Dürrenmatt, „Der Besuch …“ Klassenarbeit zum Gespräch Ills mit dem Pfarrer (Mat235-mia)

Worum es hier geht:

Wie stellen eine Klassenarbeit mit der Lösung von Mia vor.

Aufgabenstellung:

  1. Analysiere das Gespräch Ills mit dem Pfarrer auf den Seiten 73-76, indem du
    1. Zunächst klärst, wie die Situation Ills zu Beginn des Gesprächs ist,
    2. dann in eigenen Worten den Inhalt des Gesprächs kurz wiedergibst
    3. erklärst, was dieses Gespräch zeigt (auch sprachlich) und wie Ills Situation am Ende des Gesprächs ist
  2. Stell dir vor, dass Ill vor seinem Tod dem Pfarrer noch ein paar Zeilen schreibt, in denen er dessen Verhalten mit dem vom Bürgermeister und vom Polizisten vergleicht.
    Schreib diesen kurzen Brief – etwa eine halbe Seite.
Hier zunächst eine Vorschau auf Mias Lösung

Und hier eine Druckfassung (PDF)

Mat235-mia Druck Besuch Alte Dame – Klassenarbeit Szene Pfarrer 71-75

Mias Lösung:

Wir haben die Lösung zerlegt, so dass man gut sehen kann, wie der Gedankengang aufgebaut ist.
Das ist wichtig, damit man das gut nachvollziehen und auf andere Fälle übertragen kann.

Unser Kommentar dazu in blauer Schrift eingefügt.

  1. Klärung der Situation Ills zu Beginn des Gesprächs
    • Die Stadt Güllen ist ziemlich heruntergekommen und so richten sich alle Hoffnungen auf den Besuch einer früheren Bewohnerin der Stadt.
      • Man beginnt einfach mit der Situation der Stadt.
    • Sie ist inzwischen eine Milliardärin geworden und verspricht zum Erstaunen aller Leute der Stadt eine Milliarde.
    • Die seltsame Bedingung ist, dass Ill vorher sterben muss.
    • Entrüstet wird das von allen zurückgewiesen.
      • Dann geht es um die Milliardärin und ihr Angebot.
    • Bald zeigt sich aber, dass die Leute Sachen auf Kredit kaufen und Ill kann das nur so verstehen, dass sie auf das Geld der Milliardärin hoffen. Das ist natürlich für ihn lebensgefährlich.
      • Als nächstes geht es dann um das Abbröckeln des Widerstands der Stadt.
    • Ill wendet sich zunächst an den Polizisten, dann an den Bürgermeister – aber beide wollen oder können ihm nicht helfen – mit seltsamen Entschuldigungen.
      • Hier kommt man jetzt zu der unmittelbaren Vorgeschichte.
    • In seiner Not wendet sich Ill jetzt an den Pfarrer – der ist in gewisser Weise seine letzte Hoffnung. Außerdem müsste er eigentlich einem Menschen in Lebensgefahr helfen.
      • Wichtig ist, am Ende genau bis zum Ausgangspunkt der Szene mit dem Pfarrer zu kommen.
  2. Inhaltswiedergabe
    Darunter versteht man eine Inhaltsangabe wie bei einer Kurzgeschichte – also auch ohne Zitate oder wörtliche Rede.
    Am besten stellt man sich vor, dass man den Inhalt einem anderen kurz zusammenfasst.

    • Zu Beginn des Gesprächs zeigt Ill seine Angst, aber der Pfarrer hat eigentlich zunächst nur fromme Sprüche für ihn.
    • Dann aber spricht er Ills Verrat an seiner damaligen Freundin an und behauptet, wenn er sich dazu bekennt, könne er seine Angst besiegen.
    • Ill hinweist darauf, dass die Leute schon viel Geld ausgeben und Schulden machen. Das können sie nur bezahlen, wenn sie das Geld für seinen Tod bekommen.
    • Der Pfarrer weicht auch hier einfach nur aus und kümmert sich mehr um die Vorbereitung seiner nächsten Amtshandlung.
    • Zur Wende kommt es, als plötzlich die neue Glocke ertönt. Ill erkennt, dass auch der Pfarrer sein Todesgeld ausgegeben hat.
    • Daraufhin bekennt der Pfarrer die Wahrheit und rät Ill zu fliehen.
  3. Was das Gespräch zeigt und wie Ills Situation am Ende des Gesprächs ist.
    Hier ist es wirklich am einfachsten, den Satz
    „Die Szene zeigt …“
    auf verschiedene Art und weise fortzuführen.

