Allgemeines zum Gedicht
- Es ist ein typisches Barockgedicht, das den Blick auf die Religion, speziell das Christentum und seine Glaubensinhalte richten will.
- Das geschieht in der Form des sogenannten „Alexandriners“, einer strengen Versform, bei der in einer Zeile sechs Jamben zu finden sind, also Abfolgen von jeweils einer unbetonten und einer betonten Silbe.
- Der Paarreim ist schnell erkannt.
- Interessant noch die Versschlüsse:
- Wir haben zwei durch den Reim gebundene männliche Versschlüsse mit einer Hebung (betonte Silbe) am Ende der Verszeile.
- Die letzten beiden Zeilen zeigen dagegen einen weiblichen Versschluss, also eine Senkung am Ende. Das ist sicher eine Besonderheit, die eine Funktion hat. Wenn man den Begriff des Weiblichen auf die Mutter Maria bezieht, die im Katholizismus der Barockzeit eine große Rolle spielte, dann könnte es da einen Zusammenhang geben. Dazu müsste man aber schauen, ob in der Barockliteratur auch schon das Weibliche dieser Versschlüsse im Namen verwendet wurde.
Der Text des Gedichtes
Das Gedicht haben wir zum Beispiel hier gefunden.
- Wer weit verreisen will / der reise weit und breit
- die Heilge Schrift herdurch / das hilft zur Seligkeit;
- wer weit verreisen will / der schau die Bücher an /
- darin er recht und wohl die Welt beschauen kann;
- der hat ein freien Pass / der geht auf Gottes Wegen /
- an andrer Reisens / art ist gar nicht viel gelegen.
Zum Inhalt des Gedichtes
- Die Idee bzw. der Wunsch nach Fernreisen wird auf die innere Lese-Reise durch die Heilige Schrift (Bibel) hindurch übertragen.
- Das Ziel ist klar, die „Seligkeit“, das Hauptziel aller katholischen Menschen auch noch des 17. Jhdts.
- In den Versen 3 und 4 wiederholt sich der Gedanke, nur dass es jetzt nicht mehr um die Bibel insgesamt, sondern ihre Teil-Bücher geht.
- Dort soll er nach Auffassung des Gedichtes dann auch die „Welt“ erkennen.
- Am Ende der Hinweis auf die Freiheit und religiöse Sicherheit bei solchen Reisen – und am Ende der Ausschluss aller anderen Arten des Reisens.
Sprachliche Mittel
- Titel: Andeutung einer Warnung vor falschen Entscheidungen, speziell: Ruhmsucht, Selbstüberhebung
- Übertragung der Idee des Reisens auf das Lesen der Bibel
- Wiederholung des Satzanfangs „Wer weit verreisen will“
führt zur Betonung. - Das Lesen in der Bibel und ihren Büchern wird mit dem Sehen, der Anschauung gleichgesetzt.
- Das Bild des Passes kann eine Anspielung sein auf die Beschwerlichkeiten des realen Reisens.
- Das Bild „auf Gottes Wegen“ ist eine Metapher für Rechtgläubigkeit und religionsgemäßes Leben.
- Abgrenzungs- und Ausschließlichkeitsthese am Ende, was typisch für religiöse Orthodoxie, aber auch Engstirnigkeit ist.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Barock, bsd. Lyrik
https://textaussage.de/lyrik-der-epoche-des-barock-themenseite
— - Barock – die wichtigsten Gedichte
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