Kafka, "Der Prozess" - Auswertung der Signale des Romans und Einbeziehung anderer Erzählungen Kafkas
Sep 4, 2025
Wir werten in diesem Video alle wichtigen Stellen des Romans aus - im Hinblick auf die Schuldfrage.
Dabei werden die folgenden Dinge deutlich:
1. Es gibt keine "normale" Schuld.
2. Allerdings gibt es so etwas wie Schicksal, das von Kafka auf besonders absurde Art und Weise in dieser Gerichts- und Prozesswelt ausgemalt wird.
3. Wenn man die anderen Erzählungen Kafkas hinzuzieht, wird der Kern seines Werkes deutlich: Es geht um die Situation des Menschen in der Welt - und die ist bestimmt von Unklarheit, Verwirrung und dem Versuch einer eigenen Sinngebung.
4. Bei Josef K. endet sie in einer Art Selbstverurteilung, für die es aber keine realen, für den Leser verständlichen Gründe gibt.
5. Man kann das gut mit den Erzählungen Kafkas vergleichen, wobei besonders "Der Schlag ans Hoftor" vergleichbar ist.
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Die Dokumentation mit weiterführenden Überlegungen bis hin zur Terrorjustiz des Stalinismus ist hier zu finden:
https://schnell-durchblicken.de/kafka-der-prozess-ist-josef-k-schuldig-oder-zeigt-sein-schicksal-kafkas-sicht-auf-die-situation-des-menschen-in-der-welt
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In diesem Video geht es um den Roman Der
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Prozess, der in einigen Bundesländern
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gelesen werden muss, auch sonst immer
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wieder mal als Lektüre im Unterricht
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erscheint von Franz Kafka. Und da ist
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eigentlich die spannende Frage der
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Schuld und wir machen hier folgendes,
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dass wir aus dem Roman selbst heraus
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eben äh eine Antwort darauf geben, wie
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das mit der Schuld ähm aussieht und wir
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entwickeln darüber hinaus auch noch eine
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Idee, bei der wir also auch andere
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Erzählungen einbeziehen. Wir wollten
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ursprünglich noch ein Statement
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abschließend an den Schlusssätzen, aber
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das Video ist relativ lang geworden und
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dann haben wir uns überlegt, wir machen
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da lieber ein eigenes
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Video draus, sodass die also die nicht
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viel Zeit haben, dann auch das Ergebnis
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einfach abrufen können und eventuell
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hier nachschauen können in diesem Video,
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ob es da noch Dinge gibt, die man klären
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sollte. Dann legen wir mal los.
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Wenn man sich mit dem Roman der Prozess
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beschäftigt,
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dann geht es vor allen Dingen um zwei
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schwierige Fragen. Nämlich einmal ist
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dieser Josef K schuldig. Er glaubt doch
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selbst nur verläumdet worden zu sein. Er
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erfährt nie, weshalb er angeklagt worden
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ist und am Ende wird er umgebracht.
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Und ganz seltsam, er steht da irgendwie
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dazu. Das werden wir uns gleich noch
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genauer ansehen. Und dann äh taucht die
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Frage natürlich auch auf hier, was macht
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der Roman selbst deutlich? Und dann
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vergleichen wir das auch noch mit
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anderen Erzählungen von Kafka. Und wir
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haben hier mal deutlich gemacht, welche
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verschiedenen Möglichkeiten es gibt,
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etwas zu überprüfen an einem Roman. Wir
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kümmern uns nur um die Sicht auf den
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Roman selbst, was der entsprechend hier
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produziert, zeigt und worauf auch jeder
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kommen kann. Und daneben gibt es
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natürlich dann noch die Wissenschaft,
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die ganz andere Sichtweisen hat, das mit
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der Biografie verknüpft z.B. und so
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weiter. Das kann man aufnehmen, aber das
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sollte man nicht immer in den
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Vordergrund stellen. Sonst hat man das
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Gefühl als Schüler oder Schülerin immer
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eigentlich nur weniger zu wissen,
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während es natürlich äußerst ähm
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reizvoll ist, hier sich mit diesem
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Bereich zu beschäftigen, denn der ist
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für alle gleich. Und wenn man dann ein
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bisschen Ahnung hat und auch andere
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Erzählungen von Kafka schon gelesen hat,
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dann kann es sein, dass es da auch ganz
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interessante Parallelen äh gibt. Und das
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wollen wir jetzt im folgenden zeigen.
