Worum es hier geht:
Gefunden haben wir den Text hier:
https://www.zeit.de/kultur/2019-03/fridays-for-future-schulstreik-klima-eltern-kinder
Ein interessanter Sachtext, den man gut für eine Übung zur Sachtextanalyse nutzen kann – auch wenn das Thema nicht mehr ganz so akut ist wie im Jahr 2019.
Am besten mal durchlesen und die folgenden Aufgaben lösen:
Aufgabenstellung
Analysieren und interpretieren Sie den Text, indem Sie
- ihn in einem einleitenden Satz vorstellen, dabei die Textgattung klären, den Kontext beschreiben und das Thema benennen,
- den Text gliedern und dabei den Gedankengang erläutern,
- die Intention (Aussageabsicht) klären
- und auf rhetorische Mittel verweisen, die die Intention unterstützen.
- Überlegungen anstellen, wie man kritisch zum Text Stellung nehmen könnte
Hinweise zur Lösung
Einleitungssatz mit Textgattung, Kontext und Thema
- Es handelt sich um einen Kommentar
- vom 29.03.2019
- zu den bevorstehenden Fridays-for-Future-Protesten in Hamburg
- zur Frage der Motive und der Bedeutung der Haltung der Eltern der beteiligten Schülerinnen und Schüler.
Gliederung des Textes und Erläuterung des Gedankengangs
- Im 1. Abschnitt von
- „Wenn Greta Thunberg …“
- bis „… an den Bildschirmen“
- wird eine Prognose abgegeben zu einem bestimmten Aspekt der kommenden Veranstaltung
- und zwar geht es um die aus Sicht der Verfasserin überraschend große Unterstützung der Eltern der beteiligten Schülerinnen und Schüler.
- Anschließend geht es
- von „Früher war das anders …“
- bis „Oder einfach nur für bequem“
- um den großen Unterschied in der Haltung der Eltern früher und heute,
- verbunden mit einer gewissen kritischen Distanz zu der Vorstellung, Eltern und Kinder wären „die besten Freunde.“
- Angedeutet wird, dass die Verfasserin das wohl eher für eine Frage der Bequemlichkeit hält.
- Es folgt im Abschnitt von
- „Im elterlichen Applaus“
- bis „Zeigen, dass man dabei war.“
- eine Konkretisierung der unterschwelligen Kritik,
- indem vor allem Momente der „Selbstgefälligkeit“ näher ausgeführt werden,
- was die Verfasserin offensichtlich für problematisch hält.
- Im Abschnitt von
- Dabei? Was haben sie denn eigentlich bisher so gemacht (…)
- bis „für seine Erzeuger auf die Straße geht“
- gibt es den Versuch einer Erklärung des Verhaltens der Eltern
- als Ersatzhandeln für das eigene Versagen,
- von dem die Autorin selbst sich nicht ausnimmt.
- Anschließend wird
- von „Damit sind alle glücklich“
- bis „gepampert wurde wie Fridays for Future“
- darauf hingewiesen, dass das Verhalten der Eltern sich in einem größeren Kontext bewegt,
- von den Schulen bis in die Regierung hinein
- Am Ende steht der Hinweis auf das völlig neue Phänomen, das ein Protest gegen das Versagen des Staates von ihm selbst „gepudert und gepampert“ wurde,
- was zugleich eine Einschätzung als kindisches Verhalten einschließt.
- Es folgt ein kurzer Absatz
- von „Wenn alle etwas uneingeschränkt gut finden“
- bis „Sie tun niemandem weh“,
- der darauf hinweist, wie gefährlich es ist, wenn „alle etwas uneingeschränkt gut finden“.
- Hier scheint die Kritik an einem problematischen Kollektivverhalten durch, wie es der Psychologe Le Bon in seiner Theorie von der Massenseele beschrieben hat.
- [Das muss man nicht wissen, aber wenn es zufällig in der Schule behandelt wurde, kann und sollte man es natürlich einbringen. Nähere Informationen dazu gibt es zum Beispiel hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie_der_Massen ]
- Es folgt der schon fast satirische Hinweis,
- die „einzige Gewissensfrage“ für die Eltern sei nur noch die Ausgestaltung des Entschuldigungsschreibens.
- Dort geht es nach Meinung der Autorin nur noch um Nichtstun, was Schwänzen bedeutet, oder eine Begründung, die schon in der vorgeschlagenen Formulierung kritische Distanz deutlich werden lässt.
- Ganz offensichtlich gibt es für die Autorin einen irrationalen Zusammenhang zwischen einer Demo am Freitag und der Rettung der Welt.
- Am Ende gibt es dann schon die Überleitung zu einem nächsten Punkt, nämlich die kritische Nachfrage nach dem Verhalten der Erwachsenen insgesamt.
