Worum es hier geht:
- Auf das Gedicht „Begegnung“ sind wir schon auf einer anderen Seite eingegangen.
- Dabei vertraten wir die These, dass hier alles für eine fehlgeschlagene „Anmache“ gegenüber einem „Friesenmädchen“ geht, das sich allerdings zu wehren weiß.
- Nun könnte jemand auf den Gedanken kommen, in diesem Gedicht spiele der Wind eine entscheidende Rolle:
- Die Begründung könnte dann sein:
- Das Gedicht gehört zum Impressionismus.
- Da spielt die Natur eine wichtige Rolle.
- Deshalb geht es hier um den Wind.
- Mit dieser Argumentation kommt man in keiner Klausur oder gar einer mündlichen Prüfung gut durch, weil hier die Deutung von außen kommt.
- So etwas ist aber immer nachrangig gegenüber einer Deutung, die möglichst beim Gedicht bleibt.
Versuch einer methodisch konsequenten Klärung
- Die Windthese mit Bezug zur Epoche ist erst mal uninteressant, solange es keine bessere Interpretation gibt, die beim Text des Gedichtes bleibt.
Prüfung am Gedicht-Text:
- Halt, Mädchen, balt! und sieh dich um geschwind,
- Viel Schiffe schaukeln westwärts durch die Wellen,
- Viel hundert bugumspritzte Sturmgesellen,
- Hengist und Horst befahlen Weg und Wind.
- Zunächst mal klare Bestätigung der Anmach-These, denn hier wird ein Mädchen angesprochen,
- das nicht nur halten, sondern sich auch noch umsehen soll.
- Warum sollte der Wind das tun?
- Dann tauchen da die beiden Namen auf.
Die KI Perplexity sagt dazu am 4.7.24
https://www.perplexity.ai/search/gibt-es-irgendwo-hinweise-dara-cWlww3JYQfasAY_ohRZxrg#1
Folgendes, was aber keine Anspielung auf den Wind im Gedicht ist.- Historische Anspielung:
Der Vers „Hengist und Horst befahlen Weg und Wind“ verweist auf die legendären angelsächsischen Anführer, die mit dem Wind und der Seefahrt in Verbindung gebracht werden. - Dies verleiht dem Gedicht eine historische Tiefe und verbindet die gegenwärtige Szene mit der friesischen Vergangenheit.
- Historische Anspielung:
- Du lachst mich aus und zeigst dich völlig blind,
- So mögen aneinander sie zerschellen.
- Hier aber blitzen Fliegen und Libellen,
- Verzieh ein Stündchen, frisches Friesenkind.
- Ganz eindeutig eine Bestätigung der Anmach-Deutungshypothese.
- Auch uns hat heut der Juni eingewiegt,
- Und Schmetterlinge selbst, die Gauklerbande,
- Sind durch die Frühlingsstürme nicht besiegt.
- Hier wird es schwierig, weil von einem „Friesenkind“ nicht weiter die Rede ist.
- Aber vom Wind auch nicht.
- Es ist der Juni, der sie „eingewiegt“ hat, der Wind wird nicht erwähnt.
- Dann heißt es „Frühlingsstürme“ – auch das hat direkt mit einem freundlichen Wind, der dem lyrischen Ich um die Nase spielt, nichts zu tun.
- Auch hier ein Sommertag, an diesem Strande,
- Wo alles schwirrt und flirrt und flitzt und fliegt,
- Aus Freude flimmert selbst der Stein im Sande.
- Hier am Ende ist auch nicht mehr vom „Wir“ die Rede.
- Eine Deutungshypothese, die die Stimmungsentwicklung im Gedicht mit der Vorstellung von abflauendem Wind in Verbindung bringt, kann man gelten lassen.
- Die Anmach-Deutungshypothese ist aber viel überzeugender.
- Das lyrische Ich hat versucht, das „Friesenkind“ dazu zu bewegen, sich ihm zuzugesellen.
- Der Trick dabei: Die Szenerie, die man von dort aus sieht, wird breit ausgemalt – nach dem Motto: Mädchen, es lohnt sich, hier gibt es viel zu sehen.
- Das Mädchen lacht aber nur und verschwindet
- und schon reduziert sich der Blick des lyrischen Ichs wieder auf die unmittelbare Umgebung. Das ist aber eher ein zweiter Versuch, das Anmach-Mittel zu wechseln.
Dass vom Friesenmädchen keine Rede mehr ist, kann einfach damit zusammenhängen, dass es langsam außer Rufweite kommt und das lyrische Ich seine Niederlage anerkennt und sich der schönen Natur um ihn herum als Trösterin zuwendet.- So mögen aneinander sie zerschellen.