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Wir schauen uns dann mal den Anfang an.
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Es ist ja wichtig bei solchen äh Fragen
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auch vom Verlauf des Romans auszugehen,
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denn da verändert sich ja dann durchaus
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auch etwas. Und hier ist es eben so,
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dass wir am Anfang bei diesem Josef K
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einfach Verwirrung haben. Das beginnt
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nämlich, dass er plötzlich da morgens
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verhaftet wird. Das Ganze ist für ihn
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völlig unerklärlich und es heißt dann im
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Roman auch sehr schön: "Jemand musste
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Josefka verläumdet haben, denn ohne dass
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er etwas Böses getan hätte, wurde er
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eines Morgens verhaftet." Das steht da
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erstmal so und sollte auch ernst gemeint
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genommen werden. Was dies EB7 angeht,
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wir nutzen die Ebook Ausgabe der von
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Reklam. Äh, aber wir werden am Ende auch
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darauf hinweisen, wo man äh den äh Roman
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im Internet finden. Dann kann man
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einfach dort nach dieser Stelle suchen
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und dann hat man auch den Kontext des
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Ganzen.
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Diese Eingangsaussage, die etabliert,
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die macht deutlich die grundlegende
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Haltung. Er hat nichts Böses getan und
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ist unschuldig, fertig aus. Und so
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verhält er sich auch. Die Wächter
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verweigern ihm jede Erklärung für seine
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Verhaftung. und behaupten, die hohen
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Behörden würden nicht aktiv nach Schuld
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suchen, sondern von der Schuld
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angezogen. Das ist natürlich schon mal
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etwas äußerst ähm mysteriöses äh hier
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und äh dementsprechend hat man hier auch
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das Gefühl, da ist eine Schuld, die von
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vorne rein äh da ist, fast so eine Art
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Erbsünde oder so etwas, wie das
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Christentum es dann darstellt, die dem
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Gericht angeblich bekannt ist.
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Und ähm der gute K tut diese Erklärungen
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ab als das Gerede dieser niedrigsten
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Organe. Man sieht also hier äh, dass er
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nicht nur unschuldig ist, sondern auch
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noch ähm sehr selbstbewusst am Anfang.
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Und dann kommt die erste Konfrontation
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mit dem System.
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Äh, das erfolgt durch die Aufseher, ne?
