Lösungnstipps: Lars Krüsand, „Fehlt im Deutschunterricht manchmal die Synthese?“ (Mat5308-fds-loe)

Worum es hier geht:

Wir lassen hier mal den Text der Aufgabenseite stehen und präsentieren hier eine Lösung:

Lösungsvorschlag

In dem Text berichtet ein Deutschlehrer namens Lars Krüsand, dass er früher nie eigene Texte geschrieben hat. Er dachte, das sei nur etwas für „richtige Schriftsteller“ und nicht für Lehrer. Dadurch war er im Deutschunterricht eher jemand, der über Literatur sprach, aber keine eigene Erfahrung mit dem Schreiben hatte.

Das änderte sich, als er in einer Abiturzeitung einen kurzen Text mit dem Titel „Unvollendete Dialektik“ las. Darin stand:

„Was ist der Unterschied zwischen einem Kunstlehrer und einem Deutschlehrer?
Der Kunstlehrer malt auch Bilder.“

Dieser Satz brachte ihn zum Nachdenken. Er verstand, dass man als Lehrer nicht nur analysieren, sondern auch selbst kreativ werden sollte – also das, was man unterrichtet, auch praktisch ausprobieren.

Seitdem schreibt er wieder kleine Texte und Gedichte und bringt sie manchmal in den Unterricht ein. So verändert sich auch die Atmosphäre im Unterricht: Die Schüler können besser nachvollziehen, wie ein Text entsteht, und werden selbst angeregt, kreativ zu werden.

Ich finde die Idee sehr gut, dass eine Lehrkraft eigene Texte zeigt. Dadurch wird Unterricht lebendiger und persönlicher. Gleichzeitig ist das Pseudonym wichtig, damit die Schüler ehrlich sagen können, was sie denken – ohne Angst, den Lehrer zu verletzen oder zu loben, nur weil er die Note gibt. So entsteht echte Rückmeldung und vielleicht auch ein Gespräch über Sprache und Kreativität, das über die Schulbuchgrenzen hinausgeht.

Diese Lösung mit Lehrerkommentar

Lösungsvorschlag mit Lehrerkommentar

  1. Beschreibe in eigenen Worten, wie jemand hier seine Meinung geändert hat.

    In dem Text berichtet ein Deutschlehrer namens Lars Krüsand, dass er früher nie eigene Texte geschrieben hat.
    Er dachte, das sei nur etwas für „richtige Schriftsteller“. Deshalb blieb er lange auf der Seite derjenigen,
    die über Texte reden, statt selbst welche zu schreiben.
    (Lehrerkommentar: Inhaltlich korrekt – der Schüler erfasst den zentralen Ausgangspunkt und beschreibt die Haltung
    mit eigenen Worten. Gute Textverständnisleistung, da nicht zitiert, sondern paraphrasiert.)

    Später merkt er, dass diese Haltung ihn und seinen Unterricht begrenzt.
    Er will nicht nur erklären, sondern auch selbst erleben, wie Schreiben entsteht.
    (Lehrerkommentar: Erkenntnisprozess richtig wiedergegeben – deutet die Meinungsänderung als Bewegung von Theorie zu Praxis,
    das ist Transferverständnis.)

    2. Erkläre, welche Bedeutung der Text aus der Abiturzeitung dabei hatte.

    Entscheidend war für ihn der kurze Text „Unvollendete Dialektik“,
    in dem steht: „Was ist der Unterschied zwischen einem Kunstlehrer und einem Deutschlehrer?
    Der Kunstlehrer malt auch Bilder.“ Dieser Dreizeiler hat ihn zum Nachdenken gebracht.
    (Lehrerkommentar: Korrekte Textstelle benannt, Kontext und Wirkung verstanden – zentrale Lesekompetenz.)

    Er erkennt: Wenn Kunstlehrer malen, sollten Deutschlehrer auch schreiben.
    Das bedeutet, dass man nur dann glaubwürdig unterrichten kann, wenn man selbst kreativ tätig ist.
    (Lehrerkommentar: Sehr gute Deutung der „Botschaft“ – der Schüler überträgt das Zitat auf die Rolle des Lehrers.
    Eigenständige Interpretation erkennbar.)

    3. Was hältst du von der Idee, dass eine Lehrkraft im Deutschunterricht auch mal ein selbst geschriebenes Gedicht mitbringt?
    Und warum ist dabei ein Pseudonym wichtig?

    Ich finde die Idee sehr gut, weil der Unterricht dadurch lebendiger und echter wird.
    Man spürt, dass die Lehrkraft selbst Freude am Schreiben hat. Außerdem merken Schüler,
    dass man auch als Erwachsener Fehler machen darf – das kann Mut machen.
    (Lehrerkommentar: Urteilsfähigkeit deutlich erkennbar – der Schüler begründet seine Meinung mit pädagogischer Einsicht.
    Positive, reflektierte Haltung.)

    Ein Pseudonym finde ich wichtig, weil die Schüler dann ehrlicher reagieren können.
    Wenn sie nicht wissen, dass der Text vom Lehrer ist, sagen sie offener, was sie denken –
    und das kann sehr lehrreich sein.
    (Lehrerkommentar: Sehr gute Begründung mit sozialpsychologischem Verständnis.
    Der Schüler erkennt den Zweck des Pseudonyms als Schutzraum für ehrliche Kommunikation.)