- Hier aber blitzen Fliegen und Libellen,
- Nach dem Motto: Wenn schon kein Mädchen um mich ist, dann freue ich mich wenigstens an allem, was die Natur an Lebendigem und Schönem zu bieten hat.
Fazit:
- Inhaltlich steht die (aus Sicht des lyrischen Ichs leider sehr kurze) Begegnung im Zentrum.
- Die Bemühungen des lyrischen Ichs in dieser Richtung flauen dann ab, weil das Mädchen einfach lacht und verschwindet.
- Der Wind spielt „explizit“, also wortwörtlich im Text genannt, keine Rolle – was an Wind da ist, geht eher Richtung Sturm, hat also keine große Bedeutung.
- Allenfalls kann man sich ein künstlerisches Mittel zurechtkonstruieren:
- Die Begeisterung des lyrischen Ichs flammt auf
- und nimmt dann fortlaufend ab
- und das entspricht auch einem möglichen Windwechsel,
- der aber ansonsten im Gedicht keine Rolle spielt.
- Sehr deutlich ist im Gedicht die relative Beliebigkeit des Windes: Wenn er in der Sturmvariante bei diesem Mädchen nichts bewirkt, dann lass die Schiffe doch zerschellen, ist mir egal.
- Ich versuche es im Nahbereich – aber das ist kein Mädchen mehr da, das man locken und das einen dann auslachen könnte.
Also Achtung:
Vorrang hat immer das, was im Text steht.
Nur wenn es da Probleme gibt, die man anders nicht lösen kann, kann man andere Gedichte des Autors heranziehen oder auch die Epoche.
Das ist aber in diesem Falle nicht nötig – also Finger weg!
Das kommt bei keiner Lehrkraft gut an, die auf saubere Methodik bei der Analyse und Interpretation achtet.
Antwort der KI Perpexity.ai auf die Frage:
Welche Bedeutung hat der Wind in dem Gedicht?
- Ganz klar: „keine zentrale Rolle“ für die Aussage,
- aber „symbolische Bedeutung“
Historische Anspielung: Der Vers „Hengist und Horst befahlen Weg und Wind“ verweist auf die legendären angelsächsischen Anführer, die mit dem Wind und der Seefahrt in Verbindung gebracht werden.
Dies verleiht dem Gedicht eine historische Tiefe und verbindet die gegenwärtige Szene mit der friesischen Vergangenheit.
- Trägt nichts zur Wind-Frage bei.
Naturgewalt und Bewegung: Der Wind wird im Kontext der Schiffe erwähnt, die „westwärts durch die Wellen“ schaukeln
Dies erzeugt ein Bild von Bewegung und Kraft, das im Kontrast zur ruhigeren Szene am Strand steht.
Atmosphärische Funktion: Der Wind trägt zur Schaffung einer lebendigen, dynamischen Atmosphäre bei. Er steht im Einklang mit den anderen Naturelementen wie den „Fliegen und Libellen“ sowie den Schmetterlingen, die „schwirren und flirren und flitzen und fliegen“
Alles in Ordnung, ändert aber nichts an der Notwendigkeit, die Sache mit dem Friesenkind zu klären.
Symbolik der Freiheit und des Wandels: Der Wind könnte als Symbol für Freiheit und Veränderung interpretiert werden, was mit der flüchtigen Begegnung zwischen dem lyrischen Ich und dem Friesenkind korrespondiert.
- Das kann man so sehen.
Kontrast zwischen Wildheit und Sanftheit: Während der Wind in Verbindung mit den „Sturmgesellen“ erwähnt wird, steht die Szene am Strand im Zeichen eines ruhigen „Sommertags“
Dieser Kontrast unterstreicht die Vielseitigkeit der Natur und möglicherweise auch die unterschiedlichen Facetten der Begegnung.
- Kann man so sehen – da flaut ja auf zwei Ebenen etwas ab 😉
Obwohl der Wind nicht explizit als Hauptthema des Gedichts erscheint, trägt er doch zur Schaffung eines vielschichtigen Bildes bei, das die flüchtige und intensive Natur der beschriebenen Begegnung unterstreicht. Er fungiert als ein Element, das die verschiedenen Aspekte des Gedichts – Geschichte, Natur und menschliche Interaktion – miteinander verbindet.
- Einverstanden – aber für den inhaltlichen Teil der Deutungshypothese ohne Bedeutung.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Gedichte: Wie interpretiert man sie schnell und sicher?
https://textaussage.de/themenseite-gedichte-interpretieren
— - Besonders hervorheben möchten wir hier:
https://textaussage.de/5-survival-tipps-zur-sicheren-interpretation-bsd-von-gedichten
— - Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos
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