrheit über die „Geldstücke“

Ergänzung: Kommunikation in der Komödie

Hierzu haben wir ein Video gemacht. In ihm wird gezeigt, wie man sich ohne spezielle Kenntnisse an eine Antwort heranarbeiten kann. Man nutzt einfach Elemente aus anderen Kenntnisbereichen und fügt die geschickt zusammen:

•Schritt 1: Theaterstück = nur Sprech-Handeln = Kommunikation
•Schritt 2: Anfangsszene: Mehrbödigkeit: Sekretär, Richter
•Schritt 3: Adam ->Eve: unterschwellige Beeinflussung
•Schritt 4: Eve Vertrauensforderung -> Ruprecht
•Schritt 5: Eves Spiel mit Sprache„scharf geprägte“ Münzen -> Garant der Wahrheit

Videolink

Dokumentation:

 

Ergänzung: Kleist und die Epochen

  • Tendenz zur Aufklärung
    • Rationalität der Prozessführung durch den Gerichtsrat
    • -> Kritik an Autoritäten – Aufdeckung von Missständen
    • -> Ansätze von Erziehungsgedanke
    • -> Menschenrecht: Eve zwischen Rollenzwängen und Ansätzen von Autonomie
  • Klassik:
    • Einheit von Ort, Zeit und Handlung
    • Wiederherstellung von Ordnung und Harmonie
    • Aber auch offenes Ende
    • Bruch mit idealisierter Vorstellung: Adam wird nicht zur „schönen Seele“
    • Auch sonst eher normale Menschen als idealisierte Helden
  • Elemente von Romantik:
    • Betonung des Grotesken und Absurden  in der Situation und im Verhalten Adams
    • Bedeutung von Gefühlen, die auch zu Vorurteilen führen können (Eves Mutter, Ruprecht)
    • Krug als Symbol für die Gebrochenheit der Welt, die am Ende nicht aufgelöst wird
    • Ambivalenz und Mehrdeutigkeit in der Sprache und in den  Dialogen
    • Ambivalenz des Schlusses, in gewisser Weise fragmentarisch (offenes Ende)
    • Aber: Fehlen von Transzendenz
    • Aber: Allgemeine Gesellschaftskritik anders als bei der Konzentration auf das Individuelle in der Romantik
  • Fazit: Auch die Vielfalt der Epochenbezüge zeigt Kleist als Dichter des Übergangs

Ergänzung: Sprachliche Mittel

  • Sprechen in Andeutungen
    „Ja, seht. Zum Straucheln braucht’s doch nichts, als Füße.

    Auf diesem glatten Boden, ist ein Strauch hier?
    Gestrauchelt bin ich hier; denn jeder trägt
    Den leid’gen Stein zum Anstoß in sich selbst.“ (5)

  • Daraus folgt ein entsprechender Kurz-Dialog
    „LICHT.

    Nein, sagt mir, Freund! Den Stein trüg jeglicher –?
    ADAM.
    Ja, in sich selbst!
    LICHT.
    Verflucht das!
    ADAM.
    Was beliebt?“

  • Daraus folgt eine bedeutungsschwere Bemerkung Lichts:
    „LICHT.

    Ihr stammt von einem lockern Ältervater,
    Der so beim Anbeginn der Dinge fiel,
    Und wegen seines Falls berühmt geworden
    Ihr seid doch nicht –?“ (9)

  • Dagegen aber auch kurze, sentenzartige Formulierungen:
    Eve: „List gegen List.“ (2089)
  • Überhaupt gibt es viele abgebrochene Sätze, die Unsicherheit und Spannung deutlich machen:
    • „Ob mir vielleicht der Pächter …“ (382)
    • „Zu Bett -?“ (516)
      „Ihr wollt -?

Ergänzung: Vergleich Langfassung (Variant) mit der Kurzfassung

  • In beiden Fassungen Enthüllung der Machenschaften des Richters und positive Aussichten für die Beziehung zwischen Eve und Ruprecht
  • Langfassung: Eve verweigert sich zunächst der schnellen Versöhnungs-Bitte Ruprechts
  • und ermöglicht damit die ausführliche Darstellung der Vorgänge und des Fehlverhaltens des Richters
  • Zurückhaltend ist Eve auch gegenüber der Versicherung, Ruprecht könne in der Heimat Dienst tun.
  • Das zwingt den Gerichtsrat zu seiner Geld-Angebots-Lösung (Wahrheitsprüfung statt einfachem Freikauf) und bringt ihn am Ende in eine freundschaftliche Beziehung zum Liebespaar
  • Fazit 1: Langszene detailreicher und emotionaler
  • Fazit 2: Eve bekommt Gelegenheit, sich als komplexere Figur zu zeigen – mit Klugheit und Verletzlichkeit

Aktuelle Bedeutung der Komödie

•Zeitlosigkeit
•Machtmissbrauch
•Verschleierung
•Parabelähnlichkeit:Umweg-Erkenntnis
•Bedeutung von Rechtlichkeit (auch Dienstpflicht)
•und Korrektur durch Obrigkeit

Methodik-Szenenanalyse

•Analyse einer Szene (Ausschnitt); Klärung der Voraussetzungen, Entwicklung der Dramatik
•Thema des Textauszugs als Frage – nach Klärung der Aussagen als Antworten
•Untersuchung Kommunikation und/oder komische bzw. satirische Elemente
•Bedeutung des Textausschnittes für das gesamte Drama
•Aufgabe 2: Erörterung einer Frage zum Text oder darüber hinaus (Literatur)

Methodik -Sachtext – Analyse und Stellungnahme/Erörterung

•Vorstellung des Textes mit Angabe des Themas (als Fragestellung)
•Herausarbeitung der Position
•und ihrer Darstellung (sachlich, polemisch …)
•Stellungnahme zur Überzeugungskraft von Argumentation und Position
•Weiterführende Überlegungen

Weitere Infos, Tipps und Materialien