Tipps zur Analyse von Reden
Wie man eine optimale „Einleitung“ verfasst
Wie man mit dem Inhalt der Rede am besten umgeht
Wie man die „Position“ des Redners erkennt, also das, was er erreichen will
Wie man die Mittel beschreibt, die der Redner verwendet, um seine Ziele zu erreichen
Wie man kritisch zu der Rede Stellung nehmen kann
Beispiel für eine Rede-Analyse
Vorstellung eines Onlinekurses zum Thema „Analyse von Reden“
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1. Was sind Reden überhaupt? – Versuch einer Definition
Zwei extreme Beispiele
Um hierbei einfach einmal zwei Extrempunkte zu markieren: Da gibt es auf der einen Seite die Rede zum 80-jährigen Geburtstag der Urgroßmutter, hier versucht zum Beispiel der Sohn als Festredner, diesen Tag und vor allem das „Geburtstagskind“ zu würdigen und zu-gleich die „Festgemeinde“ einigermaßen bei Laune zu halten oder besser: in Stimmung zu bringen. Das bedeutet auch ein gewisses Entertainment, bei dem der Redner selbst möglichst gut aussehen will.
Reden als eine besondere Art von expositorischen Texten
Das Gemeinsame aller Reden
Natürlich gibt es fließende Übergänge vom Heiratsantrag – gewissermaßen als Mini-Rede – bis hin zu Grundsatzreden im Parlament, die Stunden dauern können. Allen ist aber gemein-sam die Bindung an eine bestimmte Situation und das Bemühen, sich möglichst effektvoll, d.h. wirksam zu präsentieren.
Die alten Griechen und Römer unterschieden übrigens drei Grundgattungen von Reden:
1. Da gab es für sie zum einen „Gerichtsreden“, in der man sich um die Beurteilung zurückliegender Vorgänge stritt.
2. Dann gab es so eine Art Beratungs- und Ermahnungsrede, sie analysierte zum ei-nen die Gegenwart, zum anderen versuchte sie darzustellen, was in Zukunft verbes-sert werden könnte.
3. Schließlich gab es noch Lob- und Tadelreden, die sich auf einzelne Personen und ih-re konkreten Handlungsweisen bezogen.
In der Praxis werden diese Grundgattungen auch sehr gemischt auftauchen, da gibt es dann Plädoyers neben Streitgesprächen, die Laudatio (Lobrede) neben dem Nekrolog (Nachruf), die Predigt als eine feste Einrichtung im Gottesdienst neben dem Referat, das auch seine Spielregeln hat.
Reden, die nicht gehalten, sondern niedergeschrieben werden
Wer Lust hat, sein Wissen und Verständnis mal zu testen, kann die folgende Aufgabe lösen:
1. Schaue dir in einem Lexikon eine Erklärung des Begriffs „Rede“ an und vergleiche diese mit unseren Festlegungen hier.
2. Denke dir drei möglichst Beispiele von Reden aus, zunächst eine aus dem privaten Be-reich, dann eine, die schon in den öffentlichen Bereich gehört, deren Wirkungsgrad aber noch begrenzt ist, schließlich eine, die das Zeug hat, in die Geschichte einzugehen.
3. Versuche mit Hilfe von Büchern oder auch durch Nachfrage bei Leuten, die du kennst und die dafür in Frage kommen, mindestens 5 berühmte Reden zu benennen.
2. Worauf kommt es bei der Analyse von Reden ganz allgemein an?
1. Schaue dir in einem Lexikon eine Erklärung des Begriffs „Rede“ an und vergleiche diese mit unseren Festlegungen hier.
• In Meyers Großem Taschenlexikon heißt es z.B.: „Rede, Ansprache, mündliche Dar-legung von Gedanken vor einem Publikum über ein bestimmtes Thema oder Arbeits-gebiet. Die Rede ist im gesellschaftlichen und im politischen Bereich von großer Be-deutung, z.B. als politische Rede, Gerichtsrede, Laudatio, Predigt.“
2. Denke dir drei möglichst Beispiele von Reden aus, zunächst eine aus dem privaten Be-reich, dann eine, die schon in den öffentlichen Bereich gehört, deren Wirkungsgrad aber noch begrenzt ist, schließlich eine, die das Zeug hat, in die Geschichte einzugehen.
• Ein ganz kleines, aber sehr bedeutsames Beispiel wäre etwa, wenn der Familie die neue Freundin irgendwann mal vorgestellt werden muss. Auch da kommt es auf die oben genannten Punkte an.
