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In diesem Video geht es um den Roman Der
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Prozess, der in einigen Bundesländern
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gelesen werden muss, auch sonst immer
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wieder mal als Lektüre im Unterricht
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erscheint von Franz Kafka. Und da ist
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eigentlich die spannende Frage der
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Schuld und wir machen hier folgendes,
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dass wir aus dem Roman selbst heraus
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eben äh eine Antwort darauf geben, wie
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das mit der Schuld ähm aussieht und wir
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entwickeln darüber hinaus auch noch eine
0:31
Idee, bei der wir also auch andere
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Erzählungen einbeziehen. Wir wollten
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ursprünglich noch ein Statement
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abschließend an den Schlusssätzen, aber
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das Video ist relativ lang geworden und
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dann haben wir uns überlegt, wir machen
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da lieber ein eigenes
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Video draus, sodass die also die nicht
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viel Zeit haben, dann auch das Ergebnis
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einfach abrufen können und eventuell
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hier nachschauen können in diesem Video,
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ob es da noch Dinge gibt, die man klären
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sollte. Dann legen wir mal los.
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Wenn man sich mit dem Roman der Prozess
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dann geht es vor allen Dingen um zwei
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schwierige Fragen. Nämlich einmal ist
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dieser Josef K schuldig. Er glaubt doch
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selbst nur verläumdet worden zu sein. Er
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erfährt nie, weshalb er angeklagt worden
1:17
ist und am Ende wird er umgebracht.
1:21
Und ganz seltsam, er steht da irgendwie
1:24
dazu. Das werden wir uns gleich noch
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genauer ansehen. Und dann äh taucht die
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Frage natürlich auch auf hier, was macht
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der Roman selbst deutlich? Und dann
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vergleichen wir das auch noch mit
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anderen Erzählungen von Kafka. Und wir
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haben hier mal deutlich gemacht, welche
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verschiedenen Möglichkeiten es gibt,
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etwas zu überprüfen an einem Roman. Wir
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kümmern uns nur um die Sicht auf den
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Roman selbst, was der entsprechend hier
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produziert, zeigt und worauf auch jeder
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kommen kann. Und daneben gibt es
2:01
natürlich dann noch die Wissenschaft,
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die ganz andere Sichtweisen hat, das mit
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der Biografie verknüpft z.B. und so
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weiter. Das kann man aufnehmen, aber das
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sollte man nicht immer in den
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Vordergrund stellen. Sonst hat man das
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Gefühl als Schüler oder Schülerin immer
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eigentlich nur weniger zu wissen,
2:17
während es natürlich äußerst ähm
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reizvoll ist, hier sich mit diesem
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Bereich zu beschäftigen, denn der ist
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für alle gleich. Und wenn man dann ein
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bisschen Ahnung hat und auch andere
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Erzählungen von Kafka schon gelesen hat,
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dann kann es sein, dass es da auch ganz
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interessante Parallelen äh gibt. Und das
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wollen wir jetzt im folgenden zeigen.
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Wir schauen uns dann mal den Anfang an.
