"Heimsuchung" - Deutungsansätze - Übersicht -dazu die Hypothese: Goethe als notwendige Ergänzung
Sep 24, 2025
Wir geben hier einen Überblick über die sog. "Deutungsansätze" zum Roman "Heimsuchung". Interne Deutungsansätze = beziehen sich direkt auf das Verständnis von Textstellen. Externe Deutungsansätze stellen "Interpretations-Zusammenhänge" zu anderen Themen her, stellen also diesen Roman in größere Zusammenhänge. --- Die Dokumentation ist hier zu finden: https://schnell-durchblicken.de/deutungsansaetze-zum-roman-heimsuchung --- Der Kurz-Essay, in dem wir zeigen, dass man unserer Meinung nach den Roman in der Schule nur mit Goethe als Ergänzung lesen kann, ist hier zu finden: https://schnell-durchblicken.de/essay-warum-man-goethe-braucht-wenn-man-den-roman-heimsuchung-liest
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So, heute geht es mal wieder um den
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Roman Heimsuchung. Wir sind darauf
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aufmerksam gemacht worden, dass wir uns
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noch mit den sogenannten
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Deutungsansätzen beschäftigen könnten.
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Äh, bei dem Begriff gibt es zwei
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Varianten. Das einmal einmal hat man da
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Aussagen, die gewissermaßen unter dem
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Text liegen. Die sind im Text drin, aber
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sie sind nicht ganz klar. Man kann sie
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also entnehmen, aber mit ein bisschen
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Überlegung und darum sollte man so etwas
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dann hypothetisch als Vermutung äußern
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und dann gibt es natürlich die
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Verbindung des Romans mit anderen Themen
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und wir werden das nachher sogar im
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Extremfall zeigen, wie man diesen Roman
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mit einem Gedicht von Gote vergleichen
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kann. Das sind Dinge, die normalerweise
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in der Aufgabenstellung, in der Klausur
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auch äh mitgegeben werden. Schauen wir
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uns das jetzt mal genauer an, was wir
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hier schon mal so in einem Schaubild
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angedeutet haben, aber jetzt wird es
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präzise. Dann fangen wir jetzt mal mit
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der Erklärung der Begriffe an. Es gibt
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einmal hier das Pärchen von Analyse und
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Interpretation. Äh Analyse wie in der
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Chemie. Man zerlegt etwas in
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verschiedene Aspekte, beachtet dabei die
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Fachsprache natürlich auch. und
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untersucht das dann genauer, z.B. die
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sprachlichen Mittel. Und dann gibt es
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die Interpretation, ne? Da wird etwas in
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größere Zusammenhänge eingeordnet, z.B.
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die Gattung oder die Epoche oder auch in
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das Werk des Autors. Das ist diese
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normale Unterscheidung, die man
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eigentlich kennt. Jetzt geht es um die
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sogenannten Deutungs
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Ansätze und da unterscheiden wir interne
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Deutungsansätze. Das sind immer
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Hypothesen, da muss man Vermutungen
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anstellen zu dem, was im Roman zu finden
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ist, was nicht so ganz klar ist. Und
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dann ähm muss man eine
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Vermutung äußern, die aber auch
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begründen. Das ist ganz wichtig. Aber es
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bezieht sich auf etwas, was im Roman
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drin ist. Externe Deutungsansätze sind
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dann etwas anderes. Die gehen über den
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Roman hinaus und dann sieht man
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natürlich, dass das hier übereinstimmt.
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Diese beiden Varianten stimmen überein.
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Äh man geht eben über den Roman aus und
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stellt eine Beziehung her zu etwas
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anderem. dagegen Analyse und interne
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Deutungsansätze ist ein bisschen anders.
