Auswertung: Youtube-Vortrag: Prof. Engels: „Ein Jahrhundert nach Spenglers „Untergang“: Wann ist endlich Schluß mit dem Abendland“
- Je mehr eine Gesellschaft, ja eine ganze Kultur ihre Sicherheit zu verlieren scheint, umso mehr kommt das kurz nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte Buch von Spengler in den Blick.
- Es hat einen scheinbar passenden Titel „Der Untergang des Abendlandes“ und führt dann häufig zu einer kontroversen bis polemischen Diskussion. Vor allem dann, wenn es bestimmten politischen Richtungen zugeordnet wird, mit denen man sich gar nicht beschäftigen möchte.
- Dass der Titel aber in die Irre führt und das Werk an sich in vielem sehr bedenkenswert ist, zeigt u.a. ein Youtube-Vortrag von Prof. David Engels. Er ist ein prominenter Vertreter der 2017 gegründeten „Oswald-Spengler-Gesellschaft“ und hat 2014 ein interessantes Buch zu Situation und Zukunft der EU veröffentlicht: „„Auf dem Weg ins Imperium: Die Krise der Europäischen Union und der Untergang der abendländischen Kultur“.
- Da es hier in besonderer Weise um die Zukunft der gegenwärtigen Schülerschaft geht, ist der Themenkomplex sicher ein lohnender Gegenstand des Unterrichts.
Wer sich dafür interessiert, kann sich hier näher informieren:- Ein Leitfaden durch das Buch:
https://textaussage.de/leitfaden-david-engels-weg-ins-imperium
— - Eine Rezension des Buches
https://textaussage.de/rezension-david-engels-weg-ins-imperium
- Ein Leitfaden durch das Buch:
Infos zum Youtube-Vortrag
zu finden ist er hier:
https://www.youtube.com/watch?v=3SqhmgHFNYY
Zusammenfassung der wesentlichen Thesen mit Begründung
- Grundannahmen und Kernthesen
Kulturen als Hauptakteure: Spengler sieht Kulturen als die größten Einheiten der Menschheitsgeschichte, nicht einzelne Völker oder Staaten. Diese Kulturen sind für sich genommen weder philosophisch noch metaphysisch zielgerichtet.
Eigenständigkeit der Kulturen: Jede Kultur hat ihre eigene, einzigartige „Seele“ und folgt einer inneren Logik in ihrer Entwicklung34. Kulturen koexistieren und interagieren, aber sie haben keine innere Verbindung zueinander und sind von außen kaum beeinflussbar.
Zyklischer Verlauf: Die Entwicklung jeder Kultur verläuft parallel zu den Lebensphasen eines Individuums: Kindheit, Jugend, Reife, Alter und Tod. Diese Phasen sind nicht nur biologisch, sondern manifestieren sich in Kunst, Politik und Gesellschaftsordnung.
Kultur versus Zivilisation: Spengler unterscheidet zwischen „Kultur“ als einer lebendigen, schöpferischen Phase und „Zivilisation“ als einer späten, erstarrten Phase, die durch Technologie, Expansion und Massengesellschaft gekennzeichnet ist. Die Zivilisation ist der unvermeidliche Übergang jeder Kultur in ihren Niedergang.
Die „Seele“ der Kulturen
Unnachahmliche Seelenbilder: Jede Kultur hat ein spezifisches, unnachahmliches „Seelenbild“, das durch eine mysteriöse Initialzündung am Anfang der Kultur entsteht und durch Bildung und Leben in der Kultur weitergegeben wird. Dieses Seelenbild ist nicht ethnisch, sondern kosmisch.
Beispiele für Seelenbilder:
Antike (Apollinisch): Sinnlich-gegenwärtiger einzelner Körper als Ideal.
Arabische Kultur (Magisch): Innerer Dualismus der Welthöhle.
Russische Kultur: Unendliche Ebene.
Abendland (Faustisch): Streben nach dem Grenzenlosen, Raum als Symbol.
III. Der Untergang des Abendlandes
Kein plötzliches Ereignis: Der „Untergang“ ist kein punktuelles Katastrophenereignis, sondern ein langfristiger Niedergang nach der vollständigen Entfaltung der Potenziale einer Kultur.
Determinismus: Spengler geht von einem historischen Determinismus aus, d.h. der Verlauf der Geschichte folgt inneren Gesetzen, die nicht durch menschliches Handeln aufgehalten oder umgekehrt werden können.
Kein Grund zur Hoffnung: Die westliche Zivilisation ist laut Spengler in ihrer späten Phase, was sich in der Massengesellschaft, im Cäsarismus und in der Technikfixierung zeigt. Es gibt keine Möglichkeit, diesen Niedergang aufzuhalten.
Akzeptanz des Unvermeidlichen: Anstatt einen verlorenen Kampf zu führen, sollen die Menschen einen realistischen Ansatz wählen, das Unvermeidliche akzeptieren und im Rahmen des Möglichen ihr Bestes tun.
Konsequenzen und Perspektiven
Kritik am Optimismus: Spengler kritisiert den Optimismus als Feigheit und fordert eine heroische Akzeptanz des Schicksals (amor fati).
Ablehnung von Rückwärtsgewandtheit: Jeglicher Versuch, in vergangene Gesellschaftsformen zurückzukehren, ist illusorisch und schädlich, da er das Ende nur beschleunigen würde.
Zyklisches Ende: Nach den zivilisatorischen Höhepunkten versinkt eine Kultur in die Geschichtslosigkeit und kehrt zu einem primitiven Zustand zurück.
Demokratie als Übergangsform: Die parlamentarische Demokratie ist laut Spengler nur eine vorübergehende Erscheinung, die sich durch ihre innere Dynamik in ihr Gegenteil verwandeln wird.
Spenglers Verhältnis zur Moderne
Keine Verklärung des Vergangenen: Spengler betrachtet das Abendland nicht als den anderen Zivilisationen überlegen.
Kulturmorphologie: Spenglers kulturmorphologische Methode ist nicht als Ablehnung von Modernem zu verstehen, sondern liefert eine Legitimation für viele anti-konservative Positionen, z.B. Sozialismus und Technik, als Spätphänomene des Abenlandes.
Elitäres Denken: Spengler betont das Machtstreben des Menschen und die Rolle der Eliten in der Geschichte.
Kein Eurozentrismus: Spengler betont die Gleichwertigkeit aller Hochkulturen und die Bedeutung der inneren Identifikation mit dem Schicksal der eigenen Kultur.
Kritik und Rezeption
Kritik an Spenglers Mitleidlosigkeit: Spengler wird für seine mangelnde Empathie mit den Opfern der Geschichte kritisiert.
Missverständnisse: Spenglers deterministische Sicht der Geschichte wird oft als Pessimismus missverstanden.
Spengler im Niemandsland: Spengler steht in einem ideologischen Niemandsland, da seine Wertschätzung und Ablehnung auf falschen Prämissen beruhen.
Wissenschaftliche Relevanz: Spenglers Thesen sollten im 21. Jahrhundert auf ihre faktische Richtigkeit überprüft werden.
Übersicht mit Timeline des Vortrags
0:07-0:19 Einführung
Der Redner erwähnt, dass der Referent in Eupen zur Schule gegangen ist1.
Eupen wird als Teil des deutschsprachigen Teils von Belgien beschrieben1.
In dieser Gegend wird ein Dialekt namens Niederfränkisch gesprochen1.
0:19-0:44 Überleitung zum Referenten
Der Referent hat seinen Dialektbereich nicht verlassen, da er sich im ostfränkischen Bereich befindet.
Er ist nun aber weit weg, da er eine Professur in Chorzów und Posen hat.
Posen ist den meisten als Landsberg an der Warthe bekannt.
0:44-1:28 Akademischer Hintergrund des Referenten
Der Referent war zuvor Professor für römische Geschichte an der Freien Universität in würde Brück.
Er hat an der RWTH Aachen Volkswirtschaftslehre, Alte Geschichte und Philosophie studiert.
Seine Dissertation befasste sich mit dem römischen Vorzeichenwesen.
1:28-2:11 Bezug zum Kolleg für geisteswissenschaftliche Forschung
Das Kolleg für geisteswissenschaftliche Forschung befasst sich normalerweise nicht mit der europäischen Antike.
