Gefunden haben wir das Gedicht hier:
http://rainer-maria-rilke.de/090095derball.html
1. Einleitung
- Das Gedicht „Der Ball“ wurde von Rainer Maria Rilke am 31. Juli 1907 in Paris verfasst.
- Es handelt sich um ein kunstvoll gestaltetes Naturgedicht, das sich mit der Bewegung eines Balls im Spiel beschäftigt.
- Durch die Betrachtung des Balls wird eine tiefere Reflexion über das Flüchtige und Spielerische des Lebens angeregt.
2. Äußere Form
- Das Gedicht besteht aus 17 Versen, die in vier Strophen unterteilt sind.
- Reimschema:
- zunächst Kreuzreim
- dann ein umarmender Reim
- es folgt eine Strophe aus 6 Zeilen mit dem Schema: a, b, a, b, c, wobei dieser Einzelreim in der abschließenden Strophe noch mal aufgenommen wird.
- Rhythmus: 5 hebiger Jambus, eher ungewöhnlich für Rilke.
- Interessant sind die Zeilensprünge (Enjambements), die den Bewegungsfluss des Balls nachzeichnen.
Rainer Maria Rilke
Der Ball
- Du Runder, der das Warme aus zwei Händen
- im Fliegen, oben, fortgiebt, sorglos wie
- sein Eigenes; was in den Gegenständen
- nicht bleiben kann, zu unbeschwert für sie,
- zu wenig Ding und doch noch Ding genug,
- um nicht aus allem draußen Aufgereihten
- unsichtbar plötzlich in uns einzugleiten:
- das glitt in dich, du zwischen Fall und Flug
- noch Unentschlossener: der, wenn er steigt,
- als hätte er ihn mit hinaufgehoben,
- den Wurf entführt und freilässt -, und sich neigt
- und einhält und den Spielenden von oben
- auf einmal eine neue Stelle zeigt,
- sie ordnend wie zu einer Tanzfigur,
- um dann, erwartet und erwünscht von allen,
- rasch, einfach, kunstlos, ganz Natur,
- dem Becher hoher Hände zuzufallen.
- a
Rainer Maria Rilke
Der Ball
- Du Runder, der das Warme aus zwei Händen
- im Fliegen, oben, fortgiebt, sorglos wie
- sein Eigenes; was in den Gegenständen
- nicht bleiben kann, zu unbeschwert für sie,
-
- In der ersten Strophe wird der Ball direkt angesprochen.
- Hervorgehoben wird ein sorgloses Fortschweben,
- Als wäre der Ball zu leicht für seine ursprüngliche Umgebung.
- Hier geht natürlich die Fantasie des Dichters mit ihm durch. Das ist Impressionismus pur, es zählt nur der Eindruck, der sich von etwas ergibt.
- zu wenig Ding und doch noch Ding genug,
- um nicht aus allem draußen Aufgereihten
- unsichtbar plötzlich in uns einzugleiten:
- das glitt in dich, du zwischen Fall und Flug
-
- Hier wird auf ungewöhnliche Weise die Zwischen-Existenz des Balles beschrieben,
- zwischen Fall und Flug.
- noch Unentschlossener: der, wenn er steigt,
- als hätte er ihn mit hinaufgehoben,
- den Wurf entführt und freilässt -, und sich neigt
- und einhält und den Spielenden von oben
- auf einmal eine neue Stelle zeigt,
- sie ordnend wie zu einer Tanzfigur,
-
- Hier wird der Ball personifiziert,
- sogar mit einem Tänzer verglichen.
- um dann, erwartet und erwünscht von allen,
- rasch, einfach, kunstlos, ganz Natur,
- dem Becher hoher Hände zuzufallen.
-
- Am Ende dann die erwartete Rückkehr,
- Verzicht auf den eben angesprochenen Kunst-Eindruck.
- Am Ende dann wieder ein sehr subjektives Bild, wenn die auffangenden Hände mit einem Becher verbunden werden.
Aussagen des Gedichts
Das Gedicht verdeutlicht:
- Die Flüchtigkeit und Unfassbarkeit bestimmter Momente (Z. 1–4).
- Die Spannung zwischen Kontrolle und Eigenständigkeit eines bewegten Objekts (Z. 9–12).
- Die Harmonie und Ordnung innerhalb des Spiels als Ausdruck natürlicher Schönheit (Z. 15–17).
Sprachliche und rhetorische Mittel
- Personifikation: Der Ball wird als eigenständiges Wesen dargestellt („der, wenn er steigt“ Z. 9).
- Enjambements: Durch Zeilensprünge wird die Bewegung des Balls nachgezeichnet.
- Personifizierung und Bildlichkeit: Der Ball „ordnet“ die Spielenden (Z. 14), was die tiefere symbolische Bedeutung des Spiels unterstreicht.
- Gegensätze: Fall und Flug (Z. 8), Kontrolle und Freiheit (Z. 10–11) verdeutlichen das Spannungsfeld des Gedichts.
Bedeutung des Gedichts
- Das Gedicht kann als Meditation über Bewegung und Veränderung im Leben gelesen werden.
- Es zeigt, dass sich innerhalb des Spiels eine natürliche Ordnung entfaltet, die sowohl Freiheit als auch Gesetzmäßigkeit umfasst.
- Es spiegelt eine typisch rilkesche Reflexion über die Schönheit des Augenblicks wider.
Einschätzung der Qualität
- Rilkes „Der Ball“ besticht durch seine kunstvolle Sprache, die die Bewegung des Balls fast spürbar macht.
- Die tiefere Bedeutung hinter dem scheinbar simplen Thema macht das Gedicht vielschichtig und faszinierend.
- Die Verwendung von Enjambements trägt zur Dynamik der Darstellung bei und verleiht dem Gedicht eine außergewöhnliche ästhetische Qualität.
- Persönliche Erst-Reaktion von Mia
- Das Gedicht hat eine sehr schöne Bildsprache – man sieht den Ball fast vor sich.
- Ich finde es spannend, dass der Ball fast wie eine eigene Persönlichkeit dargestellt wird.
- Die Sprache ist aber auch ziemlich anspruchsvoll – manche Zeilen musste ich mehrmals lesen.
- Es ist faszinierend, wie Rilke aus so etwas Alltäglichem wie einem Ballspiel so eine tiefgründige Bedeutung zieht.
- Der geordnete Rhythmus passt gut zur Bewegung des Balls.
- Das Ende des Gedichts hat etwas sehr Harmonisches – als würde alles in den Händen der Spieler wieder zusammenfinden.
- Ich frage mich, ob der Ball auch für etwas Größeres steht, vielleicht für das Leben selbst?
- Die Spannung zwischen Kontrolle und Freiheit gefällt mir besonders.
- Die Zeilen klingen fast musikalisch – vielleicht könnte man das Gedicht gut vertonen?
- Insgesamt ein poetisches und nachdenkliches Gedicht, das ich immer wieder lesen könnte.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Themenseite zu Rilke und seinen Gedichten:
https://textaussage.de/rilke-themenseite
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- Gedichte: Wie interpretiert man sie schnell und sicher?
https://textaussage.de/themenseite-gedichte-interpretieren
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- Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos