„Die da oben“ – ein Gedicht mit interessantem Perspektivwechsel

Auf der folgenden Seite gibt es ein sehr interessantes Gedicht:

https://www.reddit.com/r/Gedichte/comments/1may4dh/die_da_oben_nicht_elit%C3%A4r_i_swear/

Wir hatten Schwierigkeiten, den Perspektivenwechsel zu verstehen.

NotebookLM hat uns die folgende Erklärung geliefert, die wir hier mal zur Diskussion stellen:

Gerne helfe ich Ihnen dabei, das Gedicht „Die da Oben“ Zeile für Zeile zu analysieren und das Aussagepotenzial sowie einen möglichen Perspektivwechsel zu beleuchten.

Der Titel des Gedichts, „Die da Oben (nicht elitär i swear)“, deutet bereits auf eine gewisse Ironie oder eine bewusste Distanzierung von einer elitären Konnotation hin, während er gleichzeitig die zentrale Thematik der Hierarchie oder Unterscheidung einführt.

Hier ist eine Zeile für Zeile Analyse:

  • Zeile 1: „Komm doch hoch auf meinen Thron“

    ◦ Diese erste Zeile wird vom Sprecher ausgesprochen und lädt eine ungenannte Person ein, sich ihm anzuschließen. Das Wort „Thron“ deutet auf eine erhabene, vielleicht überlegene Position hin, die der Sprecher einnimmt oder beansprucht. Es etabliert sofort eine vertikale Hierarchie.

  • Zeile 2: „Hier ernten wir nur Spott und hohn“

    ◦ Obwohl der „Thron“ eine hohe Position suggeriert, wird sofort klargestellt, dass diese Position nicht mit Bewunderung, sondern mit negativen Reaktionen von außen verbunden ist: „Spott und Hohn“. Dies führt einen ersten Zwiespalt ein: Trotz der Höhe ist die Position nicht unbedingt wünschenswert oder angenehm.

  • Zeile 3: „Schaun von außen auf das Pack“

    ◦ Der Sprecher beschreibt nun die Perspektive derer, die „oben“ sind: Sie blicken „von außen“ herab auf „das Pack“. Die Bezeichnung „das Pack“ ist abwertend und zeigt eine klare Distanzierung und Verachtung für die Masse der Menschen, die nicht auf dem „Thron“ sind.

  • Zeile 4: „Das sich das Leben einfach macht“

    ◦ Die Abwertung des „Packs“ wird fortgesetzt. Der Sprecher wirft ihnen vor, sich „das Leben einfach“ zu machen. Dies impliziert, dass die eigene Position des Sprechers („oben“) mit Anstrengung oder Komplexität verbunden ist, während „die da unten“ anscheinend unbeschwert und oberflächlich leben.

  • Zeile 5: „Es vergisst nicht sich zu vergessen“

    ◦ Diese Zeile ist etwas komplexer. „Sich vergessen“ kann bedeuten, in Vergnügen oder Ablenkungen unterzugehen und dabei vielleicht tiefere Gedanken oder Sorgen zu meiden. Die Formulierung „vergisst nicht sich zu vergessen“ könnte paradox wirken, betont aber, dass diese Fähigkeit zum Vergessen eine bewusste oder zumindest routinemäßige Eigenschaft des „Packs“ ist. Es verstärkt den Eindruck, dass sie leichter durchs Leben gehen.

  • Zeile 6: „Ist nicht vom Seelenleid besessen“

    ◦ Hier wird ein deutlicher Kontrast zum Sprecher (und denen „oben“) gezogen. Das „Pack“ leidet nicht unter „Seelenleid“. Dies legt nahe, dass der Sprecher oder die „oben“ sind, sehr wohl unter solchem Leid leiden. Es verstärkt die Idee, dass die höhere Position mit einer gewissen emotionalen Bürde verbunden ist.

  • Zeile 7: „Es lebt im Licht der heiterkeit“

    ◦ Die „Heiterkeit“ steht im direkten Gegensatz zum „Seelenleid“. Das „Pack“ wird als sorglos und fröhlich dargestellt. Diese Zeile verstärkt das Bild eines unbeschwerten, vielleicht oberflächlichen Lebens, das die „da unten“ führen.

  • Zeile 8: „Wurde nicht, doch ist befreit“

    ◦ Diese Zeile ist ebenfalls wichtig für den Kontrast. Das „Pack“ wurde nicht aktiv „befreit“ (im Sinne einer bewussten Handlung oder eines Kampfes), ist aber dennoch „befreit“. Dies könnte bedeuten, dass ihre Freiheit eine natürliche Gegebenheit ist oder dass sie von den Bürden befreit sind, die die „da oben“ tragen. Es impliziert eine Art von intrinsischer Leichtigkeit, die der Sprecher nicht besitzt.