Die Antike wurde meist aus der Perspektive von Mittelalterspezialisten und Sinologen betrachtet.
Die Einladung des Referenten wird als Möglichkeit gesehen, dies nachzuholen.
2:11-2:44 Weitere Werke des Referenten
Eine Schrift des Referenten wird erwähnt.
Eine Monographie über die Krise der Europäischen Union und den Untergang der römischen Republik wird erwähnt.
Diese Monographie wurde von der Süddeutschen Zeitung als bestes Sachbuch 2014 ausgezeichnet.
2:44-3:21 Beschäftigung mit Oswald Spengler
Der Referent hat sich seit einigen Jahren mit Oswald Spengler befasst.
Ein Werk über die Deutung und Rezeption von Spengler wurde in diesem Jahr veröffentlicht.
Dieses Werk enthält 17 Aufsätze, die zwischen 2009 und 2020 publiziert wurden, ergänzt durch einen Aufsatz, eine Einleitung und eine Zusammenfassung.
3:21-3:44 Neue Perspektiven auf Spengler
Der Referent denkt Spengler weiter und behandelt ihn nicht als ein Fossil der Zwischenkriegszeit6.
Dies gilt auch für den heutigen Vortrag6.
Applaus für den Referenten6.
3:44-4:03 Beginn des Vortrags
Der Referent bedankt sich für die Einladung und freut sich, in Erlangen sprechen zu dürfen6.
Er hat in den letzten Jahren immer wieder Vorträge im Kontext des Forschungsprojekts zur Definition und Zukunftsvorhersagen gehalten7.
4:03-4:22 Oswald Spengler als Thema
Der Vortrag passt zum Thema Oswald Spengler7.
Spenglers epochales Werk „Der Untergang des Abendlandes“ erschien vor etwas mehr als einem Jahrhundert7.
Nur zwei Jahrzehnte später gingen wesentliche Teile des Abendlandes im immateriellen und moralischen Sinne unter7.
4:22-4:54 Spenglers Vorhersagen
Der Referent fragt, was von Spenglers Vorhersagen übrig geblieben ist8.
Er fragt, ob es möglich ist, Spenglers Zeitgeist zu abstrahieren, um seine Methode der Kulturmorphologie kritisch weiterzuentwickeln8.
4:54-5:27 Spenglers Zielsetzung
Spengler versuchte als erster, Geschichte vorauszubestimmen8.
Er wollte das Schicksal der europäischen Kultur in ihren noch nicht abgelaufenen Stadien verfolgen9.
Sein Ziel war es, die mögliche Zukunft des Westens zu skizzieren9.
5:27-6:18 Rezeption von Spenglers Ideen
Spenglers Ideen wurden in den 1920er Jahren breit diskutiert10.
Die akademische Welt war skeptisch, aber viele Schriftsteller und Künstler wurden beeinflusst10.
Der Aufstieg des Nationalsozialismus brachte Spengler in eine ideologische Opposition1011.
Er kritisierte Hitlers Rassentheorie und wurde zur Persona non grata11.
6:18-6:51 Spenglers Rezeption nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Spengler als „moderne Mickey Mouse des römischen Reiches“ wahrgenommen11.
Die Rezeption seines Werkes war bis in die 1990er Jahre durch diese einseitige Verengung geprägt11.
Die Komplexität seines Denkens wurde stark verschleiert11.
6:51-7:10 Wiederentdeckung Spenglers
Seit dem Ende des Kalten Krieges wird Spenglers Werk wiederentdeckt und diskutiert12.
Es bietet eine kontroverse Perspektive auf die Herausforderungen der westlichen Welt12.
7:10-7:57 Grundannahmen von Spenglers Geschichtsphilosophie
Spengler ging von der Existenz von Kulturen als den größten Akteuren der Menschheitsgeschichte aus12.
Diese Kulturen haben weder ein philosophisches Ziel noch einen metaphysischen Sinn12.
Die Kulturen koexistieren und interagieren, haben aber keine innere Verbindung zueinander13.
Ihre Entwicklung folgt ihrer eigenen Logik und kann nicht von außen beeinflusst werden14.
