Herders Begriff der Humanität (Mat7375)

Herders Vorstellung von Humanität

Wir werten hier einen Auszug aus seinen Schriften aus:

Quelle: Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität. 2 Bände, Band 1, Berlin und Weimar 1971, S. 137-205.

Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005053048

Der besseren Verständlichkeit wegen haben wir den Text gegliedert und kommentiert:

  1. Der Name Menschenrechte kann ohne Menschenpflichten nicht genannt werden; beide beziehen sich aufeinander, und für beide suchen wir ein Wort.
    • Herder kämpft hier um den Begriff „Humanität“, versucht ihn näher zu bestimmten, indem er Alternativen durchprobt. Bei ihnen zeigt sich, dass sie verschiedene Aspekte eines Begriffes ausdrücken.
  2. So auch Menschenwürde und Menschenliebe.
    • Hier wird der Gedanke weiter durchgespielt.
  3. Das Menschengeschlecht, wie es jetzt ist und wahrscheinlich lange noch sein wird, hat seinem größten Teil nach keine Würde; man darf es eher bemitleiden als verehren.
    • Ein negatives Urteil, das aber zum Idealismus der Zeit Herders und Goethes gehört.
    • Vergleiche „Das Göttliche“ – auch dort ist die Welt grausam, der Mensch kann sie menschlicher gestalten – wenn nicht … das führt Herder weiter unten aus.
  4. Es soll aber zum Charakter seines Geschlechts, mithin auch zu  dessen Wert und Würde gebildet werden.
  5. Das schöne Wort Menschenliebe ist so trivial worden, daß man meistens die Menschen liebt, um keinen unter den Menschen wirksam zu lieben.
    • Hier noch einmal ein Rückfall in Begriffs-Konnotationsprobleme.
    • Wir schlagen deshalb den Begriff „Mitmenschlichkeit“ vor.
  6. Alle diese Worte enthalten Teilbegriffe unseres Zwecks, den wir gern mit einem Ausdruck bezeichnen möchten.
  7. Also wollen wir bei dem Wort Humanität bleiben, an welches unter Alten und Neuern die besten Schriftsteller so würdige Begriffe geknüpft haben.
  8. Humanität ist der Charakter unsres Geschlechts;
    • er ist uns aber nur in Anlagen angeboren
    • und muß uns eigentlich angebildet werden.
    • Wir bringen ihn nicht fertig auf die Welt mit;
    • auf der Welt aber soll er das Ziel unsres Bestrebens, die Summe unsrer Übungen, unser Wert sein;
    • denn eine Angelität im Menschen kennen wir nicht,
    • und wenn der Dämon, der uns regiert, kein humaner Dämon ist, werden wir Plagegeister der Menschen.
      • Hier wird ganz deutlich, dass Herder Humanität als Chance sieht, mit einer bedrückenden Alternative.
  9. Das Göttliche in unserm Geschlecht ist also Bildung zur Humanität;
  10. alle großen und guten Menschen, Gesetzgeber, Erfinder, Philosophen, Dichter, Künstler, jeder edle Mensch in seinem Stande,
    • bei der Erziehung seiner Kinder,
    • bei der Beobachtung seiner Pflichten,
      • die ersten beiden Quellen der Humanitätsförderung lassen sich gut konkretisieren.
      • Erziehung ist ein wesentlicher Faktor.
      • Daneben auch eine Kultur, die Pflicht vor Neigung stellt.
    • durch Beispiel, Werk, Institut und Lehre hat dazu mitgeholfen.
      • Hier wird es blasser – und dementsprechend schwieriger, das zu konkretisieren.
      • In der Schule kann man gut diskutieren, was die einzelnen Schüler und Schülerinnen sich als „Humanität“ wünschen. Zum Beispiel: gegenseitige Unterstützung, Verständnis für Schwächen usw.
  11. Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen Bemühungen, gleichsam die Kunst unsres Geschlechtes.
    • Das kann man mit Blick auf den Einzelnen sehen.
    • Wir sehen aber eher die Notwendigkeit einer Verankerung in der Gesellschaft.
    • Denn schwankende Menschen orientieren sich an der Mehrheit, der Norm – also sollte sie Herders Anforderungen genügen.
  12. Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt werden muß, oder wir sinken, höhere und niedere Stände, zur rohen Tierheit, zur Brutalität zurück.
    • Am Ende noch mal der klare Hinweis: Humanität ist keine Selbstverständlichkeit in der Praxis.
    • Sie muss erkämpft werden – vom Einzelnen und durch die Gesellschaft.
    • Hier ist eine gute kulturelle Tradition wichtig – sie pflanzt sich nicht von selbst in Richtung der nächsten Generation fort.

Der Text in Form eines Schaubildes

Als PDF-Datei

Mat7375 Hp Herder Humanität

Zu den Ergänzungen:

Weitere Infos, Tipps und Materialien