    Gesamtbewertung:

    Der Schüler versteht Inhalt, Wendepunkt und pädagogische Aussage des Textes.
    Er überträgt den Gedanken in den Schulkontext und entwickelt eine eigene, differenzierte Meinung.
    (Lehrerkommentar: Kompetenzbereiche erfüllt – Textverständnis, Deutung, Transfer, Urteilsbildung.
    Niveau: sicher ab Klasse 9/10, mit Formulierungstalent auch für Oberstufe geeignet.)

Die Seite mit Text und Aufgabe

Wir haben schon häufig davon gesprochen, dass wir es schade finden, dass Schülis das Gefühl bekommen können, Gedichte seien eigentlich irgendeine Aussage plus sprachliche Mittel – und die stehen dann im Vordergrund und bleiben häufig so fremd, dass darüber die Freude an Texten verloren gehen kann – in denen man die Wirklichkeit spielerisch überholen kann.

Als wir das letztens mit unserem „Behelfsschriftsteller“ Lars Krüsand besprachen, erzählte der uns von einem unglaublichen Eintrag in einer Abiturzeitung.

Hier ist nun sein Weg vom Nur-Deutschlehrer zum Auch-ein-bisschen-Schriftsteller.

Das stellen wir gerne zur Diskussion und freuen uns über Kommentare.
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht

Hier zunächst eine Vorschau und dann die PDF-Datei

Druckdatei:

Mat5308-fds Krüsand Deutschunterricht mit fehlender Synthese mbl

Fehlt im Deutschunterricht manchmal die Synthese?

Ein Erfahrungsbericht von Lars Krüsand

Ich war zwanzig, als ich meine erste Parabel schrieb.
Zwei Seiten, schnell getippt, nie veröffentlicht.
Danach kam jahrzehntelang nichts. Nicht, weil mir die Sprache fehlte, sondern weil ich glaubte, dass über mir eine Art gläserne Decke hing.
Oben, so dachte ich, sitzen die Schriftsteller.
Unten stehen wir Deutschlehrer, die über ihre Texte reden.

Wir erklären, wie man Metaphern erkennt, Spannungsbögen analysiert und Botschaften interpretiert – aber selbst etwas zu schreiben, das wagte ich lange nicht.
Vielleicht, weil ich dachte, dass man als Lehrender keine Fehler machen darf, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

Bis ich eines Tages in einer Abiturzeitung einen kleinen Text fand. Überschrift: Unvollendete Dialektik.
Darunter stand:
Was ist der Unterschied zwischen einem Kunstlehrer und einem Deutschlehrer?
Der Kunstlehrer malt auch Bilder.

Dieser Dreizeiler war für mich wie ein Schlag – freundlich, aber deutlich.
Er erinnerte mich daran, dass Kunst und Sprache nur dort lebendig bleiben, wo man sie praktiziert, nicht bloß kommentiert.

Seitdem habe ich etwas verändert.
Ich schreibe wieder – manchmal kleine Texte, manchmal Gedichte.
Und gelegentlich gebe ich sie meinen Schülern vor einer Klassenarbeit – nicht als Musterlösung, sondern als Einladung.
Natürlich unter Pseudonym. Denn Schüler sagen einem nur ehrlich die Wahrheit, wenn sie glauben, dass der Autor jemand anders ist.

Und manchmal entsteht daraus etwas Unerwartetes:
eine Idee, die gemeinsam weitergedacht wird,
ein Satz, den jemand besser formuliert,
ein Gefühl, das man aufgreift.

Dann verschiebt sich etwas: weg von der Abarbeitung der Schulbuchaufgaben, hin zu einem Moment gemeinsamer Kreativität.

Vielleicht ist das die Synthese, die wir im Deutschunterricht manchmal vermissen –
wenn das Analysieren und das Gestalten nicht mehr zwei getrennte Tätigkeiten sind,
sondern zwei Seiten derselben Freude am Denken und Schreiben.

Und wer weiß – vielleicht steht am Ende des Schuljahres einmal ein Kunstlehrer im Raum und fragt neugierig:
„Sag mal, Lars, wie hast du das geschafft, dass deine Klasse ihre Gedichte ausstellt?“

Ich würde dann wohl lächeln und sagen:
„Ich hab nur ein bisschen die gläserne Decke angehoben.“

Hinweis und Aufgabenstellung

  • Dialektik = die Kunst, aus einer These und einer Antithese eine Synthese zu machen.
  • Beispiel:
    • Timo: These: Am Samstagabend machen wir eine Fete.
    • Ana: Antithese: Am Wochenende ist meine Schwester mal zu Besuch.
    • Timo: Synthese: Bring sie doch einfach mit, dann lernen wir sie auch mal kennen.

Aufgabenstellung:

  1. Beschreibe in eigenen Worten, wie jemand hier seine Meinung geändert hat.
  2. Erkläre, welche Bedeutung der Text aus der Abiturzeitung dabei hatte.
  3. Was hältst du von der Idee, dass ein Lehrkraft im Deutschunterricht auch mal ein selbst geschriebenes Gedicht mitbringt? Und warum ist dabei ein Pseudonym (ein ausgedachter) Autorenname wichtig?

Weitere Infos, Tipps und Materialien