Eine Familie, wie man sie sich nicht wünscht
- Die Geschichte beginnt mit einer typischen Postkartenidylle aus dem Bereich der sonnigen Schwarzmeerküste.
- Im nächsten Abschied kommt dann die Realität durch, eine Mutter mit Lockenwicklern, dann die speziellen Nachtgewänder der Eltern und schließlich ein Vater, der sogar im Urlaub in Anzug und Krawatte in der Kantine sitzt. Hervorgehoben wird: „doch Mutter will’s nicht anders.“
- Im nächsten Schritt geht es um das gemeinsame Essen und eine Kellnerin, die besonders freundlich zum Vater ist. Die Erzählerin vermutet: „das bestimmt nicht zufällig.“
- Die nächsten Zeilen beschreiben dann die negative Reaktion der Mutter darauf, die sichtlich leidet.
- Dem Vater scheint das nichts auszumachen. Er beschäftigt sich weiter mit der Kellnerin, bis das Kleinkind ein Glas umkippt und und auch sonst noch einiges an Durcheinander auf dem Tisch einrichtet.
- Der Vater reagiert verärgert darauf, die Mutter weist ihn darauf hin, es sei schließlich auch sein Kind.
- Der weitere Verlauf ist dann bestimmt durch die Ermahnung der Mutter, Bier trinken beim Vater komme zur Zeit noch gar nicht infrage.
- Deutlich hervorgehoben wird das, was der Vater hasst, ein Sonnenbrand beim Kind und die Probleme, die seine Frau anscheinend auch bei diesen Schuhen wieder hat.
- Die Mutter beschäftigt sich immer noch intensiv mit der Begegnung mit der Kellnerin, bezeichnet diese Leute als „Huren“ beziehungsweise als „verdorbene Geschöpfe“, die es zu nichts anderem in der Welt bringen.
- Das wiederum wird kontrastiert mit dem Weinen des Kindes, das offensichtlich die Spannungen bemerkt und nicht genug Aufmerksamkeit für sich bekommt.
- Zu Hause angekommen, sucht die Mutter den Zimmerschlüssel, was beim Vater wieder negative Reaktionen hervorruft, bis das Gesuchte schließlich in seiner Rocktasche gefunden wird. Das löst einen regelrechten Weinkrampf bei der Mutter aus, der diese Beziehungsgeschichte anscheinend deutlich zu viel wird.
- Der Rest der Geschichte besteht aus einem kurzzeitig stockenden Lift, einem Mittagschläfchen, bei dem der Vater schnarcht und das Kind irgendwie versucht, die Situation zu bewältigen. Die Mutter entdeckt allerlei, was in dieser Ferienwohnung nicht sauber ist. Das wiederum wird kontrastiert mit der mitgebrachten Strickarbeit der Mutter.
- So wie die Geschichte angefangen hat, endet sie auch. Die Mutter schreibt eine Ansichtskarte, auf der sie für die Empfänger einige Plätze markiert. Besonders hervorgehoben wird, dass man schon früh morgens losgehe, damit kein anderer ihren Platz besetzen könne.
Intentionalität / Aussagen:
Die Geschichte zeigt ein mehrfaches Missverhältnis, zum einen zwischen den Lobeshymnen auf der Postkarte und der Realität.
Dazu kommen innerfamiliäre Spannungen, vor allem zwischen Vater und Mutter, die sich offensichtlich auseinander gelebt haben. Dazu kommt ein Kind, das vor allem Ärger macht und wahrscheinlich nicht genügend Liebe und Aufmerksamkeit bekommt.
Kreative Anregung:
Der Vater könnte am nächsten Tag aus irgendeinem Grunde zu Hause bleiben wollen oder müssen. Vielleicht will er sich auch mal ohne Aufsicht mit der Kellnerin beschäftigen . Die Mutter trifft zufällig am Urlaubsort eine alte Freundin, mit der sie sich gut versteht. Dort könnte es dann Gelegenheit zu einem echten Austausch geben, der vielleicht sogar in einem guten Rat der Freundin endet.
Hinweis auf eine mögliche Fundstelle:
Die Kurzgeschichte ist höchstwahrscheinlich Teil von Herta Müllers erstem Werk „Niederungen“. Dieses Buch wurde ursprünglich 1982 in Bukarest veröffentlicht und 1984 in einer überarbeiteten Fassung im Berliner Rotbuch Verlag herausgegeben.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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