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der ermahnt ih sol nicht so ein Lärm
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machen mit dem Gefühl ihrer Unschuld. Na
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ja, wenn das nicht mal erlaubt ist, da
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dies den sonst nicht schlechten Eindruck
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störe. Das heißt, wenn man da mitspielt
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und alles annimmt und so weiter, nimmt,
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dann macht man weiterhin einen guten
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Eindruck. Aber der gute Josef Kabrt
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darauf, ich bin angeklagt, aber nicht
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die geringste Schuld lässt sich
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auffinden, wegen der man mich eben
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anklagen könnte. Doch der Aufseher
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bestätigt nur die Verhaftung, nicht die
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Anklage selbst. Also völlig im
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Unterschied hier. Äh wir haben hier
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links das dann immer noch in einer
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Kurzform dann dargestellt
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zu jedem Krimmi, ne? Der muss
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grundsätzlich immer gesagt, ähm ich
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verhafte sie unter dem Verdacht und so
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weiter, dann kommt das, was einem
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vorgeworfen wird. Und selbst die
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Vermieterin
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äußert sich dann dazu und sagt: "Ja, das
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ganze ist irgendsowas gelehrtes und das
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können wir überhaupt nicht verstehen
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und äh das ist ganz was anderes als wenn
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man da so ein Dieb verhaftet." Und damit
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wird deutlich eine ganz ungewöhnliche
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Sache, die hier läuft. Das ist typisch
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für Kafka, dass am Anfang in die
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Normalität etwas reinkommt, was man
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überhaupt nicht versteht, was einen auch
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dann völlig verwirrt, wie wir es hier
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oben gesagt haben. Und dann ähm, dass
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Fräulein Bürstner ähm das auch eine
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Rolle spielt, äh die weiß nicht so
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genau, ob sie ihn für Schuldlosht soll
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oder vielleicht doch und so weiter. Man
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sieht also, dass die Frage der Schuld
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von Anfang an im Raum steht, aber schwer
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zu fassen ist. Wir machen das immer so,
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dass wir hier links dann das noch mal so
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in Kurzform machen. Das kann man sich
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ausdrucken dann entsprechend auch und
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hier rechts kommt dann die genauere
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Erklärung und weitere Dinge können wir
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auf der Webseite dann auch noch deutlich
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machen, auf die wir nachher verweisen
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werden. Ja, wir ähm halten hier unten
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immer den bisherigen Stand auch ähm
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fest. dementsprechend auch die
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Nummerierung hier 1 2 und dann geht das
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natürlich hier weiter zu Nummer 3 und
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wir stellen das einmal komplett vor und
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links hat man dann die Kursfassung. Ähm,
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am Anfang zeigt sich Widerstand und auch
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eine gewisse Absurdität dieses Gerichts,
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was ja schon angedeutet hat, sehr
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mysteriös.
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Bei der ersten Untersuchung ist K
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entschlossen, die ganze Sache schnell zu
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beenden. Er erkennt das Verfahren nur
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aus Mitleid gewissermaßen an und sieht
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äh sich nicht als Einzelfall, sondern
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als Stellvertreter für viele
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Unschuldige, die von einer korrupten
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Bande, also von diesem Gericht da, dass
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überhaupt nichts taugt, dass vielleicht
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Fehlurteile fällt und nötige
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Untersuchungen macht und so weiter, von
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denen verfolgt wird. Also stellvertreten
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leidet er hier für alle und will das
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auch durchkämpfen. Er geht sogar soweit
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seine Verachtung für das Gericht zu
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zeigen. Ihr Lumpen, ich schenke euch
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alle Verhöre, ne? Lumpen steht hier für
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also Leute mit einem schlechten
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Charakter, die schlimme Dinge machen. Er
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vermutet, dass man nicht nur unschuldig,
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sondern auch unwissend verurteilt wird
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und glaubt, der Prozess werde aus
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Faulheit oder Vergesslichkeit oder
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vielleicht sogar Angst der Beamtenschaft
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bald abgebrochen. Also ganz
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unterschiedliche Dinge äh werden hier äh
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erwähnt. Wir haben das rausgezogen aus
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einer Gesamtübersicht aller Zitate, die
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dann in Frage kommen. Und darauf
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verweisen wir auf der Webseite und da
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sieht man hier, dass auch
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widersprüchliche Dinge da sind. Äh und
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ihm wird dann angeboten doch irgendwie
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die Beamten zu bestechen, um den ganzen
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äh Prozess zu beschleunigen. Da sagt er
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ganz klar: "Ich besteche niemand." Das
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entspricht ja auch hier dem Gegensatz
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von korrupte Bande. Nein, er ist ein
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ordentlicher Mensch. Er steht das durch.
