Worum es hier geht:
- Wir geben hier einen schnellen Überblick über den Inhalt der Akte und Szenen, verbinden das aber gleich mit dem Hinweis auf Schlüssel-Textstellen, die man sich gut in der eigenen Textausgabe anstreichen kann.
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- Soweit nötig bzw. interessant geben wir auch Hinweise zur Interpretation einzelner Stellen.
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- Dies hier ist als Basis für ein Video gedacht, das wir noch erstellen werden.
- Ein früheres Video behandelt die Vorgeschichte dieses Dramas, d.h. vor allem die Familiengeschichte der Iphigenie.
Zu finden ist es unter:
Videolink
https://youtu.be/-e7igK0F2d4
- Die zugehörige Dokumentation ist hier zu finden:
https://www.schnell-durchblicken2.de/iph-klassik-idee-mythos
Szene III,1: Iphigenie und Orest: Dieser offenbart seinen Namen und seine Schuld
- Szene III,1
- Iphigenie macht deutlich, dass sie als Priesterin die Gefangenen schützen kann, dass Thoas aber auch eine andere Frau zur Priesterin machen könnte.
- Dann erfährt Iphigenie, dass sowohl Orest als auch Elektra noch am Leben sind.
- Diese gute Nachricht, die die Priesterin erkennbar erfreut, wird aber zu einer schlechten, weil die beiden Geschwister zu Rachemördern an der Mutter geworden sind.
- Als sich Iphigenie nach dem Schicksal des Orest erkundigt, berichtet der ihr von den Rachegöttinnen, die ihn verfolgen und gibt schließlich zu, dass er selbst der Mörder der Mutter ist (1077ff)
- Ich kann nicht leiden, daß du große Seele
Mit einem falschen Wort betrogen werdest.
Ein lügenhaft Gewebe knüpf‘ ein Fremder
Dem Fremden, sinnreich und der List gewohnt,
Zur Falle vor die Füße; zwischen uns
Sei Wahrheit!
Ich bin Orest!“
- Der erschrockenen Iphigenie macht er deutlich, dass er hier seine Schuld büßen will und sie nur für sich und Pylades eine glückliche Heimkehr anstreben soll.
- Interessant ist Iphigenies Sicht der Götter (1102ff). Wir haben die einzelnen Punkte hier mal auseinandergezogen, um sie jeden für sich sichtbar zu machen.
- „… so kennt
Man euch, ihr Götter, an gesparten, lang
Und weise zubereiteten Geschenken.
- Denn ihr allein wisst was uns frommen kann
Und schaut der Zukunft ausgedehntes Reich,
Wenn jedes Abends Stern- und Nebelhülle
Die Aussicht uns verdeckt.
- Gelassen hört
Ihr unser Flehn, das um Beschleunigung
Euch kindisch bittet; aber eure Hand
Bricht unreif nie die goldnen Himmelsfrüchte;
- Und wehe dem, der ungeduldig sie
Ertrotzend saure Speise sich zum Tod
Genießt.“
- Iphigenie erweckt den Eindruck,
- dass die Götter sich wirklich Gedanken machen und Geschenke eben „weise“ zubereiten.
- Weise deshalb, weil sie wissen, „was uns frommen kann“, was uns also gut tut.
- Die Götter hören das Flehen der Menschen, warten aber den richtigen Zeitpunkt der Hilfe ab.
- Völlig abgelehnt wird ein Verhalten, bei jemand „ungeduldig“ sich etwas nimmt, was noch nicht reif ist.
- Orest sieht sich aber noch sehr viel kritischer (1118:ff)
- Rufst du die Götter an für dich und Pylades,
So nenne meinen Namen nicht mit eurem.
Du rettest den Verbrecher nicht, zu dem
Du dich gesellst, und teilest Fluch und Not.
- Daraufhin offenbart auch Iphigenie Orest ihre wahre Identität als seine Schwester (1173)
- Orest will das zunächst nicht glauben, glaubt eher, dass eine Nymphe ihn täuschen will.
- Erst als Iphigenie ihm die Einzelheiten ihrer Rettung vom Opferaltar berichtet, glaubt er ihr, bricht aber angesichts dieses gemeinsamen Geschicks in heftigen Zynismus aus und wünscht sich nur noch Elektra als weiteres Opfer, so dass sie gemeinsam das Familienschicksal beenden können. Dann sinkt er ermattet zusammen.
- Iphigenie ist verzweifelt und hofft auf Hilfe durch Pylades.
Szene III,2: Orest malt sich seine Ankunft in der Unterwelt aus.
- Orest malt sich seine Ankunft in der Unterwelt aus.
- Dort glaubt er, mit seiner Familie gemeinsam Frieden zu finden.
- Das wird aber durch eine Schreckensvision abgebrochen, in der er den Stammvater Tantalus als Opfer besonderer Qualen sieht.
Szene III,3: Die große Wende – Orest wird geheilt und es werden Pläne zur Flucht geschmiedet
- Orest glaubt, dass Iphigenie und Pylades auch schon in der Unterwelt sind.
- Iphigenie fleht die Götter an, Orest von seinem Fluch zu befreien.
- Pylades gelingt es schließlich durch eine Berührung, dass Orest die Wirklichkeit des Lebens wahrnimmt und nun auch für die Rettung kämpfen will.
- Daraus wird ein regelrechter Befreiungssturm bei Orest (1358ff)
- „Es löset sich der Fluch, mir sagt’s das Herz.
Die Eumeniden ziehn, ich höre sie,
Zum Tartarus und schlagen hinter sich
Die ehrnen Tore fernabdonnernd zu.
Die Erde dampft erquickenden Geruch
Und ladet mich auf ihren Flächen ein,
Nach Lebensfreud‘ und großer Tat zu jagen.“
- Pylades drängt zur Eile – sie wollen mit einem Schiff fliehen.
Zusammenfassung des III. Aktes unter dem Aspekt der „Peripetie“
- Orest offenbart sich und seine Schuld.
- Auch Iphigenie zeigt sich ihm als Schwester.
- Beide sind verzweifelt.
- Zwei Taten ermöglichen offensichtlich die große Wende, nämlich die Gesundung des Orest:
- das Gebet der Iphigenie
- vor allem aber die Berührung durch Pylades, der damit Orest aus seinem Schatten-Albtraum befreit. (Mit Schatten ist hier das Dasein in der Unterwelt gemeint.)