Herders Vorstellung von Humanität
Wir werten hier einen Auszug aus seinen Schriften aus:
Quelle: Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität. 2 Bände, Band 1, Berlin und Weimar 1971, S. 137-205.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005053048
Der besseren Verständlichkeit wegen haben wir den Text gegliedert und kommentiert:
- Der Name Menschenrechte kann ohne Menschenpflichten nicht genannt werden; beide beziehen sich aufeinander, und für beide suchen wir ein Wort.
- Herder kämpft hier um den Begriff „Humanität“, versucht ihn näher zu bestimmten, indem er Alternativen durchprobt. Bei ihnen zeigt sich, dass sie verschiedene Aspekte eines Begriffes ausdrücken.
- So auch Menschenwürde und Menschenliebe.
- Hier wird der Gedanke weiter durchgespielt.
- Das Menschengeschlecht, wie es jetzt ist und wahrscheinlich lange noch sein wird, hat seinem größten Teil nach keine Würde; man darf es eher bemitleiden als verehren.
- Ein negatives Urteil, das aber zum Idealismus der Zeit Herders und Goethes gehört.
- Vergleiche „Das Göttliche“ – auch dort ist die Welt grausam, der Mensch kann sie menschlicher gestalten – wenn nicht … das führt Herder weiter unten aus.
- Es soll aber zum Charakter seines Geschlechts, mithin auch zu dessen Wert und Würde gebildet werden.
- Das schöne Wort Menschenliebe ist so trivial worden, daß man meistens die Menschen liebt, um keinen unter den Menschen wirksam zu lieben.
- Hier noch einmal ein Rückfall in Begriffs-Konnotationsprobleme.
- Wir schlagen deshalb den Begriff „Mitmenschlichkeit“ vor.
- Alle diese Worte enthalten Teilbegriffe unseres Zwecks, den wir gern mit einem Ausdruck bezeichnen möchten.
- Also wollen wir bei dem Wort Humanität bleiben, an welches unter Alten und Neuern die besten Schriftsteller so würdige Begriffe geknüpft haben.
- Humanität ist der Charakter unsres Geschlechts;
- er ist uns aber nur in Anlagen angeboren
- und muß uns eigentlich angebildet werden.
- Wir bringen ihn nicht fertig auf die Welt mit;
- auf der Welt aber soll er das Ziel unsres Bestrebens, die Summe unsrer Übungen, unser Wert sein;
- denn eine Angelität im Menschen kennen wir nicht,
- und wenn der Dämon, der uns regiert, kein humaner Dämon ist, werden wir Plagegeister der Menschen.
- Hier wird ganz deutlich, dass Herder Humanität als Chance sieht, mit einer bedrückenden Alternative.
- Das Göttliche in unserm Geschlecht ist also Bildung zur Humanität;
- alle großen und guten Menschen, Gesetzgeber, Erfinder, Philosophen, Dichter, Künstler, jeder edle Mensch in seinem Stande,
- bei der Erziehung seiner Kinder,
- bei der Beobachtung seiner Pflichten,
- die ersten beiden Quellen der Humanitätsförderung lassen sich gut konkretisieren.
- Erziehung ist ein wesentlicher Faktor.
- Daneben auch eine Kultur, die Pflicht vor Neigung stellt.
- durch Beispiel, Werk, Institut und Lehre hat dazu mitgeholfen.
- Hier wird es blasser – und dementsprechend schwieriger, das zu konkretisieren.
- In der Schule kann man gut diskutieren, was die einzelnen Schüler und Schülerinnen sich als „Humanität“ wünschen. Zum Beispiel: gegenseitige Unterstützung, Verständnis für Schwächen usw.
- Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen Bemühungen, gleichsam die Kunst unsres Geschlechtes.
- Das kann man mit Blick auf den Einzelnen sehen.
- Wir sehen aber eher die Notwendigkeit einer Verankerung in der Gesellschaft.
- Denn schwankende Menschen orientieren sich an der Mehrheit, der Norm – also sollte sie Herders Anforderungen genügen.
- Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt werden muß, oder wir sinken, höhere und niedere Stände, zur rohen Tierheit, zur Brutalität zurück.
- Am Ende noch mal der klare Hinweis: Humanität ist keine Selbstverständlichkeit in der Praxis.
- Sie muss erkämpft werden – vom Einzelnen und durch die Gesellschaft.
- Hier ist eine gute kulturelle Tradition wichtig – sie pflanzt sich nicht von selbst in Richtung der nächsten Generation fort.
Der Text in Form eines Schaubildes
Als PDF-Datei
Zu den Ergänzungen:
- Herders Überlegungen haben viel Ähnlichkeit mit denen
Goethes in dem Gedicht „Das Göttliche“.- https://textaussage.de/video-goethe-das-goettliche
— - https://textaussage.de/lars-kruesand-das-goettliche-heute
— - https://textaussage.de/schnell-durchblicken-vergleich-schiller-an-die-freude-mit-goethe-das-goettliche
— - https://textaussage.de/goethe-das-goettliche-als-schaubild
— - https://www.einfach-gezeigt.de/vergleich-klassik-romantik-tieck-goethe–klausur-video
— - https://schnell-durchblicken.de/prometheus-und-das-goettliche-goethe-zwischen-sturm-und-drang-und-klassik
— - https://textaussage.de/goethe-das-goettliche
—
- https://textaussage.de/video-goethe-das-goettliche
- Das sogenannte „Böckenförde-Diktum“
„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6ckenf%C3%B6rde-Diktum
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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