• Hier könnte man etwa die Antrittsrede des neuen Trainers einer Mannschaft nehmen.
3. Versuche mit Hilfe von Büchern oder auch durch Nachfrage bei Leuten, die du kennst und die dafür in Frage kommen, mindestens 5 berühmte Reden zu benennen.
• Die so genannte Hunnenrede Kaiser Wilhelms II.
• Reden von Hitler und Wels zum Ermächtigungsgesetz 1933
• Die Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede Churchills
• Rede Präsident Kennedys in Berlin: „Ich bin ein Berliner“
Nun zum eigentlichen Thema dieser Kurseinheit: Worauf kommt es bei der Analyse von Reden ganz allgemein an?
Klärung der Situation, des ursprünglichen Verwendungszusammenhangs
Wenn Reden in einer ganz bestimmten Situation stehen und auf sie reagieren bzw. versu-chen, sie zu beeinflussen, muss zunächst einmal dieser Kontext geklärt werden. Häufig gibt es dabei spezifische Probleme oder auch heikle Aspekte. Man denke etwa an eine Situation, bei der eine Fußballmannschaft einen Aufstand den alten Trainer durch eine Art Aufstand zum Rücktritt gezwungen hat, weil dieser ihnen im Training zu hart und psychologisch zu ungeschickt erschien.
Wenn der neue Trainer jetzt erst mal antritt, um in einer kurzen Rede seine eigenen Vorstel-lungen darzulegen, dann hat er verschiedene „Momente“ zu berücksichtigen, z.B. Rücksicht auf den alten Trainer, Sicherung der eigenen Autorität, indem er den „Aufstand“ gegen den alten Trainer und damit die Entstehungsbedingungen seines eigenen Amtes möglichst ver-schleiert. Dann geht es sicher darum, Kompetenz zu zeigen, aber auch eine Vision, wie man etwa trotz der schlechten Saison des Vorjahres Meister werden kann.
Dann daraus der Erwartungen
Es ist klar, dass zu den Voraussetzungen, zum Kontext einer Rede auch die Erwartungen gehören, die die Zuhörer an die Rede stellen. Diese bestimmen nämlich in gewisser Weise die Möglichkeiten mit, die der Redner überhaupt hat. In unserem Beispielfall erwarten die Spieler, dass der neue Trainer irgendwie zumindest noch kurz auf den Skandal um seinen Vorgänger eingeht, das Ganze möglichst aber auch schnell abschließt, um zu neuen Ufern aufbrechen zu können. Falls jemand aus der Vereinsführung dabei ist, möchte der natürlich eine erste Vorstellung davon bekommen, wie sehr der neue Trainer die Mannschaft begeis-tern kann usw.
Dann die Rede selbst
Im Zentrum der Analyse stehen dann natürlich die Rede selbst, ihre Themen, der Gedanken-gang, die Thesen, dabei immer auch schon besondere rhetorische Mittel, meistens beginnt die „Rhetorik“ einer Rede ja schon bei der Einleitung – einfach, weil die ersten Worte von besonderer Bedeutung sind und die Richtung bestimmen, die Atmosphäre. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch der Schluss, weil von dort aus schließlich etwas bewirkt werden soll.
Intentionalität – Was will der Redner erreichen?
Rhetorische Eigenart
Bewertung
Aufgabe:
An deiner Schule hat die vorgesetzte Behörde verfügt, dass auch Oberstufenschüler in ausfal-lenden Stunden nicht nur zusätzliche Aufgaben zu lösen haben, sondern diese sind auch noch im Klassenraum zu bearbeiten, wobei mindestens am Anfang und am Ende der Stunde die Anwesenheit von einem Lehrer kontrolliert wird.
Du bist als Schüler mit 5 anderen Schülern Mitglied der Schulkonferenz und hast dich bereit erklärt, zu dem Punkt eine Erklärung abzugeben.
1. Welche „Momente“ der Situation spielen eine Rolle und sind von dir zu berücksichtigen?
2. Welche Erwartungen haben die verschiedenen Teilnehmer der Sitzung an dich (Mitschü-ler, Eltern, Lehrer, Schulleiter)?
3. Welche Intentionalität (Absicht) könnte deine Rede haben?
4. Mit welchen Hauptmitteln (s.o.) könntest du versuchen, dein Ziel zu erreichen?