Bertolt Brecht, „In der Erwartung großer Stürme“ (Mat7360)

Brechts Ratschlag für gefährliche Situationen

Bertolt Brecht hat viele interessante Parabeln geschrieben, die Anregungen für eigene Entscheidungen enthalten.

Eine Parabel ist eine Gleichnis-Erzählung. Eine Lebensweisheit wird mehr oder weniger in einer Geschichte versteckt.

Dadurch wird erreicht, dass man sich erst mal ganz darauf einlässt, ohne gleich eigene Vorurteile zu dem Thema auszupacken.

Wenn man dann verstanden hat, was die Geschichte aussagt, kann man sie auf andere Situationen übertragen.

In diesem Falle ist die Botschaft ziemlich klar.

Schauen wir uns die Geschichte mal an.

Wir haben den Text gegliedert. Aus urheberrechtlichen Gründen zitieren wir nur das, was zum Verständnis unserer Erläuterungen unbedingt notwendig ist.

Gefunden haben wir den Text hier:
https://www.gutefrage.net/frage/bertolt-brecht-interpretation-2

Bertolt Brecht

 

In der Erwartung großer Stürme

 

(1938)

 

  1. „In einem alten Buch [… ] lese ich“:
    • Hier wird zunächst eine besondere Erzählsituation aufgebaut.
    • Man weiß nicht, ob sie real ist oder Teil des Kunstwerks, das Brecht sich ausgedacht hat.
    • Auf jeden Fall ergibt sich hier der Eindruck, dass es sich um eine alte Erfahrung und dann Lebensweisheit handeln muss – von Leuten, die sich mit dem speziellen Problem gut auskennen.
  2. „Wenn die ganz großen Stürme erwartet werden […],“
    “vertäuen und sich an Land begeben“,
    oder: „
    „eilig in See stechen.“

    • Es geht um eine ganz normale Situation in einem Seegebiet nordwestlich von Norwegen, das besonders sturmgefährdet ist.
    • Der Text verweist dann auf zwei unterschiedliche Verhaltensweisen.
    • Die eine sieht nach Sicherheit aus, nämlich sich von der stürmischen See zu entfernen.
    • Die andere verwundert erst mal alle, die sich nicht mit der Seefahrt auskennen und wissen, dass es am gefährlichsten ist, wenn ein Schiff einen Sturm nicht „abwettern“ kann. Das bedeutet, dass man das Schiff so ausrichtet, dass es die Wellen gewissermaßen von vorne nimmt und durchschneidet – statt sich „breitschlagen“ zu lassen.
  3. „wenn überhaupt seetüchtig“ „auf hoher See sicherer“
    • Hier kommt die kurze Erklärung für das Verhalten der mutigen Fischer.
  4. „Auch bel ganz großen Stürmen“ „durch die Kunst der Navigation zu retten“,
    • Hiermit ist wohl das gemeint, was oben schon erwähnt worden ist.
    • Hinzu kommt die Möglichkeit, aus dem Kerngebiet des Sturms noch rechtzeitig rauszukommen.
  5. „selbst bei kleineren Stürmen“ „am Strand“ „zerschmettert“.
  6. „Besitzer“ „hartes Leben.“
    • Am Ende dann der Hinweis, dass ein Schiffs-Überleben in der Nähe von Land am gefährlichsten ist
    • Und schlimme Folgen für die Leute hat, die auf ihre Schiffe angewiesen sind.

 

Die „Moral“, also die Aussage der Parabel ist:

„Bei drohender Gefahr kann es sinnvoller sein, ihr entgegenzutreten als vor ihr zu fliehen.“

 

Das kann jetzt jeder mehr oder weniger auf Situationen übertragen, die für ihn in Frage kommen.

 

Zum Beispiel kann es sinnvoll sein, mit einer Lehrkraft über Probleme zu reden als nur irgendwie zu versuchen, mit ihnen fertig zu werden.

Das Gespräch scheint erst mal anstrengender, vielleicht auch gefährlicher zu sein – es ist auf jeden Fall besser, als sich gar nicht um eine Verständigung zu bemühen.

Ähnliches gilt für den Umgang mit Krankheiten:
Lieber rechtzeitig zum Arzt gehen
als zu Hause abzuwarten, bis es zu spät ist.

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