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Als Kanan entdeckt, dass seine Wächter
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auch Probleme bei einer Beschwerde
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seinerseits bekommen würden, ist ihm
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wichtig, dass er ihre Bestrafung gar
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nicht verlangt
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habe. Man sieht also hier das Mitleid
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hier oben äh und äh hier Bestrafung gar
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nicht verlangt. Äh das ist so seine
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Grundhaltung. Eigentlich ist er ein
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netter gutherziger Mensch und er
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versucht die Schuld von den Wächtern
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abzulenken
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und argumentiert die Organisation. Und
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die hohen Beamten, die seinen schuldig
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und da man oben das wieder mit der
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korrupten Bande, nicht die niederen
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Ränge, also die unteren Stufen der
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Beamten. Und das zeigt eine Entwicklung
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in KS Verständnis. Er beginnt die Schuld
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nicht bei einzelnen Personen zu suchen,
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einem übergriffigen Staatsanhalt äh oder
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diesen Leuten, die dahin verhaften,
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sondern im System zu verorten. Heißt
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dort eben anzusiedeln und dort zu
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suchen.
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Ja, man sieht natürlich jetzt hier der
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Bereich, den wir schon kennen, der
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wächst jetzt langsam. Und hier haben wir
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dann den Bereich 5, die
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undurchdringliche
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Logik der Schuld. Mit der Zeit erfährt
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der Kad dann immer mehr über das
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Gerichtssystem, was seine anfängliche
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Einschätzung der Schuld auf den Kopf
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stellt. Sein Onkel z.B., der vermisst
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dann bei ihm ein ausreichendes
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Engagement und meint, so verhalte sich
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kein unschuldig Angeklagter, der noch
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bei Kräften ist. Ja, das heißt, also
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hier gibt's auch so äh Kräfte, die ihn
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auffordern noch mehr zu kämpfen, nicht
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hin alles hinzunehmen und sogar Mitleid
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mit den Leuten dazu entwickeln und damit
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wird deutlich, dass hier auch eine
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soziale Erwartung an K ist, denn alle
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Leute, die äh in Probleme bekommen mit
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Gericht, mit Polizei und so weiter auf
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die wird ja auch dann schon ein bisschen
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kritisch geschaut und K lehnt dann auch
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einen Landaufenthalt ab. Das könnte
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Flucht und Schuldbewusstsein bedeuten.
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Das heißt, er reagiert da durchaus etwas
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drauf. Dann der Anwalt Hult, der
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enthüllt dann die Geheimhaltung des
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Verfahrens, die Unzugänglichkeit der
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Akten. Wir hatten das schon am Anfang,
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dass er überhaupt keine Information
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bekommt, ne, weswegen er verhaftet wird.
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Und jetzt heißt es, er werde die
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Anklagepunkte auch nie erfahren. Und die
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Verteidigung wird nur geduldet und äh
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persönliche Beziehung, das hatten wir do
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schon irgendwo, ne, so mit Bestechung
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und so weiter, sein wichtiger als
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tatsächliche rechtliche Schritte und äh
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K beschließt dann selbst einzugreifen
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und jeden Gedanken an eine mögliche
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Schuld von vorne rein abzulehnen. Es gab
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keine Schuld und er betrachtet den
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Prozess und nur als sein großes
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Geschäft. Äh er kommt ja selbst aus dem
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Bankbereich, ne, und kennt das also,
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dass man auch ein bisschen dealen muss
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und d auch äh kämpfen muss, wer zieht
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wen über den Tisch und so weiter und
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darauf lässt er sich ein und man sieht
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natürlich, der Abstand wird immer größer
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zwischen diesem äh undurchdringlichen
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System, was ganz eigene Spiele da macht
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und hier diesem einzelnen Angeklagten.
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Kommen wir jetzt zur Nummer 6. Das ist
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ein Gerichtsmaler, von dem bekommt er
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wichtige ähm Informationen
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und die haben wir hier entsprechend und
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das hatten wir hier. So und da merkt man
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auch, welche Passagen man sich noch ein
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bisschen vor einer Klausur z.B. genauer
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durchlesen
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sollte. Das hier oben war sicherlich
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wichtig mit dem Hult z.B. Und jetzt
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dieser Titorelli und äh der K versichert
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dann, er sei vollständig unschuldig,
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kennen wir schon. Und Titorelli dann,
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wenn sie unschuldig sind, dann ist die
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Sache ja sehr einfach. Das widerspricht
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nun wieder da oben dem, was der Hult,
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der Anwalt ja eben gesagt hat. Doch K
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widerspricht dann auch vehement, also
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stark und erkennt, meine Unschuld
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vereinfacht die Sache nicht. Zum Schluss
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aber zieht es von irgendwoher, wo
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ursprünglich gar nichts gewesen ist.
