📝 Einleitung
Das Gedicht „Straßenlied“ wurde von Börries, Freiherr von Münchhausen (1874–1945) verfasst. Es handelt sich um ein lyrisches Gedicht, das sich mit Sehnsucht, Heimatlosigkeit und innerer Suche auseinandersetzt. Münchhausen gehörte dem literarischen Kreis der Neoromantik an und war besonders von national-romantischen Themen geprägt.
Zu finden ist das Gedicht z.B. hier.
Äußere Form: Reim und Rhythmus
Das Gedicht besteht aus drei vierzeiligen Strophen (Terzinenstruktur) mit jeweils einem Paarreim (aabb).
Das Metrum erscheint unregelmäßig.
Inhalt & Aussagen des lyrischen Ichs (strophenweise)
Strophe 1 (Z. 1–4):
„Es liegt etwas auf den Straßen im Land umher,
in Welschland und in Britannien und am Meer,
am Rhein und wo die Scholle der Newa splittert wie Glas,
es liegt etwas auf den Straßen, ich weiß nicht was.“
Das lyrische Ich nimmt eine unerklärliche Stimmung wahr, die überall auf den Straßen Europas liegt – von Welschland (Italien), Britannien, Rhein bis Russland. Der Eindruck ist diffus und rätselhaft.
Zwischenfazit: Es entsteht ein Eindruck von Unruhe und Ungewissheit, vielleicht auch von Spannung oder Vorahnung. Das lyrische Ich scheint etwas zu spüren, das es nicht benennen kann – ein klassisch romantisches Motiv.
Strophe 2 (Z. 5–8):
„Ich hab auf den Straßen verlaufen sieben Paar Schuh,
mein Stecken blieb immer derselbe, mein Herz dazu,
ich wanderte sieben Jahre durch Regen und Sonnenlicht,
und die Straßen wußten mein Glück und sagten es nicht.“
Die zweite Strophe schildert eine lange Wanderschaft – sieben Jahre, sieben Paar Schuhe. Der Wanderstab (Stecken) und das Herz sind konstant – ein Zeichen von innerer Kontinuität trotz äußerer Bewegung. Die Straßen werden personifiziert; sie kennen das Glück des Ichs, aber verraten es nicht.
Zwischenfazit: Das lyrische Ich ist suchend, auf der Reise, aber das Ziel bleibt verborgen. Die Strophe vermittelt Einsamkeit und eine gewisse Resignation.
Strophe 3 (Z. 9–12):
„Es pfeift eine Drossel in Thule am Holderstrauch,
und hab ich Land Elend gefunden, so find ich Thule auch,
die Drossel weiß meiner Sehnsucht süßesten Reim,
und alle Straßen im Lande sagen: ‚Kehr heim!‘“
Hier kontrastiert das Bild des fernen, fast mythischen Thule mit dem „Land Elend“ (Symbol für Fremde oder Leid). Die Drossel (ein Vogel der Heimat und des Frühlings) kennt den „süßesten Reim“ der Sehnsucht. Schließlich rufen alle Straßen zur Heimkehr auf.
Zwischenfazit: Das Gedicht endet mit einem Rückkehrimpuls, einem Ruf nach Heimat und innerer Ruhe. Das Motiv der Heimkehr wird romantisch überhöht.
Aussagen des Gedichts
Das Gedicht macht deutlich, dass:
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das lyrische Ich eine existenzielle Suche unternimmt (Z. 5–8),
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die Welt voller Zeichen ist, die jedoch verschlüsselt bleiben (Z. 1–4),
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am Ende ein Rückruf zur Heimat im Zentrum steht – als Versöhnung mit der inneren Unruhe (Z. 12).
Sprachliche & rhetorische Mittel
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Wiederholung: „Es liegt etwas auf den Straßen“ (Z. 1, 4) – unterstreicht das Rätselhafte.
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Personifikation: „die Straßen wußten mein Glück“ (Z. 8) – verleiht der Welt ein bewusstes Mitfühlen.
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Symbolik: „Drossel“ als Symbol für Heimat & Poesie, „Thule“ als mythischer Ort des Friedens.
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Kontraste: „Land Elend“ vs. „Thule“ (Z. 10) – Gegensatz zwischen Fremde und Heimat.
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Reim: „Schuh – dazu“, „Holderstrauch – auch“ – verankert das Gedicht klanglich.
Diese Mittel unterstützen die Hauptaussagen über Sehnsucht, Suche und Rückkehr.
Was kann man mit dem Gedicht anfangen?
Das Gedicht lässt sich als Reise ins Innere lesen, als Parabel auf das Leben oder Sinnsuche. Es eignet sich gut für Vergleiche mit romantischer Wanderdichtung (z. B. Eichendorff) oder zur Reflexion über das Verhältnis von Fremde und Heimat.
Mias persönliche Erst-Reaktion (fiktive Schülerin)
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Mir gefällt die melancholische Stimmung, sie passt zur Idee des Wanderns.
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Die Bilder von der Drossel und Thule sind total schön und irgendwie beruhigend.
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Ich finde gut, dass das Gedicht so offen bleibt – man kann es auf vieles beziehen.
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Am Anfang war ich etwas verwirrt, weil es so vage ist, aber das macht es auch spannend.
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Die Zahlensymbolik mit den „sieben Paar Schuhen“ wirkt geheimnisvoll – fast wie ein Märchen.
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Ich stelle mir das lyrische Ich als einen einsamen Wanderer vor, der nicht aufgibt.
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Es erinnert mich ein bisschen an Reiselieder oder Volkslieder, obwohl es ernster ist.
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Die Zeile „die Straßen wussten mein Glück und sagten es nicht“ ist irgendwie traurig, aber stark.
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Ich könnte mir vorstellen, das Gedicht mit Musik zu vertonen – wie ein modernes Straßenlied.
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Insgesamt finde ich es sehr stimmungsvoll, auch wenn ich nicht alles sofort verstehe.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Reisegedichte – unterwegs sein
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