Peter-André Alt: Auswertung der Schiller-Biografie zu „Maria Stuart“: Vergleich Drama-Geschichte

Worum es hier geht:

Wir zeigen hier, wie man die Biografie eines Dichters auswerten kann im Hinblick auf eine Frage zu einem Werk.

Damit hebt man sich deutlich ab von Ausarbeitungen oder Referaten, die sich nur auf typische Erläuterungen für Schülis richten.

Einführung: Schillers Umgang mit historischen Fakten

Im Folgenden wird gezeigt, wie man eine Dichter-Biografie auswerten kann, um ein bestimmtes Problem bei einer Lektüre zu lösen. In diesem Falle geht es um die Frage, was Schiller bei der Gestaltung der beiden Hauptfiguren, Maria Stuart und Elisabeth, im Vergleich zur historischen Wirklichkeit geändert hat. Wir werten hier einen kurzen Absatz aus der Biografie von Peter-André Alt aus:
Peter-André Alt, „Schiller. Leben – Werk – Zeit. Eine Biografie, C.H. Beck: München 2000, Bd. II, S. 496/497 Als erstes macht Alt deutlich, dass sich Schiller auch bei diesem Drama „die gewohnten Freiheiten“ erlaubt. D.h. er gestaltet die Figuren zwar auf der Basis der geschichtlichen Tatsachen, aber unterwirft sie einem literarischen Ziel, einer bestimmten Intention bzw. Aussage, die das Drama haben soll.

Schillers Anpassungen der historischen Figuren

Als erstes geht er darauf ein, dass beide Königinnen im Drama deutlich jünger sind, „damit sie die erforderliche erotische Attraktivität ausstrahlen können.“ Hier wird schon ein Ziel Schillers deutlich: Es geht für ihn weniger um Politik als die auch persönliche Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen, die es jeweils nicht ertragen können, hinter der anderen zurückzustehen. Vor dem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Mortimer von Schiller frei erfunden wurde – bei Leicester ist die Beziehung zu Maria Stuart laut Alt ein „Produkt der Phantasie“. Indirekt profitiert Schillers Maria davon, dass ihr Schreiber Kurl seine belastende Aussage widerruft. Im Unterschied zur historischen Vorlage gesteht die Maria des Dramas im Hinblick auf die Ermordung ihres Ehemannes Darnley zumindest eine Mitschuld. Andererseits hält Schiller sie frei von einer Mitschuld an einem Attentat auf Elisabeth. Das bedeutet insgesamt eine Entlastung, weil ja der Mord lange zurückliegt und wohl auch bereut wird.

Marias Entwicklung und Schillers literarische Intention

Insgesamt fasst Alt die Entwicklung Marias im Drama so zusammen: „Schiller hat Maria damit einen Läuterungsprozeß zugeschrieben, den sie als historische Figur so ausgeprägt kaum durchlief.“ Man merkt also deutlich, wie sehr Schiller am Beispiel Marias zeigt, wie zumindest spät im Leben so etwas wie eine „schöne Seele“ unter schwierigsten Entstehungen entstehen kann.

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