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Eine große Schuld hervor, ne? Also auch
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hier äh hat er plötzlich wieder den
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Eindruck, er schwankt und hier ist jetzt
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so, dass die die finden schon irgendwas
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dann plötzlich und Titorelle bestätigt
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auch ähm, dass das Gericht fest von der
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Schuld des Angeklagten überzeugt ist und
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von dieser Überzeugung nur schwer
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abgebracht werden kann, ja, niemals
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abzubringen ist. Ähm ähm das ist dann
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wieder in so ein Widerspruch zu sind
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doch eigentlich unschuldig hier und so
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weiter. Also große Widersprüche hier.
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Und die einzig möglichen Wege sind eine
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scheinbare Freisetz Freisprechung. Da
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wird man scheinbar freigesprochen, aber
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nicht wirklich. Oder die Verschleppung.
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Verschleppung heißt, dass man das den
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Prozessen in Länge zieht und die freien
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Tage dazwischen äh immer ähm mehr werden
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äh und dann kann eine Verurteilung
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verhindert werden. Aber auch die
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wirkliche Freisprechung ist wirklich
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unmöglich. Das heißt also nur der Tod
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kann ein am Ende da irgendwie von
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erlösen und dazu kommen wir dann am Ende
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auch. Und hier wird deutlich, dass das
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Gericht äh nicht auf der Suche nach
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Schuld ist, sondern von ihr ausgeht und
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den Angeklagten in einen Zustand der
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latenten, der äh verborgenen
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Verurteilung hält. Und wenn das sich auf
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ganze Leben bezieht, dann können wir
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schon mal ein bisschen äh im Auge
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behalten, dass Kafka möglicherweise sich
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gar nicht für einen einzelnen Fall
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interessiert, sondern hier ein Bild
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entwickelt für das Leben insgesamt. Aber
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das ist hier natürlich erstmal nur eine
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Vermutung. Ja, halten wir zunächst
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einmal das feste, was wir hier schon
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haben. Und dann geht das hier mit der
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Nummer 7 weiter. Das ist hier
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so die tiefste Erkennis. Kommen wir zu
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einer zweiten Stelle, die man sich
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unbedingt vor der Klausur noch mal
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genauer anschauen sollte.
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Das ist nämlich ein Gespräch mit einem
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Gefängniskaplan im Dom und dieser
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Gefängniskaplan gehört sogar selbst zum
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Gericht, also auch ganz seltsame
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Verhältnisse und dieser Geistliche
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konfrontiert K direkt. Man hält dich für
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schuldig, man hält wesens vorläufig
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deine Schuld für erwiesen. Typisch für
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Kafka auch, das wird er wieder so ein
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bisschen reduziert und dann kommt die
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leidenschaftliche entgegen. Nur ich bin
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aber nicht schuldig. Es ist ein Irrtum.
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Wie kann den Mensch überhaupt schuldig
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sein? Wir sind doch alle Menschen einer
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wie der andere. Und das wird vom
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Geistlichen auf erschreckende Weise
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umgedeutet. Das ist richtig, aber so
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pflegen die Schuldigen zu tun. Also das
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Netz zieht sich hier immer enger um den
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Kn zu und damit wird jetzt das Leugnen
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der Schuld paradoxerweise also
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widersinnig zum Beweis seiner Schuld im
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Sinne des Gerichts. Das Urteil ist kein
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plötzliches Ereignis, sondern das
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Verfahren selbst geht allmählich ins
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Urteil über.