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Es ist ja wichtig bei solchen äh Fragen
2:46
auch vom Verlauf des Romans auszugehen,
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denn da verändert sich ja dann durchaus
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auch etwas. Und hier ist es eben so,
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dass wir am Anfang bei diesem Josef K
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einfach Verwirrung haben. Das beginnt
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nämlich, dass er plötzlich da morgens
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verhaftet wird. Das Ganze ist für ihn
3:01
völlig unerklärlich und es heißt dann im
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Roman auch sehr schön: "Jemand musste
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Josefka verläumdet haben, denn ohne dass
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er etwas Böses getan hätte, wurde er
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eines Morgens verhaftet." Das steht da
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erstmal so und sollte auch ernst gemeint
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genommen werden. Was dies EB7 angeht,
3:20
wir nutzen die Ebook Ausgabe der von
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Reklam. Äh, aber wir werden am Ende auch
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darauf hinweisen, wo man äh den äh Roman
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im Internet finden. Dann kann man
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einfach dort nach dieser Stelle suchen
3:34
und dann hat man auch den Kontext des
3:38
Diese Eingangsaussage, die etabliert,
3:41
die macht deutlich die grundlegende
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Haltung. Er hat nichts Böses getan und
3:45
ist unschuldig, fertig aus. Und so
3:47
verhält er sich auch. Die Wächter
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verweigern ihm jede Erklärung für seine
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Verhaftung. und behaupten, die hohen
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Behörden würden nicht aktiv nach Schuld
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suchen, sondern von der Schuld
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angezogen. Das ist natürlich schon mal
4:01
etwas äußerst ähm mysteriöses äh hier
4:06
und äh dementsprechend hat man hier auch
4:09
das Gefühl, da ist eine Schuld, die von
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vorne rein äh da ist, fast so eine Art
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Erbsünde oder so etwas, wie das
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Christentum es dann darstellt, die dem
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Gericht angeblich bekannt ist.
4:21
Und ähm der gute K tut diese Erklärungen
4:26
ab als das Gerede dieser niedrigsten
4:28
Organe. Man sieht also hier äh, dass er
4:31
nicht nur unschuldig ist, sondern auch
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noch ähm sehr selbstbewusst am Anfang.
4:41
Und dann kommt die erste Konfrontation
4:47
Äh, das erfolgt durch die Aufseher, ne?
4:49
der ermahnt ih sol nicht so ein Lärm
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machen mit dem Gefühl ihrer Unschuld. Na
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ja, wenn das nicht mal erlaubt ist, da
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dies den sonst nicht schlechten Eindruck
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störe. Das heißt, wenn man da mitspielt
5:02
und alles annimmt und so weiter, nimmt,
5:04
dann macht man weiterhin einen guten
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Eindruck. Aber der gute Josef Kabrt
5:08
darauf, ich bin angeklagt, aber nicht
5:10
die geringste Schuld lässt sich
5:12
auffinden, wegen der man mich eben
5:16
anklagen könnte. Doch der Aufseher
5:18
bestätigt nur die Verhaftung, nicht die
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Anklage selbst. Also völlig im
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Unterschied hier. Äh wir haben hier
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links das dann immer noch in einer
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Kurzform dann dargestellt
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zu jedem Krimmi, ne? Der muss
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grundsätzlich immer gesagt, ähm ich
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verhafte sie unter dem Verdacht und so
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weiter, dann kommt das, was einem
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vorgeworfen wird. Und selbst die
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äußert sich dann dazu und sagt: "Ja, das
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ganze ist irgendsowas gelehrtes und das
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können wir überhaupt nicht verstehen
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und äh das ist ganz was anderes als wenn
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man da so ein Dieb verhaftet." Und damit
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wird deutlich eine ganz ungewöhnliche
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Sache, die hier läuft. Das ist typisch
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für Kafka, dass am Anfang in die
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Normalität etwas reinkommt, was man
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überhaupt nicht versteht, was einen auch
6:01
dann völlig verwirrt, wie wir es hier
6:03
oben gesagt haben. Und dann ähm, dass
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Fräulein Bürstner ähm das auch eine
6:10
Rolle spielt, äh die weiß nicht so
6:13
genau, ob sie ihn für Schuldlosht soll
6:16
oder vielleicht doch und so weiter. Man
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sieht also, dass die Frage der Schuld
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von Anfang an im Raum steht, aber schwer
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zu fassen ist. Wir machen das immer so,
6:26
dass wir hier links dann das noch mal so
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in Kurzform machen. Das kann man sich
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ausdrucken dann entsprechend auch und
6:31
hier rechts kommt dann die genauere
6:33
Erklärung und weitere Dinge können wir
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auf der Webseite dann auch noch deutlich
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machen, auf die wir nachher verweisen
6:39
werden. Ja, wir ähm halten hier unten
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immer den bisherigen Stand auch ähm
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fest. dementsprechend auch die
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Nummerierung hier 1 2 und dann geht das
6:51
natürlich hier weiter zu Nummer 3 und
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wir stellen das einmal komplett vor und
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links hat man dann die Kursfassung. Ähm,
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am Anfang zeigt sich Widerstand und auch
7:00