- Das führt zum Durchspielen verschiedener Erklärungsvarianten:
- Es beginnt mit mit der Idee einer die Grenzen überschreitenden Klimastreikbewegung auch der Erwachsenen und zwar während der Arbeitszeit, wie es eben typisch ist für einen echten Streik.
- Als Gegengrund aus Sicht der Verfasserin werden wirtschaftliche Folgen genannt.
- Die Möglichkeiten werden dann runterreduziert auf Bewegungen am Samstag.
- Dagegen stehen aber nach Meinung der Autoren die persönlichen Wochenend-Vergnügungen.
- Hier werden sowohl reale äußere Gegengründe wie auch innere aufgeführt.
- Der nächste Abschnitt
- von „Veränderung fängt erst an, wenn es wehtut“
- bis „mit ein paar Kinderfotos und Tweets den Klimawandel aufzuhalten“
- macht dann deutlich, worauf die Verfasserin hinauswill:
- Es geht um die unangenehmen Begleiterscheinungen eines echten Kampfes.
- Am Ende steht der gewissermaßen tröstende Hinweis auf die dann real gegebenen Gründe für Jubel und Lob.
Klärung der Intention (Aussageabsicht)
- Hinweis auf das Missverhältnis zwischen dem elterlichen Applaus für die Fridays-Schüler und ihrem realen Verhalten
- Vermutung, dass es sich hier um den Versuch einer Entlastung für das eigene Versagen handelt.
- Forderung nach mehr realer Übernahme von Verantwortung durch die Erwachsenen
- was nach Auffassung der Autorin vor allem die Inkaufnahme von Unannehmlichkeiten bedeutet,
- denen stünde aber das Gefühl gegenüber, wirklich etwas getan zu haben.
Rhetorische Mittel, die die Intention unterstützen.
- Hinweis auf Gegensätze (Einsatz der Kinder, Jubel der Eltern)
- Zugleich Einstieg über eine Überraschung (sustentio)
- Weiterer Gegensatz zwischen früher und heute
- Anspielungen auf „Wackersdorf“ und das „Wendland“ – auch „Woodstock-Feeling“
- Neologismus: „It-Bag moderner Großstadteltern“
- Rhetorische Frage: „Was haben sie denn eigentlich gemacht?“ „Warum gibt es noch kein grenzüberschreitendes Erwachsenenschwänzen …?“
- Metapher: „Ablasshandel“
- Umgangssprache: „verbockt“, „gepampert“, „Huch“
- Ansätze von eingespielten Dialogen („Na gut…“)
- Reihungen: „Schulen“, „Klimakanzlerin“, „Jens Spahn“
- Starke Neigung zur Parataxe (Aneinanderreihung von Hauptsätzen) im Schlussteil, dazu Reihungen
- Am Ende Rückbindung an den Anfang, nur dass es jetzt nicht mehr um Ersatzhandlungen geht.
Überlegungen zu Möglichkeiten einer kritischen Stellungnahme
- Richtiger Hinweis auf ein Kernproblem der „Fridays-for-future“-Bewegung: Hier wird nämlich nichts aufgehalten, was einem wehtut, sondern die Schülerinnen und Schüler schaden sich eigentlich selbst.
- Dementsprechend auch richtige Konsequenz: Die Erwachsenen müssen aktiv werden, auch da, wo es ihnen weh tut.
- Hier kann man darauf verweisen, dass das mal das Grundkennzeichen von Streiks war: Die Arbeiter trafen damit den Arbeitgeber, aber auch sich selbst – sie brachten also Opfer, um Zugeständnisse der Gegenseite zu erzwingen.
- Damit ist man auch schon bei einem möglichen Kernproblem.
- Die Arbeitskämpfe früher waren einigermaßen überschaubare Interessenkonflikte.
- Die heutigen Zusammenhänge können weder von Schülern noch ihren Eltern wirklich überblickt werden, es sei denn, sie haben sich mit allen Aspekten des Klimaproblems beschäftigt.
- Letztlich geht es also darum, den Druck auf die Politiker zu erhöhen, die wiederum das Wissen der Fachleute in richtiges Handeln umsetzen müssen.
- Hier bleibt fraglich, ob das Versagen der Politik nicht so tiefe Gründe hat, dass diese kaum im großen Stil behoben werden können.
- Dagegen sprechen aber frühere Erfolge – etwa die Renaturierung von Flüssen etwa im umweltgeschädigten Ruhrgebiet.
- Hier könnte man argumentieren, dass man das weiter entwickeln müsste, aber in einem organischen Sinne, bei dem neue überstürzte Verwerfungen vermieden werden.
Ü3: Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Sachtexte – Infos, Tipps und Materialien
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— - Übersicht: Lernkurs Umgang mit Sachtexten
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