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Und äh dann kommt jetzt äh der Punkt äh
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8 hier. Äh, da geht es um verschiedene
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Kommentare hier. Und zwar einmal ist da
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Leni, die Pflegerin des Advokaten, die
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hatte K bereits geraten, ein Geständnis
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abzulegen, um die Möglichkeit zu
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entschlüpfen, also irgendwie
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rauszukommen, aus der Nummer zu
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erhalten, was die Schuld nicht als
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moralische Kategorie, also nicht
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wirklicher Schuldfall, sonder als
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strategisches Mittel im Gerichtsprozess
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erscheinen lässt. Es kommt also gar
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nicht darauf, an du schuldig bist,
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sonder wie du damit umgehst. auch der
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Kaufmann Block, ein anderer Klient, also
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auch jemand, der da betroffen ist von
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den ganzen solchen Geschichten, ist
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durch seinen Prozess vollständig
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zermürbt, kaputt am Ende, er warnt vor
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Aberglauben unter Angeklagten, die aus
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irgendwas den Ausgang des Prozesses
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lesen wollen, wobei viele K eben eine
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baldige Verurteilung voraussagen. Das
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gibt's also auch, dass Leute versuchen
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damit klarzukommen, dass s alle
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möglichen Theorien dann aufstellen. Ja,
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der hat aber heute so und so geguckt.
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Das hat bestimmt eine Bedeutung oder so
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etwas. Und dieser Block, der zitiert
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also einen Rechtsspruch, der besagt,
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dass der welcher ruht, kann immer ohne
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es zu wissen, auf einer Wagschale sein
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und mit seinen Sünden gewogen werden.
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Das die alte Situation, man lebt sein
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Leben wie dieser Josefk und während man
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ganz in Ruhe ist und so weiter, ne, wird
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da woanders schon abgewogen, ob man
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verhaftet werden kann oder nicht. Das
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ist also auch so eine immer währende
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unbewusste Schuld hin, die jeden
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Menschen belasten könnte.
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Und am Ende des äh Romans, das haben wir
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jetzt hier in der Nummer 9, das ist dann
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die so eine Art Selbstaufgabe haben wir
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das ähm genannt. Da äh wird er abgeholt
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und man merkt und er erkennt auch, das
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geht für mich jetzt nicht gut aus und
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läuft auf eine Hinrichtung hinaus und
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erkennt die Wertlosigkeit seines
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Widerstandes. Und dort vollzieht sich
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eine seltsame innere Wandlung. Er bereut
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seine frühere Haltung mit 20 Händen in
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die Welt hineinfahren zu wollen und über
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dies zu einem nicht zu billigen Zweck,
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das war unrichtig, also ganz seltsames
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ähm Schuldeingeständnis. Die einzige
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Stelle an dieser JK eine Art eigene
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Schuld oder zumindest eine Fehlhaltung
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in seinem Leben eingesteht, eventuell
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sein Karrierestreben, ne? Fast ein
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Advokat war er, aber was soll daran
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falsch sein? Und das ganz überzeugt
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natürlich äh nicht, weil das, was er da
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beschreibt, etwas ganz normales ist.
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Jeder Mensch, der in die Welt
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hineinkommt, aufwächst, der möchte in
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die Welt hineinfahren.
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Ähm und na ja, und nicht zu billigenden
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Zweck, das ist ja meistens spätere
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Einsicht, deswegen muss man ja nicht
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verurteilt werden und schon gar nicht
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hingerichtet äh werden.