7:57-8:24 Die zweite große Hypothese Spenglers
○
Die innere Entwicklung einer Kultur verläuft parallel zu den Entwicklungsstufen eines Lebewesens14.
○
Diese Idee ist in der Philosophie des Vitalismus verwurzelt und reicht bis in die Antike zurück14.
8:24-11:26 Das Zitat zur Evolution der Kulturen
○
Ein ausführliches Zitat beschreibt die Evolution einer Kultur von der Kindheit bis zum Alter14151617….
○
Die verschiedenen Stadien der Kulturentwicklung werden mit historischen Beispielen illustriert15161718….
11:26-11:58 Spenglers Deutung der Gegenwart
Spengler deutet seine Gegenwart und sagt die Zukunft der abendländischen Welt voraus.
Die abendländische Kultur ist seit Napoleon in das späte Stadium der Transformation zur Zivilisation eingetreten.
Diese Zivilisation ist durch Technologie, Expansion, Imperialismus und Massengesellschaft gekennzeichnet.
Er sagt voraus, dass sie ab 2000 versteinern und untergehen wird.
11:58-12:22 Dichotomie zwischen Kultur und Zivilisation
Die Dichotomie zwischen Kultur und Zivilisation ist zentral für Spenglers Geschichtsphilosophie21.
Dieses Konzept ist tief im deutschen Denken des 19. Jahrhunderts verankert22.
12:22-13:04 Spenglers Beschreibung des gegenwärtigen Zustands des Westens
Spengler beschreibt den zivilisierten Zustand des Westens als hart und kalt2223.
Er sieht Parallelen zum caesarischen Rom und nicht zum griechischen Athen23.
Er sieht die Möglichkeiten der großen Malerei und Musik für den westeuropäischen Menschen als erschöpft an23.
13:04-13:33 Kultureller Monismus
Der Redner erklärt die Debatte um den kulturellen Monismus und die Beeinflussung oder Verschmelzung von Kulturen24.
Spengler verwendet das Konzept des Volksgeistes, das von Herder entwickelt wurde24.
13:33-14:27 Seelenbild einer Kultur
Jede Kultur hat ein spezifisches, unnachahmliches Seelenbild25.
Dieses Seelenbild ist von außen unzugänglich und hat keine ethnische Grundlage25.
Es entsteht durch eine seelische Initialzündung und wird durch Bildung und Erziehung weitergegeben25.
Jede Erkenntnis ist ein Ausdruck der eigenen Seele26.
14:27-15:33 Beispiele für Seelenbilder
Beispiele für Seelenbilder sind die politische Körperhaftigkeit für die Antike, der innere Dualismus für die arabische Kultur, die unendliche Ebene für die russische Kultur und der faustische Drang für das Abendland27.
Spengler unterscheidet zwischen der apollinischen Seele der Antike und der faustischen Seele des Abendlandes2728.
15:33-16:19 Faustischer Drang
Spengler greift auf den Faust-Stoff zurück, um den schrankenlosen Drang nach dem Horizont als Archetyp des abendländischen Menschen zu stilisieren29.
Er betrachtet Goethe neben Nietzsche als wichtigsten Vorläufer2930.
Spengler betrachtet das Abendland nicht als überlegen, sondern als gleichwertig30.
16:19-17:43 Der Untergang des Abendlandes
Der „Untergang des Abendlandes“ ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein langanhaltender Niedergang31.
○
Es ist die Folge der vollständigen Verwirklichung der in jeder Kultur angelegten Potenziale3132.
Der Begriff „Vollendung“ wird als Alternative zum „Untergang“ vorgeschlagen, um die pessimistische Seite auszuschalten32.
17:43-18:39 Spenglers Determinismus und seine Aufforderung zum Handeln
Spenglers deterministische Sicht der Geschichte hat viele als Pessimisten bezeichnet3233.
Spengler bestritt dies und forderte einen realistischen Ansatz, die Akzeptanz des unvermeidlichen und das Beste im Rahmen des Möglichen zu tun33.
Er rief zur Ablehnung von Optimismus und Feigheit auf34.
18:39-19:25 Das Ende der Kultur
Das Ende führt nach den letzten zivilisatorischen Höhepunkten in das Versinken in die Geschichtslosigkeit35.
