Peter Bichsel, „Das Kartenspiel“ – oder das Problem der Normalität (Mat7406)

Das Kartenspiel – ein Beispiel für die Normalität der Gesellschaft?

Zu finden ist die Geschichte zum Beispiel hier:
Thomas Möbius, Wie interpretiere ich Fabeln, Parabeln und Kurzgeschichten? Aufgaben und Musterinterpretationen, 7. Auflage 2021, Bange Verlag, 96142 Hollfeld, ISBN: 978-3-8044-1575-1

  1. Die Geschichte dreht sich um Herrn Kurt, einen stillen Beobachter in einem Restaurant, der täglich von 17 bis 19 Uhr am Stammtisch sitzt und dem Kartenspiel von vier wechselnden Spielern zuschaut.
  2. Herr Kurt trinkt sein Bier, das in warmem Wasser temperiert wird, und beobachtet das Spiel, ohne selbst daran teilzunehmen oder viel zu sagen.
  3. Die Erzählung thematisiert Einsamkeit, Routine und die Rolle des Außenseiters in der Gesellschaft.
  4. Herr Kurt ist wie das Inventar einer Wohnung, an das man sich gewöhnt hat, das man aber nicht weiter beachtet.
  5. Er ist zwar täglich anwesend, steht aber dennoch am Rande der Gemeinschaft steht.
  6. Die Geschichte hinterfragt die Oberflächlichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen und die Bedeutung von Ritualen im Alltag.
  7. Im Deutschunterricht könnte „Das Kartenspiel“ behandelt werden
    1. Im Hinblick auf die distanzierte, neutrale Erzähltechnik.
    2. Dann geht es um die Sammlung der Signale in Richtung Alltäglichkeit, Bedeutungslosigkeit, Einsamkeit, fehlende Kommunikation. Bedeutung von Regeln.
    3. Die Geschichte ermöglicht eine Auseinandersetzung mit Themen wie Einsamkeit in der modernen Gesellschaft und der Bedeutung von Zugehörigkeit.
    4. Interessant ist sicher auch die Klärung der Kurz-Geschichten-Eigenschaften. Zum Beispiel fehlt völlig ein Wendepunkt.
  8. Kreative Anregung:
    1. Man könnte sich selbst mal Beispiele ausdenken, die deutlich machen, wie wenig man andere Menschen wirklich wahrnimmt. Man sieht sie, würde sie vielleicht auch vermissen, aber es gibt keinen Kontakt, man weiß auch kaum etwas über sie.
    2. Man könnte das noch erweitern, indem sich überraschend ergibt, dass hinter einem solchen Menschen eine äußerst interessante Geschichte steckt.
    3. Zum Beispiel trifft man jemanden auf einer Bank – der steht auf, gibt den Platz frei. Ein kurzes Gespräch – und plötzlich ist man bei einem interessanten Thema. Das kann sich jeder selbst aussuchen. Wir haben zum Beispiel mal jemanden getroffen, der ganz „normal“ aussah – und dann stellte sich heraus, dass der viel im Ausland gewesen war – und das sogar in einem Land, das einen interessierte.
    4. Situationen, die zu ungewöhnlichen Begegnungen führen können, ergeben sich auch schnell, wenn man mal warten muss. Zum Beispiel kommt der Bus nicht – man schimpft – und schon ist man in einem Gespräch, wenn man offen dafür ist.

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