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Und hier muss man wirklich jetzt die
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Frage stellen, ist das eine echte
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Einsicht oder ist das so eine
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resignierende Übernahme irgendeiner
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Schuld? Äh, es gab mal in früheren
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Zeiten, als Leute, also den Terroristen
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dann Geiseln genommen haben, ähm da
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kennen die Psychologen das, dass wenn so
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eine Geiselnahme lange dauert, äh dann
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fangen die ähm Geiseln plötzlich an, so
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eine Beziehung zu entwickeln. Sie wollen
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sich das Leben ein bisschen leichter äh
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machen. Äh darüber kann man streiten, ob
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das hier vorliegt, denn es geht ja nicht
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darum, diese Wächter dazu lieben, die
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ihn hinrichten. Aber immerhin er nimmt
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das an, was ihm vorgeworfen wird. Und er
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denkt dann darüber nach, dass es eine
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Pflicht gewesen wäre, das
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Fleischermesser selbst zu ergreifen und
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sich einzubohren. Das natürlich völlig
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absurd vor dem Hintergrund, äh dass
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überhaupt keine Schuld eindeutig da klar
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ist. Äh, und er hätte nicht die nötige
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Kraft gehabt. Kann nur sagen, Gott sei
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Dank. Denn warum soll man sich selbst
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umbringen, wenn es dafür keinen Grund
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gibt? Dennoch bleibt diese externe
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konkrete Anklage unklar und K stirbt
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dann auch mit der unbeantworteten Frage,
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wo war der Richter, den er nie gesehen
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hatte? Wo war das hohe Gericht, bis zu
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dem er nie gekommen war? Und das
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erinnert natürlich auch an äh die
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Geschichte vor dem Gesetz, ne, wo jemand
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da irgendwo rein will und am Ende seines
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Lebens erfährt er erst, dass er da
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irgendwie doch hätte reingehen können,
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aber er hat es eben nicht gewagt. Ja,
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hier links haben wir dann noch mal den
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gesamt Überblick. äh hier das beginnt
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mit der überraschenden ähm Verhaftung,
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geht dann weiter zu einer ersten
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Konfrontation, dann ist er entschlossen,
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das schnell zu Ende zu bringen. Er zeigt
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dann sogar Mitleid und Verständnis für
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die Beamten. Dann gibt es allerdings
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zunehmende Erkenntnisse, dass das doch
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alles ein bisschen schwieriger ist. Und
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dieser Gerichtsmaler, der macht dann
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auch deutlich eigentlich gibt's
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überhaupt keinen Freispruch und man kann
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das höchstens verschleppen oder so
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etwas. Und dann gibt es ähm immer diese
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abfallende Linie hier, das Gespräch im
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Dom, wo ihm klar gemacht wird, selbst
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wenn du dich unschuldig fühlst, ist das
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eigentlich ein Beweis für deine Schuld.
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Und am Ende haben wir dann noch
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Kommentare, dass man vielleicht
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entschlüpfen könnte. äh der kautmann
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Blog, der warnt davor, sich was
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vorzumachen und es ist so eine Andeutung
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immer während unbewusster Schuld und am
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Ende steht dann hier die Selbstaufgabe
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bei ihm. Jetzt kommen wir aber zu den
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Interpretationshypothesen.
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Grundsätzlich muss man sagen, der Roman
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zeigt Mehrdeutigkeit.
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Äh wir haben auf der einen Seite ähm
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Unschuld am Anfang, ganz klar, ne?
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verläumtet worden und so weiter, dann
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Schuld, die einem vorgeworfen wird und
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am Ende kommt das Ganze zusammen, dass
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er doch dann Einsicht in eine Schuld
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entwickelt, die er sich da ausdenkt oder
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weiß der Geier was. Und jetzt unsere
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Interpression vor dem Hintergrund der
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Kenntnis vieler anderer Werke Kafkas.
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Wir kennen das ziemlich gut aus und wir
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vergleichen das z.B. mit dem Schlag ans
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Hoftor. Da ist jemand mit seiner
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Schwester unterwegs und die Schwester
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pocht oder pocht auch nicht an irgend so
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ein Tor und dann gehen sie weiter und
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plötzlich im Hintergrund eine Staubwolke
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und am Ende wird er da verhaftet und in
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so einer Art Folterkeller da schon
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reingeschleppt und der sagt am Ende,
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wenn ich jetzt noch irgendeine Hoffnung
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hätte, aber habe ich wohl nicht und
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vorher schickt er die Schwester, die
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eigentlich geschlagen hat, völlig absurd
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oder auch nicht geschlagen hat. die
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schickt er nach Hause und ihn wollten
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sie anscheinend haben. Also ähnlich
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absurd wie das Schicksal von Josef Kab.
