Wie bekommt man das beim Gedichte-Schreiben mit Reim und Rhythmus hin? (Mat6049)

Worum es hier geht:

Die meisten Menschen freuen sich, wenn ein Gedicht auch am Ende schön gereimt ist.

Die Werbung nutzte das immer schon, was man etwa an dem schönen Spruch sehen konnte, mit dem man Gummibärchen verkaufen wollte:

Haribo macht Kinder froh

Und Erwachsene … [Wir lassen das Reimwort hier mal absichtlich offen!]

Wie wir gerade gesehen haben, wird der Spruch immer noch verwendet:

https://www.haribo.com/deDE/unternehmen/mission.html

Wir sind aber mit der Firma werbemäßig nicht verbunden, bekommen also dafür nichts. Wir dachten nur, wenn wir das Beispiel schon bringen, sollen wir auch den Erfinder nennen.

Das Problem der Reime beim Gedicht-Schreiben

Das Problem ist nur, dass Reime eben gefunden werden müssen – wenn es um ernste Gedichte geht, ist es durchaus ein Problem, dass man nur wegen des Reims ein anderes Wort als das nehmen muss, was eigentlich am besten ausdrückt, was gemeint ist.

So zahlt man eben einen Preis, bekommt dafür aber auch diesen schönen „Gleichklang von Wörtern ab der letzten betonten Silbe“.

Beispiel für die Entstehung eines Gedichtes  – Problem des Rhythmus

Wir spielen das jetzt mal an einem Beispiel durch. Einer unserer Autoren hatte sich letztens auf einem Spaziergang mit einem Problem auseinandergesetzt – und daraus ist dann ein Gedicht geworden.

Ausgangspunkt ist die Erfahrung, dass man per Mail oder WhatsApp mit einem anderen Kontakt aufnehmen und vielleicht auch einiges wissen will, aber selbst gar nicht viel zu sagen weiß.

Daraus lassen wir jetzt ein Gedicht entstehen.

Noch eine kleine Vorbemerkung: Wir sind große Freunde eines einheitlichen Rhythmus – und in diesem Falle bedeutet das, dass betonte und unbetonte Silben sich abwechseln – in diesem Falle gehen die Zeilen immer mit einer unbetonten Silbe los, dann folgt eine betonte usw. Auf mehr wollen wir hier nicht eingehen.

Wichtig ist nur, dass wir zum Teil die Sätze etwas seltsam umstellen müssen, damit diese Abfolge erreicht wird – aber das ist auch typisch für Gedichte, dass man das darf.

Der Ausgangspunkt wird zum Einstieg ins Gedicht

Also dann: Los geht’s!

  • Es gibt nicht viel zu sagen,
  • jedoch ganz viel zu fragen.

Das war ziemlich einfach.

Dann geht man über zu der wichtigsten Frage, die einem einfällt:

  • Wie geht es dir? Was machst du so?

Nur was reimt sich auf „so“?

Da ist uns dann „wo“ eingefallen – und dann waren wir bei „irgendwo“ – und dann musste daraus nur noch eine Zeile werden:

  • Hast mehr du als ein Irgendwo?

Da sind wir schon ein bisschen stolz drauf, das klingt ja schon fast philosophisch.

Gemeint war und ist, ob das Gegenüber zu dem Ort, an dem es wohnt, eine besondere Beziehung hat.

Dann geht es zu Wünschen über – nach den Fragen.

  • Willst du mal wieder mit mir gehn?

Dann denkt man ein bisschen darüber nach – und schon ist es nicht weit zu der vorsichtigen Hoffnung:

  • Ich denk, wir würden uns verstehen

Dann kommt wieder ein bisschen Ernsthaftigkeit ins Spiel:

  • Die Zeit, sie nagt an allen Leuten

Jetzt wird ein bisschen Druck gemacht – wir werden nicht jünger, wir verändern uns, da geht auch was verloren.

Und dann ist die nächste Zeile eigentlich auch schon klar – nämlich: Wenn etwas verloren gehen kann oder knapp wird, dann muss man es eben nutzen – und da gibt es ein Wort, das sich auf „Leuten“ reimt.

  • Uns bleibt dann nur, sie auszubeuten.

 

Dann geht es zum Schluss – und da ist natürlich auch klar, was da der größte Wunsch ist:

  • Mit Spannung wart auf Antwort ich

Und dabei ist dann auch schon eine einfache Reimlösung in Sicht, nämlich ein „dich“ – das muss man nur noch zu einer Zeile machen:

  • Zum Schluss nur eins: Ich grüße dich.

Natürlich hätte man auch auf „glücklich“ o.ä. kommen können – aber hier wurde eine einfache Schlusswendung gewählt.

Das komplette Gedicht
  1. Es gibt nicht viel zu sagen,
  2. Jedoch ganz viel zu fragen.
  3. Wie geht es dir? Was machst du so?
  4. Hast mehr du als ein Irgendwo?
  5. Willst du mal wieder mit mir gehn?
  6. Ich denk, wir würden uns verstehen.
  7. Die Zeit, sie nagt an allen Leuten,
  8. Uns bleibt dann nur, sie auszubeuten.
  9. Mit Spannung wart auf Antwort ich.
  10. Zum Schluss nur eins: Ich grüße dich.

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