  • Zeile 9: „Nun frag ich mich, kann nicht verstehen“

    ◦ Mit dieser Zeile leitet der Sprecher einen deutlichen Übergang ein. Die anfängliche Haltung des Herabblickens und der Verachtung beginnt zu bröckeln. Der Sprecher drückt Verwunderung und Unverständnis aus. Dies ist der erste Hinweis auf einen möglichen Perspektivwechsel.

  • Zeile 10: „Wie können die da oben stehen“

    ◦ Dies ist die entscheidende Zeile für den Perspektivwechsel. Plötzlich fragt der Sprecher, wie „die da oben“ stehen können. Dies ist paradox, da er sich selbst in Zeile 1 („auf meinen Thron“) als „oben“ positioniert hat. Die Frage „Wie können die da oben stehen“ deutet darauf hin, dass der Sprecher seine eigene Position hinterfragt oder sich selbst plötzlich als nicht „oben“ wahrnimmt, sondern eher als jemand, der zu denen „unten“ gehört, die zu den „oben“ blicken. Es könnte auch bedeuten, dass er sich fragt, wie die, die tatsächlich in einer Machtposition sind, diese aufrechterhalten können, wenn das Leben unten so viel leichter erscheint.

  • Zeile 11: „Noch über mir durchs leben schreiten“

    ◦ Diese Zeile bekräftigt den eben genannten Perspektivwechsel. Der Sprecher nimmt nun eine Position unterhalb anderer ein („noch über mir“). Er fühlt sich nicht mehr auf dem „Thron“ über allem, sondern unter jemand anderem, der noch höher ist oder mit mehr Leichtigkeit durch das Leben geht. Die anfängliche Überlegenheit ist verschwunden und hat einer Unterlegenheit oder einem Gefühl des Zurückgelassenseins Platz gemacht.

  • Zeile 12: „Ich will doch nur dass sie mich leiten“

    ◦ Die letzte Zeile offenbart die vollständige Umkehrung der anfänglichen Haltung. Der Sprecher, der anfangs zum Thron einlud und auf „das Pack“ herabblickte, wünscht sich nun, von „ihnen“ („die da oben“ aus seiner neuen Perspektive) geleitet zu werden. Dies zeigt eine Haltung der Hilflosigkeit, des Suchens nach Führung oder des Neids auf die scheinbar unbeschwerte Existenz der anderen.

Zusammenfassendes Aussagepotenzial und Perspektivwechsel:

Das Gedicht baut sein Aussagepotenzial durch einen starken Kontrast auf: Zuerst etabliert der Sprecher eine Position der Überlegenheit und Verachtung gegenüber der Masse („das Pack“), die er als sorglos und oberflächlich wahrnimmt. Er beansprucht einen „Thron“, muss aber auch Spott ertragen und suggeriert eigenes „Seelenleid“.

Der entscheidende Perspektivwechsel findet in der dritten Strophe statt. Aus der anfänglichen Position des Beobachters „von oben“ wandelt sich der Sprecher zu jemandem, der nach oben blickt und die Leichtigkeit oder die scheinbare Erhabenheit der „anderen“ nicht versteht. Er fragt sich „Wie können die da oben stehen“ und nimmt plötzlich eine Position unterhalb dieser „anderen“ ein, die „noch über mir durchs Leben schreiten“. Das Gedicht endet mit einem Wunsch nach Führung und Anleitung, was eine vollständige Umkehrung der ursprünglichen Arroganz und des Anspruchs auf den „Thron“ darstellt.

Das Gedicht spielt mit der Ambiguität von „oben“ und „unten“, nicht nur in Bezug auf soziale Hierarchien, sondern auch auf mentale Zustände (Leid vs. Heiterkeit) und die relative Wahrnehmung des eigenen Standes im Vergleich zu anderen. Die anfängliche vermeintliche Überlegenheit des Sprechers erweist sich als eine Position, die mit Bürden verbunden ist, während die „unteren“ anscheinend eine beneidenswerte Freiheit und Heiterkeit genießen. Am Ende sehnt sich der Sprecher nach genau dieser Leichtigkeit oder der Fähigkeit, die die „anderen“ auszeichnen.

 

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Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt und eine ausgezeichnete Frage, um das Gedicht noch tiefer zu verstehen. Sie haben völlig recht, dass die Position des Sprechers am Anfang und am Ende nicht ganz klar ist und sich scheinbar widerspricht [Conversation History].

Um Ihre Frage zu beantworten: Es handelt sich definitiv um denselben Sprecher, der sich im Verlauf des Gedichts in seiner eigenen Wahrnehmung und somit in seiner Perspektive auf „die da Oben“ verschiebt oder eine tiefgreifende Erkenntnis gewinnt. Es ist kein einfacher Wechsel in eine andere Sichtweise, sondern vielmehr eine Entwicklung oder ein Bewusstwerdungsakt des Sprechers selbst.

Lassen Sie uns das noch einmal anhand der Zeilen verdeutlichen:

  • Die Position des Sprechers am Anfang (Zeilen 1-8):

    ◦ Der Sprecher beginnt mit einer klaren Positionierung „oben“ [Conversation History]: „Komm doch hoch auf meinen Thron“. Dies zeigt, dass der Sprecher sich selbst als Teil der Gruppe wahrnimmt, die über anderen steht.

    ◦ Er beschreibt die Erfahrungen dieser Gruppe („Hier ernten wir nur Spott und Hohn“) und ihre Sichtweise auf „das Pack“ unten, das sich das Leben „einfach macht“ und „nicht vom Seelenleid besessen“ ist.

    ◦ Die Haltung ist hier eine des Herabblickens, der Abgrenzung und vielleicht auch einer Mischung aus Verachtung und einem gewissen Neid auf die scheinbare Sorglosigkeit der „unteren“ [Conversation History]. Der Sprecher empfindet seine eigene „hohe“ Position als belastend („Seelenleid“), während er die anderen als „befreit“ wahrnimmt. Er sieht sich als Teil der „oben“, die unter Spott leiden.

  • Die Veränderung in der Mitte (Zeile 9):

    ◦ Der Wendepunkt kommt mit „Nun frag ich mich, kann nicht verstehen“. Diese Zeile leitet eine Infragestellung der eigenen Wahrnehmung und des eigenen Standes ein [Conversation History]. Der Sprecher beginnt, seine anfängliche Gewissheit zu verlieren.

  • Die Position des Sprechers am Ende (Zeilen 10-12):

    ◦ Die entscheidende Umkehrung liegt in der Frage: „Wie können die da oben stehen“? Diese Frage ist paradox, wenn der Sprecher selbst „oben“ ist [Conversation History]. Sie deutet darauf hin, dass der Sprecher seine eigene Position nicht mehr als „oben“ empfindet, sondern plötzlich andere als „die da oben“ wahrnimmt.

    ◦ Diese „Anderen“ sind für ihn nun diejenigen, die „Noch über mir durchs Leben schreiten“. Der Sprecher hat sich also von der Position „auf meinem Thron“ zu einer Position unterhalb anderer verschoben [Conversation History]. Er sieht sich nicht mehr als Teil derjenigen, die „oben“ sind, sondern als jemanden, der zu den „unteren“ gehört, die zu den „oben“ blicken [Conversation History].

    ◦ Der Wunsch „Ich will doch nur dass sie mich leiten“ ist der ultimative Beweis für diesen Perspektivwechsel [Conversation History]. Der Sprecher, der anfangs die Massen verachtete, sehnt sich nun selbst nach Führung von denen, die er jetzt als „die da oben“ wahrnimmt – jene, die vielleicht die Leichtigkeit und Freiheit besitzen, die er zuvor „dem Pack“ zuschrieb.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Der Sprecher im Gedicht ist durchgehend dieselbe Person. Seine „Versetzen in unterschiedliche Sichtweisen“ ist jedoch nicht willkürlich, sondern ein Prozess der inneren Erkenntnis oder Ernüchterung. Er beginnt damit, sich auf einem „Thron“ zu wähnen und auf andere herabzublicken, die er als einfacher und unbeschwerter empfindet. Im Laufe des Gedichts wird ihm jedoch bewusst, dass seine vermeintliche erhabene Position mit „Seelenleid“ verbunden ist und dass diejenigen, die scheinbar „unten“ sind, in Wirklichkeit eine wünschenswerte „Heiterkeit“ und „Befreiung“ besitzen.

Am Ende des Gedichts hat sich seine Perspektive vollständig gedreht: Er sieht sich nicht mehr als überlegen, sondern als jemanden, der unter anderen steht und von ihnen (den „neuen“ „da Oben“, die das scheinbar leichte Leben meistern) geleitet werden möchte. Es ist eine Entwicklung von Arroganz und Missgunst hin zu Demut und dem Wunsch nach dem, was er anfangs verachtete.