Ja zum Literaturkanon: Sachtextanalyse
- Ulrich Greiner, Die ZEIT-Schülerbibliothek. Weshalb wir einen literarischen Kanon brauchen. In: DIE ZEIT Nr. 42/2002, S. 45f.
- Im Internet als Abituraufgabe zu finden.
- Einstieg über die Nutzung der Geschichte von Nils Holgersen als literarisches Plädoyer für die „Notwendigkeit des Erinnerns“ (15).
- Vertiefung über den Hinweis auf Schillers berühmter Rede „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“, die er 1789 in Jena gehalten hat. Er macht darauf aufmerksam, dass alle Menschen „auf den Schultern unserer Vorfahren stehen“ (21f), wodurch sie „Schuldner vergangener Jahrhunderte“ (23) werden.
- Der Verfasser führt das dann genauer aus:
- „Aus der Geschichte erst werden Sie lernen, einen Wert auf die Güter zu legen, denen Gewohnheit und unangefochtener Besitz so gern unsre Dankbarkeit rauben.
[Hier geht es darum, dass wir viel zu selbstverständlich das nutzen, was wir vorfinden. Dabei vergessen wir, dass das alles erst mal aufgebaut und zum Teil auch erkämpft werden musste.] - Und welcher unter Ihnen könnte dieser hohen Verpflichtung eingedenk sein, ohne dass sich ein stiller Wunsch in ihm regte, an das kommende Geschlecht die Schuld zu entrichten, die er dem vergangenen nicht mehr abtragen kann?
[Hier geht Schiller davon aus, dass man – wenn einem das klar geworden ist, sich auch bemüht, diese Dinge an die nächsten Generationen weiterzugeben.] - Ein edles Verlangen muss in uns entglühen, zu dem reichen Vermächtnis von Wahrheit, Sittlichkeit und Freiheit, das wir von der Vorwelt überkamen und reich vermehrt an die Folgewelt wieder abgeben müssen, auch aus unsern Mitteln einen Beitrag zu legen, und an dieser unvergänglichen Kette, die durch alle Menschengeschlechter sich windet, unser fliehendes Dasein zu befestigen.“
[Hier wiederholt Schiller noch mal den letzten Gedanken, ergänzt ihn dann aber noch um den Hinweis, dass man damit gewissermaßen sein eigenes „fliehendes Dasein“ aufwerten und in einer langen Traditionslinie „befestigen“ kann.]
- Ab Zeile 37 geht der Verfasser dann auf eine Entwicklung ein, die seit der Pisa-Studie genau in eine andere Richtung gegangen ist, also zum Verlust von Vergangenheitsbewusstsein geführt hat. Er kritisiert,
- „dass sich alle Energie auf die Steigerung von Leistung und Effizienz richtet,
[Hier geht es also um eine Verengung des Bildungsbegriffs.] - dergestalt, dass Fächer, die keinen unmittelbaren Nutzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu haben scheinen, ins Hintertreffen geraten.
[Hier wird das genauer ausführt.] - Das gilt für Musik, Literatur, Kunst und Geschichte, und für die alten Sprachen sowieso.“
[Und hier werden die Fächer aufgeführt, die von dieser aus Sicht des Verfassers negativen Veränderung besonders betroffen sind. Oder – um es positiv zu sagen: Der Verfasser glaubt, dass diese Fächer besonders viel zum Bewusstsein für die Bedeutung der Vergangenheit beitragen. Das könnte bzw. müsste im Einzelfall geprüft werden.] - In den Zeilen 42-46 macht der Verfasser deutlich, was seine Vorstellung von Bildung beinhaltet:
- Es geht dabei um die Idee, „den ganzen Menschen in all seinen Fähigkeiten auszubilden“.
- Seiner Meinung nach gehört dazu die „Fähigkeit, Schmerz ebenso zu empfinden wie Glück; die Fähigkeit, zwische nschön und hässlich, zwischen gut und böse unterscheiden zu können.“
- Entscheidend ist aber wohl das Ergebnis, nämlich die „Fähigkeit ,ein gutes, ein richtiges, ein verantwortliches Leben zu führen.“
- Ab Zeile 42 begründet der Verfasser dann genauer, was die Vergangenheit mit diesen Zielen in der Gegenwart und für die Zukunft zu tun hat:
- „Denn Voraussetzung dafür ist etwas wie Selbstbewusstsein, Selbstkenntnis. Sich selber kann man nur kennen, wenn man annähernd weiß, wer man ist, wo man herkommt. Ohne die Kenntnis der Herkunft gibt es keine Zukunft“.
- [Das sollte einfach mal jeder für sich überprüfen und sich klar machen. Für den einen wird das möglicherweise mehr, für den anderen weniger gelten.]
- Dann geht er auf das Phänomen „Geschichte“ im Sinne von Geschichtsüberlieferung ein.
- „die umfasst nicht allein die wissenschaftlichen Werke, sondern vor allem die Mythen, die Märchen, die Dramen und die Epen.“
[Auch das eine sehr interessante These, die man an Beispielen überprüfen bzw. veranschaulichen sollte.] - Es folgt ein Zitat des Schriftstellers Ludwig Harig hat einmal gesagt:
„Nur der erzählende Menschs ist ein Mensch. Und nur der erzählte Mensch ist ein Mensch.“
[Auch das ist eine Behauptung, die man sich erste mal klarmachen sollte – am besten am Beispiel der eigenen Freunde oder der Menschen, mit denen man sonst viel zu tun hat. Ist es tatsächlich so, dass jemand, über den nicht gesprochen wird, eigentlich gar nicht so richtig interessiert?] - Am Ende kehrt der Verfasser noch mal zu seinem Ausgangspunkt zurück und fordert, dass jeder „die Chance haben“ sollte, „den Reichtum des Überlieferten kennen zu lernen, “ und dann die Frage beantworten zu können, aus „welcher Familie er entstammt.“
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