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Analyse ist alles das gesamte Programm,
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was man da durchziehen muss und mit
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internen Deutungsansätzen das ist die
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Aufdeckung, die Auflösung, die Klärung
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schwieriger Deckstellen gemeint. Kommen
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wir jetzt zu einer ersten Gruppe von
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drei Ansätzen. Da haben wir einmal hier
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den doppeldeutigen Titel. Das ist
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natürlich ganz klar eine textinne
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Deutung. denn der Titel liegt vor. Äh,
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dann schaut man, wie passt das zu
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anderen Elementen des ähm Romans? Und
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dann hängt das natürlich auch mit
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Intentionalität zusammen, das heißt mit
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den Aussagen, was bedeutet dieser Titel
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eigentlich? Und da hat man verschiedene
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Varianten. Einmal natürlich die Suche
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nach einem Heim. Das Haus spielt ja eine
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große Rolle. Man kann auch Heimat sagen,
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denn mit dem Haus hängen ja auch
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Erinnerungen zusammen. Und dann gibt es
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natürlich auch Heimsuchung. Man sucht
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also nicht ein Heim, sondern man wird
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heim gesucht. Man verliert diese Heimat
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und damit auch die eigene Identität. Und
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interessant ist jetzt, dass an einer
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Stelle im Text dann angedeutet wird,
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dass nach den ganzen Schrecknissen äh
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der des Massenmords und des Krieges die
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Zukunftsperspektive eigentlich nur in
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einer Heimat sich befinden kann, die die
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ganze Menschheit umfasst. Das wäre also
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ein erstes Beispiel. Man sieht hier, das
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ist Text interne Deutung. Kommen wir
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dann zu dem zur zweiten Gruppe hier. Äh,
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das ist ganz interessant. Das ist etwas
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hängt mit der Vergänglichkeit, mit den
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Zeitveränderungen zusammen und da sehen
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wir durchaus interne und externe
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Deutungsmöglichkeiten. Einmal zum Da
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haben wir natürlich hier die
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Heimsuchungen, alles was diese Menschen
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in der Zeit verlieren, dadurch, dass die
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Zeit sich ändert und die Umstände, das
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sind natürlich interne Dinge, die man
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aus dem Roman herausholen kann. Ebenso
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gibt es dann noch diesen großen Rahmen.
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Äh, das geht dann vom Prolog bis zum äh
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Epilog. Das werden wir dann im einzelnen
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auch zeigen. Im Prolog wird ja der große
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Rahmen aufgemacht, zehtausende von
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Jahren. Und der Mensch taucht da fast
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gar nicht auf, nur an einer Stelle wohl
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mit dem Namen. Äh und äh am Ende im
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Epilog, ne, sieht man dann, dass die
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Natur wieder das ganze zurückholt. Das
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Haus liegt in Trümmern und die Arbeiter
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sitzen da im Gras, ne? Mehr gibt es da
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nicht mehr. in einen Baum gelehnt. Da
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hat die Natures zurückgeholt. Und man
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merkt natürlich schon, dass die
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Vorstellung, dass die Menschheit keine
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Rolle spielt. Äh, das ist natürlich
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schon eine Deutung, die äh über den
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Roman hinausgeht, ne? Der Roman gibt
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zwar Indizienansätze dafür, aber das ist
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eine übergeordnete Perspektive auch
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z.B.,
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dass die Menschen eigentlich Naturen zu
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nur stören. Das sieht man ja am
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Architekten vor allen Dingen. Das sind
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eben auch Dinge, die man einerseits dem
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Roman direkt entnehmen kann, aber auch
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natürlich in größere
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Interpretationszusammenhänge
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stellen kann. Wir kommen jetzt zum
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dritten Punkt. Da geht's um die Frage:
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Was ist das überhaupt für ein Roman? Ist
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das ein Heimatroman, ein Jahrhundert
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Roman? Und wir werden gleich sehen, dass
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äh man hier zunächst mal extern daran
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gehen kann, denn Heimatroman, da kann
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man im Lexikon nachschauen, was oder
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auch bei Wikipedia, was sind die
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Kennzeichen eines Heimatromans.
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Da ist man bei dem Titel natürlich auch,
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über dem wir eben schon gesprochen
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haben. Und dann kommt man zu den
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internen Dingen, die man dem Roman
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entnehmen kann. nämlich dann kann man
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feststellen, ähm der Roman umfasst zwar
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ein Jahrhundert, aber konzentriert sich
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eigentlich nur auf ein Haus und das
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Schicksal der Bewohner über die Zeit
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erfährt man eigentlich wenig und wenn am
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Ende feststellen äh dass ähm es in
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diesem Roman eigentlich überhaupt nicht
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um ein Jahrhundert geht oder so etwas um
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etwas viel viel Größeres. Aber dazu
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kommen wir dann gleich.
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Ja, dann kommen wir mal zu den Figuren.
