Wir zeigen im Folgenden wie man bei einem Sachtext zunächst eine Inhaltsangabe machen kann. Dabei schlagen wir vor, von den Teilthemen auszugehen, die nacheinander behandelt werden.
Zu finden ist der Text auf der folgenden Seite:
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wer-macht-hier-wen-mundtot
Aus urheberrechtlichen Gründen präsentieren wir hier nur die Zeilen-Anfänge, damit man sich auf seiner eigenen Textvariante zurechtfindet. Wir gehen hier von einer Version aus, die aus der Schulpraxis stammt und insgesamt 58 Zeilen Kerntext umfasst, den wir hier versucht haben nachzubilden.
Gliederung des Textes
Der Text ist in mehrere Abschnitte gegliedert, die jeweils einen Teilaspekt der Thematik behandeln und aufeinander aufbauen. Hier eine detaillierte Strukturierung und Analyse:
- Abschnitt 1 (Zeilen 1–6): Einführung in den Konflikt zwischen den Generationen. Es wird beschrieben, wie die politische Wut der Jugend vor dem Aufkommen der sozialen Medien in der Popkultur Ausdruck fand und wie beschränkt ihre Einflussmöglichkeiten im öffentlichen Diskurs waren.
- Abschnitt 2 (Zeilen 7–17): Vergleich der heutigen Jugend mit der früheren Generation. Es wird gezeigt, wie junge Menschen heute dank sozialer Medien schnell und wirksam Einfluss nehmen können, wie am Beispiel des Fußballspielers mit Twitter und der Aktivistin Darnella Frazier dargestellt wird. Der Abschnitt endet mit dem Hinweis, dass traditionelle „Gatekeeper“ zunehmend durch junge Aktivisten ersetzt werden.
- Abschnitt 3 (Zeilen 18–23): Entstehung großer progressiver Bewegungen. Dieser Abschnitt erläutert, wie Bewegungen wie Black Lives Matter und #MeToo durch Netzwerke der jungen Generation gewachsen sind und die Forderung nach Rechenschaftspflicht als gemeinsames Ziel verfolgen.
- Abschnitt 4 (Zeilen 24–32): Bedeutung der Redefreiheit und die Notwendigkeit von Augenhöhe und Rechenschaftspflicht. Die Argumentation wird vertieft, indem die negativen Konsequenzen der Redefreiheit ohne Augenhöhe und Rechenschaftspflicht aufgezeigt werden, z.B. wenn Freiheit zur Straflosigkeit wird.
- Abschnitt 5 (Zeilen 33–42): Kritik an Straflosigkeit in politischen Systemen. Hier werden Beispiele aus den USA und Großbritannien aufgeführt, bei denen politisch Verantwortliche wie Trump und Boris Johnson für ihre Handlungen nicht zur Rechenschaft gezogen werden und dies als Stärke wahrgenommen wird.
- Abschnitt 7 (Zeilen 49–56): Schlussfolgerung und Plädoyer für eine solidarische Gesellschaft. Es wird darauf hingewiesen, dass Rechenschaftspflicht eine solide Grundlage für eine gerechtere Gesellschaft bietet, in der alle Stimmen Bedeutung haben.
Die Abschnitte sind thematisch so strukturiert, dass sie von einer allgemeinen Einführung und Darstellung des Wandels hin zu konkreten Beispielen für den Verlust der Rechenschaftspflicht in der Politik übergehen und schließlich in eine Plädoyer für gesellschaftliche Verantwortung und Gerechtigkeit münden.
Stellungnahme
Hier eine mögliche Stellungnahme zu dem Text:
Positive Punkte:
- Fokus auf Rechenschaftspflicht: Der Text betont die Wichtigkeit von Rechenschaftspflicht als Basis einer gerechten Gesellschaft. Diese Perspektive ist wertvoll, da sie zeigt, wie verantwortliches Handeln und Transparenz Vertrauen in Institutionen stärken können, und spricht ein zentrales Anliegen vieler heutiger sozialer Bewegungen an.
