Gustav Falke, „Im Schnellzug“ – ein Gedicht des Impressionismus (Mat2425)

Impressionismus – im Gedicht „Im Schnellzug“ von Gustav Falke

Es ist nicht leicht, Gedichte zu finden, die die Kennzeichen des Impressionismus gut deutlich machen.

Umso schöner ist, dass Gustav Falke ein Gedicht geschrieben hat, das sehr schön deutlich macht, wie die Umgebung auf das lyrische Ich wirkt.

Erläuterung des Inhalts des Gedichtes

Gustav Falke

Im Schnellzug

  • Schon die Überschrift des Gedichtes macht deutlich, dass es um eine ganz bestimmte Situation geht, in der wahrscheinlich Beobachtungen und Gefühle des lyrischen Ichs eine entscheidende Rolle spielen.

 

Der Schnellzug stürmt durchs Sommerland,

Und draußen in den Winden,

Da weht und winkt viel buntes Band,

Zu binden mich, zu binden!

  • Die erste Zeile beschreibt kurz die Situation, es geht um den Zug, seine hohe Geschwindigkeit und eine Umgebung, die vom Sommer geprägt ist.
  • Typisch für den Impressionismus ist dann, dass jetzt nicht irgendeine Handlung präsentiert wird, sondern tatsächlich das zur Sprache kommt, was auf das lyrische Ich einwirkt.
  • Das lyrische Ich hat das Gefühl, dass der Sturm, der eigentlich zur Fahrt des Zuges gehört, sich zumindest ansatzweise auch draußen in den Winden fortsetzt.
  • Dann wird es sehr unkonkret, entscheidend ist, dass viele Farben wahrgenommen werden und möglicherweise durch die Geschwindigkeit zu Bändern werden.
  • Die letzte Zeile stellte den Bezug zwischen der wahrgenommenen Wirklichkeit und der inneren Situation des lyrischen Ichs da. Es hat nämlich den Eindruck, dass es gebunden wird „dabei“ oder „dadurch“ und dieser Eindruck ist so stark, dass er wiederholt wird.

Die Hütte dort in Heckenruh,

Die Sonne in den Scheiben,

Die Friedefülle ruft mir zu,

Zu bleiben doch, zu bleiben!

  • Die zweite Strophe konzentriert sich dann auf eine Hütte, die, umgeben von Hecken, so etwas wie Ruhe ausstrahlt, im Kontrast zur ersten Strophe.
  • Das lyrische Ich hat sogar Gelegenheit, die Sonne in den Scheiben zu sehen.
  • Es fühlt sich von einer Fülle von Frieden angerufen,
  • Aus dem „binden“ der ersten Strophe wird hier erst noch menschlichere „bleiben“.

Und jetzt die Heide, blütenblau,

Durchkarrter Weg ins Weite;

Grad stapft die alte Botenfrau

Im Torfmull. Nimm´s Geleite!

  • Die dritte Strophe konzentriert sich dann auf einen neuen Eindruck, der von einer Heidelandschaft ausgeht,
  • Von der zunächst eine bestimmte Farbe wahrgenommen, dann die Spur eines Karrenweges, die sich in der Weite wohl verliert.
  • Am Ende landet der Blick auf einer alten Botenfrau, die sich durch die Torflandschaft einem unbekannten Ziel zubewegt.
  • Die Aufforderung am Schluss ist etwas unklar, stellt aber wohl eine Verbindung her zwischen dieser Frau und dem lyrischen Ich.

Und jetzt das Feld, goldgelber Flachs,

Und fern ein Blitz von Sensen;

Und dort der Knirps sonnt wie ein Dachs

Sich faul bei seinen Gänsen.

  • Die nächste Strophe hat ein neues Objekt, nämlich ein Feld, auf dem sich erntereifer Flachs  befindet,
  • der offensichtlich gemäht werden soll, denn zumindest einmal nimmt das lyrische Ich den „Blitz“ von Sensen wahr.
  • Die zweite Hälfte der Strophe gehört dann einem Jungen, der faul bei seinen Gänsen liegt.

O Junge, hast du´s gut! Ich wollt,

Ich läg dort auf dem Bauche,

Indes der Zug vorüberrollt,

Und gaffte nach dem Rauche.

  • Die letzte Strophe beginnt dann mit einer Art Stoßseufzer: Das lyrische Ich beneidet diesen Jungen.
  • Offensichtlich findet es die Landschaft draußen so verlockend, dass es gerne die Innen-Position durch eine Außenperspektive auf den Zug und seinen Rauch als charakteristisches Merkmal der damals neuen Welt der schnellen Bewegung ersetzen würde.

Intentionalität – was zeigt das Gedicht?

  1. Insgesamt löst das Gericht den Titel ein, indem es tatsächlich vielfältige Eindrücke präsentiert, die das lyrische Ich während der Fahrt hat und die sich auf eine bestimmte Art und Weise auf den Betrachter auch auswirken.
  2. Vom Anfang bis zum Ende wird aber deutlich, dass das eigentliche Leben nicht im Zug stattfindet, sondern das lyrische Ich stellt es sich draußen vor und fühlt sich angelockt mit zunehmender Konkretisierung.
  3. Während am Anfang nur allgemein von „binden“ und „bleiben“ die Rede ist, wird die Sehnsucht nach der Ortsveränderung nach draußen hin immer mehr mit Menschen verbunden und endet schließlich bei einer Hirtenidylle.

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