eine gewisse Absurdität dieses Gerichts,
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was ja schon angedeutet hat, sehr
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Bei der ersten Untersuchung ist K
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entschlossen, die ganze Sache schnell zu
7:10
beenden. Er erkennt das Verfahren nur
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aus Mitleid gewissermaßen an und sieht
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äh sich nicht als Einzelfall, sondern
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als Stellvertreter für viele
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Unschuldige, die von einer korrupten
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Bande, also von diesem Gericht da, dass
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überhaupt nichts taugt, dass vielleicht
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Fehlurteile fällt und nötige
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Untersuchungen macht und so weiter, von
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denen verfolgt wird. Also stellvertreten
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leidet er hier für alle und will das
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auch durchkämpfen. Er geht sogar soweit
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seine Verachtung für das Gericht zu
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zeigen. Ihr Lumpen, ich schenke euch
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alle Verhöre, ne? Lumpen steht hier für
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also Leute mit einem schlechten
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Charakter, die schlimme Dinge machen. Er
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vermutet, dass man nicht nur unschuldig,
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sondern auch unwissend verurteilt wird
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und glaubt, der Prozess werde aus
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Faulheit oder Vergesslichkeit oder
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vielleicht sogar Angst der Beamtenschaft
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bald abgebrochen. Also ganz
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unterschiedliche Dinge äh werden hier äh
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erwähnt. Wir haben das rausgezogen aus
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einer Gesamtübersicht aller Zitate, die
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dann in Frage kommen. Und darauf
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verweisen wir auf der Webseite und da
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sieht man hier, dass auch
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widersprüchliche Dinge da sind. Äh und
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ihm wird dann angeboten doch irgendwie
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die Beamten zu bestechen, um den ganzen
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äh Prozess zu beschleunigen. Da sagt er
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ganz klar: "Ich besteche niemand." Das
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entspricht ja auch hier dem Gegensatz
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von korrupte Bande. Nein, er ist ein
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ordentlicher Mensch. Er steht das durch.
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Als Kanan entdeckt, dass seine Wächter
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auch Probleme bei einer Beschwerde
8:41
seinerseits bekommen würden, ist ihm
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wichtig, dass er ihre Bestrafung gar
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habe. Man sieht also hier das Mitleid
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hier oben äh und äh hier Bestrafung gar
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nicht verlangt. Äh das ist so seine
8:55
Grundhaltung. Eigentlich ist er ein
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netter gutherziger Mensch und er
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versucht die Schuld von den Wächtern
9:02
und argumentiert die Organisation. Und
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die hohen Beamten, die seinen schuldig
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und da man oben das wieder mit der
9:09
korrupten Bande, nicht die niederen
9:11
Ränge, also die unteren Stufen der
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Beamten. Und das zeigt eine Entwicklung
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in KS Verständnis. Er beginnt die Schuld
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nicht bei einzelnen Personen zu suchen,
9:21
einem übergriffigen Staatsanhalt äh oder
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diesen Leuten, die dahin verhaften,
9:25
sondern im System zu verorten. Heißt
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dort eben anzusiedeln und dort zu
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Ja, man sieht natürlich jetzt hier der
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Bereich, den wir schon kennen, der
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wächst jetzt langsam. Und hier haben wir
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dann den Bereich 5, die
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Logik der Schuld. Mit der Zeit erfährt
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der Kad dann immer mehr über das
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Gerichtssystem, was seine anfängliche
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Einschätzung der Schuld auf den Kopf
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stellt. Sein Onkel z.B., der vermisst
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dann bei ihm ein ausreichendes
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Engagement und meint, so verhalte sich
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kein unschuldig Angeklagter, der noch
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bei Kräften ist. Ja, das heißt, also
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hier gibt's auch so äh Kräfte, die ihn
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auffordern noch mehr zu kämpfen, nicht
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hin alles hinzunehmen und sogar Mitleid
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mit den Leuten dazu entwickeln und damit
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wird deutlich, dass hier auch eine
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soziale Erwartung an K ist, denn alle
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Leute, die äh in Probleme bekommen mit
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Gericht, mit Polizei und so weiter auf
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die wird ja auch dann schon ein bisschen
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kritisch geschaut und K lehnt dann auch
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einen Landaufenthalt ab. Das könnte
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Flucht und Schuldbewusstsein bedeuten.