- Erkenntnis der Rolle der sozialen Medien: Der Autor hebt die wachsende Bedeutung sozialer Medien für die junge Generation hervor, die sich nun direkter und wirksamer in gesellschaftliche Debatten einbringen kann. Dies anerkennt das Potenzial sozialer Medien, politische Mobilisierung zu fördern und Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten zu schaffen.
- Kritik an Straflosigkeit bei politischen Eliten: Die Kritik an öffentlichen Personen, die sich ohne Konsequenzen Fehlverhalten leisten, ist ein wichtiger Punkt, da dies oft eine Ursache für das schwindende Vertrauen der Bevölkerung in die Politik ist. Der Text beleuchtet die Diskrepanz zwischen Idealen und der Realität in manchen politischen Systemen und spricht damit ein aktuelles und relevantes Problem an.
- Aufruf zu einem neuen Gesellschaftsmodell: Die Betonung der Solidarität und eines konstruktiven Zusammenlebens ist positiv, da sie eine langfristige Vision für ein gerechteres und gemeinschaftlicheres Miteinander schafft. Hier wird der Grundgedanke eines modernen, inklusiven Gemeinwesens betont, der allen Bürgern ein Gefühl von Relevanz und Zugehörigkeit vermittelt.
Kritische Punkte:
- Vage Definition der „Rechenschaftspflicht“: Der Begriff „Rechenschaftspflicht“ wird zentral verwendet, jedoch bleibt unklar, wie sie konkret umgesetzt und auf welche Weise sie abgesichert werden soll. Dies lässt offen, wie Rechenschaftspflicht außerhalb der etablierten rechtsstaatlichen Strukturen realisiert werden könnte, was Fragen zur Praktikabilität und zur Legitimität aufwirft.
- Einseitige Darstellung zugunsten der Jugend: Der Text scheint der jüngeren Generation und ihrer Einflussnahme durch soziale Medien einen Vorrang einzuräumen, während ältere Generationen tendenziell negativ dargestellt werden. Eine differenziertere Betrachtung der Altersgruppen könnte das Verständnis für den Generationenkonflikt fördern, der hier nur einseitig beleuchtet wird.
- Mögliche Unterschätzung der Risiken sozialer Medien: Während der Text die positiven Effekte sozialer Medien herausstellt, werden deren potenzielle negative Folgen – wie die Gefahr von Fehlinformationen, Radikalisierung und Mobbing – kaum berücksichtigt. Diese Aspekte können sich stark auf die gesellschaftliche und politische Atmosphäre auswirken und die Debattenkultur negativ beeinflussen.
- Geringe Berücksichtigung eines Rechtsstaatsprinzips: Der Text setzt scheinbar voraus, dass Rechenschaftspflicht allein aus einer gesellschaftlichen Norm entstehen könnte, ohne den Rechtsstaat explizit zu erwähnen. Rechtsstaatliche Prinzipien sind jedoch entscheidend, um eine fair geregelte Rechenschaftspflicht zu gewährleisten und Machtmissbrauch zu verhindern. Dies führt zu einer Unklarheit darüber, wie eine gerechte und beständige Rechenschaftspflicht ohne institutionelle Stützen aussehen könnte.
- Nicht-Berücksichtigung aufgeheizter Atmosphäre: In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spannungen könnten Forderungen nach umfassender Rechenschaftspflicht und öffentlicher Einflussnahme auch eine polarisierende Wirkung haben. Der Text berücksichtigt diese aufgeheizte Stimmung nicht, wodurch die Gefahr einer gesellschaftlichen Fragmentierung vernachlässigt wird.
Insgesamt bringt der Text wichtige Perspektiven zur Rechenschaftspflicht und den neuen Möglichkeiten der Jugend zum Ausdruck, vernachlässigt jedoch teils die Grenzen und Herausforderungen dieser Ideen im praktischen und rechtsstaatlichen Kontext.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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