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Da sehen wir natürlich ganz eindeutig
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interne Deutung, denn die Figuren gibt
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es nur im Roman. Und da haben wir einmal
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den Gärtner, der ist gewissermaßen der
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Vertreter der Natur, der aber im Dienst
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der Zivilisation steht. Zivilisation
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bedeutet in diesem Zusammenhang, dass
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man die Natur gestaltet und das macht
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natürlich vor allen Dingen der
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Architekt, der ist ja eine Art
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Gegenfigur zu dem Gärtner, denn er will
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alles in seinem Sinne verschönern. Das
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Haus ist für ihn sogar eine dritte Haut.
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Da merkt man natürlich, dass er die
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Natur verändern, erweitern, vielleicht
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auch verschönern wird. Interessant ist
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auch, dass der Gärtner hier ja wie eine
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mythologische eine sagenhafte Figur,
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keiner weiß wann er gekommen ist, keiner
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weiß, wohin er verschwindet und so das
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spricht natürlich auch für größere
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Zusammenhänge, die wir im Auge behalten
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müssen. Und dann gibt es das Mädchen,
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was äh dann äh in dem Haus sich
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versteckt. Die Mutter ist bereits mit
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anderen aus dem Ghetto wohl abgeholt äh
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worden. Sie hat sich einige Zeit
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verstecken können. In der Zeit macht sie
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sich noch mal den ganzen Schatz ihrer
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Erinnerung deutlich, ne? Sie hat ja nur
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diesen dunklen Raum in dem Schrank oder
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was das da ist. äh und sie muss sich
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eigentlich mit ihrem Innenleben, mit den
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Erinnerungen beschäftigen und dann gibt
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es ja, wisst ihr dann doch ähm äh
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erkannt und rausgeholt aus dem ähm
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Schrank und da wird die ganze Brutalität
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natürlich äh der Ermordung eines solchen
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Menschen und all der anderen, die da
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auch von betroffen sind, aber gerade bei
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einem jungen Menschen ähm wird hier auf
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brutalst mögliche Art und Weise von der
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Verfasserin auch deutlich gemacht, dass
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alles, was sie gelernt hat, alles, was
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sie jetzt in ihrem Leben hätte ausleben
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optimieren können. Alles das ist
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bedeutungslos, wenn man ihr eine Kugel
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in den Kopf jagt und sie dann da in die
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Grobe stürzt. Also, das ist sicherlich
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eine der beeindruckendsten Stellen in
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diesem Roman. Und damit sind wir auch
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eigentlich schon bei den Tätern und den
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Opfern. Doris Kaplan ist ja ganz
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eindeutig ähm Opfer. Der Architekt, ne,
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lässt sich ja mit dem Regime durchaus
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ein. hat sogar was mit dem ähm einem
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Minister von Hitler zu tun. Und damit
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haben wir den Architekten, der ist eine
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Art Mitläufer. Er profitiert auch, ne,
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denn er kauft den Juden dafür wenig
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Gelter ihren Besitz ab, weil die gehen
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müssen das Geld brauchen für die
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Ausreise. Aber er ist auch Opfer
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hinterher, denn er versucht sich dem
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neuen kommunistischen System da
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anzupassen und macht dabei den Fehler,
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dass er zu optimal denkt nach dem Motto,
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ich habe keine Schrauben, also hole ich
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mir aus dem Westen. Und das finden die
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Leute damals überhaupt nicht gut, denn
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das würde ja bedeuten, dass der
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Kommunismus nicht mehr in der Lage ist
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hier in der damaligen sogenannten SBZ
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der
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Besatzungszone, die von der Sowjetunion
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verwaltet wurde. Wir können nicht mal
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für Schrauben sorgen und das darf
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natürlich nicht sein. Und dann gibt es
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natürlich auch die Szene, diese ganz
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seltsame Szene mit dem Rotarmisten und
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der Frau, der entdeckt die im Schrank
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und normalerweise würden dann
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fürchterliche Dinge passieren. Viele
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Frauen haben das am Ende des Zweiten
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Weltkriegs ja auch erleben müssen in
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anderen Kriegen auch, dass sie dann
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vergewaltigt werden. Und dann kommt es
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zu einer ganz seltsamen Liebesszene. Das
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heißt, der Rotarmist ist dann plötzlich
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gar nicht der Vergewaltiger, der Täter
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mehr, sondern auch in seinem Kopf spielt
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sich ab, was die Nazis da äh mit seiner
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Familie bei dem Feldzug in der
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Sowjetunion da gemacht haben an der
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Ostfront. Ähm und jetzt ist er also
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Täter natürlich in gewisser Weise, aber
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er wird auch als Opfer dargestellt und
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das sind sehr komplexe Verhältnisse und
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natürlich wieder eindeutig etwas, was
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auf der Ebene der internen Deutung
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liegt, was man also mit dem Roman klären
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kann und muss.
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Wir kommen dann zur Erzähltechnik.
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Äh, das ist natürlich auch intern, denn
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es geht ja um die Art und Weise, wie der
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Roman erzählt wird. Und vor allen Dingen
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kommt etwas hinzu, was ganz wichtig ist
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gerade hier be sprachlichen Mitteln dann
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natürlich auch. Es geht dabei um
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Fachwissen, was man einbeziehen muss und
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das braucht man an der Stelle einfach in
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besonderem Maße. Und hier ist das so,
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dass der Sigel erstaunlich nüchtern und
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distanziert ist, ne? Auch der Tod dieses
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Mädchens da wird ganz distanziert
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dargestellt. Wir werden später
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versuchen, dafür eine Erklärung zu äh
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finden. So ganz überschlich, dass äh man
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denkt, ist überhaupt kein Mitgefühl mit
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diesen Menschen, die da dem Holocaust
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zum Opfer fallen. Ähm und ähm das werden
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wir dann klären, inwi weit es dem
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kosmischen Ansatz da entspricht. Dann
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haben wir durchaus eine Überschneidung
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verschiedener Erzählhaltungen.
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Auktorial heißt ja, bevor sie im Mann
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kennengelernt hatte und so weiter. gibt
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der Erzähler die Gedanken, die die Frau
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selbst hat, aber in seiner in seinen
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Tempos auch im Prateritum und so weiter
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wieder und im Bewusstseinsstrom
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da haben wir das eben so, dass einfach
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die Gedanken, die einer Frau da durch
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den Kopf gehen, sie je nachdem was sie
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gerade sieht und so weiter, das wird
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einfach so erzählt ganz kurz und
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präzise.
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Dann geht es jetzt um die Kritik des
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Romans. Das ist ja grundsätzlich immer
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so, wenn ein Schriftsteller einen Roman
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schreibt, dann wartet er gespannt
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darauf, wie werden dann die Fachleute
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darauf reagieren in den Zeitungen und
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dann werden Rezensionen geschrieben und
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diese Rezensionen sind wieder wichtig,
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äh damit jeder sofort schauen kann, soll
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ich mir das Buch kaufen oder nicht. Ähm,
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das Ganze nennt man auch Rezeption und
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das gehört Rezeption heißt also
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Aufnahme, wie kommt etwas an und das ist
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natürlich ganz eindeutig externe
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Deutung. Da steht natürlich nicht im
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Roman drin, da haben wir verschiedene
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Elemente. Zum einen wird natürlich
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gelobt, dass die Verfasserin sich ja
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wirklich unheimlich viel Mühe gegeben
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hat, hier das Schicksal dieser Menschen
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da herauszu äh bekommen und auch
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darzustellen. Äh das hat ja durchaus
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reale Hintergründe, ist aber von ihr zu
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einem Roman verarbeitet worden. Dann
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wird die besondere Erzählweise hier auch
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gelobt. Das ist wirklich eine ganz
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außergewöhnliche Erzählweise dieses
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Distanzierte auch bei den
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schrecklichsten Momenten, aber es wird
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durchgehalten, es ist in sich stimmig.
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Dann äh wird darauf hingewiesen, das sei
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ein Jahrhundertroman, ne? Das sehen wir
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ein bisschen anders, aber das kann man
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so sehen, denn die Masse des Ganzen
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betrifft ja ein Jahrhundert und mit
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existenzialistischem Gehalt damit ist
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gemeint äh dass eine Bewegung in den
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50er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist
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hier entstanden. Das bedeutet, dass äh
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der Mensch ganz allein in der Welt
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steht. Er ist auf sich gestellt. Ähm es
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gibt keine großen Zusammenhänge mehr.