Spengler verwendet die Bezeichnung „Fellachentum“ in Anlehnung an die inmitten der Ruinen des pharaonischen Ägyptens lebenden Bauern35.
19:25-20:34 Beschreibung des Fellachentums
Der Mensch wird wieder zur Pflanze und haftet an der Scholle36.
Die alten Weltstädte sind leere Gehäuse einer erloschenen Seele36.
Eine zweite Religiosität mit tiefer Frömmigkeit entsteht37.
Der Weltfrieden wird in der Tiefe der Gesellschaft Wirklichkeit37.
20:34-21:55 Kritische Rezeption
Viele sehen Spenglers Vorhersagen als Dystopie38.
Manche missverstehen den Begriff des „Untergangs“ als Warnung vor bestimmten Entwicklungen3839.
Spengler meint aber, dass es keine Möglichkeit gibt, das Schicksal einer Kultur aufzuhalten39.
Aus der Geschichte lässt sich nicht lernen, wie man es besser macht, sondern nur wie begrenzt unser Handlungsspielraum ist40.
Wir haben nicht die Freiheit, dies oder jenes zu erreichen, aber die das Notwendige zu tun40.
21:55-22:39 Spenglers Determinismus und seine Kritiker
Die moderne Welt ist Spengler zufolge unser unausweichliches Schicksal4041.
Eine Rückkehr in die Vergangenheit ist illusorisch und schädlich41.
Thomas Mann nahm Spenglers Determinismus zu ernst und wandte sich von ihm ab4142.
Thomas Mann sah Spenglers Prophezeiung als eine Bestätigung der Unvermeidlichkeit des Untergangs und distanzierte sich aus moralischen Gründen4243.
22:39-23:29 Weitere Kritikpunkte
Auch diejenigen, die Spenglers Konservatismus ablehnen, sehen viele von ihm diagnostizierte Phänomene als wesentliche Elemente der europäischen Geschichte44.
Der marxistische Philosoph Lukács sieht Spengler als Teil einer absteigenden Entwicklungslinie4445.
23:29-25:16 Spengler und der Determinismus
Spenglers Geschichtsdeterminismus ist bereits bei Hegel angelegt45.
Er übernimmt viele marxistische Analysen zur wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung45.
Spenglers Kulturmorphologie liefert die Legitimation für viele antikonservative Positionen46.
Spengler sieht sozialistische und technologische Entwicklungen als Teil des spätzeitlichen Schicksals des Abendlandes46.
25:16-26:08 Spengler und Marx
Eine positive linke Spengler-Rezeption ist weitgehend ausgeblieben47.
Spengler konstatiert eine ähnliche Entwicklung wie Marx, jedoch auf die einzelne Kultur bezogen4748.
Spengler sieht am Ende der Entwicklung nicht die Diktatur des Proletariats, sondern den Übergang zu einer Monarchie48.
26:08-27:01 Spengler im ideologischen Niemandsland
○
Spengler lässt im Gegensatz zu Marx keine Hoffnung auf ein utopisches Ende der Geschichte offen49.
Er betrachtet überlebte Gesellschaftsformen als herrisch4950.
Spengler befindet sich in einer Art ideologischem Niemandsland5051.
27:01-28:26 Spenglers Determinismus und die moderne Demokratie
Spenglers Wertschätzung und Ablehnung basieren auf Prämissen, die am Kern seines Denkens vorbeigehen5051.
Sein Determinismus sperrt sich sowohl gegen rückwärtsgewandten Konservatismus als auch gegen progressiven Liberalismus51.
Er sieht die moderne parlamentarische Demokratie als vorübergehende Erscheinung52.
Sie wandelt sich aus ihrer inneren Dynamik heraus in ihr Gegenteil52.
28:26-29:14 Sozioökonomische Theorie
Spenglers sozioökonomische Theorie berührt sich mit der marxschen Analyse des bürgerlichen Parlamentarismus53.
○
Das allgemeine Wahlrecht enthält kein wirkliches Recht, da die Macht durch das Geld kontrolliert wird5354.
Die Meinung des Einzelnen wird von den Parteileitungen gelenkt54.
