Sicher verstehen: Mascha Kaleko, „Das Ende vom Lied“ (Mat4305-del)

Worum es hier geht:

  • Das Gedicht „Das Ende vom Lied“ stammt von der deutsch-jüdischen Lyrikerin Mascha Kaléko (1907–1975).
  • Ihr Werk wird häufig dem literarischen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zugeordnet wird.
  • Kaléko war besonders in den 1930er Jahren aktiv und bekannt für ihre Großstadtlyrik, in der sie Alltag und Gefühl auf prägnante und zugängliche Weise verband.
  • Das Gedicht, um das es hier geht, ist ein lyrisches Ich-Gedicht, das sich mit der vergangenen Liebe, der Vergänglichkeit von Gefühlen und der Macht der Erinnerung beschäftigt.

Gefunden haben wir das Gedicht zum Beispiel hier:

Beschreibung des Inhalts der Strophen

Zur Überschrift:

„Das Ende vom Lied“ nimmt eine sprichwörtliche Wendung auf und deutet an, dass es hier etwas Schönes gab, das aber jetzt zu Ende gegangen ist.

Aus urheberrechtlichen Gründen präsentieren wir hier nur die Anfänge der Zeilen, so dass man sich in der eigenen Textvorlage gut zurechtfindet.

Strophe 1 (Z. 1–4):

  1. Ich säh dich gern […]
  2. Zum erstenmal […]
  3. Ich säh dich gern […]
  4. Als wir uns […]
  • Das lyrische Ich äußert den Wunsch, den Geliebten noch einmal so zu sehen wie damals beim ersten Treffen. Dabei wird die Kluft zwischen Gegenwart und Vergangenheit deutlich. Das Gefühl der Fremdheit war damals noch „herrlich“ – heute ist das nicht mehr möglich.
  • Zwischenfazit: Der Leser spürt eine Mischung aus Sehnsucht und Resignation. Das „Nicht-Mehr-Können“ markiert eine innere Distanz, die sich aufgebaut hat.

Strophe 2 (Z. 5–8):

  1. Ich hört dich gern […]
  2. Wie jung ich sei … […]
  3. Und später dann […]
  4. Mir jene tausend […]
  • Die Erinnerung an die Anfänge der Liebe wird durch konkrete Szenen wieder lebendig: Fragen, Zärtlichkeiten, die vertraute Sprache der Nähe.
  • Zwischenfazit: Die Nostalgie intensiviert sich. Das lyrische Ich idealisiert den Beginn der Beziehung.
  1. Ich würde mich […]
  2. Dich lange ansehn […]
  3. Und wieder weinen, […]
  4. Die vielzuoft […]

Strophe 3 (Z. 9–12):

  • Es geht nun um das emotionale Erleben der Liebe: Sehnsucht, Stille, Verliebtheit – aber auch Schmerz und Tränen. Die „dummen Tränen“ zeigen Reue oder einen gewissen Abstand zur damaligen Emotionalität.
  • Zwischenfazit: Die Erinnerungen sind bittersüß. Der Schmerz ist Teil der Liebe, die verloren ging.

Strophe 4 (Z. 13–16):

  1. Das alles ist vorbei … […]
  2. Bist du ein andrer […]
  3. Vielleicht kann […]
  4. Man glaubt oft nicht, […]
  • Ein erster Bruch: Das lyrische Ich lacht fast über sich selbst. Es stellt in Frage, ob sich der andere verändert hat – oder man selbst. Die Zeit wird als unberechenbare Kraft beschrieben.
  • Zwischenfazit: Selbstreflexion und Ernüchterung treten ein. Der Ton wird distanzierter.

Strophe 5 (Z. 17–20):

  1. Ich möchte wieder […]
  2. Die Worte, die […]
  3. Jedoch mir scheint, […]
  4. Wie unbarmherzig […]
  • Der Wunsch, alte Briefe wieder zu lesen, steht im Kontrast zur Erkenntnis, dass es dafür „zu spät“ ist. Der Schlussvers schließt das Gedicht mit dem Schlüsselwort „Gewesen“ – ein hartes, endgültiges Wort, das alle Hoffnung tilgt.
  • Zwischenfazit: Der letzte Eindruck ist von Endgültigkeit und Schmerz geprägt. Der Versuch, zurückzukehren, scheitert an der Realität.

Aussagen des Gedichts

Das Gedicht macht deutlich:

  • wie sehr vergangene Liebe verklärt werden kann (Z. 1–8),
  • wie emotional intensiv und gleichzeitig schmerzhaft sie war (Z. 9–12),
  • dass die Zeit Menschen verändert und Entfremdung bewirkt (Z. 13–16),
  • und dass Rückkehr in die Vergangenheit unmöglich ist (Z. 17–20).

Sprachliche und rhetorische Mittel

  • Anaphern: „Ich säh dich gern…“, „Ich hört dich gern…“, „Ich würde mich so gerne…“ (Z. 1, 5, 9) → verstärken das Drängen der Erinnerung.
  • Ellipsen und Umgangssprache („die vielzuoft geweinten dummen Tränen“) → Natürlichkeit, Authentizität.
  • Metaphern: „kaumgebornen ‚Du‘“ → zeigt die Zartheit des Beziehungsanfangs.
  • Kontrast: Vergangenheit gegen Gegenwart (Z. 3–4 vs. 17–20).
  • Schlussvers „Wie unbarmherzig ist das Wort: ‚Gewesen!’“ – personifiziert das Wort „Gewesen“ und macht es zum grausamen Vollstrecker.

Diese Mittel unterstreichen die innere Zerrissenheit, die Emotionalität und die Unumkehrbarkeit des Vergangenen.

Was kann man mit diesem Gedicht anfangen?

  • Das Gedicht eignet sich hervorragend,
    • um über Erinnerungskultur,
    • Vergänglichkeit,
    • erste Liebe
    • und emotionale Reife zu sprechen.
  • Es kann den Zugang zu eigenen Erfahrungen erleichtern und dazu anregen, über den Wert und die Grenzen der Vergangenheit nachzudenken.
  • In der Schule kann es zum Vergleich mit anderen Liebesgedichten (z. B. Heine, Lasker-Schüler) herangezogen werden.

Beispiele für die persönliche Erst-Reaktion von Mia (fiktive Schülerin)

  • Ich finde das Gedicht traurig, aber auch schön – es hat etwas Ehrliches.
  • Die Sprache ist einfach, aber trotzdem fühlt man richtig mit.
  • Ich mag den Rhythmus und wie die Strophen abgeschlossen sind – das macht es gut lesbar.
  • Es erinnert mich daran, wie sich Dinge im Leben verändern können, auch wenn man das gar nicht will.
  • Die letzte Zeile mit dem Wort „Gewesen“ fand ich am heftigsten – so endgültig.
  • Ich glaube, jeder kennt das Gefühl, etwas zurückhaben zu wollen, was vorbei ist.
  • Ich hätte gern gewusst, wie der andere Mensch im Gedicht heute denkt – ob er auch so fühlt.
  • Es ist irgendwie beruhigend zu sehen, dass andere Leute auch mit solchen Gefühlen kämpfen.
  • Ich könnte mir vorstellen, das Gedicht mit einem Lied oder einem Bild zu verbinden.
  • Vielleicht kann man mit dem Gedicht ein eigenes „Ende vom Lied“ schreiben – das wäre spannend.

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