Rollenbiografie lebendig: Beispiel Prinz in Emilia Galotti (Mat7298-lebendig)

Worum es hier geht:

Auf der Seite
https://schnell-durchblicken.de/ki-mia-rollenbiografie-norm-am-beispiel-des-prinzen-aus-lessings-emilia-galotti
sind wir darauf eingegangen,
– was eine Rollenbiografie eigentlich ist
– und wie man sie am besten schreibt.

Hier nun eine lebendigere Alternative

Hierzu gibt es auch auf Youtube ein Video:

Videolink

https://youtu.be/IjT6XKpUcBU

Die zugehörige Dokumentation ist hier zu finden:

Mat 7298-lebendig Rollenbiografie-Emilia-Galotti-Prinz-lebendig

  • Zum Thema Rollenbiografie gibt es viele hilfreich Tipps, aber kaum einen Hinweis auf den Sinn, so etwas zu verfassen.
  • Natürlich ist klar, warum so etwas in der Schule gemacht wird: Die Schüler sollen sich alle Infos aus dem Text zu einer Figur raussuchen – sie sollen sich in ihre Lage versetzen – und das dann vortragen.
  • Bleibt die Frage: Wem sollen sie das erzählen? Dem Lehrer? Nicht schlecht, aber eindeutig zu wenig.
  • Deshalb versuchen wir hier mal etwas anderes. Wir geben der Rollenbiografie etwas Leben, befreien sie von der Aufzählung aller möglichen Dinge, die sowieso im Drama zu finden sind.
  • Stattdessen versuchen wir mal, ob es nicht zumindest etwas origineller geht.
  • Und um eine Kommunikationssituation zu haben, die einigermaßen realistisch ist, stellen wir uns vor, dass das Drama speziell im Rahmen einer Aufführung für Schüler – Theaterjugendring o.ä. – eingeleitet wird, indem die Figuren sich vorher vorstellen.
  • Das hat nebenbei den Vorteil, dass Schülern nicht einfach ein Stück präsentiert wird, als hätten sie es schon dreimal gesehen und freuten sich nur noch auf eine besondere Inszenierung.
  • Nein, wir nehmen so eine Veranstaltung für Schüler ernst – und geben ihnen am Anfang eine überaus menschliche Einführung, die ihnen Lust macht, das hinterher auch noch im Handlungszusammenhang zu sehen.
  • Ob uns das gelingt, wissen wir noch nicht.
  • Aber wir versuchen es wenigstens und sind hinterher auf jeden Fall klüger – und hoffen, dass es auch ein bisschen Spaß macht, mal etwas Originelles zu machen.

So könnte sich der Prinz zum Beispiel vorstellen, ohne dass es eine Charakteristik in der Ich-Form wird 😉

Der Schauspieler, der gleich den Prinzen spielen wird, wendet sich vor dem noch geschlossenen Vorhang an das jugendliche Publikum:

  1. Ihr wundert euch wahrscheinlich, wie ich aussehe. Aber so sahen sie aus die Herrscher des Absolutismus in einem klein geratenen Staat. So was gab es nämlich in Italien, das damals noch kein eigener Staat war. Dafür gab es viele Stadtstaaten, Florenz, Siena und eben auch Guastalla – so um 1500 oder auch 1600. Die genaue Zeit ist eigentlich egal, denn gleich wird es um die Liebe gehen – und zwar in einer besonderen Form.
  2. Als Fürsten hatten wir damals neben der Ehefrau – die soll ich in der Zeit des Stücks erst bekommen – auch noch die eine oder andere Geliebte. Meist war eine die sogenannte Mätresse, also eine Art Haupt-Geliebte. In meinem Falle wird sich gleich die Gräfin Orsina als solche vorstellen.
  3. Leider oder glücklicherweise bin ich ihr gerade überdrüssig geworden, was eigentlich heißt: Lust auf was Neues.
  4. Und da treffe ich in einer Gesellschaft doch tatsächlich die junge Frau, die der gute alte Lessing zum Titel dieses Theaterstücks gemacht hat.
  5. Dummerweise will sie gerade einen anderen heiraten, den Grafen Appiani.
  6. Kaum habe ich das gehört, bin ich erstens verzweifelt und zweitens entschlossen, das zu verhindern.
  7. Dafür habe ich so Leute wie Marinelli, die wieseln immer um mich herum und erledigen alles, wozu ich keine Lust habe – oder wovon ich mich als Stadtherr fernhalten sollte, zum Beispiel bei einem kleinen Überfall. Zu dem wird es nämlich im Stück kommen.
  8. Dummerweise wird dabei der Bräutigam dieser Emilia, die unbedingt so schnell heiraten will, erschossen.
  9. Aber noch dümmer ist leider, dass ich mich selbst in Verdacht gebracht habe, weil ich davor noch Emilia in der Kirche – na ja – ein bisschen  überfallen habe, um ihr meine Liebe zu gestehen.
  10. Sie ist zum einen völlig entsetzt geflohen – ein Grund mehr, sie bei dem Überfall zu entführen – zum anderen hat das leider meine Ex, die Gräfin Orsina mitbekommen.
  11. Und dann erzählt sie das auch noch dem Vater dieser Emilia, der dann auch bald in meinem Schloss aufsuchen wird, wo ich gerade versuche, diese Emilia doch noch für mich zu gewinnen.
  12. Na ja, jetzt wird es kritisch – aber das schaut ihr euch am besten jetzt mal in Ruhe an.
  13. Ich bin mal gespannt, wie ihr auf den Ausgang der Sache reagiert.
  14. Vielleicht können wir ja nachher noch darüber reden.

So, wir haben das hier mal in eins runtergeschrieben, nachdem wir uns vorher die Daten und Fakten um die Figur klargemacht haben.

Wichtig ist tatsächlich, das dann möglichst in ein runterzuschreiben – man kann ja jeweils abhaken, was erledigt ist.

Dann überlegt man, was man als nächstes dranhängen könnte.

Da es sich ja um einen mündlichen Vortrag handelt, ist es nicht schlimm, wenn da nicht alles so optimal zusammenhängt, wie es bei einer Charakteristik der Fall sein sollte.

Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht, dabei ein paar eigene Akzente zu setzen.

Übrigens: Ein kleiner Tipp: Es ist sicher nicht sinnvoll, wenn sich alle Schauspieler genauso ausführlich vorstellen. Das würde zu lange dauern und die Zuschauer auch überfordern.

Deshalb wäre eine andere Variante interessant: Alle stellen sich und ihre Figur ganz kurz vor – interessant wäre dabei die Reihenfolge.

Man könnte mit Appiani beginnen – der scheidet ja bald aus.

Oder mit der Mutter – bei der bleibt das Ende ja auch erst mal offen.

Dann ist man bald bei Emilia und ihrem Vater, die ja den Schluss bestimmen.

Marinelli könnte man vielleicht direkt nach dem Prinzen auftreten lassen, mit dem kurzen Hinweis: Ich hatte die Idee zu dem Überfall und kannte auch Leute, die so was machen. Ansonsten bin ich hin und wieder in kleineren Aufträgen unterwegs.

Weitere Infos, Tipps und Materialien