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Ähm so das hab weggenommen. Die werden
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aber dann am Ende auch dann auf diese
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Erzählung verweisen. Das kann man sich
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dann noch mal genauer anschauen. Und
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unsere Interpretation ist eigentlich bei
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all diesen äh Erzählung beim Schlagans
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Hoftopf das besonders deutlich, dass
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eine bestimmte Sicht Kafkas äh auf die
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Situation des Menschen in der Welt. Und
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er sieht das so, dass wir Menschen, wir
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sind in einem unerklärlichen Kosmos,
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unerklärlichen Zusammenhang und da kann
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immer mal irgendetwas reinbrechen, dass
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wir in diesem Fall wir schuldig ohne
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Schuld sind. Das gilt ja auch für ein
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Schlag ans Hochtor. Ohne Chance und das
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ist ein Schicksal ohne
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Nachvollziehbarkeit.
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Und ähm wir verweisen hier ganz gerne
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auf äh ein berühmtes Gedicht von Göte,
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das Göttliche. Darauf werden wir dann
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noch näher verweisen. Das kann man da
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sich anschauen. Gotte geht nämlich
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erstaunlicherweise auch von einem
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Schicksal, so nennt er das allerdings
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aus, äh das völlig willkürlich Menschen
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rausgreift, andere verschont, der eine
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wird krank, der andere nicht. Der eine
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hat einen Unfall, der andere wird
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befördert. Also völlige Willkür des
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Schicksals. So sieht er das äh auch
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ähnlich wie Kafka. Aber wir Menschen
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haben die Möglichkeit, edel, hilfreich
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und gut zu sein. Und das heißt, äh, das
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Göttliche, was nicht von irgendwelchen
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Göttern kommt, aber doch als Möglichkeit
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in den Menschen drin ist, das können wir
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eben nutzen, um eben ähm uns ähm etwas
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äh gegenseitig zu unterstützen in dem
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Schicksal, was einen trifft und da
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wirklich also sich menschlich kann man
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sich verhalten und das ist eine gewisse
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Gegenbewegung, auf die man in Demsmark
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eingehen könnte und jeder kann dann für
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sich natürlich entscheiden, ähm ob er
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eher bei Kafka bleibt oder bei Göte oder
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auch noch eine ganz andere Vorstellung
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vom Leben hat. Fazit des Romans.
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Die Frage der Schuld bleibt mehrdeutig,
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haben wir oben schon gesagt, müssen wir
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im Einzelnen hier nicht jetzt
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wiederholen. Und das haben wir
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eigentlich alles eben schon vorgestellt
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und das ist ja eigentlich nur die kurze
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Zusammenfassung.
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Ja, wie immer legen wir die
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Dokumentation auf dieser Seite ab. Dort
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Korrekturen, Ergänzungen, Antworten auf
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Fragen, über die wir uns natürlich
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freuen äh wie immer und dort wird dann
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auch ein Verweis sein auf die
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Kurzfassung, die wir noch herstellen
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werden,
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damit die Leute, die nicht viel Zeit
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haben, sich das ja nicht alles im
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Einzelnen anschauen müssen, sondern da
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die Möglichkeit bekommen, kurz für sich
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etwa vor einer Klausur oder einer
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mündlichen Prüfung sich darauf
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entsprechend einzustellen. Und wir
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freuen uns natürlich, wenn unser Kanal
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abonniert wird, abonniert bleibt und
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auch an andere weitergegeben wird als
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Information, dass man hier vielleicht
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ganz gute Ideen bekommt und gute
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Übersichten. Wir wünschen auf jeden Fall
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viel Erfolg. Ja.
#Literary Classics
#Legal
#Social Issues & Advocacy