    • Das Gespräch zeigt zunächst, dass der Pfarrer dasselbe macht wie der Polizist und der Bürgermeister.
    • Er geht auf nichts so ein, wie es sein müsste.
    • Zum Ausweichen kommt dann sogar ein Vorwurf wegen Ills Verrat an seiner Freundin.
    • Im Unterschied zu den beiden anderen Amtspersonen bekennt der Pfarrer sich gewissermaßen schuldig und zeigt offen seine Schwäche.
    • Dazu kommt der Rat, zu fliehen.
    • Damit hat Ill wenigstens etwas erreicht: Wenigstens einer ist am Ende offen zu ihm gewesen und gibt ihm sogar einen durchaus realistischen Rat.
    • Die Aussagen der Szene werden unterstützt durch:
      Ganz wichtig ist, hier eine Beziehung herzustellen zwischen dem,
      – was die Szene zeigt und dem
      – wie sie es zeigt.
      Dabei sollte man nicht mühsam nach irgendwelchen Elementen irgendwelcher Listen von sprachlichen Mitteln suchen, sondern sich auf das konzentrieren, womit die Szene ihre Wirkung entfaltet.

      • die frommen Sprüche, die der Pfarrer loslässt. Am deutlichsten wird das, als er sagt: „Man soll nicht die Menschen fürchten, sondern Gott, nicht den Tod des Leibes, den der Seele.“
      • Dazu kommt, dass er sich fast gleichgültig der Vorbereitung seiner nächsten Amtshandlung widmet.
      • Dass die beiden Leute in völlig verschiedenen Welten leben, zeit sich sprachlich an den Gegensätzen:
        „ILL: Es geht um mein Leben.
        DER PFARRER Um Ihr ewiges Leben.
        ILL: Der Wohlstand steht auf.
        DER PFARRER Das Gespenst Ihres Gewissens.“
      • Sehr deutlich ist auch der Gegensatz zwischen Ills Klage:
        „ich krepiere vor Entsetzen“
        und der Antwort des Pfarrers:
        „Positiv, nur positiv, was Sie durchmachen.“
      • Interessant und typisch für den Pfarrer ist auch seine Bemerkung zur Hölle, die Ill erlebt: „Die Hölle liegt in Ihnen.“
      • Dabei ist der Pfarrer auch bereit zu wenig hilfreichen Vorschlägen:
        „Der Grund unserer Furcht liegt in unserem Herzen, liegt in unserer Sünde: Wenn Sie dies erkennen, besiegen Sie, was Sie quält, erhalten Waffen, dies zu vermögen.“
      • Umso mehr Gewicht bekommt vor diesem Hintergrund das offene Bekenntnis des Pfarrers, als Ill ihn in gewisser Weise auf frischer Tat ertappt:
        „DER PFARRER: wirft sich gegen Ill und umklammert ihn Flieh! Wir sind schwach, Christen und Heiden. Flieh, die Glocke dröhnt in Güllen, die Glocke des Verrats. Flieh, führe uns nicht in Versuchung, indem du bleibst.“
      • Dass der Pfarrer sich hier an die Seite Ills stellt,  wird auch körpersprachlich sichtbar:
        „Es fallen zwei Schüsse. Ill sinkt zu Boden, der Pfarrer kauert bei ihm.“
      • Am Ende überlässt der Pfarrer Ill sogar sein Gewehr, was seine Fluchtchancen erhöht.
  4. Kurzer Brief an den Pfarrer
    Hier ist wichtig, dass zum einen Ill darauf eingeht, was er durchaus dem Pfarrer im Vergleich zu dem Polizisten, dem Bürgermeister und allen anderen verdankt.
    Außerdem sollte Ill auch deutlich machen, warum er nicht geflohen ist.

    • Herr Pfarrer, bevor ich meinen Weg zu Ende gehe, möchte ich mich bei Ihnen bedanken: Sie haben mir deutlich gemacht, dass ich schuldig geworden bin und dass ich dazu stehen muss.
    • Mit Ihnen habe ich wenigstens einen Menschen in unserer Stadt gefunden, der nicht genauso zum Verräter geworden ist wie alle anderen – und ich früher.
    • Dafür danke ich Ihnen – und es hat mir geholfen, eine Entscheidung zu treffen. Ich werde die mir auferlegte Strafe annehmen und nicht fliehen. Sie haben alles für mich getan, was Sie tun konnten. Jetzt werde ich das tun, was für mich auch Claire die beste Lösung ist.
    • Leben Sie wohl und Gott weiter mit Ihnen.

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