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Das heißt, er reagiert da durchaus etwas
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drauf. Dann der Anwalt Hult, der
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enthüllt dann die Geheimhaltung des
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Verfahrens, die Unzugänglichkeit der
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Akten. Wir hatten das schon am Anfang,
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dass er überhaupt keine Information
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bekommt, ne, weswegen er verhaftet wird.
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Und jetzt heißt es, er werde die
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Anklagepunkte auch nie erfahren. Und die
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Verteidigung wird nur geduldet und äh
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persönliche Beziehung, das hatten wir do
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schon irgendwo, ne, so mit Bestechung
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und so weiter, sein wichtiger als
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tatsächliche rechtliche Schritte und äh
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K beschließt dann selbst einzugreifen
11:08
und jeden Gedanken an eine mögliche
11:10
Schuld von vorne rein abzulehnen. Es gab
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keine Schuld und er betrachtet den
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Prozess und nur als sein großes
11:16
Geschäft. Äh er kommt ja selbst aus dem
11:19
Bankbereich, ne, und kennt das also,
11:21
dass man auch ein bisschen dealen muss
11:22
und d auch äh kämpfen muss, wer zieht
11:24
wen über den Tisch und so weiter und
11:26
darauf lässt er sich ein und man sieht
11:28
natürlich, der Abstand wird immer größer
11:30
zwischen diesem äh undurchdringlichen
11:33
System, was ganz eigene Spiele da macht
11:36
und hier diesem einzelnen Angeklagten.
11:39
Kommen wir jetzt zur Nummer 6. Das ist
11:42
ein Gerichtsmaler, von dem bekommt er
11:44
wichtige ähm Informationen
11:47
und die haben wir hier entsprechend und
11:50
das hatten wir hier. So und da merkt man
11:53
auch, welche Passagen man sich noch ein
11:55
bisschen vor einer Klausur z.B. genauer
11:58
sollte. Das hier oben war sicherlich
12:00
wichtig mit dem Hult z.B. Und jetzt
12:02
dieser Titorelli und äh der K versichert
12:06
dann, er sei vollständig unschuldig,
12:07
kennen wir schon. Und Titorelli dann,
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wenn sie unschuldig sind, dann ist die
12:10
Sache ja sehr einfach. Das widerspricht
12:12
nun wieder da oben dem, was der Hult,
12:15
der Anwalt ja eben gesagt hat. Doch K
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widerspricht dann auch vehement, also
12:20
stark und erkennt, meine Unschuld
12:22
vereinfacht die Sache nicht. Zum Schluss
12:24
aber zieht es von irgendwoher, wo
12:25
ursprünglich gar nichts gewesen ist.
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Eine große Schuld hervor, ne? Also auch
12:29
hier äh hat er plötzlich wieder den
12:31
Eindruck, er schwankt und hier ist jetzt
12:32
so, dass die die finden schon irgendwas
12:34
dann plötzlich und Titorelle bestätigt
12:36
auch ähm, dass das Gericht fest von der
12:38
Schuld des Angeklagten überzeugt ist und
12:40
von dieser Überzeugung nur schwer
12:41
abgebracht werden kann, ja, niemals
12:44
abzubringen ist. Ähm ähm das ist dann
12:48
wieder in so ein Widerspruch zu sind
12:49
doch eigentlich unschuldig hier und so
12:51
weiter. Also große Widersprüche hier.