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Ähm, irgendein Gott spielt da keine
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Rolle. Keine Ideologie spielt eine
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Rolle. Er muss einfach mit sich selbst
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klarkommen und in einer vielleicht sogar
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als sinnlos empfundenen Welt für sich
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eine Position finden. Und dann wird auch
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durchaus Kritik am Fragmentarischen
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ähm natürlich auch äh ausgeübt. Das
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haben wir schon gesagt, es wird über die
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Jahrhundert wird eigentlich wenig
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erzählt über die historischen
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Hintergründe und auch riguros im
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Konzept. Das kann man sehr schön äh
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deutlich machen. Sie will ja nur ein
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Heimsuch darstellen. Und jetzt haben wir
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da am Anfang den Großbauer mit seinen
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vier Töchtern. Und was muss jetzt sein?
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Alle vier Töchter haben ein Problem,
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werden also heimgesucht. Wie wäre es
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denn gewesen, wenn eine vielleicht nicht
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ganz so, ne, betroffen worden wä? Gut,
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die eine, die übernimmt ja den Job ihres
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Vaters, ne, aber äh kann äh eben auch
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nicht die Position einnehmen. Also
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insgesamt kann man da schon
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nachvollziehen, dass die Verfasserin des
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Romans hier doch ziemlich die Sache
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konstruiert hat, zum Teil. Ähm, aber man
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weiß ja auch nicht, was da im Einzelnen
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dahinter steckt. Vielleicht war es ja
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auch so und dies vielleicht war es so äh
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spielt natürlich normalerweise bei einem
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Roman keine Rolle, weil der in dem Sinne
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ja keinen äh realen Hintergrund hat,
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sondern fiktiv ausgedacht ist. Ähm nur
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in diesem Falle gibt es ja auch so
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biographische Dimensionen da, die aber
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für den Roman selbst jetzt erstmal ohne
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Bedeutung sind. Jetzt geht's um das
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Thema Philosophie.
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Ähm und zwar hier äh Augenblick mal müss
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umschalten hier so Philosophie Mensch
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und Welt. Da hatten wir schon von der
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Belanglosigkeit der Menschheit im
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kosmischen Prozess gesprochen, vom
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Existentialismus, die Verlorenheit des
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Menschen in der Welt. Er ist ganz
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angewiesen auf sich selbst und insgesamt
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äh ist das Ganze sehr fragmentiert. Es
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ergibt sich kein Gesamtbild und das
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passt natürlich auch äh zu den
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eingeschränkten Perspektiven des
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Menschen, der nur eine eingeschränkte
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Weltsicht hat.
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Ja, hier oben sieht man noch einmal das,
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was wir ja durchgearbeitet haben. Das
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lassen wir so. Man gibt das, man bekommt
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das natürlich auch auf der Webseite, auf
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die wir verweisen werden, in einer ähm
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nicht gefärbten Variante, die man besser
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lesen kann dann. Und das sind also
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Einzeldeutungen und wir versuchen jetzt
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eine Hypothese eines umfassenden
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Deutungsansatzes in fünf Schritten.
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Es handelt sich bei diesem Werk nur
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oberflächlich um einen Jahrhundertroman.
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Es wird zwar ein entsprechender Zeitraum
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abgebildet, aber nur im Hinblick auf das
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Schicksal einzelner und ihre beschränkte
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Situationen Perspektive. Schon der Titel
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deutet ja an, dass es hier um das
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Phänomen Heimsuchung geht und das Haus
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und die Menschen sind nur Beispiele,
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auch wenn das für die Autorin jetzt
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vielleicht ganz günstig war, weil sie
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einen solchen Fall eben kannte und den
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dann im Roman verarbeiten konnte. Jetzt
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kommen wir zu uns. Ähm, je mehr wir uns
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damit beschäftigt haben, desto mehr
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sehen wir die eigentliche Aussage des
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Romans, wie schon angedeutet, nicht im
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Jahrhundertroman, sondern der Schlüssel
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für das Verständnis dies Roman liegen,
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für das Verständnis dieses Romans. Der
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Schlüssel liegt, natürlich muss es
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heißen, im Verhältnis von Prolog und
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Epilog. Wir haben das schon mal
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angedeutet. Man fragt sich, was sollen
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die 25 000 Jahre oder wie viel das auch
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immer sind, die Erdgeschichte.
