Borcherts Kurzgeschichte „Radi“ und die traumatischen Folgen des Krieges
Die Geschichte ist zum Beispiel hier zu finden:
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https://www.mondamo.de/alt/borchert.htm#04
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Ausführliche Hilfen zu dieser Geschichte gibt es hier:
Thomas Möbius, Wie interpretiere ich Fabeln, Parabeln und Kurzgeschichten? Aufgaben und Musterinterpretationen, 7. Auflage 2021, Bange Verlag, 96142 Hollfeld, ISBN: 978-3-8044-1575-1
- Die Geschichte handelt von einem nächtlichen Besuch des verstorbenen Soldaten Radi beim Ich-Erzähler.
- Zentrale Themen sind Tod, Identität, Kriegsfolgen, Heimat und Fremde sowie Erinnerung und Vergänglichkeit.
- Radi ringt mit seiner Identität und der Fremdheit seines Todes in Russland.
- Es geht um eine Art Traum, was es Borchert ermöglicht, die Grenzen zwischen Leben und Tod, Gegenwart und Vergangenheit zu verwischen.
- Der Kontrast zwischen der traumhaften Begegnung und der harten Kriegsrealität verstärkt die emotionale Wirkung der Geschichte, ermöglicht aber vielleicht auch eine Verarbeitung des Kriegstraumas und der Verlusterfahrung des Erzählers.
- Dazu kommt, dass auf diese Art und Weise auch Kritik an der Selbstverständlichkeit geübt werden kann, mit der heute wieder Kriege geführt werden.
— - Die Erzählung wird aus der Ich-Perspektive geschildert, was eine emotionale Nähe zum Geschehen schafft.
- Borchert verwendet eine einfache, direkte Sprache mit vielen Wiederholungen, um die Eindringlichkeit der Situation zu unterstreichen.
- Die Erde spielt eine zentrale symbolische Rolle und steht für Heimat, Leben und die Akzeptanz des Todes.
- Im Deutschunterricht bieten sich Analysen der Erzählstruktur, Charakterisierung, Symbolik und des historischen Kontexts an.
- Die Geschichte lässt sich gut mit anderen Werken der Nachkriegs- und Trümmerliteratur vergleichen. Eine gute Vergleichsmöglichkeiten besteht mit der Geschichte „Die Küchenuhr“ von Borchert. Beide Geschichten thematisieren die verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf junge Menschen und die deutsche Gesellschaft. Dabei geht es auch um den Verlust von Angehörigen.
- Man kann auch in beiden Geschichte die Frage der Identität untersuchen.
- Interessant auch die Symbolik: In dieser Geschichte das Skelett und dann die „Küchenuhr“.
- Dazu kommt das Mittel von Rückblenden. Dies ermöglicht eine Gegenüberstellung von Gegenwart und Vergangenheit.
— - Eine interessante Vergleichsmöglichkeit ergibt sich einer Episode aus Max Frischs Roman „Homo Faber“. Dort präsentiert der Protagonist, ein Ingenieur, seinen Auftraggebern Filme, die er vor Ort gemacht hat. Dabei sind die Rollen vertauscht worden – und er wird plötzlich mit Erlebnissen mit seiner Tochter Sabeth konfrontiert, die inzwischen tot ist.
S. 161-166
Zitat aus dem E-Book. Wir haben das in Abschnitte eingeteilt, um die Erzählentwicklung besser verfolgen zu können.- „Ich stand auf. Sabeth in Avignon. Ich stoppte aber nicht, sondern ließ die ganze Spule laufen, obschon der Techniker mehrmals meldete, das könnte nicht Guatemala sein.
- Ich sehe diesen Streifen noch jetzt: Ihr Gesicht, das nie wieder da sein wird–
- Sabeth im Mistral, sie geht gegen den Wind, die Terrasse, Jardin des Papes, alles flattert, Haare, ihr Rock wie ein Ballon, Sabeth am Geländer, sie winkt. Ihre Bewegungen–Sabeth, wie sie Tauben füttert. Ihr Lachen, aber stumm–
- Pont d’Avignon, die alte Brücke, die in der Mitte einfach aufhört. Sabeth zeigt mir etwas, ihre Miene, als sie bemerkt, daß ich filme statt zu schauen, ihr Rümpfen der Stirne zwischen den Brauen, sie sagt etwas.
- Landschaften–Das Wasser der Rhone, kalt, Sabeth versucht es mit den Zehen und schüttelt den Kopf,
- Abendsonne, mein langer Schatten ist drauf. Ihr Körper, den es nicht mehr gibt–
- Das antike Theater in Nîmes. Frühstück unter Platanen, der Kellner, der uns nochmals Brioches bringt, ihr Geplauder mit dem Kellner, ihr Blick zu mir, sie füllt meine Tasse mit schwarzem Kaffee. Ihre Augen, die es nicht mehr gibt–
- Pont du Gard. Sabeth, wie sie Postkarten kauft, um an Mama zu schreiben; Sabeth in ihren schwarzen Cowboy-Hosen, sie merkt nicht, daß ich filme; Sabeth, wie sie ihren Roßschwanz aus dem Nacken wirft.
- Hotel Henri IV. Sabeth sitzt auf der tiefen Fensterbrüstung, ihre Beine verschränkt, barfuß, sie ißt Kirschen, Blick in die Straße hinunter, sie spuckt die Steine einfach hinaus,
- Regentag. Ihre Lippen–Wie Sabeth sich mit einem französischen Maulesel unterhält, der ihrer Meinung nach zu schwer beladen ist. Ihre Hände–“ – Homo faber: Ein Bericht von Max Frisch
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Weitere Infos, Tipps und Materialien
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