29:14-29:37 Spengler und der Liberalismus
Spengler ist kein Antidemokrat, sondern ein Denker ohne Illusion über die Eigengesetzlichkeit der Geschichte54.
Er lehnt den Liberalismus nicht aus prinzipiellen Gründen ab, sondern als vorübergehende historische Erscheinung55.
29:37-30:33 Stolpersteine der Rezeption
○
Spenglers Determinismus und seine kritische Haltung sind Stolpersteine für viele Leser55.
Seine fatalistische und elitäre Grundhaltung scheint im Gegensatz zu den Prämissen des 21. Jahrhunderts zu stehen5556.
Spengler war vom Egoismus Nietzsches beeinflusst, der seinerseits von der Lebensphilosophie geprägt war56.
Spenglers Cellestismus unterscheidet sich radikal vom Eurozentrismus und Rassismus seiner Zeit57.
30:33-31:28 Spenglers Rassentheorie
Spengler betont die Gleichwertigkeit aller Kulturen5758.
Wahre Rasse liegt nicht in der Abstammung, sondern in der Identifikation mit dem Schicksal der Kultur58.
31:28-32:55 Spengler und der Kampf gegen die Natur
Geschichte ist für Spengler der Kampf des Menschen gegen seine natürliche Umwelt59.
Der Mensch als erfinderisches Raubtier bildet Rangunterschiede59.
Spenglers Idealismus unterscheidet sich vom zeitgenössischen Liberalismus in Bezug auf den intrinsischen Wert von Staatsformen5960.
Die Güte von Staatsformen hängt von der Gesinnung der Bürger ab60.
Die Ausübung von Macht ist einem Prozess steigender und sinkender Selbstbeschränkung unterworfen61.
32:55-34:32 Spengler und die Demokratie
Die moderne parlamentarische Massendemokratie ist nicht der Zenit, sondern der Abschluss dieses Prozesses61.
Je gründlicher die Stände politisch aufgelöst werden, desto hilfloser wird die Wählermasse6162.
Spengler idealisiert die menschliche Raubtiernatur62.
Er verliert die Opfer aus den Augen6263.
34:32-35:30 Spenglers Mitleidlosigkeit
Spenglers Mitleidlosigkeit mit den Opfern der Geschichte führt zu Unverständnis63.
Er versäumt es, die Dimensionen unverschuldeten Leids in seiner Analyse zu integrieren64.
Der Prozess des Aufstiegs und Niedergangs der Kulturen hat keinen rational zugänglichen Sinn.
Es ist ein Schauspiel, das in seiner Zwecklosigkeit erhaben ist.
35:30-36:46 Spengler und die Gerechtigkeit
Die Geschichte selbst hat kein Erbarmen mit ihren Akteuren.
Spengler zufolge hat die Weltgeschichte immer den Stärkeren recht gegeben.
Der Mensch kann sich mit dieser Einsicht nicht abfinden, wenn er an Gerechtigkeit glaubt.
Es gibt eine Divergenz zwischen der determinierten Weltgeschichte und dem Streben nach Gerechtigkeit.
36:46-37:06 Augustinus
Augustinus‘ Konzept der beiden Staaten (civitas terrena und civitas Dei) wird erwähnt.
Die selbstsüchtige Liebe gründet den Weltstaat, die Gottesliebe den himmlischen Staat.
37:06-37:37 Spengler als Fragment
Spengler blendet die Dimension der Gerechtigkeit aus und macht sein Werk zu einem Fragment.
Seine Analyse dessen, was er als relevant betrachtet, ist nicht grundlegend falsch.
37:37-38:43 Aufgaben der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts
Die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts sollte die Defizite von Spenglers Kulturmorphologie überwinden.
Es sollte untersucht werden, ob Spenglers interkultureller Vergleich durch die heutige Geschichtsforschung bestätigt oder widerlegt wird.
Es sollte geprüft werden, inwieweit Spenglers Prophezeiungen mit der tatsächlichen Geschichte übereinstimmen.
Spengler kann als Werkzeug für das Verständnis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dienen.
38:43-38:48 Schlusswort
Der Redner bedankt sich für die Aufmerksamkeit.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Geschichte für Durchblicker – Überblick über Infos, Tipps und Materialien
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