Die erste Strophe beschreibt eine friedliche Abendszene in einem ländlichen Dorf.
Ein Pflüger ruht vor seiner Hütte, sein Herd raucht, und die Abendglocke läutet gastfreundlich für Wanderer.
Diese Strophe vermittelt ein Gefühl von Ruhe, Zufriedenheit und Harmonie.
Wohl kehren itzt die Schiffer zum Hafen auch,
In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
Geschäftger Lärm; in stiller Laube
Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.
In der zweiten Strophe weitet sich der Blick auf entfernte Städte.
Schiffer kehren in den Hafen zurück, der geschäftige Lärm des Marktes verstummt,
und Freunde genießen ein geselliges Mahl in einer stillen Laube.
Diese Strophe zeigt, wie der Abend überall Ruhe und Gemeinschaft bringt.
Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh
Ist alles freudig; warum schläft denn
Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?
Die dritte Strophe bringt einen Wendepunkt.
Das lyrische Ich fragt sich, wohin es gehört.
Es reflektiert darüber, dass die Menschen von Lohn und Arbeit leben und im Wechsel von Mühe und Ruhe Freude finden.
Doch das lyrische Ich spürt einen ständigen „Stachel“ in der Brust, der es nicht zur Ruhe kommen lässt.
Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich,
Purpurne Wolken! und möge droben
Hier wendet sich das lyrische Ich dem Abendhimmel zu.
Es sieht dort einen „Frühling“ aufblühen
und wünscht sich, von purpurnen Wolken dorthin getragen zu werden, wo Leid und Liebe in Licht und Luft zerrinnen könnten.
In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! –
Doch, wie verscheucht von töriger Bitte, flieht
Der Zauber; dunkel wirds und einsam
Unter dem Himmel, wie immer, bin ich –
Doch der eben geäußerte Wunsch erweist sich als flüchtig,
und das lyrische Ich findet sich wieder einsam unter dem Himmel.
Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
Du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.
In der letzten Strophe ruft das lyrische Ich den sanften Schlummer herbei.
Es erkennt, dass das Herz zu viel begehrt
und die unruhige, träumerische Jugend vergehen wird.
Die Strophe endet mit der Aussicht auf ein friedliches und heiteres Alter.
Zusammenfassung:
Insgesamt zeigt das Gedicht
den Kontrast zwischen der äußeren Ruhe des Abends
und der inneren Unruhe des lyrischen Ichs.
Es thematisiert
die Sehnsucht nach Frieden
und Erlösung
sowie die Erkenntnis,
dass diese möglicherweise erst im Alter gefunden werden können.
Zur Klassik passt das Gedicht, weil es die Spannung zwischen dem Ideal einer friedvollen, geordneten Welt und der inneren Unruhe des lyrischen Ichs thematisiert.
Das entspricht der klassischen Vorstellung von der Suche nach Harmonie zwischen Gefühl und Vernunft.
Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart 1946, S. 297-298.