12:54
Und die einzig möglichen Wege sind eine
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scheinbare Freisetz Freisprechung. Da
12:59
wird man scheinbar freigesprochen, aber
13:01
nicht wirklich. Oder die Verschleppung.
13:04
Verschleppung heißt, dass man das den
13:05
Prozessen in Länge zieht und die freien
13:07
Tage dazwischen äh immer ähm mehr werden
13:11
äh und dann kann eine Verurteilung
13:13
verhindert werden. Aber auch die
13:15
wirkliche Freisprechung ist wirklich
13:17
unmöglich. Das heißt also nur der Tod
13:20
kann ein am Ende da irgendwie von
13:22
erlösen und dazu kommen wir dann am Ende
13:23
auch. Und hier wird deutlich, dass das
13:25
Gericht äh nicht auf der Suche nach
13:27
Schuld ist, sondern von ihr ausgeht und
13:29
den Angeklagten in einen Zustand der
13:31
latenten, der äh verborgenen
13:34
Verurteilung hält. Und wenn das sich auf
13:36
ganze Leben bezieht, dann können wir
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schon mal ein bisschen äh im Auge
13:40
behalten, dass Kafka möglicherweise sich
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gar nicht für einen einzelnen Fall
13:45
interessiert, sondern hier ein Bild
13:46
entwickelt für das Leben insgesamt. Aber
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das ist hier natürlich erstmal nur eine
13:51
Vermutung. Ja, halten wir zunächst
13:53
einmal das feste, was wir hier schon
13:56
haben. Und dann geht das hier mit der
13:58
Nummer 7 weiter. Das ist hier
14:03
so die tiefste Erkennis. Kommen wir zu
14:05
einer zweiten Stelle, die man sich
14:06
unbedingt vor der Klausur noch mal
14:08
genauer anschauen sollte.
14:10
Das ist nämlich ein Gespräch mit einem
14:13
Gefängniskaplan im Dom und dieser
14:16
Gefängniskaplan gehört sogar selbst zum
14:18
Gericht, also auch ganz seltsame
14:19
Verhältnisse und dieser Geistliche
14:21
konfrontiert K direkt. Man hält dich für
14:24
schuldig, man hält wesens vorläufig
14:27
deine Schuld für erwiesen. Typisch für
14:28
Kafka auch, das wird er wieder so ein
14:29
bisschen reduziert und dann kommt die
14:32
leidenschaftliche entgegen. Nur ich bin
14:33
aber nicht schuldig. Es ist ein Irrtum.
14:35
Wie kann den Mensch überhaupt schuldig
14:37
sein? Wir sind doch alle Menschen einer
14:39
wie der andere. Und das wird vom
14:42
Geistlichen auf erschreckende Weise
14:43
umgedeutet. Das ist richtig, aber so
14:46
pflegen die Schuldigen zu tun. Also das
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Netz zieht sich hier immer enger um den
14:52
Kn zu und damit wird jetzt das Leugnen
14:56
der Schuld paradoxerweise also
14:58
widersinnig zum Beweis seiner Schuld im
15:00
Sinne des Gerichts. Das Urteil ist kein
15:02
plötzliches Ereignis, sondern das
15:04
Verfahren selbst geht allmählich ins
15:10
Und äh dann kommt jetzt äh der Punkt äh
15:13
8 hier. Äh, da geht es um verschiedene
15:16
Kommentare hier. Und zwar einmal ist da
15:18
Leni, die Pflegerin des Advokaten, die
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hatte K bereits geraten, ein Geständnis
15:25
abzulegen, um die Möglichkeit zu
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entschlüpfen, also irgendwie
15:29
rauszukommen, aus der Nummer zu
15:31
erhalten, was die Schuld nicht als
15:33
moralische Kategorie, also nicht
15:34
wirklicher Schuldfall, sonder als
15:36
strategisches Mittel im Gerichtsprozess
15:39
erscheinen lässt. Es kommt also gar
15:40
nicht darauf, an du schuldig bist,
15:42
sonder wie du damit umgehst. auch der
15:44
Kaufmann Block, ein anderer Klient, also
15:46
auch jemand, der da betroffen ist von
15:48
den ganzen solchen Geschichten, ist
15:50
durch seinen Prozess vollständig
15:51
zermürbt, kaputt am Ende, er warnt vor
15:54
Aberglauben unter Angeklagten, die aus
15:56
irgendwas den Ausgang des Prozesses
15:59
lesen wollen, wobei viele K eben eine
16:02
baldige Verurteilung voraussagen. Das
16:03
gibt's also auch, dass Leute versuchen
16:05
damit klarzukommen, dass s alle
16:06
möglichen Theorien dann aufstellen. Ja,
16:08
der hat aber heute so und so geguckt.