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Ähm und dann äh sieht man äh hinterher
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auch, dass dann noch äh so so ähm äh
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Dinge über die Lebensweise der Menschen
17:00
ausführlich dargestellt werden. Alles
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vergeht aber dann auch. Aber das
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Entscheidende ist, nachdem all diese
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Schicksale abgearbeitet worden sind,
17:08
diese Heimsuchung kehrt, wie wir schon
17:10
gesagt haben, äh am Ende die Natur, wie
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es so schön heißt im Text, zu sich
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selbst zurück. Das Haus liegt in
17:17
Trümmern, die Arbeiter werden gleich
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abrücken und sitzen schon im Gras und am
17:21
Baum. Das heißt, die Natur hat hier
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wieder das Kommando und darin sehen wir
17:25
eigentlich die eigentliche Aussage, das
17:28
ist die Minimalisierung der Menschheit.
17:30
Ja, die Schicksale der Menschen sind von
17:34
großer Bedeutung für sie selbst
17:36
natürlich die Menschen, die sie kennen
17:38
und auch vielleicht noch andere, die von
17:39
ihnen hören. Alles völlig in Ordnung.
17:41
Aber unter dem Gesichtspunkt dieser
17:43
kosmischen großen Zusammenhänge spielt
17:46
es überhaupt keine Rolle. Äh und wer
17:48
kennt heute noch äh einzelne Menschen äh
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die vor 100 oder 200 Jahren gelebt haben
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und nicht zufällig wie Göte etwas von
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sich gegeben haben, wof wir gleich noch
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kurz eingehen werden. Und jetzt kommt
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das entscheidende. Äh wir haben am
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Anfang diesen mitleidlos wirkenden Stil,
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vor allen Dingen, wenn es da um den Tod
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dieser jüdischen Familie da äh geht. Das
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wird ja mit einer distanzierten
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Brutalität dargestellt, wie es schlimmer
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gar nicht geht. vor allen Dingen, als
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sie da in dem Gaswagen äh da ähm
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umkommen.
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Aber das passt natürlich zu der Aussage
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des Romans:
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"Das menschliche Leid ist von Bedeutung,
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aber ihr Schicksal insgesamt in einem
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großen Zusammenhang ist das mit z
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Milliarden, die im Laufe der Geschichte
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die Erde bevölkert haben, spielt das
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eigentlich überhaupt keine Rolle,
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sondern das spielt eine Rolle, was im
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Prolog dann dargestellt wird und im
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Epilog dann wieder zurückkehrt.
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Man kann also sagen, wenn man sich das
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hier alles ansieht, ist das der Sinn von
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Schule
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jungen Menschen zu zeigen, dass sie
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eigentlich bedeutungslosig bedeutungslos
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sind, ganz gleich was ihnen passiert,
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irgendwann ist das vergessen. Und darum
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haben wir überlegt, ne, wie könnte man
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zu einem humanistischen Deutungsansatz
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kommen? gemeint ist damit irgend nicht
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irgendein spezieller Humanismus, sondern
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ein menschlicher eigentlich, der den
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Menschen ein Licht zeigt und ihm Mut
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macht, mit seinem Leben auch
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klarzukommen. Und da ähm beschäftigen
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wir uns seit einiger Zeit sehr intensiv
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mit Gote und seinem Gedicht Göttliche.
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Das verlinken wir auch, dann kann man
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dort dann nachlesen. Und dort wird
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nämlich ebenfalls die Willkü und die
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Mitleidlosigkeit der natürlichen Welt
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beschrieben. Da heißt es in einer
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Strophe: "Denn unfühlend ist die Natur."
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Die Natur fühlt überhaupt nichts. Ja,
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wenn die Leute da in eine in einen
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Lavaausbruch reingeraten, drei kommen
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noch davon, drei verbrennen da
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gewissermaß. Das interessiert die Natur
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überhaupt nicht. Und Ges sagt dann, es
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leuchtet die Sonne über böse und gute.
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Ja, auch da gibt es keine Natur, die
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dafür sorgt, dass ähm Verbrecher dann
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irgendwie auch ähm ihr Unheil dann vor
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Unheall getroffen werden und so weiter.
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Da gibt es natürlich unter Umständen
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Philosophien, die das etwas anders
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sehen. Ähm, aber grundsätzlich ist das
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die Sicht von Götter. Auf die kommt es
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eigentlich gar nicht an, denn
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entscheidend ist, dass er dem eine
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Forderung entgegengesetzt hat. Er sagt
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ja das Göttliche, wir kennen die Götter
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nicht zu seiner Zeit um 1800. Heute
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können man sagen, wir wissen nicht, was
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diese Welt für einen Sinn hat, ob da
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irgendeine ordnende Hand im Hintergrund
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ist. Es es sei denn, man ist Angehöriger
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einer entsprechenden Religion, was ja
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auch völlig in Ordnung ist und den
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Menschen natürlich dann auch hilft,
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damit klarzukommen. Und Gote sagt aber,
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aber was in uns ist, das ist das
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Göttliche, ne? Warum hat jemand
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plötzlich den Antrieb einem anderen zu
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helfen und andere nicht entsprechend?
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Das bezeichnet er eigentlich als
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göttlich als göttlich. Und er kannt
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nämlich er sagt nämlich dann nicht Natur
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tut etwas Positives, sondern nur der
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Mensch kann heilen, kann retten. Ja,
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jemand kann durch einen guten Ratschlag
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eine Beziehung in Ordnung bringen oder
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helfen, zumindest retten, jemanden aus
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der Not herausretten. Das macht nicht
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die Natur, das kann allein der Mensch.
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Und darum ist seine Forderung edel sei
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der Mensch hilfreich und gut. Das
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Schlimme ist, dass natürlich diese
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Formulierung, die ist so verbrannt, äh
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dass kaum jemand noch darüber nachdenkt.
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Und darum halten wir es für sehr
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wichtig, dass jeder für sich selbst
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überlegt, was bedeutet das in dem Sinne,
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ja, der Natur etwas menschliches
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entgegenzusetzen, etwas Besseres, äh,
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dass man eben auch als edel hilfreich
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oder gut bezeichnen äh könnte. Äh, wir
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haben übrigens zu dem ganzen ähm Komplex
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dann auch mal einen Essay verfassen
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lassen, den äh verlinken die und dann
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versteht man das Ganze vielleicht noch
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etwas besser. Aber insgesamt stellen wir
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fest, dieser Roman hat unserer Meinung
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nicht die Aussage, wir stellen ein
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Jahrhundert da, sondern er stellt da,
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wie in der Zeit jede Menge Heimsuchungen
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passieren, für die es keine Erklärung
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gibt. Es gibt aber die Möglichkeit der
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Heimsuchung des Einzelnen etwas
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entgegenzusetzen und dazu fordert Göter
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auf und ganz egal ob zur Klassik gehört
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oder nicht, das bedeutet ja nicht, dass
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bestimmte Dinge keine Rolle mehr spielen
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und dies wäre ein schönes Beispiel
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dafür, dass es sich zumindest lohnt sich
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mit diesem Gedicht zu beschäftigen, das
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auch heute noch eine Bedeutung haben
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kann und die Welt wird dann zumindest an
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einem Ort vielleicht ein bisschen
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besser. Ja, man sieht, dass das Video
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natürlich wieder relativ lang geworden
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ist. Wir werden demnächst hier immer
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diese Zeichen da auch einblenden. Dann
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sieht man sofort, ob das die
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ausführliche Version oder eine
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Kurzversion ist. Wir machen auch ganz
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gerne noch eine Kurzversion, die man
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dann für die Abiturvorbereitung
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vielleicht gut gebrauchen kann.
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Ansonsten findet man die Dokumentation
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auf dieser Seite, dort auch Korrekturen,
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Ergänzungen, Antworten auf mögliche
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Fragen und dort findet man auch den Link
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dann zu diesem Essay hier, den man sich
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mal anschauen könnte. Ansonsten freuen
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wir uns natürlich über Fragen und
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Anregung, denn auch dieses Video ist ja
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nur entstanden, weil jemand uns eine
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Frage gestellt hat und wir freuen uns
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natürlich auch, wenn unser Kanal weiter
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empfohlen wird. Und die Links da unten,
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die packen wir wie immer zu den Infos
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zum Video. Hier oben bringen wir einen
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Button noch und wir wünschen viel Erfolg
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bei den Dingen, die wir hier vorgestellt
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haben.
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