Das Wichtigste zum Thema „Jugendsprache“ – einfach erklärt
1. Beginnen wir mit einem Beispiel:
Es ist schon ein paar Jahre her – aber für die damaligen Erwachsenen muss es ganz schrecklich gewe-sen sein, als sie zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit das Wort „geil“ im Sinne von „aufregend“, „faszinierend“, „sehens- oder hörenswert“ um die Ohren geschlagen bekamen.
Bereits an diesem Beispiel kann man sehen, dass es spezielle Varianten der Sprache gibt, die nur in-nerhalb einer Gruppe, hier der der Jugendlichen, gesprochen werden. Andere, in diesem Falle die Er-wachsenen, haben damit Schwierigkeiten. Solch eine Gruppensprache (wobei die Gruppe durchaus Millionen von Menschen umfassen kann), nennen die Sprachwissenschaftler „Soziolekt“, während ein Dialekt eine Sprachvariante ist, die in einer bestimmten Gegend, zum Beispiel in Bayern oder Hessen, gesprochen wird.
4. Jugendliche wollen sich mit Jugendsprache abgrenzen.
5. Jugendsprache unterstützt ein Gemeinschaftsgefühl.
6. Ein kleiner Blick über den Zaun: Fachsprachen sind auch Soziolekte.
7. Sprache verändert sich ständig.
Aus vielen Gründen ist Jugendsprache eine besonders veränderliche Sprache. Grundsätzlich gilt ja schon, dass Sprache sich ständig verändert. Während früher ein „schlauer“ Junge einer war, der fast schon „gerissen“ war, d.h. alle Mittel nutzte, um ans Ziel zu geraten, auch nicht ganz so saubere, ist ein „schlauer“ Schüler heute einfach nur ein „kluger“ mit hoher Intelligenz und meistens auch guten Noten.
7. Was ist typisch für Jugendsprache?
- a. Am Beispiel der Wörter „geil“ oder auch „toll“ konnte man sehen, dass Jugendsprache häufig neue Wörter schafft. Hier ist zwar die Hülle des Wortes gleichgeblieben, aber die Bedeutung hat sich stark von der ursprünglichen entfernt. Deshalb kann man auch hier schon von einem „Neologismus“ (Plural: Neologismen) sprechen, einem neu geschaffenen Wort. Ein ganz eindeutiger Neologismen ist etwa das Wort „alken“, wenn man sich hemmungslos mit Alkohol zuschüttet.
- b. Gerne wird die Sprache auch einfach nur ein bisschen verändert, weil es sonst zu langweilig wäre: Da wird der Personalausweis einfach zum Perso, aus „vorgestern“ wird „vordergestern“ o.ä.
- c. Gerne werden auch Wörter addiert: Man denke nur an den „Im-Sitzen-Pinkler“, der zwar etwas über-aus Anständiges tut, aber sich wohl kaum freut, wenn er ganz allgemein so bezeichnet wird – als je-mand, der sich zu sehr anpasst, niemandem weh tun will o.ä.
- d. Es ist klar, dass Jugendsprache vor allem so stark wie möglich steigern will: Nachdem „geil“ nicht mehr so richtig „funzte“ (eine Veränderung zu „funktionierte“ im Sinne von „wirkte“), wurde eben dar-aus ein „affentittengeil“ – und schon schauten zumindest anfangs die Leute ganz schön erschrocken. Sehr brauchbare Vorsatz-Wörter sind „mega“, „hammer“ oder auch „ober“.
- e. Sehr beliebt sind „Anglizismen“, d.h. Übernahmen aus dem Englischen – man denke nur an das „me-gabedeutsame“ Wort „cool“. Fast alles kann das sein.
- f. Manchmal sind Wortverwendungen so originell und „einsam“, dass sie nur im direkten Zusammen-hang verstanden werden: „Komm, wir gehen Jan aufschärfen“ im Sinne von „suchen“ oder aber: „Schärf mal das Messer rüber“ im Sinne von: „Gib es rüber.“
- g. Wegen ihrer hohen Provokationskraft sind Wörter und Wendungen aus der Fäkalsprache (Fäkalien = Ausscheidungen des Körpers) oder aus dem Bereich des Sexuellen besonders beliebt: „Ach, fick dich doch ins Knie“ – hat nun wirklich mit der Ursprungsbedeutung nicht mehr viel zu tun.
- h. Sehr beliebt sind Füllwörter, die häufig nur einfach dazu dienen, den Kontakt zwischen Sprecher und Hörer eng zu halten: „ey“, „Mann“ u.ä.
- i. Eine ganz neue Entwicklung hängt mit dem Chatten und dem „Smsen“ zusammen. Besonders die Tas-tatur-Eingabehilfe T9 beim Handy führt dazu, dass jeder weiß, was gemeint ist, obwohl da was ganz Seltsames steht. Man wollte „versp.“ schreiben – und plötzlich steht da „Udssr“.
- j. Auch zur Jugendsprache gehört etwas, was man als „Selbstrelativierung“ bezeichnen könnte, d.h. man steht nicht ganz zu dem, was man sagt, hat keine richtige Klarheit, will sich nicht festlegen. Typisch ist der Einschub des Wortes „irgendwie“: „Also – irgendwie ist er schon okay.“
- k. Typisch ist die Verkürzung von Sätzen: „Ich voll gut Abnippeln und er nur: Is was?
- l. Auch die Grammatik der Wörter wird verändert. In der Normal- oder Standardsprache kann nicht irgendetwas (Akkusativobjekt) blicken – in der Jugendsprache kann es durchaus heißen: „Ich blick’s schon lange nicht mehr.“
8. Ein kleiner Tipp zum Schluss:
Gerade weil sich Jugendsprache sehr schnell ändert und man selbst ja nur einen kleinen Teil über-blickt, lohnt sich die Internet-Recherche. Einfach mal die Kombination von „Lexikon und Jugendspra-che“ „googeln“ und schon hat man eine Menge aktuelle Beispiele.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Sprache – vor allem mit Bezug zu Rhetorik, Werbung, Politik, aber auch zur Welt
https://textaussage.de/sprache-rhetorik-werbung-politik-themenseite
—
- Zentralabitur: Schnell durchblicken beim Thema: „Sprache in politisch-gesellschaftlichen Verwendungszusammenhängen“
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-thema-sprache-in-politisch-gesellschaftlichen-verwendungszusammenhaengen
— - Infos, Tipps und Materialien zum Thema „Sprachwandel“
https://textaussage.de/sprachwandel-themenseite
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos