1 Die alten Griechen – Zwischen Kämpfen, Spielen, viel Nachdenklichkeit und Kreativität
1.1 Das Besondere an den Griechen
1.1.1 Viel Berge – wenig Platz: So wird man ein Volk von Seefahrern mit Lust auf Mythen
Das Besondere an den alten Griechen war, dass sie in einem Gebiet saßen, wo wenig Platz war und wo sie sich angesichts der bergigen Landschaft am besten mit Schiffen bewegen konnten. Wenn alle so in ihren Ecken hocken und sicher eher selten sehen, dann braucht man auch Dinge, die die Leute zuammenhalten: Zum einen waren das die Mythen, Götter- und Heldengeschichten, die zum Beispiel der blinde Dichter Homer auf grandiose Weise in seinen beiden Epen um den trojanischen Krieg und die Irrfahrten des listigen Helden Odysseus verarbeitete.
1.1.2 Dazu gemeinsame Festspiele – mit ziemlich viel Sport
Dazu kamen große Feste, die mit sportlichen Wettkämpfen verbunden wurden – am berühmtesten sind die Olympischen Spiele, die noch heute im gleichen Vierjahre-Rhythmus durchgeführt werden – nur, dass heute niemand deswegen die Waffen ruhen lässt. Bei den Griechen war das anders: So gern sie aufeinander einschlugen – während der Spiele herrschte Frieden.
1.1.3 Zentrum der Kreativität – die Orakel
Wenn heute von Orakeln die Rede ist, dann denkt man vor allem an den trotz seines legendären Reichtums armen König Krösus, der vor einem Kriegszug gegen die Perser sicherheitshalber die Götter befragen ließ und die Antwort bekam, er werde ein großes Reich zerstören, wenn er den Grenzfluss überschreite. Wie sich dann herausstellte, war es sein eigenes.
Aber wie die heutige Forschung weiß, waren die Orakel keine reinen Geldmach-Maschinen, die möglichst vieldeutige Prophezeiungen von sich gaben, um das Geschäft nicht kaputtzumachen: Vielmehr bestand die Funktion der Orakel darin, den Fragern mit ihren Problemen Zeit für die Entscheidung und vor allem zum Nachdenken zu geben. Wenn Krösus mehr darauf geachtet hätte, hätte er vielleicht den Hinweis auf das Risiko stärker beachtet, das mit jedem Krieg verbunden ist. So aber hat er das gehört, was er hören wollte – dafür konnte aber das Orakel nichts.
1.2 Die Ausbreitung der Griechen im Mittelmeerraum
Die karge Umgebung sorgte rasch für Überbevölkerung – und so kam es zwischen 550 und 750 vor Christus zu einer regelrechten Kolonialbewegung, die am Ende dazu führte, dass die Griechen „wie die Frösche um den Teich“ des Mittelmeers und zum Teil des Schwarzen Meeres saßen. Kolonien waren also damals etwas ganz anderes als im 19. Jahrhundert: Da wurden nicht in erster Linie fremde Völker unterdrückt, sondern möglichst leere Gebiete besiedelt und „Tochterstädte“ gegründet. Sehr schön ist das am Beispiel von Neapel zu sehen, was nichts anderes heißt als „Nea polis“ – Neue Stadt.
1.3 Die Erfindung der Demokratie
Für uns noch heute interessant sind die Griechen, weil sie neben dem Theater, auf das wir hier nicht weiter eingehen, die Demokratie erfunden haben, also die Bereitschaft, das ganze Volk über die Geschicke des Staates entscheiden zu lassen. Ganz war das Volk natürlich nicht beteiligt: Ausgeschlossen waren die Sklaven, die es den Griechen überhaupt erst mal ermöglichten, sich mit allerlei zu beschäftigen, was nicht direkt dem Lebensunterhalt diente. Aber auch die Frauen blieben stark ans Haus gebunden, hatten in der Öffentlichkeit nichts zu suchen – eine interessante Parallele zu manchen muslimischen Gesellschaften unserer Gegenwart.
1.3.1 Das Volk meldet sich direkt zu Wort und wird auch missliebige Politiker los.
Das Besondere an der griechischen Demokratie war ihre direkte Ausrichtung: Da wurden keine Vertreter gewählt, sondern die wahlberechtigten Bürger trafen sich auf einem großen Platz, redeten und stimmten ab. Gerne wurde auch über missliebige Prominente ein „Scherbengericht“ (Scherben wurden als Stimmzettel genutzt) verhängt, was die Verbannung bedeutete.
1.4 David gegen Goliath – oder: Wie man sich ein Riesenreich vom Hals hält
Um 500 v. Chr. kam es zu einer großen Auseinandersetzung zwischen den Griechen und dem Riesenreich der Perser. Dort hatten die Mächtigen sehr viel mehr zu sagen – es gab sogar so etwas wie die Proskynese, d.h. jeder warf sich zu Boden und wartete auf das Zeichen des Großkönigs, bevor er sich wieder erhob.
In berühmten Schlachten wie der von Marathon oder Salamis gelang es dem griechischen David, den persischen Goliath zu besiegen – und damit vieles von dem zu retten, was unsere heutige Kultur ausmacht: Vom Alphabet bis hin zu Theater, Wissenschaft und eben auch Demokratie.
1.5 Ende und Übergang: Alexander der Große und seine Nachfolger
Am Ende ihrer „alten“ Zeit versuchten die Griechen auch noch ein Weltreich zu errichten, wobei Alexander, den man später „den Großen“ nannte, als Makedone nicht so richtig dazugehörte. Aber nachdem er in einem unglaublichen Siegeszug ganz Vorderasien bis an die Grenze von Indien erobert hatte, raffte ihn das Fieber dahin. Seine Nachfolger konnten zwar noch für einige Jahrhunderte Teile seines Reiches als „Diadochen“ (Nachfolger) verwalten – mit einer einzigartigen griechisch geprägten „hellenistischen“ Kultur, aber am Ende erlagen sie alle den machtpolitisch und militärisch noch geschickteren Römern.
In diesen Zusammenhang gehört auch die schöne Kleopatra, die als Königin von Ägypten zunächst erfolgreich versuchte, Cäsar zu becircen, dann aber nach seinem Tod mit Antonius auf den falschen Römer setzte: Dessen Rivale Octavian, der spätere Augustus, setzte sich durch – und Kleopatra ließ sich von einer giftigen Schlange beißen.
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