16:09
Das hat bestimmt eine Bedeutung oder so
16:11
etwas. Und dieser Block, der zitiert
16:13
also einen Rechtsspruch, der besagt,
16:16
dass der welcher ruht, kann immer ohne
16:19
es zu wissen, auf einer Wagschale sein
16:21
und mit seinen Sünden gewogen werden.
16:23
Das die alte Situation, man lebt sein
16:25
Leben wie dieser Josefk und während man
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ganz in Ruhe ist und so weiter, ne, wird
16:31
da woanders schon abgewogen, ob man
16:32
verhaftet werden kann oder nicht. Das
16:34
ist also auch so eine immer währende
16:36
unbewusste Schuld hin, die jeden
16:38
Menschen belasten könnte.
16:41
Und am Ende des äh Romans, das haben wir
16:44
jetzt hier in der Nummer 9, das ist dann
16:47
die so eine Art Selbstaufgabe haben wir
16:49
das ähm genannt. Da äh wird er abgeholt
16:53
und man merkt und er erkennt auch, das
16:56
geht für mich jetzt nicht gut aus und
16:58
läuft auf eine Hinrichtung hinaus und
17:00
erkennt die Wertlosigkeit seines
17:02
Widerstandes. Und dort vollzieht sich
17:05
eine seltsame innere Wandlung. Er bereut
17:08
seine frühere Haltung mit 20 Händen in
17:11
die Welt hineinfahren zu wollen und über
17:14
dies zu einem nicht zu billigen Zweck,
17:17
das war unrichtig, also ganz seltsames
17:19
ähm Schuldeingeständnis. Die einzige
17:22
Stelle an dieser JK eine Art eigene
17:24
Schuld oder zumindest eine Fehlhaltung
17:27
in seinem Leben eingesteht, eventuell
17:29
sein Karrierestreben, ne? Fast ein
17:31
Advokat war er, aber was soll daran
17:33
falsch sein? Und das ganz überzeugt
17:35
natürlich äh nicht, weil das, was er da
17:38
beschreibt, etwas ganz normales ist.
17:40
Jeder Mensch, der in die Welt
17:41
hineinkommt, aufwächst, der möchte in
17:44
die Welt hineinfahren.
17:46
Ähm und na ja, und nicht zu billigenden
17:48
Zweck, das ist ja meistens spätere
17:50
Einsicht, deswegen muss man ja nicht
17:52
verurteilt werden und schon gar nicht
17:53
hingerichtet äh werden.
17:56
Und hier muss man wirklich jetzt die
17:57
Frage stellen, ist das eine echte
17:58
Einsicht oder ist das so eine
18:00
resignierende Übernahme irgendeiner
18:02
Schuld? Äh, es gab mal in früheren
18:04
Zeiten, als Leute, also den Terroristen
18:06
dann Geiseln genommen haben, ähm da
18:09
kennen die Psychologen das, dass wenn so
18:11
eine Geiselnahme lange dauert, äh dann
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fangen die ähm Geiseln plötzlich an, so
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eine Beziehung zu entwickeln. Sie wollen
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sich das Leben ein bisschen leichter äh
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machen. Äh darüber kann man streiten, ob
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das hier vorliegt, denn es geht ja nicht
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darum, diese Wächter dazu lieben, die
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ihn hinrichten. Aber immerhin er nimmt
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das an, was ihm vorgeworfen wird. Und er
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denkt dann darüber nach, dass es eine
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Pflicht gewesen wäre, das
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Fleischermesser selbst zu ergreifen und
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sich einzubohren. Das natürlich völlig
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absurd vor dem Hintergrund, äh dass
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überhaupt keine Schuld eindeutig da klar
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ist. Äh, und er hätte nicht die nötige
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Kraft gehabt. Kann nur sagen, Gott sei
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Dank. Denn warum soll man sich selbst
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umbringen, wenn es dafür keinen Grund
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gibt? Dennoch bleibt diese externe
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konkrete Anklage unklar und K stirbt
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dann auch mit der unbeantworteten Frage,
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wo war der Richter, den er nie gesehen
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hatte? Wo war das hohe Gericht, bis zu
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dem er nie gekommen war? Und das
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erinnert natürlich auch an äh die
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Geschichte vor dem Gesetz, ne, wo jemand
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da irgendwo rein will und am Ende seines
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Lebens erfährt er erst, dass er da
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irgendwie doch hätte reingehen können,
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aber er hat es eben nicht gewagt. Ja,
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hier links haben wir dann noch mal den
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gesamt Überblick. äh hier das beginnt
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mit der überraschenden ähm Verhaftung,
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geht dann weiter zu einer ersten
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Konfrontation, dann ist er entschlossen,
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das schnell zu Ende zu bringen. Er zeigt
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dann sogar Mitleid und Verständnis für
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die Beamten. Dann gibt es allerdings
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zunehmende Erkenntnisse, dass das doch
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alles ein bisschen schwieriger ist. Und
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dieser Gerichtsmaler, der macht dann
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auch deutlich eigentlich gibt's
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überhaupt keinen Freispruch und man kann
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das höchstens verschleppen oder so
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etwas. Und dann gibt es ähm immer diese
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abfallende Linie hier, das Gespräch im
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Dom, wo ihm klar gemacht wird, selbst
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wenn du dich unschuldig fühlst, ist das
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eigentlich ein Beweis für deine Schuld.
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Und am Ende haben wir dann noch
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Kommentare, dass man vielleicht
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entschlüpfen könnte. äh der kautmann
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Blog, der warnt davor, sich was
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vorzumachen und es ist so eine Andeutung
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immer während unbewusster Schuld und am
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Ende steht dann hier die Selbstaufgabe
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bei ihm. Jetzt kommen wir aber zu den
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Interpretationshypothesen.
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Grundsätzlich muss man sagen, der Roman
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zeigt Mehrdeutigkeit.
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Äh wir haben auf der einen Seite ähm
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Unschuld am Anfang, ganz klar, ne?
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verläumtet worden und so weiter, dann
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Schuld, die einem vorgeworfen wird und
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am Ende kommt das Ganze zusammen, dass
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er doch dann Einsicht in eine Schuld
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entwickelt, die er sich da ausdenkt oder
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weiß der Geier was. Und jetzt unsere
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Interpression vor dem Hintergrund der
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Kenntnis vieler anderer Werke Kafkas.
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Wir kennen das ziemlich gut aus und wir
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vergleichen das z.B. mit dem Schlag ans
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Hoftor. Da ist jemand mit seiner
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Schwester unterwegs und die Schwester
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pocht oder pocht auch nicht an irgend so
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ein Tor und dann gehen sie weiter und
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plötzlich im Hintergrund eine Staubwolke
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und am Ende wird er da verhaftet und in
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so einer Art Folterkeller da schon
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reingeschleppt und der sagt am Ende,
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wenn ich jetzt noch irgendeine Hoffnung
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hätte, aber habe ich wohl nicht und
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vorher schickt er die Schwester, die
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eigentlich geschlagen hat, völlig absurd
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oder auch nicht geschlagen hat. die
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schickt er nach Hause und ihn wollten
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sie anscheinend haben. Also ähnlich
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absurd wie das Schicksal von Josef Kab.
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Ähm so das hab weggenommen. Die werden
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aber dann am Ende auch dann auf diese
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Erzählung verweisen. Das kann man sich
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dann noch mal genauer anschauen. Und
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unsere Interpretation ist eigentlich bei
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all diesen äh Erzählung beim Schlagans
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Hoftopf das besonders deutlich, dass
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eine bestimmte Sicht Kafkas äh auf die
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Situation des Menschen in der Welt. Und
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er sieht das so, dass wir Menschen, wir
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sind in einem unerklärlichen Kosmos,
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unerklärlichen Zusammenhang und da kann
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immer mal irgendetwas reinbrechen, dass
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wir in diesem Fall wir schuldig ohne
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Schuld sind. Das gilt ja auch für ein
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Schlag ans Hochtor. Ohne Chance und das
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ist ein Schicksal ohne
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Nachvollziehbarkeit.
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Und ähm wir verweisen hier ganz gerne
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auf äh ein berühmtes Gedicht von Göte,
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das Göttliche. Darauf werden wir dann
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noch näher verweisen. Das kann man da
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sich anschauen. Gotte geht nämlich
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erstaunlicherweise auch von einem
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Schicksal, so nennt er das allerdings
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aus, äh das völlig willkürlich Menschen
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rausgreift, andere verschont, der eine
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wird krank, der andere nicht. Der eine
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hat einen Unfall, der andere wird
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befördert. Also völlige Willkür des
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Schicksals. So sieht er das äh auch
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ähnlich wie Kafka. Aber wir Menschen
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haben die Möglichkeit, edel, hilfreich
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und gut zu sein. Und das heißt, äh, das
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Göttliche, was nicht von irgendwelchen
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Göttern kommt, aber doch als Möglichkeit
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in den Menschen drin ist, das können wir
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eben nutzen, um eben ähm uns ähm etwas
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äh gegenseitig zu unterstützen in dem
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Schicksal, was einen trifft und da
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wirklich also sich menschlich kann man
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sich verhalten und das ist eine gewisse
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Gegenbewegung, auf die man in Demsmark
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eingehen könnte und jeder kann dann für
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sich natürlich entscheiden, ähm ob er
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eher bei Kafka bleibt oder bei Göte oder
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auch noch eine ganz andere Vorstellung
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vom Leben hat. Fazit des Romans.
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Die Frage der Schuld bleibt mehrdeutig,
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haben wir oben schon gesagt, müssen wir
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im Einzelnen hier nicht jetzt
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wiederholen. Und das haben wir
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eigentlich alles eben schon vorgestellt
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und das ist ja eigentlich nur die kurze
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Ja, wie immer legen wir die
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Dokumentation auf dieser Seite ab. Dort
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Korrekturen, Ergänzungen, Antworten auf
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Fragen, über die wir uns natürlich
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freuen äh wie immer und dort wird dann
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auch ein Verweis sein auf die
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Kurzfassung, die wir noch herstellen
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damit die Leute, die nicht viel Zeit
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haben, sich das ja nicht alles im
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Einzelnen anschauen müssen, sondern da
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die Möglichkeit bekommen, kurz für sich
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etwa vor einer Klausur oder einer
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mündlichen Prüfung sich darauf
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entsprechend einzustellen. Und wir
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freuen uns natürlich, wenn unser Kanal
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abonniert wird, abonniert bleibt und
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auch an andere weitergegeben wird als
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Information, dass man hier vielleicht
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ganz gute Ideen bekommt und gute
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Übersichten. Wir wünschen auf jeden Fall